Du kostest meine Liebe wie Sardinen
und lässt die Gräten vornehm
unter der Serviette liegen.
Plat du jour
Huhu!
Danke.
Hallo Smile!
Würde Dir "verkostest" besser passen? - Andererseits können meiner Meinung nach auch ein oder zwei Sardinen auf dem Teller zurückbleiben, neben den Gräten ... Pourquoi pas
?
"Tagesgericht" ... Der Klang dieses Wortes bereitet mir keinen Appetit
...
Danke auch an Mucki und Pjotr!
Aram
... Du junger Spunt ! Eine interessante Deutung... oder eher Nacherzählung
?
Ähem, nebenbei: Ist das lyrische Du überhaupt lyrisch?
Ich weiß nicht, ob das von Interesse ist, aber das angesprochene Du hier hatte immer zwei Sardinendosen auf dem Lautsprecher der Stereoanlage stehen und behauptete stets bei einem verabredeten "gemeinsamen kochen": "Sardinen sind eine Delikatesse! Das ist nouvelle cuisine!"
So kam das...jaja...
Lisa, *schmunzel*... Dein "Frauentyp" ist nicht zufällig selbst eine Sardine
?
- Jaja...die haben auch kleine Gräten, wenn sie nicht aus der Dose kommen, ohne Haut, Gräten, Köpfe und bald sogar: "Ohne Fisch!"
Danke, auch an Max!
Dann warten wir alle auf einen glänzenden Einfall
!
Ihr seid alle sehr kreativ und freundlich, merci!

l
Danke.
Hallo Smile!
Würde Dir "verkostest" besser passen? - Andererseits können meiner Meinung nach auch ein oder zwei Sardinen auf dem Teller zurückbleiben, neben den Gräten ... Pourquoi pas

"Tagesgericht" ... Der Klang dieses Wortes bereitet mir keinen Appetit

Danke auch an Mucki und Pjotr!
Aram


Ähem, nebenbei: Ist das lyrische Du überhaupt lyrisch?
Ich weiß nicht, ob das von Interesse ist, aber das angesprochene Du hier hatte immer zwei Sardinendosen auf dem Lautsprecher der Stereoanlage stehen und behauptete stets bei einem verabredeten "gemeinsamen kochen": "Sardinen sind eine Delikatesse! Das ist nouvelle cuisine!"
So kam das...jaja...
Lisa, *schmunzel*... Dein "Frauentyp" ist nicht zufällig selbst eine Sardine

- Jaja...die haben auch kleine Gräten, wenn sie nicht aus der Dose kommen, ohne Haut, Gräten, Köpfe und bald sogar: "Ohne Fisch!"

Danke, auch an Max!
Dann warten wir alle auf einen glänzenden Einfall

Ihr seid alle sehr kreativ und freundlich, merci!

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Aram, danke für das grausame Bild und Max danke für die biologische Aufklärung, wer von uns beiden hat einmal in einem Specht einen Kolibri vermutet? Ich glaube, ich war es nicht [...] (dumdidum).
Ich habe ausnahmsweise sehr bewusst formuliert, ob man Sardinen auch so serviert bekommt, nicht, ob sie welche haben. (Aram dein Bild ist da grenzwertig, sag ich dir, es könnte der Koch gemacht haben und bevor er sie bringt, filetiert er sie noch bzw. ist ja Louisa Servietten-Umgebung ein anderer Kontext?, ja ja...der ungenaue aram...) Aber bitte, ich spezifiziere: Werden Sardinen in Louisas suggerierter (für Aram: evozierter) Servietten-Gegend tatsächlich mit Gräten serviert?
Die einzige, die mich am, Kragen gepackt hat, ist Louisa, meine Frauentypbeschreibung lässt einfältiger weise wirklich am ehesten auf eine Sardine schließen (Frauen haben Humor!).
