Wissen sie...

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
moshe.c

Beitragvon moshe.c » 05.05.2009, 22:38

Wissen Sie....

Wissen Sie, ich verzweifel mich.

Vorne habe ich einen Mund
und einen Bauch.

Hinten ein Hintern.

Dazwischen bin ich.

Vorne spreche ich
und hinten kommt es
verdreht heraus.

Und dich traf ich,
in Liebe.

Zwei Kinder nur
und die ganzen Pampers
und Tücher
und Tränen
füllen eine Lawine.

Nun verläßt du mich
und unsere Kinder
und die ganzen Pampers
und Tücher
und Tränen
eine Lawine

Meine Tränen
schwerer noch als Kinder.

Kinder schwerer
als meine Tränen




Mutter


Vater

Tränen schwerer
als ich

die Kinder

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 06.05.2009, 16:21

Hallo!

Einen Fehler habe ich beim 'Sie' beseitigt und den Text nun ganz zentriert.

MlG

Moshe

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 06.05.2009, 22:33

moshe,
es kommt mir wie zwei texte und am ende ein drittes: eine aufstellung
kann dir noch nicht sagen, was das alles bewirkt...

offensichtlich stehen die tränen vor den kindern, bauen sich wie eine art wand auf und verbergen die eltern...die mutter am entferntesten.

abendgruß
hakuin

Mucki
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Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 06.05.2009, 23:42

Hallo Moshe,

an dem, was Hakuin schreibt, ist etwas dran, finde ich. Es wirkt auf mich wie eine abstrakte Familienaufstellung nach Hellinger. Ich habe diese Aufstellungen selbst schon mitgemacht und da ist ein Wiedererkennungswert. Doch was dein Text bei mir auslöst, kann ich dir (noch) nicht sagen. Schwierig. Auf jeden Fall ist da sehr viel Trauer enthalten, aber auch Befremden beim LI.
Muss ich noch öfter lesen, um dir meinen Eindruck differenzierter wiedergeben zu können.

Saludos
Mucki

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 07.05.2009, 18:06

Hm?

Kann man denn den Umstand einer Trennung hier nicht herauslesen/sehen?

MlG

Moshe

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 07.05.2009, 21:58

kann man schon moshe, doch das HIER ist mehr...
es hat so viele ebenen und ist auf diese art, mit der bunten collage am ende sehr besonders.

was für sich stehen kann und erst noch in sachen bezug zu teil2 entdeckt werden möchte ist der erste teil des texte...

abendgruß
hakuin

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 07.05.2009, 22:02

Ich will ja gerne unverständlich sein, meint man, aber wo ist bitte die Trennung hier im Text????

Fragender

Moshe

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 07.05.2009, 22:06

also bis hier gibt es den einen geschmack:

Wissen Sie, ich verzweifel mich.

Vorne habe ich einen Mund
und einen Bauch.

Hinten ein Hintern.

Dazwischen bin ich.

Vorne spreche ich
und hinten kommt es
verdreht heraus.


dann geht es in textteil2 über mit der brücke:

Und dich traf ich,
in Liebe.


...hakuin

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 07.05.2009, 22:22

Für mich ist das eine logische und konkrete Fortführung, die vom Leben hier geboten wird.

Mich wundert. warum ausgerechnet du hier nicht folgen kannst.

Naja, ich muß ja nicht alles verstehen.

MlG

Moshe

DonKju

Beitragvon DonKju » 07.05.2009, 22:52

... wieder einmal ein Text, lieber Moshe, der bei mir "ankommt". Die Lebensgeschichte eines Mannes - zuerst ich, dann trifft er sie, es kommt zum wir, das am Ende auseinandergeht unter Tränen wegen Tränen; Und die Ampelsymbolik : Rot = Mama = Stop, Halt, die ist ja weg, kein Weg zu ihr mehr da ; Gelb = die Kinder dazwischen wie ein Bindeglied und Grün = vielleicht noch voller Hoffnung trotz schwerer schwarzer (= Trauer) Tränen der Vater ...

Das fällt mir denn dazu ein, ohne daß ich sagen würde, jede Feinheit mitbekommen zu haben, aber ob da bei einem Moshe jemand schafft ?

Mit lieben Abendgrüßen von Hannes

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 07.05.2009, 23:21

Lieber Hannes!

Du hast es schlicht verstanden, :smile:

Danke.

MlG

Moshe

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 08.05.2009, 09:59

moshe es geht mir gerade nicht um verstehen, sondern um den aspekt, dass dein kunstwerk HIER
sehr prägnante einzelszenen setzt.
teil 1 so wie ich ihn sehe, den müsste ich ertsmal knacken ;-)

lese ich den rest dann nicht, ist DAS ein völlig anderer text, erst im nachhinein erklärt sich teil eins sozusagen. wenn ich im JETZT lese, geht das schwierig zusammen.

ich finde teil 1 am interessantesten, teil 2 beschreibt eben schlichtweg das was ist.

aber das hier:
Wissen Sie, ich verzweifel mich.

Vorne habe ich einen Mund
und einen Bauch.

Hinten ein Hintern.

Dazwischen bin ich.

Vorne spreche ich
und hinten kommt es
verdreht heraus.

...ist stark. da verzweifelt sich jemand - wissen sie, ich verzweifel mich: whow!

dazwischen bin ich

UND

hinten kommt es verdreht heraus

das ist was, womit ich mehr erfahre, wie in teil 2

die "aufstellung" ist ein thema für sich

salve
hakuin

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 08.05.2009, 14:55

Lieber Hakuin!

Es ist wie im Leben, in dem sich solche Prozesse über längere Zeit und aus verschiedenen Blickwinkeln darstellen, und so ist der Text kein Ein-Moment-Abbild, sondern versucht dieses zu fassen.
Ein Grund, warum er unter experimenteller Lyrik steht.

Ich verzweifel mich: Die deutsche Sprache hat oft sehr feine Einsichten in Gegebenheiten, die man im Alltag leicht übersieht. Am Liebsten mag ich: Ich beschwere mich.

MlG

Moshe

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 08.05.2009, 15:46

moshe,
die rubrik seh ich erst jetzt ;-)

...und ich bin gerne in erfahrungen

salve
hakuin


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