Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
Beiträge: 3915
Registriert: 28.07.2006
Geschlecht:

Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

Bild
Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Max

Beitragvon Max » 29.04.2008, 21:04

Bau Dir kein Haus
Verkneif dir die Tränen
Setzt deine Schritte mit Bedacht

Sag nein nur niemals
ja
Verharre
Verkapsel dein Hoffen im Herz

Bau dir kein Haus
bewohne die Höhlen

Wenn ich zu dir komm
wie damals im Winter
brechen wir gemeinsam auf

Gehen unsere Wege zu zweit

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 07.05.2008, 01:27

Sag niemals Ja
wenn du Nein meinst
Sag niemals Nein
wenn du Ja meinst

Wenn du Nein meinst
sag es lautlos mit deinem Salz
Wenn du Ja meinst
sag es lautlos mit deinen Lippen

Benutzeravatar
Elsa
Beiträge: 5286
Registriert: 25.02.2007
Geschlecht:

Beitragvon Elsa » 07.05.2008, 08:39

vielleicht
sagst du und lächelst

vielleicht ja
vielleicht nein
?

du hältst mich in schach:
vielleicht

vielleicht renne ich davon
Schreiben ist atmen

Benutzeravatar
ferdi
Beiträge: 3260
Registriert: 01.04.2007
Geschlecht:

Beitragvon ferdi » 07.05.2008, 09:18

.





              Aus läuft das Schiff,
              Davon, auf ihm, ein Mensch: du.
              Vor mir.





.

Max

Beitragvon Max » 10.05.2008, 19:55

Auf dem Schiff
bin ich in meiner Rettung gefangen

Das Meer
setzt meinem Hoffen Schranken

Und ist dabei schon fast
so irreal
wie die ferneren Horizonte

Ich
bleibe
bei mir

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 10.05.2008, 20:02

Nur wenn ich
den Horizont sehe
verbringe ich den Tag
nicht über die Reling gebeugt

Max

Beitragvon Max » 24.05.2008, 15:06

Gebet

Den Himmel aufbrechen
und hineingehen

Ihm das Versprechen glauben

Ihn beim Wort nehmen
wie beim Brot
(den Wein bring ich selbst mit)
Das wäre ein Abendmahl

Und die Horizonte wären rot
(wie mein Wein)

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 26.05.2008, 11:37

in vino veritas
nicht

jenseits

Max

Beitragvon Max » 26.05.2008, 22:30

Jenseits

Wohin der Vater seine Trauer schickte

Und die Jungen
die in Frotteeschlafanzügen
im Etagenbett
beteten

Müde bin ich geh zur Ruh
und grüß unsere Mama

Woran die Großtante glaubte
wenn sie die Mutter Gottes aus Porzellan befühlte
(und auch die Oma
die sich den Zweifel erlaubte)

Manchmal wünscht er
Hoffen würde nicht spröde
wenn es zu lange an der Vernunft liegt

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 27.05.2008, 00:07

wenn
hoffen vernünftig
vernunft hoffentlich entbehrlich
glaube hoffnungslos
dann
liegt die hoffnung
einmal abgeworfen
im schatten
den sie wirft

aram
Beiträge: 4509
Registriert: 06.06.2006

Beitragvon aram » 27.05.2008, 15:15

wenn

hoffen hoffnungslos
vernunft hoffentlich vernünftig

glaube entbehrlich
sehe ich mich um

die schar meiner liebeskinder hinter mir
statt vor, wende ihnen wieder den rücken

bleiben sie mir doch im blick; janus

steige ich auf in mein licht.

Benutzeravatar
Lisa
Beiträge: 13944
Registriert: 29.06.2005
Geschlecht:

Beitragvon Lisa » 28.05.2008, 17:25


In den Wolken Fahrradfahren; so klingt gerade die Musik


Und du musst daran denken, wie du
in Mykene mit deinem Vater aus den Gräbern stiegst
Der Gedanke kommt vom gegenüberliegenden Ufer
Von deiner Seite siehst du wie sich die Wolken spiegeln und das Fahrrad am Grund
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Max

Beitragvon Max » 29.05.2008, 21:02

Und du musst an den fluss deiner kindheit denken

an die langen spaziergänge
immer am falschen ufer

an deinen gesang gegen das verzagen
gegen das alleinsein
an das licht der untergehenden sonne

und dass du heute nicht mehr singst
wenn du allein bist
nur noch unleidlich wirst
nach tagen

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 29.05.2008, 23:05

kindheit

wild schaukeln
bis zum überschlag
klavierunterricht
bis zum erbrechen
kirschen klauen
aus nachbars garten
(die schmeckten viel süßer)
blaue briefe
nach hause zittern
auf pferden
in fremder wiese reiten

gummitwist-kindheit


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 21 Gäste