Liebe Mucki,
inspiriert wurde ich zu diesen Zeilen durch "Die Geisha" von Steven Spielberg. Der Film wurde vor einigen Tagen im TV gezeigt und hat mich sehr beeindruckt.
.. sondern jemand aus einem fremden Kulturkreis gibt etwas wieder, von dem er Bilder gesehen hat
mh - ja eben, das ist ja meine Kritik.
1. halte ich so jemanden wie Spielberg nicht dafür geeignet, mir oder irgendwem etwas fein-Kulturelles näher zu bringen! Es gibt eine Menge (interessante!) Kritiken zu Spielbergs Filmwelten, die zeigen, dass er nicht gerade dokumentarisch/direkt arbeitet, noch dazu der Unterhaltungsfokus...er mag (mir nicht besonders wichtige) Qualitäten haben, aber Themen über fremde Kulturen verwendet er sicher nicht, um sie angemessen näher zu bringen, sondern um amerikanisches und europäisches Publikum ihre Werte (unreflektiert) dort hineinlegen und erleben zu lassen.
2. willst du nichts zu den Bildern dazu tun, weil du es es nicht konntest
Aber was sind deine Bilder dann? inwiefern haben sie -um es streng zu sagen - berechtigung? stell dir vor, ein Inder dreht einen bollywoodfilm über dich oder anhand von material zu dir einen über deutsch-chilenen. eine art muckikultrezeption setzt in indien ein, wodurch jemand die gesten der schauspielerin, die dich darstellen soll und die kostümkleidung, die sie anhat, kopiert oder in einem bild malt oder in einem gedicht aufzählt - würde dir das angenehm sein, fühltest du dich getroffen oder fändest du, dass deine Kultur damit repräsentativ vertreten wäre?
Dein Text kann so ohne Verweis auf seine Nicht-Reflexion oder eine bewusste Bearbeitung so für mich nicht als Text funktionieren. Natürlich ist er harmlos, aber er trägt für mich zu einer Rezeption von kulturellem bei, das das Kulturelle nicht würdigt. aus ähnlichen gründen würde ich auch keinen dieser vielen Yogakurse oder afrikanisches figurenschnitzen an der Volkshochschule besuchen (natürlich gibt es ausnahmen), obwohl ich generell denke, dass in form eines wirklich informativen, tiefen und eingestimmten Zugangs fast nichts der seele besser tut, als die gängigen muster mitilfe von kontrasteindrücken und -werten von ihrer übertriebenheit zu "heilen" - aber so weiß ich überhaupt nicht, was dein Text sagen soll - eigentlich spricht er mit der stimme eines echos von stimmen, die niemand kennt.
Ich habe ja schon bei anderen Texten (Beas Grönemeyertext etc.) gewettert, ich weiß, ich bin da sehr grundsätzlich, aber ich kann da nicht mit dir mitgehen (was ja auch kein Beinbruch ist).
liebe Grüße,
Lisa