Rückwärts

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Max

Beitragvon Max » 13.01.2008, 18:01

2. Fassung:


Da capo II

Im Erinnern
verjüngt sich zwischen den Schalen
die Perle zum Sandkorn

Neu belebt
entzündet sich das Leid

Und wächst doch
wieder zur Perle

die durchschmerzt
matt glänzt



1. Fassung

Rückwärts

Abends
verjüngt sich zwischen den Schalen
die Perle zum Sandkorn

Auferstanden
entzündet sich seine Kraft neu

Und doch
wächst es wieder nur
zur Perle

die durchschmerzt
matt glänzt


früher war "durchschmerzt" ein "durchgeschmerzt", Verbesserung danke Smile.
Außerdem zwei Pronomina getauscht, dank an Gerda (siehe unten); merci!!
Zuletzt geändert von Max am 26.01.2008, 16:03, insgesamt 3-mal geändert.

Niko

Beitragvon Niko » 19.01.2008, 12:25

hi caty!

wer sich mit der chronologischen geschichte deutschlands beschäftigt, caty, wird schnell darauf kommen, dass die DDR mit "auferstanden aus ruinen" nicht die kapitalistischen, sondern die faschistischen ruinen gemeint sind. gemeint sein müssen. der kapitalismus hatte 1949 weder angefangen zu erblühen, geschweige denn erste ruinen hinterlassen. ;-) und der nationalsozialismus ist doch nicht das gleiche wie der kapitalismus. oder?

geschichtliche grüße: Niko

Max

Beitragvon Max » 26.01.2008, 16:04

Liebe Kommentatoren,

ich habe mich noch einmal an einen zweiten Versuch gewagt, in der Hoffnung das Gedicht zu retten.
Vielleicht ist es ja besser.

Allesn für ihre hilfreichen Kommentare lieben Dank.
Max

Gast

Beitragvon Gast » 26.01.2008, 17:27

Lieber Max,

ich habe jetzt nicht die Zeit und die Ruhe mich detailliert zu äußern,
aber mein erster Eindruck: Viel runder und gelungener nun.
Ich schaue morgen noch mal vorbei.

Liebe Grüße
Gerda

Klara
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Registriert: 23.10.2006

Beitragvon Klara » 26.01.2008, 19:04

Off topic on
Auferstanden aus Ruinen
Und der Zukunft zugewandt,
Laß uns dir zum Guten dienen,
Deutschland, einig Vaterland.
Alte Not gilt es zu zwingen,
Und wir zwingen sie vereint,
Denn es muß uns doch gelingen,
Daß die Sonne schön wie nie
|: Über Deutschland scheint. :|

Man beachte das hübsche "ALTE Not" und überhaupt die ruinengeborene sozialistische Emphase.
INteresant auch, dass Johannes R. Becher später, (nachdem er pikanterweise noch den "internationalen Stalinpreis" erhalten hatte), als Kulturminister auf Weisung von noch weiter oben 1957 kaltgestellt wurde, weil er sich zu sehr für Tauwetter eingesetzt hat. Heute gehört sein Grab zu den Berliner Ehrengräbern - symbolisch für die deutsch-deutsche Geschichte, nicht wahr?
Das Wort "auferstanden" hat Becher vermutlich nicht beliebig benutzt, sondern gerade WEIL es christlichen Anklang hat: Der Kommunismus war doch die Religion fürs Volk, die Beichte haben die Sicherheitsdienste allen aufgezwungen. Das Priesterliche und Bigotte und latent Lustfeindliche des Kommunismus ist ja schon fast obszön gewesen.
off topic off
Mit deinem Gedicht kann ich weder in Fassung I noch in Fassung II etwas anfangen, Max. Es spricht nicht zu mir (wie man so schön sagt). Gründe weiß ich nicht - es entstehen einfach keine Bilder, keine Assoziationen in meinem Kopf beim Lesen. Mag sein, dass mir der Zugang fehlt. Mag aber auch sein, dass dir der Mut fehlt, Klartext zu reden.

