Gestern, unter dem roten Mond

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 10.04.2007, 15:14

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Wer den text, der eine Grafik ist, nicht sehen kann (gab schonmal so ein Problem), bitte hier klicken:
http://www.blaueschublade.de/blauedaten ... nmond4.gif
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Mucki
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Beitragvon Mucki » 10.04.2007, 16:36

Liebe Lisa,

ich kann leider das Bild nicht sehen, auch unter dem Link zum gif kommt kein Bild, sondern dein Text noch mal.
Saludos
Mucki

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 10.04.2007, 16:54

Liebe Mucki,
der Text IST die Grafik ;-)

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 10.04.2007, 17:46

ach so *g*
klar, wegen den besonderen Symbolen, die du eingefügt hast.

Zum Text selbst kann ich noch nicht viel sagen, liebe Lisa.
Ich werde ihn noch einige Male lesen müssen, um ihn zu verstehen, wenn ich ihn denn überhaupt je ganz verstehen kann.
Bisher sind es für mich Andeutungen von einem Wollen, einem Begehr, das nicht erfüllt wird, ein sich Anbahnen, das immer wieder gebrochen wird und einer Sehnsucht, welche nicht erfüllt wird. Eine zittrige Hoffnung schwingt in deinen Zeilen, mal stärker, mal schwächer, als ob man nach etwas greift, das sich doch wieder entzieht. Und genau das springt auf mich über, als Leserin.
Es ergeht mir auch so. Ich habe manchmal das Gefühl, etwas zu begreifen und dann flieht es wieder aus meinen Gedanken, eine Art Kommunikation will sich einstellen, einige Worte flüstern mir zu, um dann wieder zu verschwinden.
Deine Zeilen machen etwas mit dem Leser, das ist schon faszinierend.
Saludos
Mucki

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 10.04.2007, 19:01

Hallo Lisa,
ich schreib jetzt einfach mal, was bei mir angekommen ist.

Da ist ein Paar, dass sich immer weiter emotional voneinander entfernt, nur noch über belangloses redet. (Da irritiert mich der "grüne Daumen für die Sorge", was mir übrigens sehr gut gefallen hat.) Der Zauber der Verliebtheit ist der Normalität und Banalität gewichen, man streitet nicht mehr, sondern passt sich an, man wird wie alle anderen Paare auch, was man doch immer verachtet hatte.
Die letzten Zeilen kann ich dann nur so deuten, dass in diesem Moment beiden klar wird, dass die Beziehung am Ende ist und sie erleichtert nun wieder anfangen können sich aus der Erstarrung zu lösen.

Die Idee den 4/4 Takt aufzugreifen und musikalische Elemente einzubringen finde ich interessant.

Womit ich noch hadere ist, ob der Mond für mich müde sein kann. Aber das liegt wohl an mir. Durch das Bindezeichen scheint er jedoch zu lächeln. Das passt für mich nicht zum Inhalt. Und über das "und doch" rätsel ich noch, das passt nämlich nicht zu meiner Interpretation der letzten beiden Zeilen. :confused:

mal sehen, ob ich auch nur im entferntesten an deine Intention herangelangt bin.

liebe Grüße smile

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 10.04.2007, 20:00

Liebe Lisa,

das hast Du hübsch geschrieben. Die Idee mit den Notationszeichen habe ich so noch nie gesehen. Gab es das schon? Wenn nicht, dann solltest Du es Dir patentieren lassen.

Am Anfang Deines Gedichts stört mich ein wenig das doppelte "von". Du könntest es vermeiden, wenn Du statt "erzählen von" einfach "Wovon wir sprachen ... war über all das" schreibst.

Bei den heiseren Gesten stört mich ein wenig der Kasus. Aber das ist schwierig. "Hinter" kann mit dem Dativ oder dem Akkusativ stehen. Für mich klingt "hinter unseren heiseren Gesten" schöner.

