das lächeln

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Niko

Beitragvon Niko » 07.05.2008, 14:54

vom Autor gelöscht
Zuletzt geändert von Niko am 07.06.2009, 16:36, insgesamt 1-mal geändert.

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 07.05.2008, 17:11

Hi Niko,

die Idee des 'nicht echten', 'gequälten' Lächels gefällt mir. Doch die Umsetzung ist m.E. zu wortbelastet. Hier täte meiner Meinung nach eine Verknappung gut. Konkrete Vorschläge mag und kann ich noch keine machen, sondern möchte erst mal wissen, wie du zu einer Verdichtung stehst.
Saludos
Mucki

Niko

Beitragvon Niko » 07.05.2008, 17:52

dank dir für dein schnelle feedback, mucki!

verknappung kann natürlich ein gehbarer weg sein. es gibt gedichte, mit denen man konzentriert aussagen treffen möchte, die prädestiniert sind zum verknappen (mein letztes gedicht "gute nacht" fällt für mich in die kategorie) und es gibt gedichte, wo man als autor das gefühl hat, dass es etwas mehr im erzählenden bleiben soll. ich gehe nicht mit verstand an gedichte ran, mucki. meine finger schreiben, was der bauch befielt. vonb daher kann ich zum verknappungsthema nur sagen: aus der intuition heraus so entstanden, wie es da steht, möchte ich es gern so belassen. denn auch der moment des schreibens birgt einen speziellen ausdruck, eine spezielle schwingung, die günstigenfalls zum tragen kommt.

aber dennoch stehe ich versuchen positiv gegenüber. es zu versuchen ist völlig ok. wobei ich nicht mehr unbefangen bin und einen solchen versuch schwer starten kann.

lieben gruß: Niko

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 07.05.2008, 19:32

Hi Niko,
aus der intuition heraus so entstanden, wie es da steht, möchte ich es gern so belassen.

Ok, dann ist es ja fertig und stimmig für dich. Dann unterbreite ich auch keine Kürzungsvorschläge, weil es dann nicht mehr stimmig für dich wäre.
Saludos
Mucki

Benutzeravatar
leonie
Beiträge: 8896
Registriert: 18.04.2006
Geschlecht:

Beitragvon leonie » 07.05.2008, 20:50

Lieber Niko,

auch, wenn Du grundsätzlich nichts mehr an dem Text ändern möchtest, möchte ich doch vorschlagen, in den ersten beiden Strophen vom Plusquamperfekt ins Imperfekt zu wechseln.

Ich glaube, der Text verliert dadurch inhaltlich nichts, lässt sich aber besser lesen.

(Ich kann nicht verhehlen, dass ich keine Freundin des Plusquamperfektes bin, mir wird es heutzutage zuviel und zu falsch benutzt, deshalb bin ich immer dafür, es nur da zu verwenden, wo man es unbedingt braucht :-) =

Liebe Grüße nach Göttingen!

leonie

Max

Beitragvon Max » 07.05.2008, 23:04

Lieber Niko,

ich kann Leonies Einwurf bzgl. des Plusquamperfekts kann ich gut nachvollziehenzerstört für mich einen ansonsten guten Eindruck.

Liebe Grüße
Max

Niko

Beitragvon Niko » 16.05.2008, 11:19

hallo!

irgendwie kann ich eure einwände gut nachvollziehen. habs ja jetzt auch gut sacken lassen. doch für mich hat dieses "war´s.....gewesen", diese plusquamperfekt-form auch eine ganz bestimmte schwingung. ich versuche herauszufinden, was genau es ist. vielleicht ein überbleibsel aus alten gedichten, die ich verwendet habe um eine schwinung zu erzeugen? eine art "nachdruck verleihen"? ich kann´s garnicht so genau erfassen. zudem würde das streichen von "gewesen" in der ersten strofe die metrik ziemlich durcheinander wirbeln.

mal so meine gedanken dazu....

lieben gruß: Niko

Benutzeravatar
ferdi
Beiträge: 3260
Registriert: 01.04.2007
Geschlecht:

Beitragvon ferdi » 16.05.2008, 11:34

Hallo Niko!

Tja, aber kann eine "Schwingung" wichtig genug sein, dass man dafür den korrekten Zeitengebrauch aufgibt? Ich bezweifle es.

Aber wie dem auch sei: Auf das "gewesen" musst du nicht verzichten, "ist gewesen /steckengeblieben" geht ja auch ;-)

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Benutzeravatar
Lisa
Beiträge: 13944
Registriert: 29.06.2005
Geschlecht:

Beitragvon Lisa » 16.05.2008, 12:05

Lieber Niko,

vielleicht möchtest du ja auch nur das "war" nicht aufgeben? Dann könntest du schlicht das "gewesen" streichen? Denn ich denke auch, dass ein so falscher Zeitgebrauch kaum durch "dichterische Freiheit" vom Leser ästhetisch akzeptierbar ist - selbst, wenn man es versucht. Selbst wenn eine wie von dir vermutete Schwingung vorliegt, so geht diese doch über den stärkeren Tempuseindruck verloren?

