für einen augenblick

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
scarlett

Beitragvon scarlett » 25.06.2007, 14:54

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Zuletzt geändert von scarlett am 27.10.2009, 19:02, insgesamt 9-mal geändert.

Gast

Beitragvon Gast » 25.06.2007, 19:10

Liebe scarlett,

ich lese eine Hommage an Rilke und mich erfasst eine wehmütige Stimmung.

Den Einschub, von insgesamt 3 Zeilen, (Ich habe die Titelzeile mitgezählt) hielt ich zunächst für ein bisschen viel. (Z 4 ist m. M. bereits einer)
Aber letztlich komme ich zu dem Schluss, dass es sich gut fügt und auf die letzte Zeile hin zielt.

Ein Gedicht über die Liebe, gewiss, aber eben auch eines über Zeit und Vergänglichkeit.
Mir gefällt es.

Liebe Grüße
Gerda

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 25.06.2007, 19:13

Hallo Scarlett,
das gefällt mir gut. Auch wenn ich den beiden natürlich einen großen Sommer wünschen würde.
Bei "sternblumenauge malvenmund" komme ich ins stocken. Dort würde ich mir überlegen ob du es nicht verbinden könntest und ev. sternblumenaugen daraus machen.

sternblumenaugen und malvenmund

mit der letzten Zeile bin ich noch nicht richtig warmgeworden. Meinst du

lauschen
dem sekundenweben der sonnenuhr

oder

sekundenweben für die sonnenuhr?

liebe Grüße smile

scarlett

Beitragvon scarlett » 25.06.2007, 19:14

Huhu...liebe Gerda,

gerade habe ich noch eine Kleinigkeit geändert (hat sich mit deinem posting überschnitten).

Ich hoffe, es gefällt auch jetzt noch.

"Hommage an Rilke"... den hatte ich eigentlich überhaupt nicht im Kopf , eher war es als HOmmage an den Moment, an den Augenblick gedacht.

Gewiß, ein Gedicht über die LIebe und auch über die Vergänglichkeit, das stimmt.

Ich danke dir für die Rückmeldung,

Grüße

scarlett

scarlett

Beitragvon scarlett » 25.06.2007, 19:21

Hallo smile,

ja, ich meinte

lauschen
[dem] sekundenweben der sonnenuhr.

Deine andere Bemerkung zu den Sternaugen und dem Malvenmund - die hat was, vor allem weil es zunächst bei mir genauso hieß (allerdings "mit" statt "und"), aber irgendwie kam ich dann ins Grübeln und hatte das Gefühl, es würde sich nicht so flüssig lesen. Und jetzt, seltsamerweise, bin ich wieder anderer (deiner) Ansicht.

Ich schätze, ich schlafe nochmal drüber, weil ich muß zugeben, daß ich diesmal ganz frisch gepostet habe... (*schäm*)

Hab lieben Dank smile für deine Gedanken zu diesem Gedicht, es freut mich, daß es dir gefällt.

Abendgrüße,

scarlett

Caty

Beitragvon Caty » 25.06.2007, 19:28

Liebe Scarlett, ich hab auch mal in die Liebeslyrik gekuckt, und dein Gedicht gefunden.

Gut gefallen mir die ersten Verse bis "schreib ich uns ein anderes Gedicht". Und hier würde ich Schluss machen. Denn was folgt, ist süß, zu Herze gehend: Sternenblumenaugen, Malvenmund - ich finds ein bisschen nah am Kitsch. Das Gedicht ist gespalten, und zwar in den ersten realitätsnahen Teil bis Gedicht und in den "romantischen". Die Romantik kommt mir ein bisschen wie Pflichtübung vor, "sowas gehört nun mal zur Liebe". Mir scheint, du konntest dich nicht entscheiden, auf welchen Aspekt du eingehen willst.

Caty

Klara
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Beitragvon Klara » 25.06.2007, 19:44

Hallo Scarlett,

(keine Kommentare gelesen),
mir gefällt dein Text - aber nur bis zum Ende der Klammer.

für einen augenblick
die worte abstreifen
diese hülle mantelschwer

groß wird unser sommer nicht –

(sollten wir den herbst erreichen
schreib ich uns ein anderes gedicht)


Da könnt Schluss sein. Was jetzt noch folgt, sind Erklärungen und eher prätenizöse, "lyrische" - Ummantelungen, die das lyrische Ich ja doch gerade lassen wollte - oder nicht? Außerdem muss ich beim letzten Vers immer an diese grausam heitere (unmenschliche) Aufforderung denken: "Mach es wie die Sonnenuhr, zähl die heitren Stunden nur".
Und dieser besonders gelungene Vers (mit seiner klugen Nutzung des Spiegelstrichs!)
groß wird unser sommer nicht –

versickert in Banalitäten und blumigem Sternmalvengedöns.
Streif all diese Worte ab, dann finde ich es rundum gelungen in seiner schlichten Akzeptanz.


