wie es ist

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
scarlett

Beitragvon scarlett » 28.04.2008, 15:48

dies löchrige brot hast du
nicht gegessen hungersehnsucht nie
geschmeckt im gelbroten feld

und niemals hat deine hand
durchwühlt die sattkörnige erde
während im kopf sich mohnwind versteckt

wie es ist wenn dein herz
an mondzeigern hängt und im takt
der sonnenuhren schlägt

nein, dies alles weißt du nicht
und trägst mich dennoch
durch die Zeit.

Schluss durch zwei Verszeilen ergänzt.

© Monika Kafka, 2008
Zuletzt geändert von scarlett am 09.05.2008, 20:35, insgesamt 1-mal geändert.

scarlett

Beitragvon scarlett » 09.05.2008, 20:33

Lieber Max,

vielleicht helfen dir meine Ausführungen etwas beim Aufdröseln der Bilder. Du hast gestern gepostet, während ich an meiner Antwort schrieb -
Vor allem bei den "gelbroten Feldern" dürfte ja nun alles klar sein.
Hab mich gefreut, von dir zu lesen. Danke.

Liebe Mucki,

ja, so werde ich es machen, was den Schluss anbelangt.
Aber warum du nun "meinen Kopf" vorschlägst, verstehe ich nicht so ganz ... eher müßte es ja "deinem kopf" heißen.

Ich finde es auf jeden Fall sehr schön, dass du dich nochmal gemeldet hast. Danke.

Herzliche Grüße in ein hoffentlich schönes Pfingstwochenende euch beiden,
Monika

Max

Beitragvon Max » 09.05.2008, 20:46

Liebe Scarlett,

ja, mit meine gelbroten Feldern lag ich nicht so falsch ...

Was mich immer noch ein wenig besorgt an dem gedicht, ist das, was Du mit

LI ist also wohl eher dem Dunklen, der Nacht verhaftet, ein Träumendes, Verträumtes, (s. auch Mohnwind!)


beschreibst. Das kommt mir gerade durch die schon diskutierten Strophenenden sehr undistanziert rüber. Ich gebe zu, da sind wir ganz dich and Fragen des persönlichen Geschmacks.

Liebe Grüße und schöne Pfingsttage
Max

jondoy
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Beitragvon jondoy » 12.05.2008, 23:58

Hallo,

ich hab die Auflösung des Textes gelesen.


Was ich dazu sagen will.
Nichts. Das vor allem.


Meine Meinung zur vorgenommen Textergänzung.
Sie hört sich in meinen Ohren (bitte nicht missverstehen) wie eine hinterhergeschobene "Entschuldigung" des Lyrischen Ichs an,
als wenn es sich mit diesen Worten (dem Du gegenüber) für seine vorherigen Zeilen "entschuldigen" will.
Ich hätte mit dem Tonfall dieses Schlusses Bauchweh.

In meinen Augen kommt die von der Autorin nur als "Erläuterung" gedachte "alternative Schlussversion"...einem Liebesgedicht schon näher.
In diesen angedachten (unvollendeten) Zeilen steckt mehr Seele drin, find ich.

Scarlett hat es in dieser Erläuterung so beschrieben:

und dennoch trägt mich
..... (deine Liebe, dein Vertrauen)
sicher durch die Zeit


Mit dem jetzigen Schluss kommt das nur "verkrüppelt" wieder, find ich.

Meine von 200 hier möglichen Meinungen.


Einen schönen Abend

...(irgendwie) vom anderen Ende der Verstehenswelt.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 13.05.2008, 10:47

Hallo Stefan,

hätte Monika den Schluss so geschrieben:

nein, dies alles weißt du nicht
und dennoch trägt mich
deine Liebe, dein Vertrauen
sicher durch die Zeit.


wäre mir der Kontrast/der Bruch in der Sprache zu stark gewesen zwischen Strophe 1-3 zur letzten. So finde ich den Schluss gut. Als "hinterher geschobene Entschuldigung" des LI an das Du lese ich es nicht. Durch den jetzigen Schluss bleibt die Sprache des LIs sich treu und der Kontext wird aus meiner Sicht gut abgerundet.
Saludos
Mucki

jondoy
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Beitragvon jondoy » 13.05.2008, 23:39

Hallo Mucki,

um das Kunstgedicht fuer mich nachvollZiehbar zu machen,
hab ich es fuer mich jetzt in eine andere, bildlich gesprochen "hellere" Sprache uebersetzen muessen:

Du hast niemals Sehnsucht in Flaschen gekostet,
niemals hat deine Nase im gelbroten Schlaraffenland gesteckt,
während dein Kopf sich
aus
D
R
E
I
F
A
C
H

