schlagwort

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Niko

Beitragvon Niko » 21.05.2008, 21:29

vom Autor gelöscht
Zuletzt geändert von Niko am 07.06.2009, 16:35, insgesamt 1-mal geändert.

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leonie
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Beitragvon leonie » 21.05.2008, 22:05

Lieber Niko,

ersteinmal gefällt mir das gut. Beim zweiten Hinschauen wundere ich mich, woher denn im Wortfeld "Wasser/Pflanzen" plötzlich das Schlagwort herkommt. Ich verstehe, wie Du es meinst, hatte aber trotzdem die Idee, ob "Dornenwort" oder "Dornwort" nicht mehr im Bild bleiben würde...

Liebe Grüße

leonie

Max

Beitragvon Max » 22.05.2008, 21:35

Lieber Niko,

hier gefällt mir der Rhythmus. Der Takt gehört so, dass fühlt man.
Mit dem "Schlagwort" allerdings geht es mir ähnlich wie Leonie.

Liebe Grüße
Max

Mucki
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Beitragvon Mucki » 23.05.2008, 01:01

Hi Niko,

meine Lesart: es gab eine Zeit, in der LI verliebt war in das DU und mit dem DU zusammen lebte ("wo ich noch kreise zog), LI war zu verliebt, klammerte vielleicht ("wuchs dir beschwert mit rosenlast"). Daraus entstand eine unüberbrückbare Wand für das DU ("damm").
Jetzt gerate ich ins Trudeln bei: "und ließ aus dem bewässerten". Wurden die Rosen von Seiten des LI sozusagen weiter gegossen, so dass der Damm immer höher für das DU wurde? Der Bezug ist mir hier etwas unklar. Dann, nach meiner Lesart, führt dieses Nichtaufhören des LI zur Trennung, zum Schlagwort, das "Geh" lautet. Es ist also ein trauriges Gedicht, das vom Ende einer Beziehung erzählt.

Schlagwort passt einerseits, weil es für das LI ein Schlag ins Gesicht ist, dennoch ist es m.E. etwas zu stark ausgedrückt und erinnert andererseits sehr an Schlagworte im allgemeinen Sprachgebrauch. So wie Schlagzeilen, etc.
Vielleicht fällt dir da ein anderes Wort ein.
Soweit meine Gedanken zu deinem Gedicht.
Saludos
Mucki

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 23.05.2008, 23:04

Liebe Niko!

Ich kann den Vorgang ganz gut verstehen.
Auch gefällt mir der Begriff 'Schlagwort', weil dieses kleine Wort sehr schlägt. (ich spüre den Schlag und seine Folgen)

Das Wort 'sprießen' ist mir persönlich doch zu behäbig hier.
Wie wäre es mit 'platzen', oder einem ähnlichen Begriff?
Ich denke, daß die Situation dann doch sehr plötzlich kam.

MlG

Moshe

Mucki
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Beitragvon Mucki » 23.05.2008, 23:14

Hi Moshe,

über das Wort "sprießen" dachte ich auch nach, fand dann aber, dass es in den Kontext passt, weil das Ganze ja eine Entwicklung darstellt und m.E. eben keine plötzliche Situation. Diese Worte weisen m.E. darauf hin, hab sie mal unterstrichen:

dort wo ich noch kreise zog
wuchs dir beschwert
mit rosenlast ein damm
und ließ aus dem bewässerten
ein schlagwort sprießen

Saludos
Mucki

Max

Beitragvon Max » 24.05.2008, 13:15

Hi Moshe,

gegen das sprießen habe ich nichts .. nur passt es eben nicht zum Schlagwort (das mir dasjenige Wort zu sein scheint, das hier aus dem Kontext fällt).

Liebe Grüße
Max

DonKju

Beitragvon DonKju » 24.05.2008, 17:17

Hallo Niko,

irgendwie haben die meisten, mich selbst eingeschlossen, gewisse Schwierigkeiten mit den Zeilen :

"und ließ aus dem bewässerten
ein schlagwort sprießen

geh"

weil dieses Bild sehr eigenwillig ist, was andererseits zwar auch dein Recht ist, aber ...

.. ich möchte daher einmal folgenden Gegenvorschlag machen :

(den Damm der vorigen Zeile aufgreifend)
bis dieser schließlich oder plötzlich
unter einem Schlagwort bricht

geh

Was hälst Du davon ?
fragt sich grüßend Bilbo

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 24.05.2008, 21:05

Hallo Niko!

Ich würde alles lassen, wie es ist :-) Hier, wie bei vielen deiner Gedichte, scheint es nicht zentral zu sein, einen einheitlichen Rahmen zu finden.

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Niko

Beitragvon Niko » 25.05.2008, 08:11

soooooo.........
zunächst mal vielen dank für eure intensive beschäftigung mit meinen zeilchen!

grundsätzlich frage ich mich, ob es wirklich nötig und relevant ist, in einem bild zu bleiben. leonie zb. schreibt: verstehe was du meinst. dann aber: mehr im bild bleiben.
ist eine frage, die ich jetzt mal einfach grundsätzlich in den raum werfe: muss ein gedicht in einem bild bleiben? wenn mein ein gedicht versteht, trotz abschweifen aus einem bild. muss es dann trotzdem der regel "nie aus dem bild weichen" entsprechen?
Ich würde alles lassen, wie es ist biggrin Hier, wie bei vielen deiner Gedichte, scheint es nicht zentral zu sein, einen einheitlichen Rahmen zu finden.

dies, ferdi, wirkt auf mich ein wenig ironisch. so nach dem motto: hat ja keinen zweck, dir was von form zu erzählen, du machst ja eh, was du willst und hörst nicht auf (fachlichen?) rat. korrigiere mich bitte, wenn ich da übertrieben lese.
moshe: mit dem "sprießen" liegst du ja nicht ganz verkehrt. andererseits hat mucki ja auch schon gut erläutert, dass es eben ein prozess ist, der zu diesem "geh" führt. aber sprießen liegt auch nahe am "keimen" dem zarten entwickeln eines sprosses. vielleicht dadurch zu harmlos, dieses sprießen. ich werde mal überlegen, ob sich nicht etwas treffenderes findet.
danke euch allen: Niko

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 25.05.2008, 09:07

Hallo Niko!