Hasta la windows XP,
Lisa (klausurgestört)
Ich habe ausnahmsweise sehr bewusst formuliert, ob man Sardinen auch so serviert bekommt, nicht, ob sie welche haben. (Aram dein Bild ist da grenzwertig, sag ich dir, es könnte der Koch gemacht haben und bevor er sie bringt, filetiert er sie noch bzw. ist ja Louisa Servietten-Umgebung ein anderer Kontext?, ja ja...der ungenaue aram...) Aber bitte, ich spezifiziere: Werden Sardinen in Louisas suggerierter (für Aram: evozierter) Servietten-Gegend tatsächlich mit Gräten serviert?
Die einzige, die mich am, Kragen gepackt hat, ist Louisa, meine Frauentypbeschreibung lässt einfältiger weise wirklich am ehesten auf eine Sardine schließen (Frauen haben Humor!).
Hasta la windows XP,
Lisa (klausurgestört)
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Liebe Lisa,
jaja, ich hatte den Kolibri mit dem Zwergspecht verwechselt ... wusste aber immerhin, dass beide Knochen haben; Deine Vermutungen scheinen mir eher vom FischMäc oder Fischstäbchen herzukommen.
Und ich vermute stark, dass - wenn Lou überhaupt Sardinen serviert werden und nicht nur Kaviar - sich niemand die Mühe macht die winnnnnnzigen Gräten hinauszupuhlen.
Liebe Grüße
Max
jaja, ich hatte den Kolibri mit dem Zwergspecht verwechselt ... wusste aber immerhin, dass beide Knochen haben; Deine Vermutungen scheinen mir eher vom FischMäc oder Fischstäbchen herzukommen.
Und ich vermute stark, dass - wenn Lou überhaupt Sardinen serviert werden und nicht nur Kaviar - sich niemand die Mühe macht die winnnnnnzigen Gräten hinauszupuhlen.
Liebe Grüße
Max
Gerade, da man, soweit ich mich erinnere, Sardinen mit Gräten isst, da es ganz kleine, weiche Gräten sind, sehe ich in Louisas Text darin die essentielle Aussage/tiefere Ebene. Das Du liebt eben nicht vollständig, sondern kostet nur und vernachlässigt die Gräten, welche ja, metaphorisch gesehen, das eigentliche "Rückgrat" des LIs bilden. "Verkosten" passt da m.E. nicht, Louisa, da es einen anderen Sinn ergibt.
Ich finde es sehr gut, so wie es ist,-)
Saludos
Mucki
Ich finde es sehr gut, so wie es ist,-)
Saludos
Mucki
Hi Louisa,
ist das wichtig?
Die Gräten (essbar, in diesem Fall) sind doch das besondere an der Sardine...Sie sind beständig (wenn ich das jetzt mal auf die Frau übertrage), das "essentielle", das unveränderlich Kennzeichen der Sardine.
Uuups, philosophieren wir hier tatsächlich gerade über Sardinen????
Gruß, Nicole
ist das wichtig?
Die Gräten (essbar, in diesem Fall) sind doch das besondere an der Sardine...Sie sind beständig (wenn ich das jetzt mal auf die Frau übertrage), das "essentielle", das unveränderlich Kennzeichen der Sardine.
Uuups, philosophieren wir hier tatsächlich gerade über Sardinen????
Gruß, Nicole
AHA! Ja, dann gefällt mir das auch!
Das war jetzt eine Sardinen-Epiphanie (dank euch, also keien echte .-)), oder doch?!? Eine mit Gräten!
LiGrüsa
Das war jetzt eine Sardinen-Epiphanie (dank euch, also keien echte .-)), oder doch?!? Eine mit Gräten!
LiGrüsa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Liebe Louisa,
bei allem Lob, traue ich mich kaum noch etwas anzumerken.
Also erstmal: Die Idee ist seh schön
... aber
Ich habe deinen Text jetzt wieder und wieder gelesen und finde, dass er nicht ganz stimmig ist.
Was bedeutet es, wenn man von jemandes Liebe "wie von Sardinen kostet"? (schließlich ist es ja eine Metapher).
"Kosten" ist ein anderes Wort für probieren, auch für naschen.