Wenn Du schon von einem "Universumsfurz" schreiben musst (das sind so Dinge, über die vielleicht ein Physiker lachen mag), dann gönne diesem doch das Fugen-S. Wie schon bei dem "hinter", könnte es auch hier wieder Regeln geben, die ich nicht kenne. Aber Du kannst ja Herrn Sick fragen.

Ich sehe im übrigen, anders als smile, eher eine saturierte Liebe in Deinem Gedicht. Das lyrische Ich und sein Du sitzen beisammen, gucken alten Filme und haben ein wenig Spaß dabei. Eigentlich doch eine durch den Mond verschönerte Liebeserklärung.

Grüße

Paul Ost

scarlett

Beitragvon scarlett » 10.04.2007, 20:55

Liebe Lisa,

deine Gedichtpartitur hat mich den ganzen Tag über begleitet - ich finde sie äußerst faszinierend, gelungen und ja, jenseits von all dem, was z b ich in der Lage wäre zu schreiben.

Was mir jenseits der originellen Setzung samt Bindebögen, Pausenzeichen und Betonungszeichen rein formal aufgefallen ist, ist folgendes:

am Anfang würde ich versuchen, das so dicht aufeinanderfolgende "war" zu umgehen - etwa mit einem Doppelpunkt (das "von" fällt demgegenüber nicht so sehr ins Gewicht, m M nach, das stört mich zumindest nicht, ist weit genug entfernt).

dann - ich nenne es mal S 3 - "wie eben" - da fehlt mir persönlich ein "daß/dass" - "wie eben, dass auch wir uns..."

ferner bei der "Engel Strophe" - da hätte ich gedacht, "dem es nichts ausmacht// wenn er in Hundescheiße tritt" ???

und schließlich ist dir ein S - im "Universumsfurz" abhanden gekommen (geniale Formulierung übrigens!)

ach ja, noch was: vielleicht "America" mit c - ? wegen bad new... wenn schon englisch, dann alles... oder?

Zum Inhaltlichen:

Ich bin mir noch nicht ganz schlüssig, ob ich das Ganze unter "sterbende Liebe" verbuchen soll oder aber "die Liebe/das Wichtige an einer Beziehung" hat Bestand, egal was passiert, egal wie sehr uns der Alltagskleinkram gefangenhält, nervt, usw.
Und das hängt m M nach damit zusammen, wie man "beständig" aus der 2. S interpretiert und das "es wurde ganz weit um uns" der letzten.

Mit dem "beständig" ist das ja nämlich so eine Sache - in der Bedeutung "immer" ergibt es nur die gesamtLesart .... sterbende Liebe
Aber "beständig" heißt ja auch "Bestand haben" - und das trotzdem man ja auch nur bei Jedermann Zuhause ist! Und das, was geprägt hat, über die Jahre hinweg, hat Bestand den man bei Tage nicht sieht - das ist nicht nachvollziehbar von außen.
Dafür spricht m M nach die Wiederholung des "und doch"... mit Bindebogen dem Rest angeschlossen...betont.

toll finde ich, wie du den "Alltagskram" in einer Beziehung fassen konntest: herrliche Bilder für Freiräume/Weiber/das Gespür von uns Frauen für Sorgen/Probleme - den ganzen "Universumsfurz" halt.

In dem in Klammer eingeschobenen Satz stört mich noch das "sprach" - er sagte, meine ich, er sprach/referierte doch nicht darüber - oder?

Tja, man wäre so gern ein Engel, dem die Hundescheiße nichts ausmacht -aber da man keiner ist, stört sie halt doch - eine "Krisensituation, schon, aber keine aussichtslose - weil obwohl müde, der Mond ist noch da und "es wurde weit" um uns - ich will es momentan grad positiv deuten ;-)

Nun habe ich sicher erst die Hälfte meiner Notizen verwendet für meine Antwort - und doch shcon viel zu viel geschrieben.

