la piaf

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Elsa
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Beitragvon Elsa » 25.02.2007, 20:37

3. Fassung (Pandoras Vorschlag übernommen und ihren und Leonies, den Tod zu streichen)

Sie stürzte
durch die Zeit

trunken im Tanz – beinah
die Seele aus dem Leib
gerissen beim Gesang

(war Königin)

derweil zermürbt das
Fleisch - sie suchte nur
ein Streicheln

Non, je ne regrette rien
seither ertönt das Lied
im rive gauche

------------

2. Fassung

Sie stürzte
durch die Zeit

trunken im Tanz – beinah
die Seele aus dem Leib
gerissen beim Gesang

(sie war Königin)

derweil zermürbt das
Fleisch und suchte nur
ein Streicheln

Non, je ne regrette rien bis
zum Tod – seither ertönt
das Lied auf der rive gauche


------------
1. Fassung
sie stürzte
durch die zeit

ob leidenschaft
ob trunkner tanz

sanft streichle deine rouge
bedeckte blässe – das war
worauf dir alles zielte

„ich bereue nichts“ bis
zum tod gesungen
und ewig tönt die stimme
am rive gauche
Zuletzt geändert von Elsa am 02.03.2007, 18:46, insgesamt 4-mal geändert.

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 28.02.2007, 11:20

Hallo in die Runde,

ich habe eine 2. Fassung eingestellt.

Für Reaktionen jeglicher Art *bibber* dankbar,

ELsa
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leonie
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Beitragvon leonie » 28.02.2007, 11:38

Liebe Elsa,

ich denke, gerade bei so einem rText kannst Du noch mehr Dynamik reinbringen, indem Du statt Substantiven Verben verwendest:

Als Idee:

im trunkenen Tanze
riss sie singend sich
die Seele aus dem Leib

(wirklich nur Idee!, um deutlich zu machen , was ich meine)

Im Schlussvers könntest Du noch verknappen, denke ich. Ich meine, dass Du den Tod nicht explizit benennen musst, ers schwingt vorher ja schon mit (falls man es nicht weiß, was aber ja auch unwahrscheinlich ist)

Non, je ne regrette rien
– ertönt bis heut
das Lied auf der rive gauche

Liebe Grüße

leonie

aram
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Beitragvon aram » 28.02.2007, 12:23

hallo elsa

ich ziehe die erste fassung der zweiten bei weitem vor. diese ist mir viel zu ...an-maßend in ihren feststellungen, da ist kein suchen mehr, nach "ihr".

liebe grüße
aram
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l. cohen

Gast

Beitragvon Gast » 28.02.2007, 13:21

Liebe Elsa, ohne auf Einzeheiten einzugehen, sage ich ganz unumwunden, dass die zweite Version "dran" ist an der Piaf.
Hier spüre ich den rauen Charme die exessive Leidenschaft, und die die tiefe Sehnsucht...
Sicher spielt meine Erinnerung an den "Spatz von Paris" ein Rolle und in diesem Fall möchte ich mich ganz subjektiv für Version 2 entscheiden.
Ich sehe und höre sie - noch vor altem Stehmikrofon, ganz zerbrechlich, dennoch kraftvoll, in Schwarz-Weiß.

Für mich sehr gelungen :daumen:


Liebe Grüße
Gerda
:smile:

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 28.02.2007, 13:39

Hallo!

Liebe Leonie, Ich glaube, die Dramatik der Zeit damals, das Grelle möchte ich gern mit den Substantiven hervor heben. Aus diesem Grund will ich auch den, zwar jedem klaren, Tod drin lassen. Danke dir fürs Lesen und deine Gedanken.

Lieber Aram, was soll ich sagen? Die 2. Version entspricht durchaus mehr meiner anmaßenden Art, die Piaf hierin zu "inhalieren". Ich suche sie nicht, ich erkenne sie quasi, so wie ich sie sehe. Übrigens nach dem Film, den Niko freundlicherweise geschickt hat. Wie Gerda hierzu sagt: Schwarz/weiß und ich sage eine entweder-oder Persönlichkeit, deswegen ist es nun vielleicht nicht mehr in deinem Sinne.

Liebe Gerda, ich freu mich, dass es nun doch gelungen ist, das Bild in dir hervorzurufen, wie schön!

Danke allen, die mich auf so vieles hingewiesen haben, ich betrachte die 2. Version als Endfassung.

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

aram
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Beitragvon aram » 28.02.2007, 14:19

ist es nun vielleicht nicht mehr in deinem Sinne.


liebe elsa,

ja, das stimmt -

ob leidenschaft / ob trunkner tanz // sanft streichle deine rouge / bedeckte blässe – das war / worauf dir alles zielte


ist meine "lieblingspassage"; auch das pathos der schlussstrophe finde ich in der ersten fassung passend, ich 'brauche' bis zum tod gesungen und stimme - in der zweiten "klingt" mir das lied nicht mehr:

„ich bereue nichts“ bis / zum tod gesungen / und ewig tönt die stimme / am rive gauche

Non, je ne regrette rien bis / zum Tod – seither ertönt / das Lied auf der rive gauche


ich finde aber gut, dass dir kar ist, welche form für dich die stimmige ist - immer wieder spannend, wie unterschiedlich texte wirken; fast das interessanteste an diesem forum für mich!

liebe grüße nach wien
aram
there is a crack in everything, that's how the light gets in

l. cohen

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 28.02.2007, 18:46

Lieber Aram.

Deine Lieblingspassage ist auch meine, ich gebe es zu :pfeifen:

Ich werde sie nicht wegschmeissen, vielleicht kann ich sie noch gebrauchen, aber nach den Feedbacks hier habe ich den Eindruck, wir sind die beiden einzigen, denen das zusagt.

