Herzgeritzt (war vorher: Für immer)

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
scarlett

Beitragvon scarlett » 27.03.2008, 07:46

Dort wo sich die Flüsse teilen
zum Abend hin zum Morgen
tanzte die Nacht in blauen Schuhen
zu blassen Unkenrufen

Silberworte barg die Weide
in ihrem grauen Nebelkleid
daraus mir deine Hände flochten
Windbrücken zu ferner Zeit

Die Leuchtfeuer sind längst
versickert im Schilf verschlammt
ein Kahn dort

wo sich die Flüsse teilen
erinnert herzgeritzt die Weide
mich hin und wieder noch daran



2. Version

Dort wo sich die Flüsse teilen
zum Abend hin zum Morgen
tanzte die Nacht in blauen Schuhen
zu blassen Unkenrufen

Silberworte barg die Weide
in ihrem grauen Nebelkleid
daraus mir deine Hände flochten
Luftbrücken zu ferner Zeit

Die Leuchtfeuer sind längst
versickert im Schilf verschlammt
heute ein Kahn dort

wo sich die Flüsse teilen
erinnert mich nur hin und wieder
die Weide herzgeritzt daran


1. Version

Dort wo sich die Wasser teilen
zum Abend hin zum Morgen
tanzte die Nacht in blauen Schuhen
zu Kassandrischen Rufen

Versickert sind die Leuchtfeuer
im Schilf verschlammt ein Kahn
und heute fliegen mich nur Nebel
hin und wieder an

Dort wo sich die Flüsse teilen
bei der liebesgeschundenen Weide
hör ich vereinzelt noch den Ruf –
er trägt für immer deinem Namen

[size=90]© Monika Kafka, 2008
[/size]
Zuletzt geändert von scarlett am 03.06.2008, 22:22, insgesamt 2-mal geändert.

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 27.03.2008, 17:18

Hallo scarlett,

ich mag den mystischen Klang dieses Gedichtes, sehe eine Flusslandschaft, Nebel, eine Liebe, ein Versprechen für immer, von dem nur ein Ruf, eine Erinnerung blieb.

Textlich habe ich an manchen Stellen etwas Schwierigkeiten

"Dort wo sich die Wasser teilen" hört sich für mich biblisch an, ich denke das löst sich am Ende durch die Flüsse auf, verhindert aber, dass gleich ein Bild entstehen kann. Ich würde hier, wenn du die Flüsse nicht zweimal drin haben möchtest, ev. tauschen.
Weshalb sie sich allerdings "zum Abend hin" teilen, verstehe ich zwar im übertragenen Sinn, jedoch nicht im Bild selbst.

"zum Morgen tanzte die Nacht in blauen Schuhen zu Kassandrischen Rufen"
gefällt mir wieder sehr!

In S2 empfinde ich den "Reim" Kahn - an wenig glücklich.
Wobei ich diese letzten zwei Zeilen wahrscheinlich auch von der Aussage nicht ganz verstehe.

In S3 sticht das Wort "liebesgeschunden" für mich sowohl klanglich, als auch sprachlich heraus. Es lenkt den Fokus für mich zu sehr vom LIch auf die Weide und ist mir zu dramatisch. Das Wort selbst gefällt mir, es passt für mich nur nicht in diese Stimmung hinein.

Müsste die letzte Zeile in S3 nicht heißen:
sie(die Weide) trägt für immer deinen Namen
denn ein Ruf trägt doch eigentlich keinen Namen, er ist der Name, oder?
Oder meinst du, dass ein bestimmter (Vogel)Ruf LIch immer an LDu erinnert und sie diesen Ruf nach ihm benannt hat?
(edit: mir fällt gerade auf, dass der Ruf sich wohl auf die Rufe aus S1 bezieht?)

Alles nur Anregungen, wie immer. .-)

liebe Grüße smile
Zuletzt geändert von Ylvi am 27.03.2008, 22:43, insgesamt 1-mal geändert.
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

scarlett

Beitragvon scarlett » 27.03.2008, 21:06

hallo smile,

hab herzlichen dank für deinen äußerst wohlwollenden kommentar für mein wenig geglücktes gedicht.
Ich schäme mich fast schon dafür, es eingestellt zu haben, aber ich konnte meine ungeduld nicht zähmen - wobei ich das ja schon öfters tat, selten allerdings mit so einem katastrophalen ergebnis. Allein mein versprechen, nie wieder ein gedicht zu löschen, hat mich heute daran gehindert ...