Es ist ein ganz fabelhafter Text, Lisa,

CHAPEAU

scarlett
Zuletzt geändert von scarlett am 11.04.2007, 08:34, insgesamt 1-mal geändert.

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leonie
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Beitragvon leonie » 10.04.2007, 21:32

Liebe Lisa,

also, ich muss ehrlich sagen, ich komme nicht "rein" in dieses Gedicht. Da sind Bilder, die ich ganz toll finde, aber bei mir können sie nicht wirken, weil mich die Zwischenzeichen "rausreißen". Vielleicht begreife ich mich als Lesende zu sehr als "Hörerin" des Gedichtes und nicht als schon für andere Interpretierende (wie ein Musizierender es ist): Du forderst mir zuviel an Aufmerksamkeit ab für die Pausen, die Zeichen, Du sagst mir zu sehr, dass alles eine Bedeutung hat, die ich auch beachten muss, um Deinem Text richtig zu interpretieren.
Für mich nimmst Du dadurch eher etwas von seinen Wirkmöglichkeiten weg.

So geht es mir nach mehrmaligem Lesen heute, ich will es aber gern morgen noch einmal probieren...

Liebe Grüße

leonie

Louisa

Beitragvon Louisa » 11.04.2007, 01:11

Hallo Madame Lisa!

Ich bin beeindruckt von diesen Wortkonstellationen, die ich gern einmal in fernen Tagen bei "wikiquote.de" lesen möchte :blumen: !

Zum Beispiel:

und das alles nur, weil ich einer dieser Engel sein möchte,
bei dem es nichts ausmacht, ob er in Hundescheiße tritt.


(Oh, es fiel mir nicht leicht eine Zeile mit dem Wort "sch..." (*erschaudert*) zu loben, aber ich finde das zitierwürdig und ziemlich originell.)

Oder meine Lieblingsstelle:

...und auch Küsse waren da
aber nicht in der Überzahl


-Ich liebe das :smile: !

Ich komme nun zum Text:

Leonie hat schon angemerkt, dass es sehr viele gelungene Bilder sind, die alle sehr geheimnissvolll und bedeutungsträchtig wirken und man muss dieses Text wirklich mehrmals lesen (finde ich), um diese Geheimnisse zu lüften und diese Bedeutungen ansatzweise zu erkennen.

Ich finde das auch ein bisschen schade, denn welcher Leser macht das gerne :smile: ? Andererseits finde ich es auch ganz schön und muss man ein Geheimnis verstehen?
Was wolltest Du gern: Ein Geheimnis oder ein Verständniss :smile: ?

(Ich finde nämlich das erste viel schöner, aber damit kann man sich auch alles Recht machen. Genauso wie mit der Aussage: "Alles ist absurd." -Alle Rätsel gelöst, aber zurück zum Text :smile: :)

Da sind zwei Menschen, die sich darüber unterhalten, was "bei Tage nicht zu sehen ist".

....Darauf folgen die zwei Zeilen, die ich einfach nicht verstehe :smile: und ich finde es hört sich nicht sooo "lyrisch" an, wenn es heißt: "Wie eben auch wir uns..."

(Was denkst Du?)

Also wirklich, ich lese es jetzt so oft und versuche es mit dem, was "bei Tage nicht zu sehen ist" in Zusammenhang zu bringen, aber es gelingt mir einfach nicht :spin2: ...

Aber dann wird es wieder erleichternd für mein Gehirn. "Wir sind bei Jedermann zuhaus" - Fein, da habe ich an das Theaterstück gedacht. War es eine Anspielung oder meinst Du damit einfach nur, dass den beiden jedes Haus der Welt offen steht?

Der letzte Gedanke führte mich nämlich zum ersten Mal auf eine neue Fährte :lupe: : Die Globalisierung

(Bitte sag nicht, dass ich falsch liege :smile: ...hihi....)