Herzlich
Klara

scarlett

Beitragvon scarlett » 25.06.2007, 20:04

Hallo Cathy (und an dieser Stelle ein herzliches Willkommen),

hallo Klara,

Menschenskinder, müßt ihr es mir so schwer machen? *grins*

Ich kann eure Argumente sehr gut nachvollziehen, ja ich gebe euch sogar recht - ABER: das was ich weglassen sollte/könnte, ist in meinen Augen eine Folgerung, Erklärung für das, was in den ersten Zeilen gesagt/gefordert wird: Worte weglassen, sich von ihnen befreien und statt dessen "ineinander versinken, lauschen, halten... den/m Moment".

ABER(die zweite): ohne das alles ist es zwar ein etwas anderes Gedicht und gefällt mir dennoch.

Ich werde in mich gehen...(hihi... als wäre ich jetzt grad woanders!)... und dann entscheiden. Vielleicht gibt es (wieder mal) einfach zwei Versionen... who knows?

Über eure Gedanken und Ideen dankt und hat sich gefreut,

scarlett, mit lieben Grüßen

Max

Beitragvon Max » 25.06.2007, 20:47

Liebe Scarlett,

das ist in großen Teilen ein Gedicht wie ich es von Dir kenne und sehr mag.

Ich kann den Einwand Catys und Klaras nachvollziehen, das Gedicht ändert sich nach dem Klammersatz und klingt gewollter und süßlicher - zumindest für die beiden Zeilen

sternblumenauge malvenmund
hände ineinanderlegen lauschen


Danach kehrt der Tonfall wieder ins ein Fahrwasser zurück, das mich an den Anfang erinnert. Insgesamt habe ich das gern gelesen.

Liebe Grüße
Max

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 25.06.2007, 21:21

Hallo Scarlett!

Meine kleinen Wünsche wären: die Klammern wegzulassen, denn das ist mir durch das Zeichen zuvor schon klar genug, und anstatt 'verstricken' ein 'verstrickend'

MlG

Moshe

Mucki
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Beitragvon Mucki » 25.06.2007, 22:47

Liebe scarlett,

und noch eine, die für das Weglassen ab: dann in schweigsamkeit.... plädiert.
Es ist, als ob da ein anderes Gedicht beginnt für mich.
Den Bindestrich oben würde ich streichen und, wie Moshe auch meint: die Klammern braucht es nicht.
Saludos
Mucki

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 25.06.2007, 23:47

Liebe scarlett,

hui, das war ein Lesefluss, schön! Thema und Sprache halt auch, in der du aufgehst und daher voll da bist.

Ich mag, wie der Titel in den Text integriert ist, aber, auch wenns nur für die Forenpräsentation hier ist, ich würde den Titel nicht fett, sondern nur kursiv formatieren, wenn er so nah da dran ist, ich glaube das wirkt feiner, weil integrierter.

~~ Wenn ich ganz scharf hingucke hat Klara etwas Recht mit ihrer Kritik, was die Kürzung angeht. Vor allem, weil es irgednwie verwirrt, dass die Klammer etwas resümiert/in die Zukunft geht und dann wieder im Folgenden in die Gegenwart gesprungen wird, wenn das auch "allgemein" gelesen werden kann.

Trotzdem finde ich den kritisierten Teil im Grunde sprachlich gelungen - (den ersten Vers etwas weniger). Wie wäre denn eine Umstellung mit Minikürzung?

für einen augenblick; die
worte abstreifen, diese hülle mantelschwer

sternblumenauge malvenmund, lauschen
dem sekundenweben der sonnenuhr


groß wird unser sommer nicht –


(sollten wir den herbst erreichen
schreib ich uns ein anderes gedicht)