Lieber Gruß
Klara

LIeber Gruß
Klara

Max

Beitragvon Max » 26.01.2008, 19:42

Liebe Gerda,

danke für den Komm - mein eigenes Gefühl ist auch besser (und wie sind die lästige Diskussion um die Pronomina los).

Liebe Klara,

ja, ich wollte zur Becherhymne nicht zu viel schreiben, schon allein weil ich nach einiger Lektüre von Bechertexten beschlossen habe, dass ich ungefähr so viel mit ihm anfangen kann, wie du mit meinem Text :-).

Ich weiß, dass ich ihn da vielleicht sogar absichtlich sperre - aber nicht, weil ich mich scheue Klartext zu schreiben, sondern eher, weil das Bild zuerst da war.

Liebe Grüße und danke
Max

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 27.01.2008, 20:00

Lieber Max,

in meinen Augen hat die zweite Fassung deutlich gewonnen. ich glaube, was das Gedicht etwas schwer macht, ist, dass du eine sehr kleine Beobachtung (Sandkorn) mit sehr großen Verben/Attributen versiehst, so dass ein Pathos entsteht, wo keiner nötig ist. Und Pathos, der unnötig erscheint, liest sich auffällig. Trotzdem finde ich die Schilderung/die Idee des Textes fein.

Es ist nicht deine Art ganz kurz zu texten und es soll bitte auch kein Endlösungsvorschlag sein, aber ich möchte mal zeigen, was geschieht, wenn man Verben/umschriebungen fortlässt:



Im Erinnern

Zwischen den Schalen;
die Perle zum Sandkorn

Und das Leid

wächst (sich) erneut
zur Perle aus

Ein matter Glanz: durchschmerzt


das "durchschmerzt" könnte ich mir auch im Titel vorstellen?

Das soll nur eine Idee geben, in welches "Gewicht" der Text fallen könnte (wo ich sein eigentliches Gewicht ansiedle). Ich glaube, es braucht noch etwas Federführung, aber mehr als das auch nicht.

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 27.01.2008, 20:10

max,
ich denke wie lisa und diese/ihre richtung wäre stimmig.
da die perlenbildung von natur aus ein seltenes ereignis ist, wäre die frage, warum du das sandkorn nicht AUCH wieder raus beförderst und der muschel ein leben ohne fremdkörper schenkst...
salve
hakuin

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Beitragvon leonie » 27.01.2008, 21:05

Lieber Max,

also, mir gefällt die Version oben ganz gut (Liebe Lisa, in diesem Fall kann ich Deinem Vorschlag nicht so folgen, es wird so statisch und wirft doch gleich in den ersten Zeilen Fragen auf).
bezüglich der verben hätte ich folgenden Vorschlag (um sie etwas zurückzunehmen)


Zwischen den Schalen
verjüngt sich erninnernd
die Perle zum Sandkorn

Das Leid
entzündet sich neu

Und wächst doch
wieder zur Perle

die durchschmerzt
matt glänzt



Den Schluss finde ich stark, den würde ich unbedingt so lassen.

Liebe Grüße

leonie

Max

Beitragvon Max » 28.01.2008, 21:43

Liebe Leo, liebe Lisa und alle Kommentatoren,

ich habe heute nochmal länger mit Lisa über ihren und meinen Vorschlag gesprochen und vielleicht schaffe ich, das, was ich von Lisas berechtigter Kritik und euren (ebenso berechtigten) Vorschlägen verstanden habe in eine dritte, vielleicht finale, Form zu gießene. Gebt mir noch ein paar Täglein.

Danke
Mix

Max

Beitragvon Max » 28.01.2008, 21:44

Lieber Hakuin,

ich weiß nicht, ob ich Deinem Gedanken ganz folgen kann, nur fürchte ich, dass das, wasich davon verstehe, ein ganz andrees Gedicht macht (nämlich eines ohne den Kernsatz und Kerngedanken). Das werde ich natürlich auch gern schreiben, aber dazu muss es mir erts einmal einfallen :-).

Liebe Grüße
max


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