Im Gedicht geht es dann weiter mit der sich wiederholenden Zeile. Ich mag den Mond, der seine Farbkleider wechselt wie die Bäume :wub: ... Ich mag auch, dass Du ihn "müde" nennst und dieser kleine Schwung-Strich...Das ist für mich wie ein "Schwubs" . Wenn ich das lese, macht es immer "schwub" ...Es hat so etwas Beschwingtes. Ich mag auch das sehr gern, auch wenn ich nicht weiß, ob Deine Intention ein "Schwubs" war. (Um diese Uhrzeit fällt mir kein intelligenteres Wort ein)-

Mmm....nach der Engel-Strophe heißt es für mich: Die Liebe ist so müde, weil "Du" immer ein anderer bleibt. :16: ... Was ist wohl damit gemeint? Vor allem mit diesem Kringel am Zeilenende?

Vielleicht bleibt das "Du" immer ein anderer, also ein entfernter, ein fremder (?)

Der grüne Daumen ist ja eigentlich so etwas für Pflanzenliebhaber oder? Das Du demzufolge die Sorge mit einer Pflanze gleichsetzt finde ich gelungen, jedoch hätte man das noch ein bisschen deutlicher aussprechen können (oder) ?...

Wie sich dahinter die "digitalen Erdbeermädchen" etc. reihen, bleibt mir allerdings auch ein Rätsel, wobei mir dieses Wort "digitale Erdbeermädchen" besonders gefällt.
Auch dieses Bild hätte ich mir etwas weniger verschwommen gewünscht. Ich frage mich, ganz natürlich, wie ich glaube: Was ist das? Wie soll ich mir das vorstellen? Es ergibt jetzt zu viele Vorstellungen in meinem Kopf...
Aber ich finde es hört sich nach guter, zeitgenössischer Lyrik an. Sehr gut, dieses Wort!

Die folgenden Amerika- und Fernsehzeilen finde ich mit am Besten! Das ist mein weiterer Lieblingspart in diesem Werk! Es errinert mich zudem auch wieder an meinen Einstiegsgedanken "Globalisierung" :smile: , der, wie ich finde, eigentlich gut zum Monatsthema passt, mm?

Diese Serien, das Zitat und die kreuzweise bellenden Hunde sind perfekt (ähem...ich meine "gelungen"...), aber braucht es noch "...von allem" ? Reicht die "unbekannte Menge" nicht?

Die letzten zwei Zeilen, die wieder in den kleinen Kosmos des Liebespaares zurückführen, mag ich auch gern, da sie mir wie in einer kleinen Mulde vorkommen, unter dem bunten Mond, den Filmen, den Clownsmasken im Fernsehen und Engeln, die nicht auf ihre Füße achten...

-Das ist ein bisschen romantisch und schön, finde ich :wub: ...

Also ich finde man kann hier vieles erkennen: Eine leichte Ironie, ein bisschen Kulturkritik und l´amour in Zeiten der Mondfinsternis ... Zudem noch das "Schwubs", was ich nicht erklären kann, aber lieb gewonnen habe.

Ich bin sehr beeindruckt von diesem Text und ich denke, wenn manche Geheimnisse (@digitale Erdbeermädchen) noch etwas klarer werden, muss ich den Text auch nicht mehr zehn Mal lesen, um etwas darin zu erkennen (Das hört sich so negativ an, aber das liegt ja nicht am Text. Der Text ist wunderbar!).... Oder Du streichst einige Begriffe (bei diesen Aufzählungen) und entscheidest Dich für den wichtigsten. (Aber nur, wenn die anderen dann in einem neuen Werk Unterschlupf finden :smile: )

Ich denke dann wird das lesen leichter und der Text noch besser! Vielleicht geht es aber auch ganz anders und ich habe Blödsinn erzählt :smile: !?

Wer weiß das schon? Vielleicht der Mond...

Ich finde das ist ein tolles Gedicht von Dir, Madame Lisa! (Auch wenn es vielleicht rein gar nichts mit Globalisierung zu tun hat...hihi...)

Eine schöne Nacht!
l.