Da "liest du übertrieben" :-) Es ist doch so, dass jeder von uns seinen eigenen "Ordnungsrahmen" hat, innerhalb dessen er die Sinnbezüge seiner Texte anlegt; und der ist halt verschieden. Wenn z.B. für Leonie "Herkunft aus demselben Wortfeld" ein wichtiges Kriterium ist und für dich nicht, wie soll dann ein Änderungsvorschlag wirken können? Am Ende stünde nur ein etwas seltsames Mischwesen. Nun kann man sich natürlich von den eigenen Vorstellungen freimachen und sich in die Ordnungsrahmen des jeweils anderen hineindenken - ich etwa muss das andauernd tun, da mein persönlicher Ordnungsrahmen ja nun völlig ungeeignet wäre, irgendeines der hier im Salon vorgestellten Gedichte zu erfassen. Das allerdings fällt mir bei deinen Texten ziemlich schwer, weil ich einfach noch nicht dahintergekommen bin, wie dein persönlicher Ordnungsrahmen funktioniert (Daher auch das "scheint" in meinem ersten Beitrag). Aber ich bleibe am Ball :-)

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 25.05.2008, 10:43

Hi Niko,
ist eine frage, die ich jetzt mal einfach grundsätzlich in den raum werfe: muss ein gedicht in einem bild bleiben? wenn mein ein gedicht versteht, trotz abschweifen aus einem bild. muss es dann trotzdem der regel "nie aus dem bild weichen" entsprechen?

Meiner Meinung nach muss ein Gedicht in dieser Hinsicht gar nichts. Wenn die Intention des Autors von den Lesern gelesen wird, ist es gut. Manchmal sind Bildersprünge zudem ja ganz bewusst gewählt. In vielen Texten sind solche Sprünge wichtig, erzielen gerade durch solche Sprünge überhaupt erst ihre Wirkung, in anderen wiederum wirken sie ungelenk und den Rahmen sprengend. Das kann man nicht verallgemeinern. Es kommt auf den Inhalt, die Intention des Autors an.
Saludos
Mucki

aram
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Beitragvon aram » 25.05.2008, 10:56

lieber niko,

ich finde diese 5 zeilen ausgezeichnet:

dort wo ich noch kreise zog
wuchs dir beschwert
mit rosenlast ein damm
und ließ aus dem bewässerten
ein schlagwort sprießen


für mich beruht die wirkung des textes auf dem auftauchen des 'schlagwortes', das den bisherigen kontext sprengt, obwohl es aus ihm 'spross'.

das gefällt mir, ich finde es hervorragend ausgearbeitet. besonders schön auch das 'bewässerte'.

dadurch passt für mich auch "dort wo ich noch kreise zog / wuchs dir beschwert / mit rosenlast ein damm". für sich genommen würde ich dieses bild stärker hinterfragen und vielleicht nicht recht 'klug' daraus werden. doch dem ausbrechenden 'schlagwort' bieten diese in ihrer mischung aus leicht verständlichem und dunklen leicht ominösen zeilen genau den richtigen hinter-grund.

zur einheitlichkeit der bildsprache: sie ist doch gegeben. die ausdrücke 'kreise ziehen', 'wachsen', 'rosen' [bis auf deren 'last', das ist eben mysterium], 'damm', 'bewässertes' und 'sprießen' lassen sich alle auf eine gärtnerische welt beziehen - viel einheitlicher geht's m.e. gar nicht mehr.

dass das 'schlagwort' hier herausfällt, ist nicht manko, sondern programm - genau darum , dass die bisherige sprache zwischen lyr.ich und -du gesprengt wird, geht es doch.

gesprengt durch etwas, das nichts desto trotz 'erwachsen' ist, gar bewässert wurde.

die emotionalen qualitäten, die gefühlsresonanz von schmerz, innerer bestimmtheit, transportieren sich auch hier intensiv. (eine stärke fast aller deiner texte, finde ich)

was mir nicht gefällt: der titel und die letzte zeile.

ersterer nimmt zuviel vorweg, schwächt den 'schmerzlichen punkt' des gedichtes.
letztere ist mir zu konkret, ohne dass damit etwas 'verständliches' gesagt würde (weil der individuelle kontext ja nicht gegeben wurde, auch nicht fehlt, hier aber vorausgesetzt wird), ein 'individueller bezug' wird ganz am schluss als 'klartext' reingemischt; das finde ich unnötig und den text im ganzen 'verengend'.


insgesamt sehr gern gelesen. schön, immer wieder solche ansprechenden texte von dir auftauchen zu sehen.

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 25.05.2008, 20:08

Hallo!

Die Sache mit dem 'sprießen' ging mir heute auch nochmal durch den Kopf.
Zwar hat Mucki einen guten Bezug hergestellt, und ich kann den Vorgang verstehen, aber dennoch ist mir das Wort dann doch zu 'blümeland' und zu 'frühlingshaft'.
Das Anwachsen ist ja schon geschrieben, welches durch einen Damm aufgehalten wurde, der dann bricht zu dem Schlagwort.
Somit wäre für mich die folgerichtigste Lösung:

'ein Schlagwort brechen'

(Bilbo hatte es sehr-sehr ähnlich gesehen.)

MlG

Moshe


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