S

A

L

T

O

S
kerzengerade Gedanken
drehte, die nur eine Richtung kannten,

weißt nicht, wie es ist,
wenn an deinen Füßen die schwere Kette „Alltag trostlos“ hängt,
währenddessen dein Herz
v...... .....c
...e..... ü .... k
...... r r ......... t tickt,
weil der Gedanke an dich es
s~~~~~~h~~~~~~e~~~~~~e~~~~~~
~~~~c~~~~~~w~~~~~~b~~~~~~~n
lässt.

Erst dadurch erkenne ich jetzt, dass es keine Entschuldigung sein sollte.
Danke für deinen Hinweis. Dein Kommentar hat mich auf das angestoßen.

In fliesender Sprachmelodie muesste es im Originaltext fuer mich heissen:

"dies loechrige brot hast du
nicht gegessen hungersehnsucht nie
geschmeckt im gelbroten feld

niemals hat deine hand
durchwuehlt die sattkoernige erde
waehrend im kopf sich mohnwind versteckt

wie es ist, wenn dein herz
an mondzeigern haengt und im takt
der sonnenuhren schlaegt

weißt du nicht,
und traegst mich dennoch
durch die Zeit."

Eine Verabschiedungsformel zu schreiben, fällt mir jedesmal schwer.
Ich weiss oft gar nicht, was ich sagen soll.
Stefan

Mucki
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Beitragvon Mucki » 13.05.2008, 23:53

Hallo Stefan,

es ist deine Form der Annäherung an Monikas Gedicht, find ich interessant.
Schaun wer mal, was Monika dazu schreibt.
Eine Verabschiedungsformel zu schreiben, fällt mir jedesmal schwer.
Ich weiss oft gar nicht, was ich sagen soll.

Wieso das?
Schreib doch einfach:
Gruß
Stefan
oder wie die anderen es machen:
Liebe Grüße
Stefan
Ich schreibe halt:


Saludos
Mucki,-)

jondoy
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Beitragvon jondoy » 14.05.2008, 00:26

Hallo Mucki,

um diese Zeit (Mitternacht!),

ich hätt mir anfangs nie träumen lassen, dass sich dieser Text später ein Liebesgedicht "verwandeln" würde, es saß anfangs ja in einem völlig undurchsichtbaren Konkon (schreibt man das so?).

Du schreibst:
"Wieso das?"

Das kann ich rational nicht erklären.
Die beiden Varianten, die du da benennst, hab ich mir auch schon überlegt.
Jetzt verrat ich dir mal was. Ich kann glatt ne halbe Stunde über so ner "blöden" Schlussformel sitzen (brüten). Glaub mir, ich lach über mich selber. Das ist total verschwendete Energie. Bin bei vielem so hin- und hergerissen.

Deine Version "Saludos..." ist hier einmalig. Aber das ist deine Version. Die ist auch stimmig, weil dein Hintergrund ja irgendwo aus Südamerika/Mexiko? stammt, da war doch mal so ein Sonnenuntergangsbild, zwei, ich kann mich jetzt wieder dran erinnern, auch von wem,

So eine Schlußverabschiedungsformel, die auf mich passt, möchte ich auch für mich finden. Vielleicht setzt sie sich irgendwann unverhofft auf meinen Fuß und ich brauch sie nur noch abzuschreiben.

Gruß und Liebe Grüße,
Stefan

Mucki
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Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 14.05.2008, 02:04

Hallo Stefan,

da das hier Off topic ist, schreib ich dir eine pn.
Saludos
Mucki

scarlett

Beitragvon scarlett » 15.05.2008, 11:53

Hallo Stefan,

deine Annäherung an mein Gedicht finde ich interessant, vor allem die graphische Umsetzung hat mir sehr gefallen.
Wenn es dir auf diese Weise eingänglicher erscheint, warum nicht.
Die "helleren" Metaphern waren halt in diesem Fall nicht meins.
Was nun den Schluss anbelangt: ich sehe das wie Mucki, die Sprache würde einen noch krasseren Bruch aufweisen, wenn ich - so wie in der ersten Überlegung - "deine Liebe, dein Vetrauen" gesetzt hätte. Eigentlich war das auch nur als Beispiel gedacht dafür, was ich meine.
Schön wäre es, wenn ich für das, was jetzt dort steht, noch ein Bild finden würde - aber momentan geht hier nichts mehr, es wird erstmal so stehen bleiben.

Für deine Beschäftigung mit dem Text hab Dank, auch du, liebe Mucki.

Liebe Grüße,
scarlett/Monika

jondoy
Beiträge: 1692
Registriert: 28.02.2008

Beitragvon jondoy » 16.05.2008, 22:43

Hallo scarlett/Monika,

diese "Aufhellung" war für mich notwendig, um überhaupt ein Gespür dafür zu entwickeln, wie das "Ende" mit dem "Anfang des Textes zusammenpasst, ich hab keine Brücke gesehen, also musste ich mir die Brücke "selbst bauen", am Ende des Schreibens hat es sich dann harmonisch zusammengefügt, dies hat sich einfach so ergeben; ich bin beim "Übersetzen" von deinen Erläuterungen ausgegangen, ein paar "Fixpunkte" musste ich ja haben, schließlich wollte ich ja nicht phantasieren, sondern "den Willen der Autorin" erforschen und in andere Bilder umsetzen.

Deine Intension :smile:

Schön wäre es, wenn ich für das, was jetzt dort steht, noch ein Bild finden würde - aber momentan geht hier nichts mehr, es wird erstmal so stehen bleiben.


ist deckungsgleich mit meiner, würde hier auch noch nach einem anderen Bild, einen anderen Ausdruck suchen, wenn ich eins gefunden hätte, hätte ich es benannt. :smile: .

Dass die "helleren" Metaphern hier in diesem Text nicht deins gewesen sind, ist mir natürlich klar :smile: .

Die graphische Umsetzung war auf meinem Bildschirm noch anders, aber sie hat nicht gehalten, die Buchstaben sind hier beim Reinstellen verrutscht, es ist nur ein Rest, es hat viel an Leichtigkeit verloren, hat gut ausgesehen.

Gruß
Stefan


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