PS: Wie macht man so eine "Grafik" :smile: ?

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 11.04.2007, 09:09

Liebe Lisa,

Großen Applaus für das Gedicht zweier Leben, die ich als lang im Zusammen lese. Die punktierten Noten ich - du - uns sind trefflich.

Eine schlichte Wortgewalt in diesen Zeilen. Sehr alltägliches vermischt mit besonderem.
Um kleine gemeinsame Ereignisse spinnt sich die (alte?) Liebe. Ja, die alte, denn sie haben viel erlebt und die Liebe ist doch, dennoch, trotzdem, wenn auch müde. Es ist schon so, dass der andere immer ein anderer bleibt, das gefällt mir sehr.

Ganz wunderbar die Sequenz, in der es um Schittlängen in Reihenhäusern geht und so manchen anderen Furz. :-)

Die Küsse waren (noch) da, wenn auch spärlich, und dennoch: es wurde ganz weit um sie beide.

Sehr gern gelesen und viel für mich herausgeholt, liebe Lisa.

OT: Gestern schrieb ich, wie sehr ich Pandoras Lyrik schätze, heute schreibe ich es auch dir, weil ich deine Arbeiten bemerkenswert finde.
Nein, ich bin nicht neidisch, ehrlich, bloß leicht grün im Gesicht. :mrgreen:
Schreiben ist atmen

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 11.04.2007, 13:07

Hallo,
ich danke euch sehr für die Rückmeldungen.

Lieber Paul,

ob diese Art Gestaltung schon gibt, weiß ich nicht, ich habe sie mir für die Reihe "Spielweisen" überlegt (das hier ist "ritenuto" (zurückgehalten)) und wollte sie hier erstmals im Forum ausprobieren. Hoffen wir, das nicht ;-).

Deine Hinweise finde ich alle sehr gut, ich übernehme sie alle, bei dem hinter unsere/n habe ich kurz gezögert, weil ich eigentlich schon sagen wollte, etwas entfernt sich hinter etwas im Sinne von "geht dahinter" und nicht im Sinne von "tut etwas dahinter", aber ich glaube die Aussage bleibt auch nach leicht variiertem Bild erhalten und deins klingt weniger fremd.

Auch das Fugenelement übernehme ich, obwohl ich einen so tollen Linguistikprof. hatte, der immer dafür plädierte, dass wenn wir die Chance hätten, keine neuen mehr schaffen sollten...aber ich glaube auch, das ist in diesem Fall lesefreundlicher.

Ich danke dir.

Liebe leonie,
ja, das ist mir klar, dass das nicht bei jedem ankommt, ich kann gut verstehen, dass das übertrieben oder unschlicht wirkt, auch wenn ich denke, dass 6 Zeichen auf einen relativ langen Text nicht über die Maßen viel sind. Ich glaube auch nicht, dass sich dein Eindruck beim neuen Lesen verbessern wird - manches passt eben für einen und manches hindert einen, das ist doch völlig OK. Lass mich aber noch sagen, dass die Zeichen nicht so gemeint sind (nicht als Verteidigung, nur weil es mir wichtig ist):

Vielleicht begreife ich mich als Lesende zu sehr als "Hörerin" des Gedichtes und nicht als schon für andere Interpretierende (wie ein Musizierender es ist): Du forderst mir zuviel an Aufmerksamkeit ab für die Pausen, die Zeichen, Du sagst mir zu sehr, dass alles eine Bedeutung hat, die ich auch beachten muss, um Deinem Text richtig zu interpretieren.


Die Zeichen sollen dort nicht stehen, um sie auf die Worte oder Leerstellen beziehen und Interpretationsvorschläge für die Intonation sein. Sie sind überhaupt nicht für die Betonung beim Lesen gedacht, sie sind Teil des Schriftbildes. Ich hätte sicher keine große Pause dorthin gesetzt, wenn ich eine gelesen haben wollte*, dafür gibt es ja das Mittel mehrere Umbrüche etc. Für mich sind die Notenzeichen Sprache und nicht Ton. (Natürlich verhalten sich die Notenzeichen aus konditionierten Gründen widerspesntig gegen diese Verbuchstablichung, aber das will ich gerade, weil ich glaube, dass da Energie draus entsteht @Wirkung (obs klappt sei jetzt soweiso und immer natürlich nicht behauptet...aber das ist der Versuch).