Sardinen isst man - wie auch schon erwähnt wurde - mit Gräten, man könnte sagen mit Haut und Haaren -
also folgert hieraus, dass der Vergleich irgendwie hinkt.
Entweder "Kosten" oder "Sardinen". Ganz oder garnicht.
Nach meinem Verständnis könnten dann keine Gräten liegen bleiben.
(Wäre m. E. paradox)
Für mich ist es nicht stimmig, entweder wird das Du wie eine Sardine geliebt - oder Gräten bleiben übrig, aber nicht und die Gräten lässt du übrig, (wobei ich mit dem "wie" ohnehin Schwieirgkeiten habe.
Vielleicht fehlt nur ein kleiner Kniff - ich weiß es im Moment nicht.
Liebe Grüße
Gerda
bei allem Lob, traue ich mich kaum noch etwas anzumerken.
Also erstmal: Die Idee ist seh schön
... aber

Ich habe deinen Text jetzt wieder und wieder gelesen und finde, dass er nicht ganz stimmig ist.
Was bedeutet es, wenn man von jemandes Liebe "wie von Sardinen kostet"? (schließlich ist es ja eine Metapher).
"Kosten" ist ein anderes Wort für probieren, auch für naschen.
Sardinen isst man - wie auch schon erwähnt wurde - mit Gräten, man könnte sagen mit Haut und Haaren -
.gif)
Entweder "Kosten" oder "Sardinen". Ganz oder garnicht.
Nach meinem Verständnis könnten dann keine Gräten liegen bleiben.
(Wäre m. E. paradox)
Für mich ist es nicht stimmig, entweder wird das Du wie eine Sardine geliebt - oder Gräten bleiben übrig, aber nicht und die Gräten lässt du übrig, (wobei ich mit dem "wie" ohnehin Schwieirgkeiten habe.
Vielleicht fehlt nur ein kleiner Kniff - ich weiß es im Moment nicht.
Liebe Grüße
Gerda
Mmmm... Dir gefällt es nicht, weil "man" eigentlich nicht kostet, sondern die ganze Sardine mit Gräten verspeist?
Ich dachte: Das ist der halbe Witz
!
Wenn er alles annehmen würde dieser Liebe, alles mit "Haut und Haaren" - wie Du so schön sagst... dann gäbe es doch gar kein Problem mehr
!
Dann gäbe es doch gar keine Poesie mehr
!
Wieso ist es denn negativ zu sehen, wenn etwas "paradox" oder man könnte sagen: "ungewöhnlich" erscheint?
Ich dachte deshalb schreiben wir auch, für das Ungewöhnliche...
Oder bin ich zu blöd
?
Schließt das nicht aus und wünscht einen guten Tag!
l
Ich dachte: Das ist der halbe Witz

Wenn er alles annehmen würde dieser Liebe, alles mit "Haut und Haaren" - wie Du so schön sagst... dann gäbe es doch gar kein Problem mehr

Dann gäbe es doch gar keine Poesie mehr

Wieso ist es denn negativ zu sehen, wenn etwas "paradox" oder man könnte sagen: "ungewöhnlich" erscheint?
Ich dachte deshalb schreiben wir auch, für das Ungewöhnliche...
Oder bin ich zu blöd

Schließt das nicht aus und wünscht einen guten Tag!
l
Liebe Louisa,
ich habe es vielleicht nicht verstanden - oder mir fehlt der Draht dafür ... wer weiß.gif)
Du hast doch eine ganze Reihe von positiven Meinungen erhalten.
Aber wenn ich schon kommentiere und das ist ja nun derzeit wirklich nicht oft, versuche ich in meiner oft kompromisslosen Art schon auch zu sagen, was ich nicht stimmig finde.
Kannst du nachvollziehen weshalb es mir so geht, mit dem Text?
Oder geht es dir eher so, dass du meine Gedanken nicht nachvollziehen kannst?
Es ist nur meine Meinung, keine Mehheitsmeinung.
... den ich nicht herauslese.
