Hochofenlyrik

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Oldy

Beitragvon Oldy » 09.10.2008, 08:39

Der wind fängt sich im stahlgewirr
der riese singt an manchen tagen

am narbenbauch
der leere schlund
der längst nichts mehr zu geben hat
mahnt überlaut
wenn rostige scharniere klagen
noch bin ich da

vom letzten abstich ahnt man noch
den fluß der hitze
als letzte spur
das tal im sand
und
glasgeperlte hänge
dem abfluss hat der letzte guß
das breite maul verzehrt
ein eisenbart mahnt nun zum boden
und mit ihm wurde
stille

des abends
dann
wenn lichter tanzen
und bunte lanzen stechen
erwacht er
mit der nacht

dann spüre ich
die glut des stahls
wenn hitze sich durch lider brennt
und weiss genau
tot
ist er nicht

-----------------------------------------------------------

Damit man weiss, wie es nachts dort aussieht.
http://flickr.com/photos/ozan_d/295732588/in/set-72157594222967942/
Zuletzt geändert von Oldy am 27.10.2008, 15:45, insgesamt 1-mal geändert.

Max

Beitragvon Max » 09.10.2008, 22:02

Lieber O.,

mir gefällt die Thematik. Mich selbst hat der Landschaftspark schon auf Fotosafarie gelockt.
Mir gefallen ebenso die erstendrei Strophen des Gedichts - auch wenn es durch seinen Takt für mich einen etwa altertümlich wirkt (vielleicht ist das bei der Thematik aber auch gar nicht unpassend uns vielleicht sogar gewollt).

Da ich allerdings die Lichtinstallation Kitsch finde und denke, dass sie einen falschen Akzent auf den alten Hochofen wirft, ein falsches Licht sozusagen, mag ich natürlich auch nicht recht, dass diese hier besungen wird.

Liebe Grüße
Max

Oldy

Beitragvon Oldy » 10.10.2008, 13:59

Hallo Max,

danke für deinen freundlichen Kommentar.
Die Lichtinstallation ist natürlich Geschmackssache. Mir gefällt sie meistens.
Wieso meistens?
Sie ist nicht immer gleich, abhängig vom Wochentag, Jahreszeit, ggf. speziellen Events. Viele wissen das nicht. Die Standartbeleuchtung ist eigentlich sehr zurückhaltend.
Und wenn man mal den Abstich in bestimmten Nächten besucht, dann kann man schnell das Gefühl bekommen, das dort wirklich noch flüssiger Stahl aus dem Hochofen quillt.

lg
Uwe
Zuletzt geändert von Oldy am 21.10.2008, 11:06, insgesamt 1-mal geändert.

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 10.10.2008, 19:34

Stark!

Ich denke, daß davon du noch viel mehr schöpfen kannst, auch optisch.

Soweit für mich sehr beeindruckend.

(Hoffentlich hast du dich nicht mit Janleo überworfen.)

Moshe

Max

Beitragvon Max » 10.10.2008, 22:41

Lieber Uwe,

ja, eine Nähe zur wirklichen Arbeit am Hochofen ist genau das, was ich mir wünschen würde.

Danke für die Info :-)

Liebe Grüße
Max

Oldy

Beitragvon Oldy » 13.10.2008, 11:57

Hallo,

die Form ist der Absicht zur Vertonung geschuldet, aber es stimmt, da könnte man noch feilen.

Arbeitslyrik? Interessante Idee.

Die Hörversion ist mittlerweile in der Hörbar zu finden.

lg
Uwe

Max

Beitragvon Max » 13.10.2008, 20:41

Hm,

ich suche har nicht nach einer oberflächlichen Arbeitslyrik, aber einer, die beschreibt, wofür dieser Hochofen jahrzehntelang stand .. und die ist, so denke ich, nciht leicht zu schreiben, aber vielleicht lohenen.

Liebe Grüße
Max

Oldy

Beitragvon Oldy » 13.10.2008, 21:07

Ahh, jetzt verstehe ich. Interessante Idee
Mal sehe, ob ich das hinkriege.

lg
Uwe


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