*Die große Pause steht dort in Anlehung an den vollen 4/4 Takt oben, es geht ja (schreibe ich weiter unten noch ausführlicher an die anderen) um einen besonderen Moment, ein kleines Innehalten, wodurch eine Überwindung all dessen, was in dem Gedicht als gefährlich/unumgänglich etc. geschildert wird. Die Pause genau für das Erleben dieses Momnent (genau wie ja auch der ganze Text, analog...parallel , wie auch immer man sagen will...eine Enklave, eine Blase...eine Auszeit, die eigentlich unmöglich ist).

Wie man mit diesen Zeichen in einer Leseversion umgehen sollte, "weiß ich gar nicht", man müsste sie wohl ignorieren oder ihnen nur abgeschwächt folgen, sie sind visuell ausgelegt und sind auch nur so gemeint. (Nochmal veranschaulicht: Wenn in dem Text mit Worten stehen würde als Teil des Textes " Eine große Pause" würdest du ja auch diesen Text lesen und nicht eine Pause anstelledessen machen).

Liebe scarlett,
danke für dein zu großes Lob, das ich so nicht annehmen kann, aber natürlich ...
Das doppelte "war" ist schwierig, ich habe versucht, es zu umgehen, aber es geht noch nicht. In der neuen Version könnte ich es zur Not streichen, aber die Bindung an den Vorvers ist so wichtig, dass ich es nicht mag. Ich versuche noch weiter, eine Lösung zu finden.

Und zu dem "bei dem es nichts macht" @engel, Ja, das wäre richtig, wenn es um den Engel selbst ging, mir war aber wichtig, dass es um die anderen geht, die das sehen...also dass es für andere nichts macht, wenn er in Hundescheiße tritt, weil er ein Engel ist, dass es nicht von Bedeutung ist in den Augen der anderen, für das Engel-Ansehen der anderen.
darum etwas umständlicher, aber anders geht es nicht, oder?

Danke für all die anderen feinen Beobachtungen, besonders freut mich, dass du den Universumfurz magst, bei dir freut mich das bei so etwas ungehörigem immer besonders, ~ ich kann ihm bezüglich ja auch mal den Gedanken verraten, der dahinter liegt: es ist zwar ein Furz von einem Ding, was da wichtig ist (wie ja so oft in der Liebe), er produziert eben aber doch ein ganzes Universum (alles hängt davon ab, man kann es nicht leugnen). Um die Lächerlichkeit, die in solch blödem Verhlaten liegt, das aber nicht zu ändern ist, ein wenig für das Leichtnehmen nutzen zu können, wird das Unabänderliche eben zu einem Furz herabdegradiert, wenigstens im Lachen. ich glaube, dass das die Kraft ist, die man in der Liebe aufbringen muss.


Liebe Louisa, smile, scarlett (inhaltlich), Mucki und Elsa,

ich antworte euch mal zusammen, weil es um Inhaltliches geht:

ja, es ist ein "positives" Gedicht, pual hat das in seiner lapidaren Ton eigentlich gut zusammengefasst. Es geht darum, dass die Liebe, ganz egal wie groß etc. immer von Universumfurzen wie alltägliches, furcht und ~~ vielem mehr beeinflusst/diesem ausgesetzt ist...weil, ja, nun, weil Menschen nun mal so sind...sie sind schwach in Hinblick auf ihre metaphysischen Wünsche (bauen sich also selbst ihren schlechten Ausgang), aber eben gerade dadurch, wenn man das weiß (zusammen weiß), kann man das auch für Momente und damit auch grundsätzlich aufheben, soll letzlich wohl nur bedeuten, dass ich recht romantisch veranlagt bin ;-).

