Spätwinter

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Caty

Beitragvon Caty » 29.01.2008, 06:09

Spätwinter

Ob auch die Amsel uns singt
Im frühen Jahr, obs schneien mag
Im Mai, ob du noch mein bist
Im Herbste.

Ich frags, niemand hat Antwort.
Dass meine Hände sich krallen
In Eulennächten – wie weißt du es nicht.
Dass Sommer uns komm. Bald.

Ich lauf durch die Wetter.
Bieg mich, ein Geigenleib,
Mit dem Sturm. Nein, ich nicht,
Ich zerbreche nicht, bin von hartem Holze.
Du, Lieber, lehrst weinen mich wieder,
Gütig, in diesem Wirbelstrom.

Max

Beitragvon Max » 24.02.2008, 19:59

Liebe Caty,

hab mal ein älteres vorgekramt, das mir damals als Du es gepostet hast, gut gefiel und bei dem ich trotzdem nicht dazu kam, ihn halbwegs sinnvoll zu besprechen.

Aufgefallen sind mir vor allem zwei Bilder, zum einen

Dass meine Hände sich krallen
In Eulennächten


bei dem das "Krallen" sehr schön in die "Eulennächte" spielt und zum anderen

Bieg mich, ein Geigenleib,


was ich deshalb originell finde, weil den Vergleich, die Geige ist wie ein Leib kenne, dieses Bild aber den Gebrauch invertiert.

Bei der Anfangsstrophe

Ob auch die Amsel uns singt
Im frühen Jahr, obs schneien mag
Im Mai, ob du noch mein bist
Im Herbste.



frage ich mich, ob sie nicht in direkter Rede auch kräftig wirkt, etwa so

Singt die Amsel uns auch im frühen Jahr?
Wird's schneien im Mai?
Bist Du im Herbst dann noch mein?

Wäre nur ein Versuch.

Liebe Grüße
Max

Caty

Beitragvon Caty » 25.02.2008, 07:39

Lieber Max, danke für die Beschäftigung mit dem Text. Direkte Rede, hmm. Ich denke, dass direkte Rede hier nicht meiner Absicht entspräche, denn die 2. Strophe greift ja die Fragen auf. Mir wäre die direkte Frage hier wohl nicht poetisch genug. Aber gehen würde es natürlich. lg Caty

Max

Beitragvon Max » 25.02.2008, 09:48

Liebe Caty,

ja, ich denke, dass es hier vielleicht auch ein wenig eine Geschmacksfrage ist. Sprachlich finde ich das erste "ob" als Auftakt stark, die anderen aber als Wiederholung, da her mein Vorschlag.

Danke für die Antwort und liebe Grüße
Max

Caty

Beitragvon Caty » 25.02.2008, 10:21

Max, Wiederholungen sind in der Lyrik die Mutter der Porzellankiste.
Man benutzt sie, um einen Ausdruck zu verstärken, z. B. ein Gefühl u. a. Als Stilfigur nennt man sie Anapher. lg Caty

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 25.02.2008, 10:29

Hallo!

Caty, du wiederholst hier aber weniger, als dass du eine Aufzählung vornimmst. Das ist weniger eine lyrische und mehr eine rhetorische Technik. Und so, wie sich Lyrik heute im allgemeinen gibt, ist das dann eher ein herausstechendes (und im konkreten Fall für Max unangenehmes) Merkmal.

Ferdigruß.
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Caty

Beitragvon Caty » 25.02.2008, 12:32

Wo du recht hast, hast du recht, Ferdi. Es ist eine Aufzählung, ja auch rhetorisch, stilistisch aber immer noch Anapher. Aber, Max, dich stört ja eigentlich, dass jede Frage mit einem "Ob" beginnt. Was könnte ich dir noch darauf antworten? Also in der Schule haben wir gelernt: Beginn nicht jeden Satz mit demselben Wort. Und wenn man das nicht tat, kriegte man eine 1. Wie alle Regeln hat aber auch diese Regel eine Ausnahme: und das ist die literarische, die lyrische Sprache (aber ich will hier keinen Vortrag halten). Wenn dir diese Form persönlich nicht gefällt, so nehme ich doch an, dass du sie auch nicht einsetzt? lg Caty

Max

Beitragvon Max » 25.02.2008, 19:13

Hallo Caty,

ich habe - wenn Du meinen Beitrag genau gelesen hast (hättest) - einen sehr vorsichtig formulierten Gedanken geäußert.
Dass Du daraufhin versuchst mich zu schulmeistern, ist weder notwendig, noch steht es Dir zu - zumal Du Dir noch nicht einmal die Zeit nimmst, meine Antwort abzuwarten.

Max

Caty

Beitragvon Caty » 25.02.2008, 19:42

Was wünschst du, Max, was ich dir darauf antworten soll? Du stellst mir eine Frage wie einer, der noch nie ein Gedicht geschrieben hat. Ich nehme dich ernst und beantworte sie dir. Das aber gefällt dir nicht, du fühlst dich "geschulmeistert". Das finde ich sehr stark. Hätte ich dich nicht ernst nehmen sollen? lg Caty

Max

Beitragvon Max » 25.02.2008, 20:15

Caty,

Dir scheint die Winzigkeit zu entgehen, dass ein Stilmittel nicht allein dadurch an jeder Stelle großartig wird, dass es einen Namen hat. Blau hat als Farbe einen Namen, dadurch ist aber nicht alles, was blau ist, auch toll.

Da aber von der Unfehlbarkeit Deiner Texte und Standpunkte überzeugt scheinst, würde ich vorschlagen, dass Du einfach unter jeden Deiner Texte den Kommentar, den Du erhalten wünscht, selbst drunter schreibst.

Gruß Max

Caty

Beitragvon Caty » 25.02.2008, 20:29

Ich denke, an dieser Stelle sollten wir unsere "Kommunikation" abbrechen. Auf dieser Basis diskutiere ich mit niemandem. Caty


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