als es wolken waren
als man nah am abgrund lächelte
dort wo die kranken rücksicht
auf die worte der gesunden nehmen
etwas erwacht
gleich morgen kann es gelingen
wir verstehen es schon
dieses wort in deinen zeilen
das alles schreckliche bezeugt
das andere aber auch
dass ich einst für christine lavant schrieb
http://www.lyrikline.org/index.php?id=1 ... e69e3ca609
schau mal, das ist eines der schönsten Gedichte die für die Lavant geschrieben worden sind,
den Rest hat sie dann selber besorgt
schau mal, das ist eines der schönsten Gedichte die für die Lavant geschrieben worden sind,
den Rest hat sie dann selber besorgt
Hallo Estragon,
ich erinnere mich auch irgendwie daran, dass mir die erste Version besser gefiel. Smile trifft es sehr genau, hier fehlt die Schwingung. Der herausragende Vers "wo die kranken rücksicht auf die worte der gesunden nehmen" entfaltet seine Wirkung kaum noch. Abhanden gekommen ist seine Herleitung (er stand doch etwa in der Mitte des Textes?). Das finde ich bedauerlich.
Weiterhin scheinst du zwar auf die essentiellen Stellen reduziert zu haben, aber diese wirken jetzt stakkatohaft, haben keinen Fluss mehr. Die letzten drei Strophe reihen sich bloß noch als beschreibende Elemente einer Lesart von Christine Lavants Gedichten aneinander.
Jetzt lese ich in den ersten beiden Strophen zwei sehr eindrucksvolle Bilder denen der Text fehlt. Jetzt entfalten sie sich nicht mehr. Zumindest fühle ich die Betroffenheit nicht mehr, die mir der Rücksichtsvers gestern vermittelte.
Meine jetzige Lesart vermittelt -nichtsdestrotz- weitere Kürzungsgedanken:
als es wolken waren
als man nah am abgrund noch lächelte
dort wo die kranken rücksicht
auf die worte der gesunden nehmen:
etwas kann erwachen
gleich morgen wird es gelingen
So bleibt die Interpretation auf meiner Seite (der des Lesers). Die Hoffnung als Eigenschaft der Kranken erklärt diese Kranken zu den eigentlich Gesunden. Sie deren Krankheit die Gesunden sind verlieren weder Mut noch Zuversicht.
Die Bitternis dieser Lebenseinstellung liegt darin, dass der offene (weiter gekürzte) Text zum Fortführen ermuntert. Die Fortführung ist der Untergang. Mut und Zuversicht werden nicht belohnt. Trotzdem sind sie ja da gewesen, haben als Selbstzweck gewirkt, waren gut und richtig.
Die letzten beiden Strophen wurden also schon erzählt. Wenn sie aber direkt an Christine Lavant gerichtet sein sollten: "Ja, wir haben dich verstanden." Dann könnte ich die menschliche Notwendigkeit dieser zeilen verstehen. Dann würde ich aber auch umstellen:
wir verstehen es schon
dieses halbe wort in deinem ton
als es wolken waren
als man nah am abgrund noch lächelte
dort wo die kranken rücksicht
auf die worte der gesunden nehmen
etwas kann erwachen
gleich morgen wird es gelingen
So lebt das Gedicht seine Widmung stärker aus. Wie in einem Brief die Anrede, die als Programm des Textes fungiert. Der Ton wird in den mittleren Strophen (als Ort) genauer beschrieben. Das Wort in der Schlussstrophe.
Ich persönlich tendiere nach diesem Post zum zweiten Vorschlag. Er gewinnt etwas Herleitung meines Lieblingsbildes zurück.
LG
Last
ich erinnere mich auch irgendwie daran, dass mir die erste Version besser gefiel. Smile trifft es sehr genau, hier fehlt die Schwingung. Der herausragende Vers "wo die kranken rücksicht auf die worte der gesunden nehmen" entfaltet seine Wirkung kaum noch. Abhanden gekommen ist seine Herleitung (er stand doch etwa in der Mitte des Textes?). Das finde ich bedauerlich.
Weiterhin scheinst du zwar auf die essentiellen Stellen reduziert zu haben, aber diese wirken jetzt stakkatohaft, haben keinen Fluss mehr. Die letzten drei Strophe reihen sich bloß noch als beschreibende Elemente einer Lesart von Christine Lavants Gedichten aneinander.
Jetzt lese ich in den ersten beiden Strophen zwei sehr eindrucksvolle Bilder denen der Text fehlt. Jetzt entfalten sie sich nicht mehr. Zumindest fühle ich die Betroffenheit nicht mehr, die mir der Rücksichtsvers gestern vermittelte.
Meine jetzige Lesart vermittelt -nichtsdestrotz- weitere Kürzungsgedanken:
als es wolken waren
als man nah am abgrund noch lächelte
dort wo die kranken rücksicht
auf die worte der gesunden nehmen:
etwas kann erwachen
gleich morgen wird es gelingen
So bleibt die Interpretation auf meiner Seite (der des Lesers). Die Hoffnung als Eigenschaft der Kranken erklärt diese Kranken zu den eigentlich Gesunden. Sie deren Krankheit die Gesunden sind verlieren weder Mut noch Zuversicht.
Die Bitternis dieser Lebenseinstellung liegt darin, dass der offene (weiter gekürzte) Text zum Fortführen ermuntert. Die Fortführung ist der Untergang. Mut und Zuversicht werden nicht belohnt. Trotzdem sind sie ja da gewesen, haben als Selbstzweck gewirkt, waren gut und richtig.
Die letzten beiden Strophen wurden also schon erzählt. Wenn sie aber direkt an Christine Lavant gerichtet sein sollten: "Ja, wir haben dich verstanden." Dann könnte ich die menschliche Notwendigkeit dieser zeilen verstehen. Dann würde ich aber auch umstellen:
wir verstehen es schon
dieses halbe wort in deinem ton
als es wolken waren
als man nah am abgrund noch lächelte
dort wo die kranken rücksicht
auf die worte der gesunden nehmen
etwas kann erwachen
gleich morgen wird es gelingen
So lebt das Gedicht seine Widmung stärker aus. Wie in einem Brief die Anrede, die als Programm des Textes fungiert. Der Ton wird in den mittleren Strophen (als Ort) genauer beschrieben. Das Wort in der Schlussstrophe.
Ich persönlich tendiere nach diesem Post zum zweiten Vorschlag. Er gewinnt etwas Herleitung meines Lieblingsbildes zurück.
LG
Last
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