Ansonsten stört mich am Text nur noch die Häufigkeit des "es" - insgesamt finde ich das leicht und rund.

Liebe Grüße,
Lisa
Zuletzt geändert von Lisa am 16.05.2008, 12:26, insgesamt 1-mal geändert.
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 16.05.2008, 12:26

hallo niko,

deine beobachtung, beschreibung interessiert mich.

was machen wir mit unserem lächeln ;-)

wo befindet es sich, wenn ungebraucht,

wo setzen wir es ein, zum retuschieren,

wann verschenken wir es einfach SO, absichtslos?


die wendung: es quält mich nicht mehr, finde ich bedenkenswert.
welcher mensch wird HIER gequält, der der es nicht erträgt ein INNERES lächeln sein eigen nennen zu können?

der text könte in diesem sinne ausgerichtet werden.

ps oder ist er das bereits: ausgerichtet....puuh

was meinst du?

salve
hakuin

Niko

Beitragvon Niko » 16.05.2008, 15:12

jetzt frage ich mal als grammatik-frevler in die runde:

ist "dort war gewesen" falsches deutsch? oder nur ungewöhnlich, ungebräuchlich? - letzteres würde mich weniger schrecken. hab ja ein faible für das verloren gehende beizeiten...
ferdi...-vielleicht ticken wir da anders: mir ist die schwingung eines textes meist wichtiger, als ein möglicherweise unüblicher sprachgebrauch. sollte er (der sprachgebrauch) aber falsch sein, wird es ersetzt werden (wieder so ne zeitenkiste!)

lisa.........wie gefragt: falscher zeitgebrauch? ich werd immer unsicherer diesbezüglich... die häufigkeit des "es".hm........stimmt. da werd ich nochmal drüber schauen. man ist lyrikblind und sieht solche eklatanten mängel manchmal nicht.....mal sehen, ob sich da was ändern lässt!

hakuin.....interessant, deine gedanken. vielleicht auch eine befreiung? in einem moment, wo man das lächeln vergisst oder nicht mehr kontrolliert? das lächeln passiert und ist frei. es quält lyrix nicht mehr, weil es nicht gefangen ist, sich einem zwang entledigt.... - das mal so als "gegengedanke"

liebe grüße an euch: Niko

Benutzeravatar
annette
Beiträge: 465
Registriert: 24.11.2006
Geschlecht:

Beitragvon annette » 16.05.2008, 16:05

Hallo Niko,

NJKahlen hat geschrieben:ist "dort war gewesen" falsches deutsch? oder nur ungewöhnlich, ungebräuchlich? - letzteres würde mich weniger schrecken.

Falsch ist es dann nicht, wenn Du eben die Zeitform meinst, die es ausdrückt. Genauso wie Präsens falsch wäre, wenn Du von der Vergangenheit sprechen willst.

Ungebräuchlich? Eigentlich ist es eher zu gebräuchlich geworden.
(leonie wies schon darauf hin:) Das Plusquamperfekt wird inflationär verwendet. Vielleicht weil eine kompliziertere Form vermeintlich gebildeter klingt - keine Ahnung.

In Deinem Text würde ich fragen: Macht die Vorvergangenheit hier Sinn?

zu freunden legte ich es
unter polierte steine
dort war´s noch verschwiegen gewesen


Um eine Funktion zu haben, müsste sich die Verbform auf eine Zeit vor dem "legte" beziehen. Also mal ganz grob in Deinen Text gekritzelt:

zu freunden legte ich es
unter polierte steine
und schon vorher war´s dort noch verschwiegen gewesen

Wenn Du Dich mit diesem Sinn anfreunden kannst, ist es okay, ansonsten würde ich es nicht verwenden.

Gruß - annette

Benutzeravatar
Lisa
Beiträge: 13944
Registriert: 29.06.2005
Geschlecht:

Beitragvon Lisa » 16.05.2008, 22:51

Lieber Niko,

annette hat das beschrieben, wie ich auch antworten würde. Plusquamperfekt wird herangezogen, um Vorzeitigkeit auszudrücken - in deinem Text sehe ich aber keine Bezug, der es motiviert. Ich würde es durchaus als "falsch" kennzeichnen. Durch die von leonie angesprochene inflationäre Verwendung assoziiere ich diesen unmotivierten Gebrauch mit so unachtsamen Sprachumgang wie etwa in Talkshows. Es gibt zudem eine Reihe von Satiren dazu (Max hat auch eine geschrieben hier im Forum :mrgreen: - das alles kann man glaube ich nicht zu Gunsten einer Schwingung "wegdrücken" und sich so nicht auf das von dir intendierte einlassen, selbst wenn man es versucht.

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Max

Beitragvon Max » 17.05.2008, 12:29

Lieber Niko,

ich glaube, so wie es derzeit dasteht ist es grammatisch falsch (weil ohne Bezug) und stilistisch für mich ziemlich gruselig.

Liebe Grüße
Max - das war's gewesen ;-)


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Bing [Bot] und 4 Gäste