Meist wird über den Mangel, die Furcht nicht (bis zur Wurzel) kommuniziert untereinander in der Liebe, sei es aus Schwäche, aus Blindheit, aus Zuneigung, aus Verkapptheit, aus Gewöhnung, aus Furcht, aus Traumresistenz, aus persönlicher Geschichte, aus Liebe aus...was auch immer - letzlich ist es unmöglich, und doch kann das auch alles nichts bedeuten, für Momente und dadurch grundsätzlich. Mich gehen diese Zustände und dieses Überwinden an und ich möchte versuchen, sie auszudrücken...ich glaube wegen viel anderem schreibe ich nicht.

das ist auch schon das gnaze "Geheimnis" - smile (und Louisa): ich bin niemand, der irgendetwas extra verschlüsselt oder es dem Leser schwer machen möchte...ich sag eigentlich immer dirket, was ich sagen möchte, manchmal zielt das Möchten aber auf so indiffernete Zustände (ist ja in der Liebe oder in einem selbst oft so), dass es kompliziert ausgedrückt erscheint...aber das ist nicht mein Anliegen.

Der Bindungsbogen zwischen dem, dass die Liebe als müde bestimmt wird und dem und doch zeigt doch eigentlich, dass es eben beides ist...etwas "gegensätzliches/getrenntes", was eben doch zusammengehört. Louisas schwubbs fasst es doch ganz gut ;-)))

und zu dem unerhört müden Mond: bei dem müde ging es eher um den (farb)Eindruck des Mondes...natürlich kann ich das nicht aufdröseln, warum für mich der Mond müde sein kann, es gibt kein pro-Argument, es ging mir eher um die Farbassoziationen...die farben werden ja immer "kräftiger" (weiß, gelb, rot), naja ~ wie gesagt, das kann man nicht aufdröseln. (Mond - nacht etc. blabla ;-)), entweder funktioniert es beim Leser oder nicht..

Liebe Louisa,
zum geheimnis...es ist nicht absichtlich ein geheimnis, aber...es ist doch mit der Liebe/mit vielem anderen auch, so wie in der Quantenphysik, wenn man es anschaut, wird es zu etwas ganz anderem....und damit man möglichst viel so anschaut, wie es ist, das man es fassen kann, braucht es manchmal Aufwand in der Sprache...ich hülle nichts absichtlich in ein Geheimnis. Hilft das?
Zu der Globalisierung ~~ ähäm..nun ja..ich stimme dir insoweti zu, als dass es schon um die Liebe allgemein in ihrer heutigen Ausprägung geht...

Ich habe die "wie es auch"-stelle nochmal nachgebessert, besser?
Das Theaterstück kenne ich leider nicht? also keine anspielung...

Puh,, so :-))

In ca 30 sekunden findet sich oben dann Version 2.

ich hoffe, ich bin auf alles angemessen eingegangen, sonst bitte Haue!

Liebe Grüße und danke für die tollen Gedanken...
Lisa
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Peter

Beitragvon Peter » 13.04.2007, 02:12

Liebe Lisa,

ich lese ein Negativ, wie das einer Photographie, auch durch die Farbvariation, das Weiß das Gelb das Rot, und frage mich, wie dieses Gedicht lauten würde, wenn es positiv wäre.

Es spricht ja, wenn ich verstehe, von einer Ausnahme. Es spricht von dem einen Moment, der auftaucht, aus allen Klischees, von diesem einen Moment eines anderen Liebens (das wir vielleicht nur zeigen können) und das aber kaum mehr als vage versprochen erscheint, sofort wieder bedeckt vom großen (Jedermann-)Mond.

Es ist ein müdes Gedicht, finde ich. Ein Gedicht, das entweder verzagen oder, am Ende, wollen wird.

