Hallo Zefi,
Oh, wie schön eine neue Zefigeschichte! Ein wenig erinnert es mich an die Tierheimgeschichte, in dieser Verbindung von Mensch und Tier und diesem Gruselmoment. Das ist eigentlich nicht so meine Richtung, aber du verlierst mich trotzdem nicht, weil dir wieder eine feine Mischung gelingt, die auch darüberhinaus etwas anspricht.
Diesmal habe ich aber ein paar sprachliche Anmerkungen. Da scheint es mir im Vergleich zu deinen sonstigen Geschichten noch etwas "unrund". Vielleicht übersehe ich da aber auch etwas. Ich bin mal in der Geschichte:
Mit sanfter Hand streichelt
Du arbeitest mit vielen Adjektiven. An manchen Stellen, würde ich das versuchen zu reduzieren. Hier liegt das "sanfte" ja schon im "streicheln". Ich würde eher die Aufzählung weiterführen. "... silbern, streichelt die Falten ..."
Dann nimmt sie von der Stuhllehne den Fuchs. Oder ist es eine Füchsin? Die Frau weiß es nicht, und es ist ihr gleichgültig.
Das "dann" würde ich weglassen und einfach weitererzählen. Die Frage, ob es eine Füchsin oder ein Fuchs ist und ihre Gleichgültigkeit scheint mir nicht glaubwürdig, schon im Titel wird die Füchsin ja benannt und diese Frage wird auch im Laufe der Geschichte nicht irgendwie aufgegriffen oder thematisiert.
Leise summend legt sie sich den Pelz um die Schultern und besieht sich im Spiegel. Stolz dreht sie den Kopf hin und her.
Hier erscheint mir "leise" überflüssig.
Wenn ich das zusammenziehe sähe es dann so aus:
Sie nimmt die Füchsin von der Stuhllehne, legt sie sich um die Schultern und besieht sich im Spiegel. Stolz dreht sie den Kopf hin und her. Gelassen und königlich schreitet die Frau durch den festlichen Abend,
"Gelassen" würde ich wieder weglassen, das schwingt im "schreiten" schon mit.
Spät in der Nacht kehrt die Frau heim. Leise summend geht sie durch ihr stilles Haus und öffnet die Hintertür
Ev. "Tief in der Nacht" statt "spät"?
Ist die Wiederholung von "leise summend" und "still" Absicht? Vielleicht:
"Das Lied zuende summend geht sie durch ihr schweigendes Haus und..." Der Wald unweit des Hauses atmet ihr kalte Nachtluft entgegen. Die Frau nimmt die Füchsin von ihren Schultern und entlässt sie in die Freiheit.
Die Wiederholung von "Nacht" würde ich streichen, nur "kalte Luft" genügt.
Stunden vergehen. Im Morgengrauen schleicht die Füchsin über taufeuchte Wiesen heimwärts, steif und matt, aber unversehrt. Auf ihrer Stirn trägt sie das Gesicht der Frau, sorgfältig über ihr eigenes gezogen. Durch die leeren Augenhöhlen der Frau sucht sie ihren Weg in den Wald.
Hier würde ich auch das "Stunden vergehen." rausnehmen. Durch das "Morgengrauen" wird das doch klar? Schade finde ich das "aber unversehrt", weil das für mich etwas vom Zauber, dem Grat, auf dem sich die Geschichte bewegt, nimmt, das so zu betonen. "Auf ihrer Stirn" hat mich bildlich verwirrt, das würde ich auch streichen.
Viel später steigt rollt die Sonne endlich über den Himmel und saugt die letzten Frühnebel aus den Wiesen. Die Luft ist klar. Hoch oben im Wipfel eines Baums hängt das leere Gesicht der Frau, endlich sich selbst überlassen. Die Füchsin schläft längst, tief verkrochen in ihren Bau und ihrem Fell.
Statt "viel später" (Vielleicht verstehe ich die zeitliche Bedeutung innerhalb der Geschichte nicht?) ev.:
"Als die Sonne endlich über den Himmel rollt und die letzten Frühnebel aus den Wiesen gesaugt hat, ist die Luft klar. Sonst entweder "steigt" oder "rollt"?
"Hoch oben" wird durch den "Wipfel" klar.
Ich würde am Ende nur das Fell nehmen, sonst klingt es so "angehängt" und erhält dadurch eine Betonung, die ähnlich auf mich wirkt, wie das "aber unversehrt".
"... tief verkrochen in ihrem Fell."Ich hoffe der Kleinkram täuscht nicht darüber hinweg, dass ich die Geschichte wieder sehr gern gelesen habe!
Liebe Grüße
Flora