Mit anderen Augen

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Perry

Beitragvon Perry » 07.03.2008, 16:58

Mit anderen Augen


Wenn du so am Fenster stehst
den Blick aufs Meer gerichtet
spüre ich, dass ich dich
an den Horizont verliere

Bald fliegt unsere Nähe auf
wie eine Schar Wandervögel
und ich muss dich ziehen lassen
zu den Linden des Nordens

fremd mir und weh

Klara
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Beitragvon Klara » 07.03.2008, 19:34

Hallo Perry,

das finde ich sehr schön. Es klingt aufrichtig und unspektakulär echt.

Lieber Gruß
Klara

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 07.03.2008, 22:33

Lieber Manfred,

das ist sehr gut, sehr wehmütig, rein und klar.

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 08.03.2008, 13:48

Lieber Perry,

ich finde die zwei Hauptbilder sehr gelungen: jemanden an den Horizont verlieren und dass die Nähe auffliegt wie (Wander-)vögel). Insgesamt sind mir die Bilder noch etwas zu "satzhaft" umgesetzt, was aber wohl nicht anders geht, also müsste vielleicht der Rahmen geändert werden (größere/etwas weitere prosalyrik, nicht ganz so geballt gesetzt).

Ziehen lassen und Wandervögel finde ich zu redundant.

Die Linden sind die einzige Stelle, die ich als "too much" empfinde - die kauf ich dem text nicht ab, würde die letzte Zeile einfach streichen, wenn es dir nicht auf die Idee ankäme statt Süden (Zugvögel) Norden zu sagen und so die abgeschiedene Idylle auf Zeit (das Winterquartier an der Sonne) zu betonen (wählst du darum die Linden als europäischen Baum? (also die wachsen ja auch woanders, aber sind schon deutsch konnotiert @Brunnen vor dem Tore etc.?). Ich finde die "Linde" erchlägt diesen Text einfach am Ende, zu süß, zu beduetungsschwanger.

Aber die beiden Hauptbilder, mit denen der text steht und fällt, sind fein und sehr gelungen.

Liebe grüße,
Lisa

Den Titel verstehe ich nicht (ganz)?
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Perry

Beitragvon Perry » 08.03.2008, 17:18

Hallo ihr Lieben,
erst mal danke, dass euch der Text in seiner "einfachen" Aussage, dass uns der Tod -trotz aller irdischen Nähe- letztendlich wieder zu Fremden werden lässt, gefallen hat.
Was das Bild mit den Wandervögeln anbelangt, so habe ich diese dem zu bekannten Bild mit den "Zugvögeln" vorgezogen. Nicht zuletzt, weil ich in diesem Zusammenhang auf eine Grabinschrift von 1877 gestoßen bin, die das Ende der Lebens-Wanderschaft so beschreibt:

Wer hat Euch Wandervögeln
Die Wissenschaft geschenkt,
Daß Ihr auf Land und Meeren
Nie falsch die Flügel lenkt?
Daß ihr die alte Palme
Im Süden wieder wählt,
Daß ihr die alten Linden
Im Norden nicht verfehlt?

Die Schlusszeile des Gedichts ist vielleicht irgendwann entbehrlich, im Moment brauche ich seinen "Schmerz" noch.
Danke für euer Interesse und die Anregungen. LG
Manfred


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