nur einen augenblick

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 29.12.2006, 00:42


nur einen augenblick
suchte ich leichte
wob mich
in den vergessenskokon
stahl den zeitschlüssel
magische reise
vor und zurück
doch
leben wog schwerer

Gast

Beitragvon Gast » 29.12.2006, 01:07

Liebe Gabi,
dein Text spricht mich an, einen kurzen Moment des Vergessens auskosten, der Realität entfliehen, wer kennt nicht diesen Gedanken.
Du hast den Kokon gewählt. Der steht allerdings eher nicht für die Leichtigekit, sondern für sich einigeln, für Verpuppung.
Erst der fertige Schmetterling kann ihm entfliehen.
Das trübt bei mir ein wenig diesen Eindruck, dass du eine "leichte" suchst.
Ich würde überlegen, den Kokon eventuell zu ersetzen oder zu streichen. Ohnehin hast du reichlich Bilder im kurzen Text...

Wie wäre der Anfang:
für einen augenblick
wob ich mich
in die leichte des vergessens

Die nächste Zeile:
stahl den zeitschlüssel
dann
ie magische reise
das magisch will mir hier gar nicht gefallen... gibt es nicht etwas, was die Sehnsucht und Magie noch besser umfasst?
Warum vor und zurück?
Weil das lyrich sich nicht für Leichte oder Leben (schwer) entscheiden kann?
Die Schwere zieht es zurück?
Oder ist gemeint, dass das Leben mehr wert ist, als ein wenig Leichtigkeit?
Mal sehen, was du sagst, was du intendierst.


Nächtliche Grüße
Gerda
Zuletzt geändert von Gast am 02.01.2007, 10:50, insgesamt 1-mal geändert.

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 29.12.2006, 13:33

Liebe Gerda,

ich wählte den Kokon als Symbol für das Einigeln, ja, jedoch im Sinne von "entfliehen aus dem Alltäglichen". Im Kokon eingebettet kann das Leben nicht an das LI heran (glaubt das LI jedenfalls in dem Moment).

Ist es nicht eine "magische Reise", wenn man in der Zeit vor und zurückreisen kann?

Und die "Schwere" des Lebens zog das LI wieder aus diesem nur kurz gegönnten Augenblick der Leichtigkeit (des Vergessens) wieder heraus.
Saludos
Magic

Benutzeravatar
Lisa
Beiträge: 13944
Registriert: 29.06.2005
Geschlecht:

Beitragvon Lisa » 01.01.2007, 11:49

Liebe magic,

mich irritiert der Kokon auch, vor allem auch, weil das Hineinweben ja relativ lange dauert. Und dann ist der Kokon wirklich stark damit besetzt, dass aus ihm ein Falter hinaussteigt, diese Hoffnung sehe ich in deinem Text aber als zerschlagen. Und drittens assoziiere ich mit einem Kokon nicht Leichtigkeit. Das alles ist aber nicht so schlimm, ich denke, das kann man stimmig bekommen Vielleicht könnte man das Bild um einen Grad verrücken und so den Kokon sinniger ins Spiel bringen? Also entweder den Kokon als trügerisch herausstellen. Oder du lässt den Kokon fallen und baust die Zeitschlüssel aus (was ich ein schönes Bild finde, der Zeit die Schlüssel zu stehlen). Oder noch wieder anders, nach dieser magischen Reise, die zugleich ja Abschottung zu bedeuten scheint, passt keiner der Schlüssel mehr um aus dem Kokon zurückzulehren? Vielleicht reicht es auch schon, den Kokon näher zu beschreiben?
Auf jeden Fasll sollte er vom text noch stärker gestützt werden?

Das Ende des Gedichts bleibt dann im Vergleich zum Anfang etwas zu sehr 1:1, ich würde mir sprachlich etwas mehr Entfernung zum zuvor ausgeschmückten Zeitbild wünschen.

Das Thema ist es allemal wert!

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Gast

Beitragvon Gast » 01.01.2007, 12:41

Liebe Gabi,

erst heute komme ich noch einmal dazu etwas zu schreiben.
Nun ist es einfacher für mich, denn Lisa hat gut umrissen, wieso der Kokon schon bei mir ein "falsches" Bild hervorrief.
Möglicherweise, träfe das Verb "einweben" oder "sich einspinnen" besser, den Zustand, in den du dich hineinbegeben möchtest, um aus dem Alltag zu entfliehen.
Das mit dem "Hin und Zurück" habe ich verstanden, finde aber, es ist eher ein Hin und Her.
ansonsten kann ich nun unterstreichen was Lisa bereits angemerkt hat.

Liebe Neujahrsgrüße verbunden mir guten Wünschen für Glück, Gesundheit und Kreativität
Gerda

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 01.01.2007, 13:35

Liebe Lisa, liebe Gerda,

ja, der Kokon scheint in der Tat verwirrend zu sein. Wie wäre es mit:

nur einen augenblick
suchte ich leichte
verwob mich in
den schleier des vergessens
stahl den schlüssel der zeit
reiste vor und zurück
doch
leben wog schwerer


Saludos
Magic

Klara
Beiträge: 4531
Registriert: 23.10.2006

Beitragvon Klara » 01.01.2007, 17:37

Hallo,

mir gefällt es auch, aber ich verstehe nicht das "leichte". Leichte - Was? Das Substantiv wäre Leichtigkeit, aber das steht ja da nicht. DAS Leichte steht auch nicht da. Das macht mich gleich zu Beginn stolpern - anstatt den Rest richtig zu genießen.

lg
klara

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 01.01.2007, 19:10

Hallo Klara,

es ist (das) Leichte gemeint, aber ich habe es verdichtet, da ich dem Leser durchaus zutraue, sich das Wort "das" dazuzudenken. Gerda und Lisa haben es ja auch genau richtig verstanden.
Saludos
Magic

Gast

Beitragvon Gast » 02.01.2007, 11:23

Liebe Magic,

weißt du, ich finde einen Schleier deckt man eher über etwas, das Bild kommt bei mir nicht stimmig an. (Verschleiern)
ich muss gestehen, ich habe allerdings nicht den perfekten ;-) Alternativvorschläg parat.

