Nachts auf der Brücke

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Perry

Beitragvon Perry » 21.07.2007, 12:06

Nachts auf der Brücke


Es ist still hier draußen
hoch über dem Fluss
Ich hänge gerne kopfüber
in den Eisenträgern

Wenn die Containerbahn
unter mir durchbraust
spüre ich das Vibrieren
Pulsschläge im Kopf

Früher saßen wir zusammen
auf den blanken Schienen
träumten uns weit fort
im Licht des letzten Zuges


1. Fassung:

Nachts auf der Brücke


Es ist still hier draußen hoch
über dem nächtlichen Fluss
nur wenn die Containerbahn
durchbraust spüre ich meine
eingeschlafenen Beine

Ich häng gerne hier oben
kopfüber in den Trägern
so wie eine Fledermaus
Das Pochen in meinem Kopf
macht ein lebendiges Klopf

Früher sind wir zusammen
auf den Schwellen gesessen
träumten uns weit fort ans Meer
Doch du nahmst den ersten Flug
mir bleibt nur der letzte Zug
Zuletzt geändert von Perry am 24.07.2007, 09:34, insgesamt 2-mal geändert.

Chiquita

Beitragvon Chiquita » 21.07.2007, 15:29

perry,
schön. da ist das kind. sinnlich und unprätentiös. sowas liebe ich. und brückenbilder sowieso.

"doch du nahmst den ersten flug, mir bleibt nur der letzte zug" - fügt sich nicht so gut ins gedicht, finde ich.

mein vorschlag:

"früher saßen wir zusammen
auf den schwellen
träumten uns weit fort
ans meer
und nun hänge ich hier
allein"


gruß
chiqu.

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 21.07.2007, 16:19

Lieber perry,

ja, das find ich auch schön frei an vielen Stellen, einige sind aber noch zu ungekürzt, finde ich, also als Bild..

Einer bleibt alleine, seit er alleine ist, scheint es Nacht, nicht nur der Kopf hängt.


Chiqu hat das Ende schon angesprochen, das fällt auch in meinen Augen etwas raus. Und noch ein wenig freiere Setzung (mein derzeitger Perryvorschlagdrang scheint mir ,-)) vielleicht? ich würde das Ende vielleicht etwas weniger explizit gestalten, etwas zurückhaltener erzählen?

Ich könnte mir es auch etwas weniger prosastilistisch vorstellen diesmal! Aber das ist eher so eine Idee, kein Vorschlag:


Nachts, auf der Brücke

Es ist still hier draußen hoch über dem Fluss,
rauschende Containerbahn, eingeschlafene Beine

Häng gern hier oben, kopfüber in den Trägern
wie eine Fledermaus, lebendiges Klopf im Kopf

Früher haben wir zusammen auf den Schwellen
gesessen, träumten uns weit fort ans Meer
dir galt der erste Flug, ich nehm den letzten Zug


Vielleicht ist ja was einzelnes dabei (das haben würde ich abr in jedem Fall gegen das sind tauschen)

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Perry

Beitragvon Perry » 21.07.2007, 18:06

Hallo ihr Beiden,
danke für die vielen Hinweise und Anregungen. Ja der Text ist noch etwas überarbeitungsbedürftig, aber ich wollte mal wieder ein paar Reime reinbringen.
Das bayerische "sind" werde ich wohl auf jeden Fall opfern. :smile:
Am Rest kaue ich jetzt mal bei einer zünftigen Biergartenbrotzeit mit Radi und Radlermass.
LG
Manfred

Nihil

Beitragvon Nihil » 23.07.2007, 14:21

Hallo Perry,

ich habe deine Zeilen mal gesungen und es ich fand eine hübsche Melodie hierzu, nur habe ich ein Problem mit der Klopf-Zeile, sie ist unpassend und muss überarbeitet werden ..

LG

Nihil

Perry

Beitragvon Perry » 23.07.2007, 19:20

Hallo Nihil,
freut mich, wenn dich meine Zeilen zu einer Melodie inspirieren konnten. Es gibt mittlerweile eine neue Fassung, die aber leider keine Reime mehr enthält und weniger drastisch endet. :smile:
LG
Manfred
PS:
Du kannst aber gerne die Erstfassung selber anpassen, wenn dir was Passendes einfällt.

scarlett

Beitragvon scarlett » 23.07.2007, 22:02

Och Manfred,

die letzten beiden Verszeilen der 1. Fassung sind ja weg - der ganze Schmackes lag doch da drin.

Schade!

LG,

s.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 24.07.2007, 01:43

Hallo Manfred,

die zweite, kürzere und ungereimte Version gefällt mir sehr gut (besser als die erste).
Du hast das so bildhaft beschrieben, dass man in jeder Zeile mit drin ist. Klasse und wunderbar romantisch,-)
Saludos
Mucki

Perry

Beitragvon Perry » 24.07.2007, 09:32

Hallo Scarlett,
ja das Dramatische muss man sich nun selber denken, aber es bleibt weiter möglich.
Danke und LG
Manfred

Hallo Mucki,
freut mich, dass es an wehmütiger Romantik gewonnen hat, denn letztlich wollte ich das ja rüberbringen. Ein LyrIch, das auf eine etwas andere Art seine Einsamkeit beweint.
Danke und LG
Manfred

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leonie
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Beitragvon leonie » 24.07.2007, 17:15

Lieber Manfred,

ich mag die erste Fassung auch lieber, ich finde, da kommt noch mehr von dem Ambiente und der Stimmung rüber. Gefällt mir sehr, auch die Bilder, die Du gefunden hast!

Liebe Grüße

leonie

Perry

Beitragvon Perry » 24.07.2007, 18:27

Hallo Leonie,
dann werde ich ein Häckchen an die erste Fassung machen, vielleicht fließt ja noch etwas mehr von ihr in die Schlussfassung ein.
Danke für deine Einschätzung und LG
Manfred

scarlett

Beitragvon scarlett » 24.07.2007, 18:43

LIeber Manfred,

da bin ich auch sehr dafür, fürs "Häckchen machen" und auf die Schlußfassung gespannt...

Grüße in den Abend,

scarlett


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