Nun habe ich einen ganz langen, stressigen arbeitstag hinter mir, bin außerdem psychisch angespannt und werde jetzt nicht mehr zu deinen anregungen und fragen antworten können. ABER: das hole ich nach!
Vielleicht kann ich das gedicht ja auch noch retten - aufgrund deiner hinweise.

Also - bis morgen abend dann,

herzlichst
scarlett

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 28.03.2008, 10:41

Hallo scarlett,

möchtest du es dann lieber in die Textwerkstatt verschieben lassen, bis es für dich stimmt?
Ich denke aus dem Gedicht kann noch etwas sehr Feines werden.

liebe Grüße smile
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 28.03.2008, 14:28

Liebe scarlett,

ich empfinde diesen Text -und bezieh das bitte nicht negativ auf deine anderen texte .-) - nicht als deutlich schwächer als andere deiner Texte. Ich glaube, warum du so empfinden musst, ist, weil smile auf einige formale Ungereimtheiten hingewiesen hast - ein Bereich, wo du besonderes Augenmerk drauf legst und wo du dir "Fehler" schlecht verzeihst. Ich glaube, dass eine Magie und eine Traurigkeit in dem Text schlummert. Vielleicht kostet es noch einiges an Tinte und Nerven, aber da wartet etwas, das will erzählt sein!


Da du allerdings selbst so empfindest, ist die Textwerkstatt für eine Überarbeitung vielleicht keine schlechte Idee? Ich finds jedenfalls toll, dass du den Text nicht gelöscht hast.

(bitte das oben nicht vergessen für das Folgende)


Ich glaube, du versuchst hier ein Stillleben zu zeichnen, lässt dir aber dafür nicht genug Zeit. Stilleben sind nicht einfach zu zähmen: Sie erinnern mich an die Idee eines Haiku, soweit ich das verstehe: Sie wirken aus der tatsächlichen Abwesenheit von etwas heraus, diese muss aber vollzogen sein! Das kann man jetzt durch extreme Reduktion (Haiku?) oder durch Erzählung (dein text eher? wie eine Art Ballade ohne Menschenstimme und dadurch Menschenstimme?) erreichen, hier aber ist es nicht genügend ausgeführt, so dass das Spiel eher den Leser zwingt, seine Erfahrung von Mythologischen Texten hier heranzuziehen um das, was in deinem Text beschrieben ist, beschwören zu können.
Ich könnte mir den Text viel länger vorstellen, dann schafft er das auch aus eigener Kraft und Wirklichkeit! Wenn er anfängt die (hoffnungslose) Landschaft auszubreiten, ist er schon zu Ende - da komme ich emotional bei einer Landschaft nicht nach. ich muss mich und mein Inneres ja erst in die Dinge legen.

Konkretes:

Der Auftakt und Abtakt .-) gefällt mir zum Beispiel sehr gut, ich gebe smile allerdings Recht, dass ich mich für Flüsse oder Wasser entscheiden würde, das also einheitlich gestalten würde.

Mit dem Feuer und den Schuhen haben ich ein Kompositionsproblem:

Du verwendest das Bild der Schuhe anders als das des Feuers: Die Schuhe beschreiben in meiner Lesart zunächst ein Naturphänomen aus Nacht, Wasser und Licht, dann erst wirkt es als Bild übertragen (stimmungsübertragend, "mythologisches" beschwörend, den vergänglichen Tanz zweier Liebender in sich tragend).
Berim Feuer gehst du den genau umgekehrten Weg: die Leuchtfeuer sind zunächst keine metaphorische Beschreibung, sondern real vorhanden in der "Geschichte"/der Wirklichkeit des Textes und zwar ganz 1:1, wie auch der Kahn. Dann lassen sie sich insgesamt natürlich übertragen lesen (die warme, frohe, hoffnungsvolle Zeit) und müssen es sogar, um poetisch wirken zu können, aber zunächst sind sie konkret "da".

Der Text ordnet beide Bilder aber auf der gleichen Ebene an, das irritiert mich.

(ich finde übrigesn die tanzenden schuhe mit kassandra noch dazu etwas zu dicke aufgetragen, vor allem, weil du eigentlich damit gar kein Glück erzählst, nur im Vergangenen, den Strophe 1, die eigentlich das Lebendige beschreibt ist auch gleich schon begleitet von kassandrischen Rufen, hier braucht es mehr erzählerische Ruhe, finde ich, vor allem, weil du ja schon auf einen Kontrast hinaus willst, aber in Wahrheit ist da bei dir keiner, du relativierst das Glück zweimal).


