nicht aufgefaltet

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Gast

Beitragvon Gast » 09.03.2008, 00:55

Bei der Accountlöschung bat die Autorin darum, ihre Texte zu löschen. Dieser Bitte kommt die Administration nach.

Max

Beitragvon Max » 09.03.2008, 12:37

Liebe Gerda,

über den Titel musste ich zweimal nachdenken, eh er mir einging .. Übrigens gibt es durchaus auch natürliche Gebirge (beispielsweise die nördlichen Mittegebirge in Deutschlamd), die auch nicht aufgefaltet wurden.

Die Grundbeobachtung des Gedichts kann ich nachvvollziehen und kenne sie auch von mir, das Vorbeigehen an einem Ort, der früher einmal eine Müllkippe war und der Gedanke daran, was da wohl alles liegt und ob es gut ist, dass es da liegt. Das finde ich auch sehr gut beschrieben in

bergen sie den müll
der geschlossenen deponie
in ihren bäuchen


Am Beginn von Sztrophe 2 fühle ich mich durch Dein

argwöhnisch


zu stark gelenkt. Es ist dochviel stärker, wenn ich als Leser selbst argwöhnisch werde, als wenn die Autorin mir sagt, sie sei argwöhnisch und ich mich deshalb verpflichtet fühle, auch argwöhnisch zu werden.

Dass sich die Silhouetten der Berge in die Landschaft fügen, finde ich eine gute und wichtige Beobachtung, denn das verstärkt den Eindruck der Harmlosigkeit. Dass sie jedoch

teil einer mittelgebirgskette


werden, hat meinen Zweifel geweckt. Bei mir beginnt ein Mittelgebirge so beim Westerbergland, also etwa bei 300 Metern Höhe (jetzt habe ich doch nachgeschaut, Wiki meint es seine zwischen 400 und 1500 Metern, sei's drum). Das ist wirklich SEHR hoch, für einen Müllberg ...

Liebe Grüße (hoffentlich stinkt's nicht so ;-) )
Max

Gast

Beitragvon Gast » 09.03.2008, 12:51

Nur ein kurzer Einwurf, noch keine umfassende Reaktion auf deine Besprechung, lieber Max, aber Danke für dein Befassen.

Der Müllberg ist schon auf über 300 m ü. NN entstanden, ...
bis hierher riecht nichts.

Liebe Grüße
Gerda

http://www.rhein-main-deponie.de/brandholz.html

pandora

Beitragvon pandora » 10.03.2008, 00:04

liebe gerda,

wir haben hier eine "bergbaufolgelandschaft" (was für eine wort!) und viele abraumhalden, die ich als kind noch als grau-schwarze halden in der gegend herumliegen sah, sind inzwischen ganz grün und birkenbewachsen. meine kinder können sich gar nicht mehr vorstellen, wie das einmal ausgesehen hat.

insofern kann ich dir gut in dein gedicht folgen - mich dazu gedanklich in beziehung setzen.

ich glaube, ich würde an deiner stelle überdenken, ob ich die adjektive "unauffällig" und "argwöhnisch" im text belasse. wenn die hügel die deponie bergen, wie du schreibst, dann kann ich mir als leserin das "unauffällig dazu denken.

das "argwöhnisch" steckt für mich in "aus einiger entfernung". (zumindest wird eine distanz, wie auch immer die nun motiviert sein mag, deutlich.)

was du mit dem titel meinst, ist mir schon klar, vermutlich spielst du auf tektonische vorgänge an. für mich steckt aber außerdem dahinter, dass man die inzwischen so natürlich aussehenden gebirgszüge nicht einfach mirnichtsdirnichts auffalten kann, weil dann die altlasten der letzten jahre plötzlich wieder am tageslicht wären.
gibts da eventuell noch eine andere variante, die den letztgenannten aspekt deutlicher hervortreten lässt?

lg
peh

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Beitragvon Elsa » 10.03.2008, 08:01

Liebe Gerda,

Bis auf den Argwohn, der hier schon angesprochen wurde, finde ich das getroffen. Vor allem der Titel hat es mir angetan.

