Hallo Sam,
ein interessanter Kommentar. Auch hier staune ich wieder, wie unterschiedlich man (wir mal wieder
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) Texte doch wahrnehmen kann.
Der eigentliche Protagonist ist nun Sophie. Liegt bei der ersten Version noch das Hauptaugenmerk auf dem Versagen der Erzählerin, mit der Konkurentin mitzuhalten, wird sie bei Yorick völlig von Sophie überstrahlt und ihre Unfähigkeit hat etwas Komödienhaftes dort, wo es bei Renée eigentlich tragisch ist.
Hinzu kommt das Ende. Bei Yorick verhält sich Sophie ja sehr großherzig, zärtlich sogar. Und in ihren Armen wimmernd und sich ihrem Hass hingebend, die Erzählerin. Natürlich ist sie auch hier die Verliererin. Aber nicht nur in der Geschichte an sich, sondern auch in der Erzählung und deren Perspektive. Und wieder ist das nur komisch.
Oder anders gesagt: Humor hat ja nicht selten, gerade bei solchen Geschichten, etwas mit Schadenfreude zu tun. Bei Renées erster Version bleibt einem das Lachen aber irgendwann ein bisschen im Halse stecken.
Außer über den Bonsaipinscher musste ich in keiner der Versionen über irgendetwas lachen und schon gar nicht über das LIch und ihre Situation. Yoricks Version ist leichter, flüssiger zu lesen, was jedoch für mich nicht automatisch einen Verlust an Tiefe oder inhaltlicher Ernsthaftigkeit nach sich zieht. Das Leben ist auch bunt, aber trotzdem oft genug tragisch.
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Ich wehre mich ein wenig gegen dieses E/U Klischee. Bei Yoricks Erzählweise ist man drin im Geschehen, nimmt größeren Anteil, kann sich identifizieren, mitfühlen, es liest sich gelebt, erlebt und nicht gezeigt.
Und dabei finde ich gerade Yoricks Ende spannend, weil es eben diese Schwarz-Weiß-Malerei nicht zulässt, diese dringende Erwartung, dass Sophie natürlich in Wahrheit wenigstens kaltherzig sein muss, was ja als Trost ganz gut funktioniert und auch die Unzulänglichkeit des LIch dann wieder ein Stück zurücknimmt. Zumindest menschlich kann sie sich dann als Siegerin fühlen. Indem Yorick das aber nicht zulässt, wird für mich das LIch auf sich zurückverwiesen, anstatt auf Sophie zu weisen.
Und dadurch kann für mich erst der Raum für Tragik entstehen und in dem Maße wächst auch meine Sympathie für die Geschichte und ihre Protagonisten.
In Renées Version (Hallo Renée

), die ihren ganz eigenen Reiz hat, finde ich die Rolle der Psychologin spannend, aber auch sehr die Geschichte dominierend, als ob die eigentliche Geschichte von LIch und Sophie nur eine Projektionsfläche ist, auf der eine ganze andere (eine Umkehrung der Verhältnisse über die Beziehung zwischen Madame G. und LIch) erzählt werden soll. (Was mir sehr gefallen würde!) Mir war bis zu Renées Kommentar nicht klar, was eigentlich gezeigt werden soll, weil der Fokus für mich zwischen diesen Beziehungen, Geschichte und Übertragungen zu sehr springt. Von der Erzählweise her gefällt mir der Aufbau und auch die Wiederholungen, das Gebrochene, Unterbrochene, und auch die Gesprächssituation und die Art, wie es beschrieben wird. Ich glaube darin könnte tatsächlich auch noch eine ganz andere Geschichte stecken, die man vielleicht noch etwas herausarbeiten könnte.
Auf deinen Kommentar hin habe ich mir Renées Versionen noch einmal angeschaut und für mich gewinnt die zweite Fassung eindeutig gerade durch die Brechungen, die Gedanken des LIch und die Figur der Madame G.
Bei der Pointe gebe ich dir jedoch absolut Recht.
Liebe Grüße
Flora