Merkmale

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Perry

Beitragvon Perry » 18.08.2007, 18:26

Donauzeiten


Frühstück um halb sieben
der Blick durch letzte Regenschleier
schweift nachttrunken übers Flusstal

Locker verstreut liegen die Dörfer
wie Häuserteppiche in der Weite
mit Pappeln am Lössboden festgesteckt

Die Butter ist morgens fast gefroren
dafür abends ein weiches Geschmiere
Aggregatzustände des Tages


1. Fassung:

Merkmale

Frühstück gibt es um halb sieben,
gerade als der Blick durch die
letzten Regenschleier der Nacht
dringt, über das Flusstal schweift
mit seinen locker verstreuten Dörfern,
Häuserteppichen, die mit Pappeln
am schweren Löss festgesteckt sind,
damit sie die Stürme nicht fortreißen.
Die Butter ist morgens immer zu weich,
ein klebrig weißes Geschmiere,
das sich schnell in die Semmel saugt.
Dafür ist sie abends fast noch gefroren.
Doch was wäre die Zeit ohne diese
Besonderheiten, sie würde vorbeifließen,
still und unbemerkt wie die Donau.

Donaustauf, 17.08.2007
Zuletzt geändert von Perry am 21.08.2007, 16:36, insgesamt 1-mal geändert.

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noel
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Beitragvon noel » 20.08.2007, 13:21

ich mag die atmosphäre

erwische mich doch
beim zeilen
umbrechen & worte streichen

Merkmale

Frühstück gibt es um halb sieben,
gerade als der Blick
durch letzte Regenschleier der Nacht
dringt, über das Flusstal
schweift mit seinen locker verstreuten Dörfern,
Häuserteppichen, die mit Pappeln
am schweren Löss festgesteckt sind,

Butter ist morgens immer zu weich,
ein klebrig weißes Geschmiere,
das sich schnell in Semmel saugt.
Dafür ist sie abends noch gefroren.

Was wäre die Zeit ohne
Besonderheiten, sie würde vorbeifließen,
still und unbemerkt wie die Donau.

man verzeih mein gewerke :)
es war mir muss
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

Perry

Beitragvon Perry » 20.08.2007, 17:31

Hallo Noel,
dein Drang den Text brechen und verdichten zu wollen ist verständlich. Meisten arbeite ich meine Prosaentwürfe auch in dieser Weise auf. Hier konnte ich mich noch nicht dazu entschließen, wohl weil es ein noch ganz frischer Text ist und sich mein inneres Auge noch nicht von der Realität lösen mag.
Danke für deine Vorlage, auf die ich sicher noch zurückkommen werde.
LG
Manfred

Max

Beitragvon Max » 20.08.2007, 21:39

Lieber Manfred,

Noels Drang zum Ordnen per Leerzeilen kann ich gut folgen, mir wirkt das Gedicht ohne diese auch ein wenig zu anstrengend verglichen mit der relativ entspannten Atmosphäre, die es verbreitet.
Umgekehrt kann ich ihren fortgelassenen Artikeln nicht ganz folgen, das würde in meinen Augen eine Allgemeinheit verbreiten

z.B.

Butter ist morgens immer zu weich,


die nicht intendiert ist.

Mir gefällt die geschilderte Stimmung, am Schluss aber, als Du dei Donau noch einmal wieder aufnimmst, wird mir das Gedicht zu harmonisch. Lass doch den Leser die Donaus selbst denken ;-).

Liebe Grüße
Max

Caty

Beitragvon Caty » 21.08.2007, 09:08

Lieber Perry, mir scheint, dieses Gedicht hast du auf deinen Wahlspruch verfasst: Es ist nett wichtig zu sein, viel wichtiger aber, nett zu sein. Es ist ein nettes Gedicht. Wenig, das beim Lesen anrührt.
Naja, das mit der Butter frisch aus dem Kühlschrank kennt jeder. Es ist auch nett und wichtig, gut zu frühstücken. Mir zuwenig als Aussage eines Gedichts von der Donau. Der Stil ist mir zu prosaisch, ich hätt schon gern, um es mal so zu formulieren, ne Abschweifung ins Firmament.
Herzlich Caty

Perry

Beitragvon Perry » 21.08.2007, 15:54

Hallo Max,
freut mich, dass dir die Stimmung des Textes gefällt. Den Schlussvergleich mit der still fließenden Donau wegzulassen, hieße dem Text seine Aussage zu nehmen. Ich glaube nicht, dass ohne den Bildvergleich Zeit/Fluss die Wechselwirkung zu den kleinen Lebensmerkmalen (Butter weich/hart) zur Geltung kommt.
Sicher würde der Text durch eine etwas verdichtetere Form dies nicht so "harmonisch" transportieren. Mal sehen was mir dazu noch einfällt.
Danke für deine Eindrücke und LG
Manfred

Hallo Caty,
ich denke, mein Motto bezieht sich mehr auf Menschen und weniger auf Gedichte. :smile: Aber ich weiß schon, wie du es meinst.
Was die Aussage des Textes anbelangt, steckt hinter der reinen Naturbetrachtung natürlich auch noch eine metaphorische Aussage: Die kleinen Merkmale des Lebensalltages lassen uns das Vergehen der Zeit spüren. Sicher nichts Weltbewegendes, aber im Kleinen liegt oft der Schlüssel fürs Erkennen des Großen.
Danke für deine Meinung und LG
Manfred

Max

Beitragvon Max » 21.08.2007, 20:57

Lieber Manfred,

anscheinend ist Dir jetzt doch eingefallen, die Donau verscheinden zu lassen, oder sehe nur ich sie nicht ;-),. Eine maxfreundliche Version jedenfalls ;-)

Liebe Grüße
Max

Perry

Beitragvon Perry » 22.08.2007, 00:42

Hallo Max,
nun ich habe die Donau sogar in den Titel befördert und sie damit noch mehr herausgehoben. Spaß beiseite, dein Hinweis war mir durchaus hilfreich bei der Neufassung. :daumen:
Danke und LG
Manfred


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