dass ich einst für christine lavant schrieb

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Estragon

Beitragvon Estragon » 18.07.2008, 19:37

als es wolken waren
als man nah am abgrund lächelte

dort wo die kranken rücksicht
auf die worte der gesunden nehmen

etwas erwacht
gleich morgen kann es gelingen

wir verstehen es schon
dieses wort in deinen zeilen

das alles schreckliche bezeugt
das andere aber auch
Zuletzt geändert von Estragon am 19.07.2008, 16:25, insgesamt 6-mal geändert.

Estragon

Beitragvon Estragon » 18.07.2008, 21:51


Estragon

Beitragvon Estragon » 19.07.2008, 13:06

das gedicht wird wohl vollständig untergehen...:-(

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Beitragvon Ylvi » 19.07.2008, 13:11

Hallo Estragon,

nicht so ungeduldig :-) Ich hatte es schon gesehen, wollte mir nur erst noch den link anschauen und es ein bisschen wirken lassen. Hat es sich verändert? Irgendwie war es mir anders in Erinnerung.

liebe Grüße smile

Estragon

Beitragvon Estragon » 19.07.2008, 13:13

ja ich find es besser, aber immer noch nicht perfekt....
:hut0039:

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Beitragvon Ylvi » 19.07.2008, 13:18

Stellst du mal die erste Version in Kopfposting dazu? Vielleicht irre ich mich auch, aber da war etwas, das mir daran intensiver vorkam.

Estragon

Beitragvon Estragon » 19.07.2008, 13:20

:-( gibts nimmer...aber es war zu lange, glaub mir

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Beitragvon Ylvi » 19.07.2008, 13:26

wie, gibt's nimmer? Nein, die war besser. :mrgreen: Ich kann mich eindeutig erinnern, dass ich dachte, das hat was besonderes, und nun finde ich es dagegen mmmh trocken, du hast die persönliche Schwingung wegreduziert, das finde ich schade.

liebe Grüße smile

Estragon

Beitragvon Estragon » 19.07.2008, 13:30

hm, fand ich nicht, ich fand das andere zu geschwätzig....

Estragon

Beitragvon Estragon » 19.07.2008, 13:32

http://www.lyrikline.org/index.php?id=1 ... e69e3ca609


schau mal, das ist eines der schönsten Gedichte die für die Lavant geschrieben worden sind,
den Rest hat sie dann selber besorgt

Last

Beitragvon Last » 19.07.2008, 16:19

Hallo Estragon,

ich erinnere mich auch irgendwie daran, dass mir die erste Version besser gefiel. Smile trifft es sehr genau, hier fehlt die Schwingung. Der herausragende Vers "wo die kranken rücksicht auf die worte der gesunden nehmen" entfaltet seine Wirkung kaum noch. Abhanden gekommen ist seine Herleitung (er stand doch etwa in der Mitte des Textes?). Das finde ich bedauerlich.

Weiterhin scheinst du zwar auf die essentiellen Stellen reduziert zu haben, aber diese wirken jetzt stakkatohaft, haben keinen Fluss mehr. Die letzten drei Strophe reihen sich bloß noch als beschreibende Elemente einer Lesart von Christine Lavants Gedichten aneinander.

Jetzt lese ich in den ersten beiden Strophen zwei sehr eindrucksvolle Bilder denen der Text fehlt. Jetzt entfalten sie sich nicht mehr. Zumindest fühle ich die Betroffenheit nicht mehr, die mir der Rücksichtsvers gestern vermittelte.

Meine jetzige Lesart vermittelt -nichtsdestrotz- weitere Kürzungsgedanken:

als es wolken waren
als man nah am abgrund noch lächelte

dort wo die kranken rücksicht
auf die worte der gesunden nehmen:

etwas kann erwachen
gleich morgen wird es gelingen


So bleibt die Interpretation auf meiner Seite (der des Lesers). Die Hoffnung als Eigenschaft der Kranken erklärt diese Kranken zu den eigentlich Gesunden. Sie deren Krankheit die Gesunden sind verlieren weder Mut noch Zuversicht.
Die Bitternis dieser Lebenseinstellung liegt darin, dass der offene (weiter gekürzte) Text zum Fortführen ermuntert. Die Fortführung ist der Untergang. Mut und Zuversicht werden nicht belohnt. Trotzdem sind sie ja da gewesen, haben als Selbstzweck gewirkt, waren gut und richtig.

Die letzten beiden Strophen wurden also schon erzählt. Wenn sie aber direkt an Christine Lavant gerichtet sein sollten: "Ja, wir haben dich verstanden." Dann könnte ich die menschliche Notwendigkeit dieser zeilen verstehen. Dann würde ich aber auch umstellen:

wir verstehen es schon
dieses halbe wort in deinem ton

als es wolken waren
als man nah am abgrund noch lächelte

dort wo die kranken rücksicht
auf die worte der gesunden nehmen

etwas kann erwachen
gleich morgen wird es gelingen


So lebt das Gedicht seine Widmung stärker aus. Wie in einem Brief die Anrede, die als Programm des Textes fungiert. Der Ton wird in den mittleren Strophen (als Ort) genauer beschrieben. Das Wort in der Schlussstrophe.

Ich persönlich tendiere nach diesem Post zum zweiten Vorschlag. Er gewinnt etwas Herleitung meines Lieblingsbildes zurück.

LG
Last

Estragon

Beitragvon Estragon » 19.07.2008, 16:37

ich hab schon was geändert, aber du hast schon recht, da fehlt tatsächlich was
und zwar zwischen

dort wo die kranken rücksicht
auf die worte der gesunden nehmen

etwas erwacht
gleich morgen kann es gelingen


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