Ehrlich gesagt, ich finde es nicht witzig - eher melancholisch
(Denk an mein "Ganz oder gar nicht" weiter oben)
Ungewöhnliches zu schreiben ist an sich erst Mal völlig wertfrei - weder positiv noch negativ - sondern eben - neu/fremdartig.
Der Leser entscheidet vor dem Hintergrund seines Erfahrungsschatzes ob er sich einfühlen kann - ob er der (vielleicht ungewöhnlichen) Intention des Autors nachspüren kann, den Faden aufnehmen, oder ob sich sofort eine ganz eigener eindruck einstellt.
Mir gelingt es hier nur zu einem Teil, wie ich weiter oben beschrieb.
Liebe Grüße
Gerda
ich habe es vielleicht nicht verstanden - oder mir fehlt der Draht dafür ... wer weiß
.gif)
Du hast doch eine ganze Reihe von positiven Meinungen erhalten.
Aber wenn ich schon kommentiere und das ist ja nun derzeit wirklich nicht oft, versuche ich in meiner oft kompromisslosen Art schon auch zu sagen, was ich nicht stimmig finde.
Kannst du nachvollziehen weshalb es mir so geht, mit dem Text?
Oder geht es dir eher so, dass du meine Gedanken nicht nachvollziehen kannst?
Es ist nur meine Meinung, keine Mehheitsmeinung.
Ich dachte: Das ist der halbe Witz
... den ich nicht herauslese.
Ehrlich gesagt, ich finde es nicht witzig - eher melancholisch
(Denk an mein "Ganz oder gar nicht" weiter oben)
Ich dachte deshalb schreiben wir auch, für das Ungewöhnliche...
Ungewöhnliches zu schreiben ist an sich erst Mal völlig wertfrei - weder positiv noch negativ - sondern eben - neu/fremdartig.
Der Leser entscheidet vor dem Hintergrund seines Erfahrungsschatzes ob er sich einfühlen kann - ob er der (vielleicht ungewöhnlichen) Intention des Autors nachspüren kann, den Faden aufnehmen, oder ob sich sofort eine ganz eigener eindruck einstellt.
Mir gelingt es hier nur zu einem Teil, wie ich weiter oben beschrieb.
Liebe Grüße
Gerda
Man isst Sardinen mit Gräten, aber ohne Kopf!, und ohne Haare.
Mit einigen Tropfen von einer reifen Zitrone sind sie köstlich!!!
Liebe Madame Louisa!
Deine mittelmeerigen Texte werden bestimmt ein Genuß.
Wenn du erst zu den Oktopussen kommst, oder dich in einen Nil-Barsch verliebst, ja, oder dich gar mit einem Thunfisch in Weißwein tummelst.....
Aber es gibt auch andere Momente, die gern betrachtet werden, hier von H.v.H.:
Hugo von Hofmannsthal
Das Glück am Weg
Ich saß auf einem verlassenen Fleck des Hinterdecks auf einem dicken, zwischen zwei Pflöcken hin- und her gewundenen Tau und schaute zurück. Rückwärts war in milchigem, opalinem Duft die Riviera versunken, die gelblichen Böschungen, über die der gezerrte Schatten der schwarzen Palmen fällt, und die weißen, flachen Häuser, die in unsäglichem Dickicht rankender Rosen einsinken. Das alles sah ich jetzt scharf und springend, weil es verschwunden war, und glaubte den feinen Duft zu spüren, den doppelten Duft der süßen Rosen und des sandigen, salzigen Strandes. Aber der Wind ging ja landwärts, schwärzlich rieselnd lief er über die glatte, weinfarbene Fläche landwärts. So war es wohl nur Täuschung, daß ich den Duft zu spüren glaubte. Dann sprangen dort, wo golden der breite Sonnenstreifen auf dem Wasser lag, drei Delphine auf und sprudelten sprühendes Gold und spielten gravitätisch und haschten sich heftig rauschend und tauchten plötzlich wieder unter. Leer lag der Fleck und wurde wieder glatt und blinkte. So tanzen vor einem feierlichen Festzug radschlagende Gaukler und Lustigmacher, so liefen betrunkene, bocksfüßige Faune vor dem Wagen des Bakchos einher ...