Den Reim in Strophe 2 fänd ich klanglich sehr stark, wie wäre denn damit, den Kahn umzustellen und weiterhin mit sowas wie:

ein Kahn verschlammt im Schilf
Heute fliegen mich nur dann und wann
(xy attribut für Rhythmus einfügen) Nebel an

zu arbeiten? (natürlich noch besser)

Smiles Einwände zum "liebesgeschundenen" teile ich und füge hinzu, dass du hier die Bildebene auch verlässt und erklärst/konkret sagst, was die Bilder leisten sollen.


Ich würde mich auf diesen Text freuen, wenn er nicht in einer Schublade verschwindet. An manchen bricht der Rhythmus schon so toll (im doppelten Sinne) hervor, dass klar ist, dass er etwas erfassen könnte.

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Max

Beitragvon Max » 28.03.2008, 22:05

Liebe Scarlett,

ich dennke, es besteht kein Grund, dass Du Dein eigenes Gedicht so sehr nieder machst. Ich könnte mir vorstellen, dass Du entlang der obigen Hinweise, daran noch ein wenig daran arbeiten magst
(vielleicht könnte man dann in der letzten Zeile das "für immer" weglassen, das mir ein wenig zu dramatisch klingt - bis auf deutsche Ehefrauen trägt das meiste auf der Welt, das einen Namen hat, diesen für immer ,-) ).

Danke, dass du es nicht gelöscht hast.
Liebe Grüße

Max

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 28.03.2008, 23:37

Liebe Scarlett!

Die eigene Welt erklingt in einem fremden Land und findet keine Ohren, obwohl es das eigene scheint.

Hier wird seziert und nicht verstanden.

Das kann man auch nicht erwarten.

Denn die Erfahrung ist unteilbar und nicht erfahrbar für andere.
Es sei denn man hat die gleichen, oder zumindest ähnliche Erfahrungen.
Man kann von Menschen, die seit Jahrhunderten an einem Platz leben, nicht erwarten, daß sie eine ganz andere Sichtweise kennen, erkennen können, auch nicht die über jemanden, der seinen Platz ändern musste in der eigenen Kultur.
Da wird dann mit dem Kopf gearbeitet und gerudert, um etwas zu rücken, was aber doch von der Position des/der Wahrnehmenden hier garsicht ersichtlich und erfahrbar sein kann.
Du bist manchmal so wackelig, weil deine Perpektive nicht erkannt wird. Deine Perspektive hat aber eine volle Berechtigung, weil sie aus dem vollen Leben stammt, die von anderen einfach nicht erlebt und verstanden wird, nicht verstanden werden kann.

Jemand, der einen Kulturkreis wechselt, hat immer dieses Problem, selbst wenn er 'nur' von Bayern nach Ostfriesland zieht, oder umgekehrt.

Shmuehli erzählt doch auch davon, und an jeder Ecke finde ich hier dieses in Bezug zur Herkunft.

Vielleicht setzt du deinen Kontext zu generell, obwohl er für mich selbst da ist, aber für andere nicht deutlich sichtbar ist.

HM?

Nochmal ganz kraß: Für jemand aus Franken (Und das ist rein willkürlich) ist dein Text nicht verständlich. Er kann diese Methaphern nicht verstehen. Ja auch die Umwelt nicht, aus der sie stammen.Und das kann man hier nicht nachtragen.
Aber du solltest dich auf Grund dieses Umstandes auch nicht unfähig, oder sonst was, sehen.
Es liegt an der Distanz der jeweiligen Erfahrungen, deren Unterschied keinen Qualitätsbegriff in sich trägt. halt nur eine Distanz, die nie für dich heilen wird, mit der du leben musst, aber die dein Markenzeichen sein wird für alle, die gleiche oder ähnliche Erfahrungen haben.

Das sind nicht unwenige. Und für die schreibst du hervorragend. Natürlich auch anderes, was genauso Qualität hat ohne all diese Aspekte hier.

Dein Texte sind wie der Versuch eine Brücke zu bauen.
Manchmal erreichen sie das Ufer, manchmal nicht.
Gerade bei den scheinbar ungelungenen kommt es mir selbst sehr nahe.


MlG

Moshe

(Man kann mich mich ja aufhängen, weil ich so persönlich war.)

