Beitragvon Yorick » 30.09.2011, 20:53
Hallo Allerleihrauh,
mir gefällt der Text auch.
"Leben imitieren" fiel mir sofort ein. Alles bleibt an der Oberfläche, Körperbewegungen abschauen, angenehm machen, wohlwollen signalisieren, bestrebt sein, Vorlauf (Vorteil) verschaffen.
Gefühle nachahmen, als ob sie tatsächlich da wären. Und die Gefühle, die da sind? Nicht zeigen. Oder warum nimmt sich jemand das Leben?
Selbst die Träume (auf Bällen gut zu tanzen) wirken auf mich aufgesetzt - nicht vom LIch, dort fühlt sich das echt an, sondern vom LDu.
Dieses Aufgesetzte setzt du unaufgesetzt um, finde ich. Ich sehe einen Menschen vor mir, der keinerlei Zugang zu seiner eigenen Gefühlswelt hat und nur durch Nachahmung (was alle machen wird wohl stimmig sein) lebt. Und dann stirbt. Die Vorstellung von Leben ist kein Leben.
Sam schrieb:
"Ein Gefühl von Verlust, das sich nicht nur auf den gestorbenen Menschen bezieht, sondern auch auf sich selbst und sein eigenes Gewordensein."
Das empfinde ich als den eigentlichen "Hammer" in diesem Text: Das klingt wütend. LDu gibt auf, verrät die Träume und Wünsche vom Glück, die sich bei LIch "realer" anfühlen. Der Tod ist nur für die Lebenden tragisch. Zurück bleibt LIch mit unerfüllten Sehnsüchten und ist zu Recht wütend: lieber schwieg und starb jemand, als sich mitzuteilen -> ins Leben zu gehen, in BEZIEHUNG zu gehen.
Aber hier ist eben auch die Chance auf Veränderung und Erfüllung spürbar. Lich ist am Leben - und kann noch immer Tanzen lernen, Freude lernen. Vielleicht ist für diesen Schritt genau die Wut auf LDu nötig, um die Verantwortung für das eigenen Werden zu übernehmen.
Da hätte ich gerne noch etwas mehr gelesen, denn nur das "tragische Ableben" allein ist mir zu wenig Inhalt.
Die Verbindung aus Tanz und Leben ist fein.
Viele Grüße,
Yorick.