Was das Finale angeht, bin ich zufriedener mit der 2. Fassung.

Durch die vielen Sichtweisen hier muss man durch, das habe ich begriffen. Es ist spannend, ja, das Spannendste daran ist aber für mich, herauszufinden, wie sehr ich mir die Stange halten :mrgreen:

Lieben Gruß
Elsa
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pandora

Beitragvon pandora » 28.02.2007, 23:19

liebe elsa,

für mich ist die piaf ein maß dessen, was mensch auszuhalten imstande ist.

deine verse, zumindest die ersten, kann ich nur schwer in verbindung mit ihr bringen.

zunächst, weil sie ja ansich nicht durch die zeit gestürzt ist, auch nicht im übetragenen sinne, die umstände ließen sie stürzen - oder fallen. wie auch immer man das nun sehen mag.
in meiner vorstellung ist es unmöglich, sie mit TANZ in verbindung zu bringen. für mich war ihre vortragsweise immer ein bisschen schüchtern und ungelenk: die stimme ist und war die leidenschaftliche bewegung.

ihren körperlichen verfall hast du mit diesem vers gut beschrieben:"derweil zermürbt das fleisch..."
unglücklich formuliert finde ich allerdings "...und suchte nur ein streicheln". für mich trifft es das nicht, egal, wie ich die worte lese.

so, und bevor du mich jetzt komplett für die gewitterhexe des blauen forums hältst, schreibe ich auch noch auf, was mir gefällt: die letzte strophe. (nochmal kurz gewitterhexe: auf "bis zum tod" könnte ich verzichten.)

Non, je ne regrette rien (bis
zum Tod) – seither ertönt
das Lied auf der rive gauche


der letzte große titel der chanteuse und die rive gauche - es ist etwas geblieben.

du hast mich mit dem text auf spurensuche geschickt. danke dafür.

p.

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 28.02.2007, 23:39

liebe pandora

weil sie ja ansich nicht durch die zeit gestürzt ist, auch nicht im übetragenen sinne, die umstände ließen sie stürzen - oder fallen. wie auch immer man das nun sehen mag.


Ich wollte ihr kurzes Leben damit ausdrücken. Sie hat in den 40 Jahren mehr erlebt als andere in 90. Das ist die Intention für den Vers.

in meiner vorstellung ist es unmöglich, sie mit TANZ in verbindung zu bringen. für mich war ihre vortragsweise immer ein bisschen schüchtern und ungelenk: die stimme ist und war die leidenschaftliche bewegung.


trunken im Tanz meint nicht Tanz, sondern eben die ungelenke Bewegung durch ihr Leben. Ich will mich nicht rechtfertigen, bitte nicht missverstehen.

unglücklich formuliert finde ich allerdings "...und suchte nur ein streicheln". für mich trifft es das nicht, egal, wie ich die worte lese.


Das finde ich schade, denn für mich ist das Kern ihres Lebens. Herumgestoßen als Kind, erblindet für eine Zeit, dann Prostituierte, als Sängerin entdeckt, und die Umkehr, Liebhaber ausgewechselt wie Hemden, um immer wieder die Sehnsucht zu erfüllen: nur ein streicheln suchen. Das ist meine Vorstellung von dieser Frau (nicht der Künstlerin).

Ach nein, du bist gewiss keine Gewitterhexe, die könnte niemals so schöne Lyrik schreiben wie du :nicken:

(nochmal kurz gewitterhexe: auf "bis zum tod" könnte ich verzichten.)


Darüber werde ich noch einmal nachdenken.

Danke für deine schöne Replik mit allem für und wieder.

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

pandora

Beitragvon pandora » 01.03.2007, 15:19

liebe elsa,

noch einmal kurz zu dieser passage:

derweil zermürbt das
Fleisch und suchte nur
ein Streicheln


ich habe in meinem kommentar von einer unglücklichen formulierung gesprochen, weil vor allem edith piafs seele ein streicheln so nötig gehabt hätte. (das mürbe fleisch auch. ohne zweifel. aber ich sehe dies zweitrangig. die frage ist allerdings wohl, ob irgendeiner auf dieser welt überhaupt in der lage gewesen wäre, all diesen unvorstellbaren schmerz zu lindern. von heilung will ich mal gar nicht reden. ich glaube nicht.)

lg
p.

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 01.03.2007, 18:30

Liebe Pandora,

*centgefallen* Ich verstehe.

man könnte vielleicht so:

derweil zermürbt das
Fleisch - sie suchte nur
ein Streicheln andrer Wunden

oder

- fand nicht
das Streicheln andrer Wunden

Wäre das was?

Verstandene Grüße,
Elsa
Schreiben ist atmen

pandora

Beitragvon pandora » 02.03.2007, 13:46

liebe elsa,

ich würde die verse nicht völlig umstrukturieren, me reicht es, den direkten zusammenhang zwischen dem mürben fleisch und dem streicheln aufzuheben.

vielleicht so:

derweil zermürbt das Fleisch
sie suchte nur ein Streicheln


(das würde evtl nach sich ziehen, dass du das personalpronomen aus dem vorhergehenden klammervers entfernst. "war königin" - geht ja vielleicht auch.)

lg
p.

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 02.03.2007, 18:21

Liebe Pandora,

Ich werde das mal gleich versuchen.

Danke dir!

lg
ELsa
Schreiben ist atmen

Gast

Beitragvon Gast » 02.03.2007, 18:40

Entschuldige, bitte liebe Elsa,

aber wieso "auf der rive gauche"?
Hätte ich schon früher anmerken können, sorry, ich meine es wäre richtig zu schreibem "im rive gauche" wenn du das quartier meinst.

Aber der Text hat noch einmal gewonnen.

Liebe Grüße
Gerda


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