ODER


für einen augenblick; die worte
abstreifen diese hülle mantelschwer

groß wird unser sommer nicht –

(sollten wir den herbst erreichen
schreib ich uns ein anderes gedicht)

sternblumenauge malvenmund, lauschen.
dem sekundenweben der sonnenuhr




Hm, die zweite Version finde ich schon ganz gut so, aber...~~ es stört schon, diese Wiederaufnahme. Anderderseits sie die Klammer auch am Ende allein nicht gut aus...probierne wir weiter:



für einen augenblick; die worte
abstreifen diese hülle mantelschwer

groß wird unser sommer nicht –

sternblumenauge malvenmund, lauschen

(sollten wir den herbst erreichen
schreib ich uns ein anderes gedicht)

dem sekundenweben der sonnenuhr


Ja, so gigne es?! Das ist komplex, aber mir scheint der Text will kompklex sein (gerade mein gefühl @naja reingesteigert auch ,-))...aber..so könnte man die Klammer auffangen, in dem man sie einbindet in das Lauschen (und so ist die Überlegung des lyr. ich ja auch, oder? Es denkt die Zukunft und berührt sie für einen Moment und macht sie so wahr, obwohl sie noch gar nicht ist und bleibt doch (immer ja) in der Gegenwart und taucht dann auch empfindungsmäßig wieder zurück (farblich eingetunkt von der Zukunft in der Gegenwart).

Ja - so lese ich das. Darum würde mitr Version 3 von mir gefallen.

Und nein, ich habe keine Drogen genommen (ich lese nur nebenbei Korrektur).

Liebe Abendnachtübergangsgrüße,
Lisa

Ps: RILKE? (neugierig)

PPS: Ich finde ganz vieles in diesem Gedicht sprachlich ganz fein!
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Gast

Beitragvon Gast » 26.06.2007, 00:36

Liebe sacarlett, liebe Lisa,

ja Rilke, ;-)
und zwar erinnerte mich "der sommer wird nicht groß", an Rilkes: Herbsttag: "Herr, der Sommer war sehr groß", ich hatte diese Gedichtzeile sofort im Ohr, außerdem kam mir dann bei deiner letzten Textzeile noch die Assoziation zu Stundenglas, Stundenbuch.
Vielleicht zu weit hergeholt .. aber so wars.

Liebe Grüße
Gerda

scarlett

Beitragvon scarlett » 26.06.2007, 19:10

Liebe Kommentatoren,

da hat sich ja noch mächtig was getan...

Lisa, die Umstellung der Klammer, so wie du das vorgeschlagen hast, geht nicht, weil die bezieht sich ja gerade auf das "groß wird unser sommer nicht": d h es hat keinen Sinn, große, schwere Worte zu machen, sie und mit ihnen das Ich und Du werden den Herbst nicht erleben.

Statt dessen die "Aufforderung" zu lauschen, den Augenblick zu genießen, sich auf das, was naheliegend ist, zu beschränken, in diesem aufzugehen.

Ich könnte allein mit der Verkürzung leben, wobei mir das Gedicht dann zwar etwas verstümmelt vorkommt, aber na gut, is ja dann nur mein Gefühl.

Ich schätze, ich bin gerade dabei, mich hier ziemlich unbeliebt zu machen, weil ich nicht so ohne weiteres Kürzungen und Änderungsvorschläge übernehmen mag... ;-)

Ich habe den kritisierten Teil nochmal anders gesetzt, entsprechend dem Verb "verstricken" (moshe, welchen Sinn macht konkret hier das Präsenspartizip? - wenn ich es nehme, dann muß m M nach ein "mit" zwischen die süßlichen Wörter; auch ist dann die analoge Konstruktion zu ineinanderlegen lauschen nicht mehr gegeben).
Mir gefällt er jetzt eigentlich noch besser, kommt doch dieses Verstricken dadurch noch besser zum Tragen.(p.S. wieder abgekommen davon!)

Ebenfalls werde ich ein "und" vor "dann in schweigsamkeit" einsetzen, dadurch erhoffe ich mir eine gedankliche Weiterführung und Verbindung zur ersten Strophe, jenseits des Klammersatzes (der auf jeden Fall erhalten bleiben muß, der Gedankenstrich leistet das m M nach nicht, Mucki).

Fazit: es gibt zwei Versionen! Eine verkürzte - für alle, denen der zweite Teil zu süß und irgendwie unpassend zum Anfang erschien - und eine für die Romantiker!

Lieben Dank nochmal an Max, moshe, Mucki, Lisa, Gerda und Klara...ich mach mich jetzt mal ans Ändern!

scarlett

P.S. Lisa, was das Kursive statt der Fettschrift angeht, habe ich übernommen, hast recht.

P.S.2 Tja Gerda, jetzt wo du es genannt hast, steht er riesengroß vor mir, der Rilke mit seinem Herbsttag. Ich frage mich, ob ich nicht (unwillkürlich und unabsichtlich) zu nahe dran bin mit der Formulierung "groß wird unser Sommer nicht"????
Zuletzt geändert von scarlett am 27.06.2007, 15:22, insgesamt 2-mal geändert.


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