Für das Angedeutete, eigentlich: Fremdsprachliche, "Verkürzelte" der Liebe könnten die Notenzeichen stehn. (Ja?)

Sich hinter die heiseren Gesten zu entfernen in die gefährliche Milde, halte ich für sehr, sehr! Lisa. Und natürlich auch das Tag-und-Nacht-Motiv. Die Nacht schafft, der Tag löst auf. Darin schwelt ein echtes, menschliches Geheimnis. (!)

In deinem Gedicht, finde ich zudem, wird etwas Alltägliches mit dem (tiefsten) Wesen des Menschen verbunden. Eigentlich könnte es ja nur eine Balkonszene sein, irgendwann, an irgendeinem Abend. Aber da zieht die Nacht ein. Es zieht eine Frage ein. Und in der alltäglichen Wohnung des Gedichts schwebt das Nachtdunkel der Sterne. (!)

Liebe Grüße,
Peter

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 13.04.2007, 09:28

Lieber Peter,

lass mich als erstes ausrufen: Es ist positiv! <-- das Ausrufezeichen ist freilich ein Zitat ,-)

Ich weiß, dass du weißt, dass ich denke, dass es positiv ist und du es trotzdem anders sagen wolltest..., trotzdem.. :hellow0001: ...und hinter allem blabla und allen Wenden bleibt für mich, dass der gute Gedanke und sogar das gute Gefühl..oder sagen wir das überhaupt etwas bleibt und das ist viel.

trotzdem (II) hast du recht, dass es negativ gewendet ist..also eigentlich hast du mit allem recht

Jedermann-Mond, ja..(in einem Wort)..

Für das Angedeutete, eigentlich: Fremdsprachliche, "Verkürzelte" der Liebe könnten die Notenzeichen stehn. (Ja?)


Peter, ich weiß es nicht (!)...vielleicht finde ich es mit nächsten Texten heraus, eher tendiere ich aber zu einem nein, oder meinst du "verkürzelt" positiv? Auch weiß ich nicht...ich wäre immer noch so albern, dass ich die Sprache der Liebe nicht als den fremden Teil ansehen würde, selbst bei aller Kultivierung, aber ~~ (ich bin da noch nicht zum Ende gekommen mit den Gedanken und Empfindungen, das kommt wohl auch auf mein Leben an).
Ich mag es,in einem ganzen noch einmal das ganze zu zeigen, obwohl mir letzlich klar ist, dass das Spiel mit dem Ganzen nicht zutrifft,; darum vielleicht die Notenzeichen, aber ich weiß es nicht. Vielleicht müssen sie auch wieder fort, zur Zeit lote ich sie aus.


Eigentlich könnte es ja nur eine Balkonszene sein, irgendwann, an irgendeinem Abend. Aber da zieht die Nacht ein.


Ja und..nein..doch, ja..aber Balkonszenen sind für das lyr. Ich eben unmöglich...so etwas ist ihm unbekannt (und sei es nur als Selbstaufassung).

Danke, dass du das Tag/Nachtmotiv noch nicht über hast, ich bin wohl noch dabei...

Nun hoffe ich, dass ich nicht carls Ausfürhungen (die spannend waren) entsprechend auf dich geantwortet habe, zumindest in Teilen, ich fühle mich von dir gelesen und das ist ein gutes Gefühl, dass ich so gern noch eine Weile...

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Klara
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Beitragvon Klara » 14.04.2007, 20:59

Hallo,

ich fühle mich an Peter Rühmkorf erinnert (nur ohne die Politik - leider?) - und das meine ich durchaus als Kompliment!

.-)

Klara
PS Weiß nicht, ob es unbedingt die Rundung am Ende braucht, das Wiederholen (empfinde das als schwächend, abschwächend, sich-selbst-zurücknehmend) - muss das? Der Text traut sich so viel, Statement, Da-Sein, Hin-Stellen- warum absichern über die formale Rundung? Hau es doch dann wirklich einfach raus!


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