meine flügel hüten steine

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Mucki
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Beitragvon Mucki » 15.04.2008, 16:52

.

Endfassung


meine flügel hüten steine
federe den wind

dunkelkreise zernagen die zeit
denke mich leicht
und träume schwere fort

in glänzendem gefieder



1. Fassung

meine flügel hüten steine
denke mich leicht
federe den wind

der tag grellt mir lasten
dunkelkreise zernagen zeit
träume schwere fort

hürden winken grau
auf weg ohne ebenen
mein gefieder glänzt bunt


by Mucki
04/2008
Zuletzt geändert von Mucki am 17.04.2008, 00:49, insgesamt 2-mal geändert.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 16.04.2008, 15:51

Ich habe eine 2. Fassung oben eingestellt mit einigen Änderungen, vor allem Kürzungen.

Die letzte Zeile habe ich geändert zu:

in glänzendem gefieder
"Bunt" und "glänzt" ist m.E. zu viel. Glänzend reicht da aus, oder?
Was meint ihr zu der 2. Fassung?
Saludos
Mucki

Perry

Beitragvon Perry » 16.04.2008, 16:13

Hallo Mucki,
der Text hat sich schon gut entwickelt, so dass mir als Kritik nur noch die Titelwiederholung bleibt. Ich würde ihn in den Text einfließen lassen:
meine flügel hüten steine

und ich federe im wind

...

Diese Form hätte den Vorteil, dass du einzeilig beginnst und aufhörst.
Gern gelesen!
LG
Manfred

Mucki
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Beitragvon Mucki » 16.04.2008, 16:34

Hallo Manfred,

hm, und was mach ich dann mit dem glänzendem gefieder? Das ist mir sehr wichtig, soll die zentrale Aussage des Textes sein. Deshalb hab ich es jetzt abgesetzt (vorher war es die letzte Zeile, nur etwas anders formuliert)
Du würdest es dann direkt unter "und träume schwere fort" setzen, oder? (wobei ich dann das "und" vor "träume" streichen müsste wg. Wiederholung von "und")
Außerdem hat "(ich) federe den wind" eine andere Bedeutung als "federe im wind"
Die erste Zeile ist ja die Titelzeile, nur hab ich diese Zeile nicht fett geschrieben. Wenn ich "federe den wind" nach unten setze, geht auch der direkte Kontext Schwere-Leichtigkeit verloren, auf den ich jedoch Wert lege. Das ist ja das Thema.
Saludos
Mucki
P.S. Soll ich die erste Zeile fett schreiben?

Nachtrag:
Wenn als letzte Zeile "und federe den wind" stünde und davor "in glänzendem gefieder" beißt sich "federe" und "gefieder"

Max

Beitragvon Max » 16.04.2008, 21:15

Liebe Mucki,

ich habe weder die anderen Kommenatre noch deine Repliken bislang gelesen.

Für mich ein Gedicht eines lyr. Ich, das sich nach Leichte sehnt. Doch es gelingt ihm nicht, die Flügel bleiben beim Schweren hüten es. Da kann sich das lyr. Ich noch so leicht denken, das Gefieder noch so bunt sein, das Gefieder noch so bunt sein, das Schwere, dunkel Kreise, nagen an der Zeit.
Gegen diese Interpretation spricht allerdings die Reihenfolge der Verse ...

Die Einzelbilder finde ich sehr kräftig. Nun bin ich nur neugierig, ob was dran ist an meiner Interpretation. ;-)

Liebe Grüße
max

Mucki
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Beitragvon Mucki » 16.04.2008, 22:20

Hi Max,

du hast ganz richtig erkannt, dass die Reihenfolge der Verse gegen deine Interpretation spricht. Das Gedicht soll genau das Gegenteil ausdrücken. LI besiegt das Dunkle, indem es den Wind federt, sich leicht denkt und das Schwere in seinen Träumen fortjagt bis schließlich sein Gefieder glänzt, also befreit ist von den "Steinen", die es vorher in seinen Flügeln trug.
Saludos
Mucki

Anton

Beitragvon Anton » 16.04.2008, 22:35

Liebe Mucki,

das Gedicht gefällt mir; 'federe den wind' ist mir nicht ganz eingängig- was bedeutet es?

