Zwischenhalt

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Perry

Beitragvon Perry » 15.06.2007, 18:08

Zwischenhalt


Hast die Handbremse gezogen
durch dein beständiges Wispern
mich von der hohen Drehzahl geholt

Nun stehe ich am Rastplatz
mit stotterndem Herzen warte
dass sich der Motor abkühlt

Vielleicht sollte ich Ballast abladen
die Reststrecke bis zur Fährstelle
etwas gemächlicher angehen


1. Fassung:
Zwischenhalt


Hast die Handbremse gezogen
mich unvermittelt runtergeholt
von den hohen Touren

Jetzt stehe ich auf dem Rastplatz
mit stotterndem Motor
warte auf den Notdienst

Vielleicht sollte ich ablasten
damit wir planmäßig
die Fährstelle erreichen
Zuletzt geändert von Perry am 18.06.2007, 13:09, insgesamt 1-mal geändert.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 17.06.2007, 15:00

Hallo Manfred,

dann will ich mal auflösen. Muckis "autoerotischer" Ansatz ist stellenweise denbark, war aber nicht gewollt.


Vielleicht muss ich aber auch noch etwas an dem Text arbeiten, weil doch sehr viele unterschiedliche Leseweisen rausgekommen sind.


Ja, sehe ich auch so @ an dem Text arbeiten, da zu viele Assoziationen möglich. Der "autoerotische" Ansatz, wie du es nennst, kam bei mir vor allem durch folgende Worte (hab sie unterstrichen):

Hast die Handbremse gezogen
mich unvermittelt runtergeholt
von den hohen Touren

Jetzt stehe ich auf dem Rastplatz
mit stotterndem Motor
warte auf den Notdienst

Vielleicht sollte ich ablasten
damit wir planmäßig
die Fährstelle erreichen

Und natürlich dadurch, dass der Text von dir kommt, da du gerne mit Worten spielst,-)
Saludos
Mucki

Chiquita

Beitragvon Chiquita » 17.06.2007, 15:15

ich finde die assoziationsbreite gerade bei kürzeren gedichten ganz reizvoll. es liegt dann an der intention des autors, wieviel ihm am grundansatz bzw. der eindeutigkeit liegt. bevor man zb. den text verändert, könnte man etwas richtungsweisendes für den leser im titel einbauen.

stimmt, ein koitus interruptus wäre als auslegung denkbar. der muß aber nicht im auto stattgefunden haben.

liebe grüße
chiquita

Mucki
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Beitragvon Mucki » 17.06.2007, 15:32

Hallo Ralph,

Manfred schrieb ja, dass eine autoerotische Interpretation von ihm nicht gewollt war.
Dafür gibt es aber meiner Meinung nach zu viele Worte, die dahin führen, (hab sie ja unterstrichen), ergo müsstest du, Manfred, deinen Text schon überarbeiten, damit diese Assoziation gar nicht erst aufkommen kann, hm?
Saludos
Mucki

Chiquita

Beitragvon Chiquita » 17.06.2007, 15:37

mucki, ich fände, daß dies viel leichter wäre, wie in meinem letzten kommentar erwähnt, wenn perry etwas richtungsweisendes in den titel einbauen würde, zb.: statt nur "zwischenhalt" - "zwischenhalt herzinfarkt".
das gedicht selbst finde ich nämlich recht ordentlich geschrieben.

gruß
chiquita

Mucki
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Beitragvon Mucki » 17.06.2007, 15:58

Hallo Ralph,

ja, etwas richtungsweisendes in den Titel wäre gut, aber nicht: Zwischenhalt Herzinfarkt"
Das ist viel zu offensichtlich. Der Titel müsste schon etwas subtiler sein und den Leser nicht direkt mit der Nase auf den Inhalt führen, der dann nämlich nur noch eine einzige Interpretation zuließe.
Saludos
Mucki

Chiquita

Beitragvon Chiquita » 17.06.2007, 16:07

saludos, das war nur ein beispiel, weil mir auf die schnelle nichts besseres einfiel.
es kommt auch drauf an, ob perry am "zwischenhalt" festhalten will.
auch ein untertitel käme in frage - oder ein kleiner nachspann zur erklärung des gedichts.
zb.: "geschrieben nach meinem dritten herzinfarkt 2005" oder etwas ähnliches.

