Beitragvon Mucki » 13.11.2015, 15:08
Der Junge, der sich lebendige Regenwürmer in den Mund steckte, sie zerkaute und runterschluckte. Meinen Ekel konnte ich nicht runterschlucken. Die Rutsche auf dem Spielplatz. Durch das riesige Drachenmaul musste ich durch und hielt immer die Luft an. Der gemalte Monsterhai auf dem Boden des Schwimmbades. Wie er mich verfolgte und immer wieder auffraß. Mutprobe auf dem 10-Meter-Turm. Ich stand oben und traute mich nicht. Ein Junge stupste mich hinunter. Ich klatschte mit dem Bauch auf. Winter in Quickborn. Ich sauste auf zwei Skiern kreuz und quer durch den Wald. Eiskalte Hände hatte ich. Papa zog mir die Handschuhe aus und steckte meine Hände in den Schnee. Sie wurden ganz warm. Die Maikäferplage im Kindergarten. Abertausende, überall. Das Hornissennest in einem Baum in unserem Garten. Papa teerte das Nest. Mein erster Wespenstich. Noch heute spüre ich, wie es brannte. Die roten Lollis für 5 Pfennig am Kiosk. Oft klaute ich dafür 10 Pfennig aus Muttis Portemonnaie. Sie hat es nie gemerkt. Oder Brausepulver, lecker süß-saurig auf der Zunge. Stundenlanges Gummitwist, ich konnte nie genug davon bekommen. Papas und Muttis Parties an den Wochenenden. "Una fiesta sui prati" von Adriano Celentano. Wir Kinder durften dazu im Pyjama mittanzen. Papa mähte stundenlang unseren Rasen, wir Kinder schleppten das Grünzeug weg. Und im Herbst füllten wir etliche Säcke mit den bunten Blättern. Der dünne Birnenbaum, der nie Früchte trug und die Magnolie, auf der ich so klasse klettern konnte. Meine geliebte rote Schaukel, auf der ich ein Mal einen Überschlag schaffte. Ein Winter mit meterhohem Schnee. Einen dicken Schneemann hatte ich gebaut. Er trug eine von Papas Pfeifen. Wie ich im Schnee versank. Schwupps, weg war ich. Ari, unser Hund, kam gelaufen und holte meine Eltern, die mich lachend herauszogen. Meine erste Schachpartie mit Papa. Schach als Stimmungsbarometer zwischen uns. Die vielen blauen Briefe, die ich abfing und Papas Unterschrift fälschte. Papa und Mutti nutzen Spanisch als Geheimsprache, die ich damals noch nicht beherrschte. Oft hörte ich meinen Namen und verkroch mich im Schrank. Muttis elegante Kleider und ihr Mireille Matthieu-Haarschnitt. Heimlich stöckelte ich in ihren Schuhen herum. Meine vielen Besuche bei Oma und Opa in der DDR. Der Grenzbeamte blätterte meine Schulhefte Seite für Seite durch. Ich hatte immer Bananen für Oma und Opa dabei. Omas leckeren, selbstgemachten Erdbeerjoghurt. Die Milch brachte der Milchmann jeden Tag in Aluminiumkannen. Den Geruch nach Kohle dort hab ich sofort in der Nase, wenn ich daran denke.
Und noch so viel mehr bleibt in Erinnerung.