Ich habe ein wenig umgestellt, vielleicht hilft es (noch):

in glänzendem gefieder

meine flügel
hüten steine

dunkelkreise
zernagen zeit

denke mich leicht
und träume
schwere fort


gruß
Anton

Mucki
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Beitragvon Mucki » 16.04.2008, 22:41

Hallo Anton,

unter "federe den wind" möge sich der Leser vorstellen, was er mag. Ich habe da meine ganz eigene Assoziation dazu,-)

Deine Umstellung ist interessant, trifft aber nicht meine Intention. Das glänzende Gefieder muss für mich am Schluss stehen.
Danke dir für dein Feedback!
Saludos
Mucki

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 16.04.2008, 22:53

Liebe Mucki,

den Titel, das Eingangsbild finde ich ganz, ganz fein und gelungen - ich sehe ein Vogel auf einem Gelege aus Stein. Ich weiß nicht, ob das von dir so gemeint war, aber ich finde es sehr gelungen.

Die zweite Strophe weicht dann für mich (2. Fassung) zu stark aus dem Bildkontext ab - dunkelkreise gefällt mir gut, aber hier kann ich es nicht in den evozierten Raum einordnen und ich finde auch, dass das Bild nichts neues bringt, das steckt alles im phänomenalen Eingangsbild.

Wie wäre denn:

meine flügel hüten steine
federe den wind
(denke mich leicht) <-- eventuell auch streichen?
träume schwere fort
in glänzendem gefieder

So wäre der Text für mich geschlossen und verdichtet und ich finde es geht nichts von dem Gedanken verloren. ich lese den Text als einen Text über eine selbst kreierte Vergeblichkeit - die nichts hervorbringen oder befreien kann.

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 16.04.2008, 23:06

Hallo Lisa,
ich sehe ein Vogel auf einem Gelege aus Stein. Ich weiß nicht, ob das von dir so gemeint war, aber ich finde es sehr gelungen.

Es war nicht so von mir gemeint. Die Steine sind keine Steine, sondern stehen für Schweres, Dunkles in den "Flügeln" des LIs.
Deshalb kann auch die 2. Strophe nicht funktionieren für dich, weil sie logischerweise aus dem Bild springt.
ich lese den Text als einen Text über eine selbst kreierte Vergeblichkeit - die nichts hervorbringen oder befreien kann.

Seltsam, du liest es wie Max. Aber ich schreibe genau vom Gegenteil. Siehe meinen Kommentar an Max. Dort habe ich es erläutert.
Danke dir für dein Feedback,-)
Saludos
Mucki

Anton

Beitragvon Anton » 16.04.2008, 23:10

Hallo Mucki,

möge sich der Leser vorstellen, was er mag


ja; die Frage nach der Bedeutung liegt wirklich beim Leser.

liebe Grüße
Anton

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Beitragvon Elsa » 16.04.2008, 23:31

Liebe Mucki,

Ich würde es wie Lisa vorschlagen, denn "schwere weg träumen" ist das Stärkere.
"denke mich leicht" ist im Grunde nur die Umkehr im AUsdruck, sagt aber dasselbe, finde ich.

Mir gefällt die 2. Fassung schon gut.

Lieben Gruß
ELsie
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Mucki
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Beitragvon Mucki » 16.04.2008, 23:54

Liebe Elsie,

ich trenn mich nur ungern von "denke mich leicht", weil ich diesen Passus

denke mich leicht
und träume schwere fort

als zwei Vorgänge betrachte, die nacheinande vollzogen werden, nicht als eine Umkehr im Ausdruck. Also erst denkt sich das LI leicht, sprich macht sich innerlich frei und träumt dann die Schwere fort, verstehst, wie ich das meine?

Liest du denn die 2. Fassung auch so negativ konnotiert im Sinne von Vergeblichkeit wie Max und Lisa?
Das verwirrt mich, weil es insgesamt ein positives Gedicht sein soll. Das LI besiegt die innere Dunkelheit.
Saludos
Mucki

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 16.04.2008, 23:58

Liebe Mucki,

Ich verstehe, wenn du beide Vorgänge haben magst, aber vielleicht nicht so knapp hintereinander?
In der 1. fassung fiel mir die Ähnlichkeit deswegen nicht auf, weil Raum zwischen den beiden Zeilen liegt.

Nein, ich finde das Gedicht nicht negativ, die Schwere wird ja aufgehoben!

Lieben Gruß
ELsie
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Mucki
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Beitragvon Mucki » 17.04.2008, 00:01

Liebe Elsie,

klar sind sie jetzt dichter beieinander, da drei Sätze entfallen sind. Aber ich sehe da einen Prozess, der sich in den beiden Zeilen ausdrückt (wie ich oben schrieb).
Schön, dass du es auch so liest, dass die Schwere aufgehoben wird,-)
Saludos
Mucki


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