Denn die Vorstellung, man k ö n n t e die Hügel auffalten, die scheinbar Teil natürlicher Berge sind, und all der Dreck käme unter dem Grün zu Tage, ist wirklich schlimm. Wir packen unserer Müll unter die Berge, die Radfahrer fahren darüber, als wäre nichts.
Schon furchtbar, was wir da tun.

Und das kommt sehr gelungen bei mir an.

Lieben Gruß
ELsa
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Gast

Beitragvon Gast » 10.03.2008, 19:39

Liebe Elsa, liebe pan, herzlichen Dank für euer Feedback,

ich bin derzeit sehr unsicher, was meine Texte angeht - merkt man ja vielleicht u. a. auch am Postingverhalten ;-)

Es wird ein paar Tage dauern, bis ich mich äußere - obgleich dieser Text kein Schnellschuss ist.

Mich freut es jedoch, dass ihr etwas damit anzufangen wisst.


Lieber Max,

manches erschließt sich vielleicht durch pans feinsinnigen Kommentar.
Ich melde mich hier wieder zu Wort.


Liebe Grüße an euch Drei.
Gerda

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Beitragvon leonie » 10.03.2008, 22:12

Liebe Gerda,

ich finde den Titel gut gewählt, er lässt offen, warum es geht, deshalb finde ich es schade, dass das Thema "Müllberg" so früh benannt wird.
Ich glaube, diesem Gedicht würde ein "Überraschungseffekt" gut stehen. Eine Idee wäre so umzustellen, so dass der von max schon erwähnte Eindruck der Harmlosigkeit länger bleibt und man erst zum Schluss erfährt, worum es geht.
Um deutlich zu machen, welche Richtung ich meine, an der man aber noch feilen müsste:


nicht aufgefaltet

zwei hügel
rücken und flanken (be)grün(t)
aus einiger entfernung
betrachte ich ihre silhouetten
gefügt in die landschaft - schon
teil einer mittelgebirgskette
als sei es nie anders gewesen
bergen sie den müll
in ihren bäuchen
tummeln sich mountain-biker
im terrain


Liebe Grüße

leonie

Sam

Beitragvon Sam » 11.03.2008, 08:19

Hallo Gerda,

dein Gedicht beschreibt etwas, das ich gut nachempfinden kann. Hier in München, in Schwabing direkt am Luitpoldpark, gibt es einen Hügel, der zum Skifahren und Rodeln benutzt wird. Morgens tummeln sich hier die Jogger und die Hunde. Von dem Hügel hat man eine wunderbare Aussicht über ganz München. Am Fuß des Hügels befindet sich eine Schule, sodass am Nachmittag oftmals Schülergruppen auf den Bänken, die oben auf dem Hügel aufgestellt sind, herumsitzen, quatschen, rauchen, trinken und Skateboard fahren. Etwas seitlich von den Bänken steht ein Steinkreuz mit einer Tafel, die darauf hinweist, dass dieser Hügel aus dem Schutt der zerstörten Häuser nach dem Krieg aufgeschüttet wurde. Die Toten, darauf wird extra hingewiesen, wurden auf den städtischen Friedhöfen begraben.

Skifahren auf Trümmern. Oder, wie im Falle deines Gedichtes, Mountainbiken auf dem Müll. Alles möglich. Es muss einfach nur genug Gras darüber gewachsen sein.

Vielen Dank dafür!

Liebe Grüße

Sam

Gast

Beitragvon Gast » 11.03.2008, 18:46

Liebe leonie,

vielen Dank für deine Anregung, die ich bei einer Überarbeitung gern aufnehmen werde, allerdings ist mir das zeilenübergreifende der letzten 4 Zeilen wichtig ... bei dir würde der Schluss nicht der Komik entbehren, die du sicher nicht beabsichtigt hast. (Man könnte auch lesen, dass die Moutainbiker im Bauch fahren ) ;-)
Aber ich weiß ja, was du meinst.


Lieber Sam,

danke für die Rückmeldung. Mein Bedürfnis gerade solche Themen zu bearbeiten ist groß, aber es ist nicht gerade einfach, Kritik subtil anzubringen oder Leser auch nur nachddenklich zu stimmen ...


Liebe Grüße
Gerda


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