tier

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Rala

Beitragvon Rala » 25.09.2006, 19:07

tier

das tier auf der schartigen klinge des messers
spürt die härte des landes
und die kälte
es wetzt seinen schwarzen schnabel
und denkt
so muss es sein
dann lebe ich
und nur der Widerstand unter meinen Flügeln ist
was mich trägt


-------

tier (erste Fassung)

das tier auf der schartigen
klinge des messers spürt die
härte des landes und die
kälte und es wetzt seinen
schwarzen schnabel und
denkt, so muss es sein
dann lebe ich
und nur der Widerstand
unter meinen Flügeln
ist, was mich trägt
Zuletzt geändert von Rala am 10.10.2006, 18:19, insgesamt 2-mal geändert.

Rala

Beitragvon Rala » 10.10.2006, 18:21

Peinlich, peinlich ... kann leider die Urfassung im Moment partout nicht finden, habe sie aber noch in etwa im Kopf, s.o. ... Sorry :icon_redface:

Rala

Max

Beitragvon Max » 10.10.2006, 19:35

Liebe Rala,

nun geht es mir bei Deinem Gedicht wie Dir bei meinem: ich komme so spät, dass fast alles schon gesagt scheint.

Einen wirklich starken Ausdruck hast Du hier. Einzig bei den letzten zwei Zeilen

und nur der Widerstand unter meinen Flügeln ist
was mich trägt


frage ich mich, warum Du genau diese Satzstruktur wählst, die mich ein wenig an Angliszismen erinnert, warum nicht

und nur der Widerstand unter meinen Flügeln
trägt mich

fragt sich lieb grüßend
der Max

aram
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Beitragvon aram » 11.10.2006, 03:28

liebe rala,

mir gefällt dieser text ausgezeichnet. hebt sich von vielen anderen ab, und überhaupt.

die ursprüngliche setzung spricht mich dabei wesentlich mehr an - für mich dichter, intensiver, geht tiefer unter die haut.

der frage von max schließe ich mich an - mir kam das ende beim ersten lesen schon 'komisch' vor, mir fiel aber keine alternative ein - die von max überzeugt mich.

nachtgrüße,
aram
there is a crack in everything, that's how the light gets in
l. cohen

Gast

Beitragvon Gast » 11.10.2006, 08:29

Hallo Rala,

auch ich spät, aber immerhin.

Mir gefällt die ursprüngliche Version besser, weil an den Zeilenanfänge zentrale Worte stehen wie "klinge", "härte", "kälte". Die letzte Zeile würde ich allerdings auch wie Max ändern.

Liebe Grüße
Uta

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 11.10.2006, 10:52

Liebe Rala,

also, ich glaube die rekonstruierte fassung entspricht nicht ganz der ersten Fassung, jedenfalls "glaube" ich das :alien0027: . ich pendel jetzt zwischen deinen beiden Fassungen hin und her..beide scheinen mir jetzt etwas geschüttelt. bei der neuen Fassung empfinde ich es zum Beispiel als den Text sehr schwächend, dass "und die Kälte" in einer Zeile steht...bei der "erstfassung" dagegen hat der ganze Text weniger Rhythmus, wirkt auf mich "wirrer"....hm - das ist jetzt keine klare Aussage...ich wieß nicht, für mich ist die Setzung noch nicht abgeschlossen.
Allerdings kann man sich da auch überverrennen :-)

Liebe grüße,
Lisa

pS: Aber nicht vergessen, wie toll ich den text finde :-)
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Rala

Beitragvon Rala » 11.10.2006, 18:44

Danke allerseits für eure Gedanken zu dem Text!

Um die brennende Frage zu beantworten: ich habe die letzten zwei Zeilen deshalb so formuliert, weil ich das Gefühl hatte, dass die Bedeutung des Widerstands für das Fortkommen dadurch mehr betont wird. Oder habe ich mich da getäuscht?

Lisa, ich habe lange rumprobiert und hin und her überlegt. Ist wirklich schwer, eine Form zu finden, von der man sagen kann, DIE ist es. Auch weil man irgendwann vor lauter rumprobieren nicht mehr klar urteilen kann. Jedenfalls vielen Dank für dein Mitüberlegen!

Liebe Grüße,
Rala


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