gruß
chiquitaralph

Perry

Beitragvon Perry » 18.06.2007, 12:35

Hallo ihr Beiden,
ja, der Text braucht eine "behutsame" Korrektur, damit der Erotiktouch gemildert und die eigentliche Intention, der Änderung der körperlichen und damit verbunden auch der geistigen Lebenseinstellung besser erahnbar ist. Den Herzinfarkt, der ja nicht eingetreten ist, da das LyrIch die Warnzeichen erkannt hat, soll aber im Text nicht auftauchen, gerade weil es ja auch um ein geistiges Erkennen bzw. Neuausrichten geht. Was auch noch klarer rauskommen soll ist, dass es sich um einen inneren Dialog handelt. Eine Menge Auflagen, die sich vermutlich gar nicht so leicht umsetzen lassen. :smile:
Danke euch und LG
Manfred
Zuletzt geändert von Perry am 18.06.2007, 12:47, insgesamt 1-mal geändert.

Chiquita

Beitragvon Chiquita » 18.06.2007, 12:43

lieber perry, da hast du dir ziemlich viel vorgenommen für dein kleines gedicht. ich bin auf die kunstgriffe gespannt, die deiner intention gerecht werden. ich bin etwas am zweifeln, ob dies das gedicht überhaupt leisten kann.

gruß
chiquita

Perry

Beitragvon Perry » 18.06.2007, 13:12

Hallo Chiquita,
danke für die Herausforderung. :smile: Die neue Fassung liegt vor!
LG
Manfred

Mucki
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Beitragvon Mucki » 18.06.2007, 16:39

Hallo Manfred,

in der neuen Fassung ist das Erotische raus, gut!


Hast die Handbremse gezogen
durch dein beständiges Wispern --> hier würde ich evt. ein anderes Wort für "Wispern" suchen
mich von der hohen Drehzahl geholt

Nun stehe ich am Rastplatz
mit stotterndem Herzen warte --> "warte" an den Anfang setzen
dass sich der Motor abkühlt

Vielleicht sollte ich Ballast abladen
die Reststrecke bis zur Fährstelle --> hier gefiel mir die 1. Fassung besser, nur statt "wir" dann "ich"
also:

Vieleicht sollte ich Ballast abladen
damit ich planmäßig
die Fährstelle erreiche


Saludos
Mucki

Chiquita

Beitragvon Chiquita » 18.06.2007, 18:47

nun hat das gedicht an fahrt verloren. vor allem die 3. strophe.

chiquita

Perry

Beitragvon Perry » 19.06.2007, 10:10

Hallo Mucki, hallo Chiquita,
danke für euer Feedback. Das "warte" kann man natürlich auch an den Anfang der Zeile setzten, ich hatte es an den Schluss gestellt, um durch die Lesepause das Warten zu unterstreichen.
Über den 3. Vers werde ich mit etwas Abstand noch einmal nachdenken.
LG
Manfred

Mucki
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Beitragvon Mucki » 19.06.2007, 12:55

Hallo Manfred,

eine Lesepause entsteht bereits durch den Zeilenumbruch.
Das "warte" am Ende passt m.E. stilistisch nicht in deinem Gedicht, aber lass dir ruhig Zeit,-)
Sauldos
Mucki

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tulpenrot
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Beitragvon tulpenrot » 19.06.2007, 20:56

Hallo Manfred,

die zweite Fassung ist eindeutig die bessere!
Es kommt herüber, was du meinst - die Atempause, das herunterkommen, sich icht dauernd überfordern .. und sich dem Tod nicht schneller näher bringen durch überhastete Lebensweise.

Jetzt noch etwas zum Ballast:
Den wirft man ab. Kommt doch aus der Schifffahrt oder aus der Ballonfahrerei... denk ich mal. Jedenfalls ist es ein feststehender Ausdruck.
Ballast abladen liest sich auch etwas schlecht .. die vielen "a" und "l" machen den Text langsam.
Oder wolltest du es so?

LG
Angelika
"Ach, wissen Sie, in meinem Alter wird man bescheiden - man begnügt sich mit einem guten Anfang und macht dem Ende einen kurzen Prozess." AST


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