Hallo pandora,
schön, dich auch kennenzulernen. <winkt> Ich möchte versuchen, deine Anmerkungen der Reihe nach abzuarbeiten und hoffe, dass ich etwas zur Klärung beitragen kann.
> hier überlege ich, ob der satzbau stimmt. ich bin nicht sicher. das prädikat "inspirierte"´scheint nicht zu den scheinwerfern, den tauben und den katzen zu passen.
Inspiration zu erhalten, zu was auch immer, ist ein ziemlich komplexer und dennoch furchbar einfacher Vorgang. Vor allem aber ist er spontan und manchmal sogar ganz banal. So wählte ich auch meine obigen Beispiele, die mir theoretisch Anstösse verliehen und verleihen könnten. Es hätten ebenso gut auch z.B. solche Sachen sein können wie blinkende Leuchtreklame, betrunkene Schützenfestheimkehrer, getunte, laute Motorroller usw. Will sagen, dass jeder Schreiberling seine Inspiration anders bezieht, manchmal aus den kleinsten und unspektakulären Dingen. Daher passt es in meinen Augen durchaus.
> stumm, taub, blind. ein ziemliches durcheinander. wer ist nun was?
die nacht ist stumm. das lyrICH taub. aber sehen können beide? ist das lyrICH gleichzeitig der dichter?
der wortstamm SCHNITT taucht zweimal auf. ("schnittmenge" / "durchschnitt") könnte man "durchschnitt" ersetzen? "durchtrennte" eventuell? oder ist die dopplung gewollt?
ausgesprochen schön finde ich, dass von nun ab den geräuschen der nacht literarische genres zugeordnet werden.
a) SCHNITT, ja, das ist ein guter Einwurf. Ich denke, dass ich das nach diesem Kommentar abändern werde und "durchtrennte" nehme. Danke.
b) die Nacht ist insofern stumm, dass sie scheinbar nicht mit dem LyrICH, dem Dichter, spricht und/oder das LyrICH, der Dichter ist taub, dass er es nicht zu vernehmen mag, weil die Nacht entweder gar nicht spricht, scheinbar nicht spricht oder vielleicht zu leise spricht. Ja und natürlich sind auch beide durchaus "Sehende". Der Dichter nimmt die Nacht wahr, die Nacht den Dichter. Im Grunde ist es ein Dialog, der in jeder normalen Nacht, aus der man inspirativ etwas mitnehmen kann, stattfindet. Findet allerdings keine Kommunikation miteinander statt (ich schliesse Gebärdensprache mal aus), dann sieht man zwar de fakto das Gegenüber, ist aber trotzdem blind, weil weder verbal noch optisch irgendwelche Nachrichten zu empfangen sind. Ergo Dichter = taub & blind, Nacht = stumm & blind. Das ist vielleicht nicht 100% nachvollziehbar, aber das ist meine Interpretation der Sinneswahrnehmungen in Nächten, wo einfach gar nichts passiert. Ich glaube, dass ich nicht in Anspruch nehmen kann, dass das jeder so nachempfindet, wäre aber dankbar, falls es doch für mich als emotionales Element erhalten bleiben kann.
> "unsichtbar" und "allgegenwärtig" scheinen sich zumindest im landläufigen sinne auszuschließen. ob "mannigfalig" ein gutes attribut für die sonette ist, weiß ich nicht.
Ich denke schon, dass mannigfaltig ein gutes Attribut für Sonette ist. Natürlich sind Sonette nicht die Krönung lyrischen Schaffens, aber gegen einen alleinstehenden einfachen Paareim oder auch Kreuzreim ist ein Sonett schon ein Qualitätsprodukt. Das unsichtbare, allgegenwärtige Unkraut finde ich ebenfalls sehr schlüssig. Ich kenne ja sehr gut die unmittelbare Umgebung meines Hauses, ich weiss, dass es da ist, kann es aber des nachts nicht sehen.
> wenn jemand die lippen aufeinanderpresst, wird er kaum einen ton von sich geben können. oder?
und mit Händen, die an das Geländer geklammert sind, kann man auch die Arme nicht ausstrecken. Oder etwa doch? Ich möchte das gerne als Kommentarsplitter so stehen lassen, pandora, und sagen, dass es sehr wohl geht. Hast du niemals laut geschrien und doch keinen Ton von dir gegeben? :)
Liebe Grüße zurück
Andreas