Jetzt hätte es dort aufrauschen müssen, und wie der wühlende Maulwurf weiche Erdwellen aufwerfend den Kopf aus den Schollen hebt, so hätten sich die triefenden Mähnen und rosigen Nüstern der scheckigen Pferde herausheben müssen, und die weißen Hände, Arme und Schultern der Nereiden, ihr flutendes Haar und die zackigen, dröhnenden Hörner der Tritonen. Und in der Hand die rotseidenden Zügel, an denen grüner Seetang hängt und tropfende Algen, müßte er im Muschelwagen stehen, Neptun, kein langweiliger, schwarzbärtiger Gott, wie sie ihn zu Meißen aus Porzellan machen, sondern unheimlich und reizend, wie das Meer selbst, mit reicher Anmut, frauenhaften Zügen und Lippen, rot wie eine giftige rote Blume ...
Über das leere, glänzende Meer lief schwärzlich rieselnd der leise Wind. Am Horizont, nicht ganz dort, wo in der kommenden Nacht wie ein schwarzblauer Streif der bergige Wall von Korsika auftauchen sollte, stand ein winziger schwarzer Fleck.
Nach einer Stunde war das Schiff recht nahe gegen unseres gekommen. Es war eine Yacht, die offenbar nach Toulon fuhr. Wir mußten sie fast streifen. Mit guten Augen unterschied man schon recht deutlich die Maste und Rahen, ja sogar die Vergoldung, dort, wo der Name des Schiffes stand. Ich wechselte meinen Platz, trug meinen englischen Roman ins Lesezimmer zurück und holte mein Fernglas. Es war ein sehr gutes Glas. Es brachte mir einen bestimmten runden Fleck des fremden Schiffes ganz nahe, fast unheimlich nahe. Es war, wie wenn man durchs Fenster in ein ebenerdiges Zimmer schaut, worin sich Menschen bewegen, die man nie gesehen hat und wahrscheinlich nie kennen wird; aber einen Augenblick belauscht man sie ganz in der engen dumpfen Stube, und es ist, als ob man ihnen da unsäglich nahe käme.
Den runden Fleck in meinem Glas begrenzte schwarzes Tauwerk, messingeingefaßte Planken, dahinter der tiefblaue Himmel. In der Mitte stand eine Art Feldsessel, auf dem lag, mit geschlossenen Augen, eine blonde, junge Dame. Ich sah alles ganz deutlich: den dunklen Polster, in den sich die Absätze der kleinen lichten Halbschuhe einbohrten, den moosgrünen breiten Gürtel, in dem ein paar halboffener Rosen steckten, rosa Rosen, La France-Rosen ...
Ob sie schlief?
Schlafende Menschen haben einen eigentümlichen, naiven, schuldlosen, traumhaften Reiz. Sie sehen nie banal und nie unnatürlich aus.