Aber ich versuche zu strukturieren:
Was suchst du?
Wirklich das leichte?
Oder suchst du Vergessen?
Ich glaube du solltest dir über diese Folgerichtigkeit klar werden.
Für mich kommt da sehr viel Schwankendes mit, was ein solcher Text beinhalten darf wenn die Verben dies stützen. Die von dir verwandten Verben sprechen hingegen eine klare Sprache: Suchen, weben, steheln, reisen, wiegen... da ist nichts Zögerndes, was du möglicherwsie auch nicht intendierst. (Keine ebene auf der Lyrich vor sich hin träumt)
Die Frage ist, willst du von bewusstem "sich ins leichte begeben, um vergessen zu können" schreiben oder "Vom Schwanken zwischen leichtem vergessen und der Schwere des wirklichen Lebens"
Vielleicht könnte, es auch heißen:

für einen augenblick
suchte ich leichte
fand mich wieder
unter dem schleier des vergessens

So ginge m. E. auch Schleier.
Wobei, das Verb finden hier möglicherweise anders intendiert als von dir gewünscht.
"Für" finde ich schöner als "nur". habe ich automatisch auch schon bei meinem ersten Kommentar geschrieben.

Den folgenden Teil finde ich jetzt sehr viel besser, würde aber anders setzen:
stahl
der zeit den schlüssel

und nicht:
stahl den schlüssel der zeit
ich meinte die Gewichtung dann besser zu verspüren.
Auch jetzt das Verb reiste ohne "magisch" im folgenden gefällt mir besser.
reiste vor und zurück
doch
leben wog schwerer


Liebe Grüße
Gerda

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 02.01.2007, 12:49

Liebe Gerda,

puh, wie kann ein so kurzes Gedicht so schwer sein? *grübel*

Aber ich versuche zu strukturieren:
Was suchst du?
Wirklich das leichte?
Oder suchst du Vergessen?



Das Ich sucht das Leichte im Vergessen.

fand mich wieder
unter dem schleier des vergessens
So ginge m. E. auch Schleier.
Wobei, das Verb finden hier möglicherweise anders intendiert als von dir gewünscht.


Das ist mir zu passiv, das Ich wird selbst aktiv und findet sich nicht wieder.

Das "Für" habe ich jetzt mal eingefügt. Hier die neue Version: Ich glaube, so kann man es stehenlassen, hm?
Saludos
Magic



nur für einen augenblick
suchte ich leichte
verkroch mich hinter
den schleier des vergessens
stahl der zeit den schlüssel
reiste vor und zurück
doch
leben wog schwerer

Max

Beitragvon Max » 02.01.2007, 13:06

Liebe Magic-Gabriella,

so traurig es für das Bild des Kokons ist, das ich eigentlich sehr gerne mag, ich denke, dass Dein Gedicht dadurch gewinnt, dass Du es weglässt. Auch die anderen Bilder sind für mich an sich schön,abe sie passen nicht direkt zueinander. Der Schleier des Vergessens oder der Schlüssel der Zeit deuten ja nicht direkt auf die gescuhte Leichte. Schön finde ich hingegen, dass Du zum Ursprungsbild zurückkehrst.

Liebe Grüße
max

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 02.01.2007, 14:14

Ich gebs auf und bleibe bei meiner ersten Version, weil sie für mich stimmig ist. Und ich weiß, was ich mit diesem Kokon meine. Durch die vielen Deutungen von euch, geht für mich der Sinn verloren. Manchmal ist es besser, das man sich treu bleibt.
Saludos
Magic

Gast

Beitragvon Gast » 02.01.2007, 15:36

Liebe Magic, (Gabi, Gabriella)

jetzt bin ich verduzt, so schnell erwartet doch sicher niemand, dass du eine geänderte Version vorlegst.
Warum gibst du (so schnell) auf.
Ich finde es schade, lass es so wie es ist, okay, und dann schau in ein paar Wochen noch Mal.

Liebe Grüße
Gerda

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 02.01.2007, 15:48

Liebe Gerda,

du kennst das doch sicher auch. Man hat lange an einem Gedicht gefeilt, bis es für einen stimmig war, hatte einen ganz bestimmten Gedanken dabei. Dann stellt man es ein und dann kommen Meinungen: dem einen gefällt der Kokon nicht, dem anderen der Schleier nicht, dem anderen das Magische nicht, und was bleibt vom ursprünglichen Gedanken des Autors? Nichts. Manchmal gehen dadurch die ursprünglichen Gedanken kaputt. Es ist nichts mehr übrig.
Deshalb habe ich mich hier dazu entschlossen: back to the roots. Die erste Fassung ist nunmal genau das, was ich ausdrücken möchte. Die Gedanken der Leser sind frei. So möge sich jeder daraus erlesen, was er mag. Wem es nicht gefällt, gut, dem gefällt es halt nicht. Ich schreibe ja nicht, um zu gefallen, sondern um meine Gedanken und meine Gefühle und Wünsche auszudrücken, schreibe mir auf diese Weise von der Seele.
Saludos
Magic


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 31 Gäste