Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Gast

Beitragvon Gast » 15.05.2007, 10:16

mir ist es schnurz:
dieses ojektiv

nichts ist gut

nicht einmal relativ ...

es geht mir schlecht
da hilft kein (be)werten
das wort „sachlich“
war mir noch nie ein trost

mein leben hat zu viele tiefen

auch die erde kann man nicht plan machen
die meere voll sand schütten
      den ihr mir die augen streuen wollt
damit alles fein eben wird

Mucki
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Beitragvon Mucki » 15.05.2007, 13:14

den sand
streu ich mir selbst in die augen
erzeuge wüstenstürme
wo keine sind

die frage nach dem
warum
stelle ich mir
von blindheit beschlagen
gar nicht

Max

Beitragvon Max » 15.05.2007, 21:53

Vom Gehen im Sand

Das sei ja gerade
das Faszinierende
sagt er
an der Wüste
dass sich stundenlang
schreiten ließe
immer auf diese Düne zu

Und dass man
am Abend
nicht sagen könne
ob man einen einzigen Schritt
vorangekommen sei

Meine Worte wissen
was er meint

Klara
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Beitragvon Klara » 15.05.2007, 22:04

schritt für schritt
verdichtet sich der nebel
bald siehst du nur noch
was du sehen willst

da vorn, in der ferne das licht -
liegt längst hinter dir
und die spuren waren anders gedacht

Traumreisende

Beitragvon Traumreisende » 16.05.2007, 16:40

Der Nebel fließt noch immer wie kochende Milch durch die Straßen,
obwohl das Morgengrauen laut den Zeigern meiner Uhr
bereits zum Mittagsgrauen wechselt.
Manche Nächte durchwandern sich anders,
enden wohl erst mit dem Beginn der nächsten Nacht.
Dunkelkreisläufe.

An solchen Tagen klebe ich an den Lippen der Menschen um mich herum,
als wäre ich taub,
oder verwundert über die Sprache,
die ich nicht zuordnen kann,
nicht hören.

Auch meine eigenen Schritte sind unhörbar für mich,
bereits eins mit dem Nebel.
Dunkelkreisläufe im schalldichten Raum.

Meine Nasenflügel weiten sich
auf der Suche nach menschlicher Wärme,
kalte Feuer verführen und verwirren mich,
jeder Hund würde hierbei versagen
und ich kann mich noch nicht einmal im Vierfüßlergang ausruhen.
Das Aufrechtgehen fällt mir schwer ohne Geruchssinn.
Dunkelkreisläufe im geruchlosen, schalldichten Raum.

Die Fingerkuppen schmerzen,
die Wände halten ihre Versprechen nicht,
mich auch nicht.
Die Risse werden weiter wandern,
schneller als ich,
vielleicht geben die Mauern dann frei,
wenn sie zerfallen sind.
Eingeengte Dunkelkreisläufe im geräuschlosen, schalldichten Raum.

Doch heute Abend ist Vollmond.
Wenn ich jetzt aufwache,
werde ich überleben,
leben.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 17.05.2007, 00:00

laufen im kreis
dunkel
wände berühren
ohne gier
und
plötzlich wissen
dass
der kreis
keiner war

Nifl
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Beitragvon Nifl » 17.05.2007, 10:15

Den Kreis immer nur
halb ziehen
dann einen neuen beginnen

Außerhalb regnet es
alles ist außerhalb

Kreide wäscht sich aus

Wenn ich lange nicht blinzele
sehe ich die zweite Hälfte
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Max

Beitragvon Max » 17.05.2007, 12:27

Den halb gezogenen Kreis
durchmessen
im Schlaf

Dich in einem Leben
flugs
ans Ende denken

und so
wirklich
sterben

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 17.05.2007, 12:49

Das eben macht doch den Menschen aus:

Dass er halbe Kreise zieht
und - über den Wunsch - ganze sieht
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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noel
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Beitragvon noel » 17.05.2007, 13:02

das sehen trügt
uns meist zu sinnen
den wir mit kopf
nicht mehr entrinnen
es sind töne
klänge deren fänge
mich verlieren machen
LASS uns lachen lachen lachen
& ver_rückte sachen machen
denn die sinne sind
trübe doch nicht prüde
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 17.05.2007, 14:48

Trüber Sinne müde Schritte,
Lahmen Denkens stumpfer Blick
Kreisen ewig um die Mitte,
Finden nie der Welt Geschick.
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

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noel
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Beitragvon noel » 17.05.2007, 14:59

welt geschick ist nicht
was ich suche
ich suche nichts
mehr zu
suchen
um zu
sein
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

Mucki
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Beitragvon Mucki » 17.05.2007, 15:38

Ja,
wenn ich nichts mehr suchen muss
habe ich mich gefunden.
Das Elementare.
Neugierde bleibt,
nun aus der Mitte
getrieben.

Gast

Beitragvon Gast » 18.05.2007, 02:43

wer findet schon was er sucht
das leben hält immer
noch unerwartetes bereit

überraschung
schicksal, geschick
ein name für
das unberechenbare
macht es manchmal
weniger fremd


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