Sie schlief nicht. Sie schlug die Augen auf und bückte sich um ein heruntergefallenes Buch. Ihr Blick lief über mich, und ich wurde verlegen, daß ich sie so anstarrte, aus solcher Nähe; ich senkte das Glas, und dann erst fiel mir ein, daß sie ja weit war, dem freien Auge nichts als ein lichter Punkt zwischen braunen Planken, und mich unmöglich bemerken könne. Ich richtete also wieder das Glas auf sie und sie sah jetzt wie verträumt gerade vor sich hin. In dem Augenblick wußte ich zwei Dinge: daß sie sehr schön war, und daß ich sie kannte. Aber woher? Es quoll in mir auf, wie etwas Unbestimmtes, Süßes, Liebes und Vergangenes. Ich versuchte es, schärfer zu denken: ein gewisser kleiner Garten, wo ich als Kind gespielt hatte, mit weißen Kieswegen und Begonienbeeten ... aber nein, das war es nicht ... damals mußte sie ja auch ein kleines Kind gewesen sein ... ein Theater, eine Loge mit einer alten Frau und zwei Mädchenköpfe, wie biegsame lichte Blumenköpfe hinter dem Zaun ... ein Wagen, im Prater, an einem Frühlingsmorgen ... oder Reiter? ... Und der starke Geruch der taufeuchten Lohe und Kastanienblütenduft und ein gewisses helles Lachen ... aber das war ja jemand anderes Lachen ... ein gewisses Boudoir mit einem kleinen Kamin und einem gewissen hohen Lois-Quinze-Feuerschirm ... alles das tauchte auf und zerging augenblicklich und in jedem dieser Bilder erschien schattenhaft diese Gestalt da drüben, die ich kannte und nicht kannte, diese schmächtige lichte Gestalt und die blumenhafte müde Lieblichkeit des kleinen Kopfes und darin die faszinierenden, dunklen, mystischen Augen ... Aber in keinem der Bilder blieb sie stehen, sie zerrann immmer wieder, und das vergebliche Suchen wurde unerträglich. Ich kannte sie also nicht. Der Gedanke verursachte mir ein unerklärliches Gefühl von Enttäuschung und innerer Leere; es war mir, als hätte ich das Beste an meinem Leben versäumt. Dann fiel mir ein: Ja, ich kannte sie, das heißt, nicht wie man gewöhnlich Menschen kennt, aber gleichviel, ich hatte hundertmal an sie gedacht, hunderte von Malen, Jahre und Jahre hindurch.
Gewisse Musik hatte mir von ihr geredet, ganz deutlich von ihr, am stärksten Schumannsche; gewisse Abendstunden auf grünen Veilchenwiesen, an einem rauschenden kleinen Fluß, darüber der feuchte, rosige Abend lag; gewisse Blumen, Anemonen mit müden Köpfchen ... gewisse seltsame Stellen in den Werken der Dichter, wo man aufsieht und den Kopf in die Hand stützt und auf einmal vor dem inneren Aug die goldenen Tore des Lebens aufgerissen scheinen ... Alles das hatte von ihr geredet, in all dem war das Phantasma ihres Wesens gelegen, wie in gläubigen Kindergebeten das Phantasma des Himmels liegt. Und alle meine heimlichen Wünsche hatten sie zum heimlichen Ziel gehabt: in ihrer Gegenwart lag etwas, das allem einen Sinn gab, etwas unsäglich Beruhigendes, Befriedigendes, Krönendes. Solche Dinge begreift man nicht: man weiß sie plötzlich.
Ja, ich wußte noch viel mehr; ich wußte, daß ich mit ihr eine besondere Sprache reden würde, besonders im Ton und besonders im Stil; meine Rede wäre leichtsinniger, beflügelter, freier, sie liefe gleichsam nachtwandelnd auf einer schmalen Rampe dahin; aber sie wäre auch eindringlicher, feierlicher, und gewisse seltsame Saitensysteme würden verstärkend mittönen.
Alle diese Dinge dachte ich nicht deutlich, ich schaute sie in einer fliegenden, vagen Bildersprache.
In dem Augenblick war uns das fremde Schiff recht nah; näher würde es wohl kaum kommen.
Ich wußte noch mehr von ihr: ich wußte ihre Bewegungen, die Haltung ihres Kopfes, das Lächeln, das sie haben würde, wenn ich ihr gewisse Dinge sagte. Wenn sie auf der Terrasse säße, in einer kleinen Strandvilla in Antibes (ganz ohne Grund dachte ich gerade Antibes), und ich käme aus dem Garten und bliebe unter ihr stehen, drei Stufen unter ihr (und mir war, als wüßte ich ganz genau, das würde hundertmal geschehen, ja beinahe, als wäre es schon geschehen ...), dann würde sie mit einer undefinierbaren reizenden kleinen Pose die Schultern wie frierend in die Höhe ziehen und mich mit ihren mystischen Augen ernst und leise spöttisch von oben herab ansehen ...