Sam

Beitragvon Sam » 29.03.2008, 06:01

Hey moshe,

ich habe keine Ahnung wovon du sprichst, aber du verallgemeinerst, und das finde ich gut!!
Im Übrigen ist Scarlett nicht wackelig, sondern sensibel. Und das sind wir Dichtergesellen ALLE!!! (sonst wären wir ja keine Dichter, oder?)

Liebe Monika,

ich denke auch, dass das Gedicht Schwächen hat, aber das sind m.E. rein kompositorische. Deine kraftvolle lyrische Ausdrucksweise kann dir keiner nehmen.
Und wie moshe, sag ich es ein wenig allgemeiner: In deinen lyrischen Texten der letzten Zeit meine ich eine spürbare Dynamik zu erkennen. Kein "Aufderstelletreten", sondern ein bewusstes und mit viel Energie betriebenes Hinrücken zu dem für dich "perfekten" lyrischen Ausdruck. Sowas geht nicht ohne Ausrutscher.

Was das Gedicht betrifft: Die geteilten Wasser erinnern mich in dem gesetzten Zusammenhang an die Wasserscheide der Alpen. Wenn man von Muhlhouse nach Lyon färt, dann dann passiert man ein Schild, an dem man auf die Nord-Süd Wasserscheide hingewiesen wird. Es gibt also diesen Scheitelpunkt in Europa, wo die Flüsse entweder in Richtung Norden zum Atlantik hin, oder nach Süden in Richtung Mittelmeer fließen. Eigentlich zufällig das Ganze, zufällig wie das Leben. Wo man ja auch nie weiß, wohin die Wasser fließen, ob nach Norden oder nach Süden.

Aber das sind Interpretationsfetzten, weil das Gedicht , vorallem ab der zweiten Strophe, nicht so ganz für mich zusammengeht. Das sollte dich aber nicht stören!

LG

Sam

Caty

Beitragvon Caty » 29.03.2008, 12:38

Liebe Scarlett, hier frönst du wie in allen deinen Gedichten einer melancholischen Stimmung. Dagegen ist, finde ich, überhaupt nichts einzuwenden. Was mir nicht so sehr gefällt, ist das Ausweichen ins Mystische, wenn sich zum Beispiel "die Wasser teilen", das heißt, du redest von einer Wasserscheide, und da erscheint mir das "Wasserteilen" ein bisschen dick als Bild. Genauso für mein Empfinden ein bisschen zu üppig die Kassandrarufe, die ich übrigens für reichlich abgelutscht halte. Beschreib einen wirklichen Ort, den du genau kennst, bleib nicht so im Abstrakten. Abstraktes berührt den Leser nicht, nimmt ihn nicht mit. Zeig ihm das Problem auf,
sonst bist du sehr schnell im Allgemeinen, und Allgemeines, bekanntlich, lässt kalt. Herzlich, Caty

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Beitragvon annette » 29.03.2008, 19:17

Hallo scarlett,

ich habe Deine Zweifel den Text betreffend wohl gelesen, kommentiere ihn aber ungeachtet dessen.

Meine größte Schwierigkeit mit dem Text hat Lisa schon beschrieben: Die erste Strophe beschreibt nicht das unbeschwerte Glück, das den Kontrast zum verlorenen Glück bilden würde. Stattdessen scheint die Beziehung von Anfang an zum Scheitern verurteilt.

Zwischen erster Strophe und den anderen beiden scheint viel Zeit zu liegen, Landschaft und Stimmung haben sich stark verändert. Aber auf der Gefühlsebene hat sich nur bewahrheitet, was vorausschauende Stimmen schon verkündeten, die Zweifel waren begründet, der Name der Person verstetigt sich. Da ist wenig Entwicklung. Muss ja auch eigentlich gar nicht, passt für mich aber hier nicht recht angesichts der äußeren Veränderungen.

Die Kassandrischen Rufe sind auch mir zu dick. Außerdem passen sie rein inhaltlich für meinen Geschmack nicht, da ich Kassandra-Rufe aus dem mythologischen Kontext heraus mit politischen, überindividuellen Vorhersagen verbinde. (Auch wenn es sich beim Kassandra-Komplex meist um sehr persönliche Visionen handelt.)

Mit den geteilten Wassern habe ich keine Probleme, also keine biblischen Assoziationen - mir gefällt das Bild sehr. Ich sehe eine Flussgabelung oder eine Wasserscheide. Vielleicht teilen sich die Flüsse nach Osten und Westen auf (Morgen und Abend), vielleicht in die Vergangenheit und in die Zukunft, in den Weg, den man kam und den Weg, den man geht. Aber ich würde die ersten Zeilen der ersten und der dritten Strophe im Wortlaut angleichen: entweder zwei Mal Wasser oder zwei Mal Flüsse.

Hingegen verwirrt mich der zweifache Gebrauch des "Rufen" bzw. "Ruf". Ich frage mich, ob es sich um denselben Ruf handelt, etwa um den Ruf eines Vogels, der im Nachhinein als kassandrisch empfunden wird und dessen Ruf nun fortan erinnern wird.

"hin und wieder" klingt zu sehr nach Füllworten.
Bei "liebesgeschunden" stimme ich Lisa zu.
"deinem" in der letzten Zeile lese ich als Schreibfehler: "deinem"

Warum der Titel? Ich nehme an, er bezieht sich im ersten Teil auf Liebesschwüre und im zweiten Teil auf das, was mit dem Du verbunden bleibt. Er ist mir in beiden Fällen zu kitschig. Ich könnte mir stattdessen "fortan" vorstellen. Das bezieht sich dann ausdrücklich nicht mehr auf die Vergangenheit selbst, aber auf ihr Fortleben in der Gegenwart.

Viel Kritik, aber wenn mich der Text nicht auch angesprochen hätte, hätte ich nicht kommentiert. Die ersten zwei Zeilen gefallen mir als Einstieg. Und die Atmosphäre der Flusslandschaft mit wenigen Worten gut eingefangen.

Gruß - annette

scarlett

Beitragvon scarlett » 30.03.2008, 10:21

Liebe Kommentatoren,

eure zahlreichen Wortmeldungen haben mich sehr überrascht und gefreut.

Leider bin ich momentan nicht in der Lage darauf einzugehen - bitte: verschiebt den Faden in die Textwerkstatt und gebt mir noch ein wenig Zeit.

Mit eurer HIlfe werde ich aus diesem Text noch was machen.
Danke!

scarlett,
tief berührt

Herby

Beitragvon Herby » 30.03.2008, 10:26

Liebe Monika,

ich habe den Text gerade auf deinen Wunsch hin verschoben.

Herzliche Grüße
Herby

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Beitragvon Elsa » 30.03.2008, 11:19

Liebe Monika,

nachdem das gedicht nun in der Werkstatt steht,
kann ich einfach meine Lesart zeigen.

Mir ist auch einiges zu dick hier, muss ich sagen, ich stelle mir den text übersetzt so vor:

Dort bei der Wasserscheide
zum Abend hin zum Morgen
tanzte die Nacht in blauen Schuhen
zu Unkenrufen

Versickert sind die Leuchtfeuer
im Schilf verschlammt ein Kahn
und heute fliegen mich nur Nebel
hin und wieder an

Dort trägt die beherzte Weide
für immer deinem Namen

Vielleicht ist etwas für dich dabei aus meiner Lesart.

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

Niko

Beitragvon Niko » 30.03.2008, 12:00

hallo monika!
das gedicht habe ich schon vor dem ersten kommentar gelesen. und immer mal angesetzt, zu kommenteiren. ich hätte ja noch einen ganz anderen ansatz (hab jedenfalls nicht bewusst mitbekommen, dass den jemand angeführt hat): wieso versuchst du das gedicht nicht in reimform zu setzen. es stünde meiner meinung nach dem text hervorragend. metrisch geht der text eh in die richtung. ich versuch mal einfach. werd wohl das ein oder andere dem reimen zu liebe verändern. aber das sind ja alles nur ideen und vielleicht findest du die idee an sich ja schon völlig abwegig für dich. ich finde aber, dass dein text dafür genau die passende schwingung hat.

Dort, wo sich die Wasser teilen,
zum Abend und zum Morgen hin,
tanzt die Nacht in blauen Schuhen
zu kassandrisch lautem Rufen.

Leuchtfeuer sind schon versickert.
Dort im Schilf verschlammt ein Kahn
und heute fliegt mich nur der Nebel
so schaurig hin und wieder an.

Und dort wo sich die Flüsse teilen,
bei der liebgeschundenen Weide,
hör ich vereinzelt noch den Ruf –
der deinem Namen trägt auf ewig.

es konsequent in reimform zu bringen, wollt ich jetzt mal nicht wagen. sondern es erstmal metrisch bügeln. vielleicht holperts auch noch hier und da. die wendungen, die ich dann verändert habe, sind sicher nicht der brüller. ich wollt nur eine andeutung geben, in welche richtung ich denke....

vielleicht kannst du dem ganzen ja etwas abgewinnen...
lieben gruß: Niko


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