Es liegt unendlich viel in Bewegungen: sie sind die komplizierte und fein abgetönte Sprache des Körpers für die komplizierte und feine Gefallsucht der Seele, die eine Art Liebesbedürfnis und eine Art Kunsttrieb ist; Koketterie ist ein sehr plumpes Wort dafür. In dieser kleinen Pose lag für mich eine Unendlichkeit von Dingen ausgedrückt: eine ganz bestimmte Art, ernsthaft, zufrieden und in Schönheit glücklich zu sein; ganz bestimmte graziöse, freie, wohltuende Lebensverhältnisse und vor allem mein Glück lag darin ausgedrückt, die Bürgschaft meines tiefen, stillen, fraglosen Glückes. Alle diese Gedanken waren ohne Sentimentalität, mit einer sicheren ruhigen Anmut erfüllt. Dabei sah ich ununterbrochen hinüber. Sie war aufgestanden und sah gerade zu uns her. Und da war mir, als ob sie leise, mit unmerklichem Lächeln den Kopf schüttelte. Gleich darauf bemerkte ich mit einer Art stumpfer Betäubung, daß die Schiffe schon wieder anfingen, sich leise voneinander zu entfernen. Ich empfand das nicht als etwas Selbstverständliches, auch nicht als eine schmerzliche Überraschung, es war einfach, als glitte dort mein Leben selbst weg, alles Sein und alle Erinnerung, und zöge langsam, lautlos gleitend, seine tiefen, langen Wurzeln aus meiner schwindelnden Seele, nichts zurücklassend als unendliche, blöde Leere. Mir war, als fühlte ich fröstelnd, wie durch diese Leere ein Lufthauch lief. Stumpf, gedankenlos aufmerksam sah ich zu, wie sich zwischen sie und mich ein leerer, reinlicher, emailblauer, glänzender Wasserstreifen legte, der immer breiter wurde. In hilfloser Angst sah ich ihr nach, wie sie mit langsamen Schritten schlank und biegsam eine kleine Treppe hinabstieg, wie Ruck auf Ruck in der Luke der grüne Gürtel verschwand, dann die feinen Schultern und dann das dunkelgoldene Haar. Dann war nichts mehr von ihr da, nichts. Für mich war es, als hätte man sie in einen schmalen, kleinen Schacht gelegt und darüber einen schweren Stein und darauf Rasen. Als hätte man sie zu den Toten gelegt, ja gar nichts konnte sie mehr für mich sein. Wie ich so hinstarrte auf das schwindende Schiff, das sich ein wenig gedreht hatte, kehrte sich mir unter Bord etwas Blinkendes zu. Es waren vergoldete Genien, goldene, an das Schiff geschmiedete Geister, die trugen auf einem Schild in blinkenden Buchstaben den Namen des Schiffes:»La Fortune« ...
Mit bestem Gruß
vom gegenüberliegenden Ufer
Moshe
Mit einigen Tropfen von einer reifen Zitrone sind sie köstlich!!!


Liebe Madame Louisa!
Deine mittelmeerigen Texte werden bestimmt ein Genuß.
Wenn du erst zu den Oktopussen kommst, oder dich in einen Nil-Barsch verliebst, ja, oder dich gar mit einem Thunfisch in Weißwein tummelst.....
Aber es gibt auch andere Momente, die gern betrachtet werden, hier von H.v.H.:
Hugo von Hofmannsthal
Das Glück am Weg
Ich saß auf einem verlassenen Fleck des Hinterdecks auf einem dicken, zwischen zwei Pflöcken hin- und her gewundenen Tau und schaute zurück. Rückwärts war in milchigem, opalinem Duft die Riviera versunken, die gelblichen Böschungen, über die der gezerrte Schatten der schwarzen Palmen fällt, und die weißen, flachen Häuser, die in unsäglichem Dickicht rankender Rosen einsinken. Das alles sah ich jetzt scharf und springend, weil es verschwunden war, und glaubte den feinen Duft zu spüren, den doppelten Duft der süßen Rosen und des sandigen, salzigen Strandes. Aber der Wind ging ja landwärts, schwärzlich rieselnd lief er über die glatte, weinfarbene Fläche landwärts. So war es wohl nur Täuschung, daß ich den Duft zu spüren glaubte. Dann sprangen dort, wo golden der breite Sonnenstreifen auf dem Wasser lag, drei Delphine auf und sprudelten sprühendes Gold und spielten gravitätisch und haschten sich heftig rauschend und tauchten plötzlich wieder unter. Leer lag der Fleck und wurde wieder glatt und blinkte. So tanzen vor einem feierlichen Festzug radschlagende Gaukler und Lustigmacher, so liefen betrunkene, bocksfüßige Faune vor dem Wagen des Bakchos einher ...
Jetzt hätte es dort aufrauschen müssen, und wie der wühlende Maulwurf weiche Erdwellen aufwerfend den Kopf aus den Schollen hebt, so hätten sich die triefenden Mähnen und rosigen Nüstern der scheckigen Pferde herausheben müssen, und die weißen Hände, Arme und Schultern der Nereiden, ihr flutendes Haar und die zackigen, dröhnenden Hörner der Tritonen. Und in der Hand die rotseidenden Zügel, an denen grüner Seetang hängt und tropfende Algen, müßte er im Muschelwagen stehen, Neptun, kein langweiliger, schwarzbärtiger Gott, wie sie ihn zu Meißen aus Porzellan machen, sondern unheimlich und reizend, wie das Meer selbst, mit reicher Anmut, frauenhaften Zügen und Lippen, rot wie eine giftige rote Blume ...
Über das leere, glänzende Meer lief schwärzlich rieselnd der leise Wind. Am Horizont, nicht ganz dort, wo in der kommenden Nacht wie ein schwarzblauer Streif der bergige Wall von Korsika auftauchen sollte, stand ein winziger schwarzer Fleck.
Nach einer Stunde war das Schiff recht nahe gegen unseres gekommen. Es war eine Yacht, die offenbar nach Toulon fuhr. Wir mußten sie fast streifen. Mit guten Augen unterschied man schon recht deutlich die Maste und Rahen, ja sogar die Vergoldung, dort, wo der Name des Schiffes stand. Ich wechselte meinen Platz, trug meinen englischen Roman ins Lesezimmer zurück und holte mein Fernglas. Es war ein sehr gutes Glas. Es brachte mir einen bestimmten runden Fleck des fremden Schiffes ganz nahe, fast unheimlich nahe. Es war, wie wenn man durchs Fenster in ein ebenerdiges Zimmer schaut, worin sich Menschen bewegen, die man nie gesehen hat und wahrscheinlich nie kennen wird; aber einen Augenblick belauscht man sie ganz in der engen dumpfen Stube, und es ist, als ob man ihnen da unsäglich nahe käme.
Den runden Fleck in meinem Glas begrenzte schwarzes Tauwerk, messingeingefaßte Planken, dahinter der tiefblaue Himmel. In der Mitte stand eine Art Feldsessel, auf dem lag, mit geschlossenen Augen, eine blonde, junge Dame. Ich sah alles ganz deutlich: den dunklen Polster, in den sich die Absätze der kleinen lichten Halbschuhe einbohrten, den moosgrünen breiten Gürtel, in dem ein paar halboffener Rosen steckten, rosa Rosen, La France-Rosen ...
Ob sie schlief?
Schlafende Menschen haben einen eigentümlichen, naiven, schuldlosen, traumhaften Reiz. Sie sehen nie banal und nie unnatürlich aus.
Sie schlief nicht. Sie schlug die Augen auf und bückte sich um ein heruntergefallenes Buch. Ihr Blick lief über mich, und ich wurde verlegen, daß ich sie so anstarrte, aus solcher Nähe; ich senkte das Glas, und dann erst fiel mir ein, daß sie ja weit war, dem freien Auge nichts als ein lichter Punkt zwischen braunen Planken, und mich unmöglich bemerken könne. Ich richtete also wieder das Glas auf sie und sie sah jetzt wie verträumt gerade vor sich hin. In dem Augenblick wußte ich zwei Dinge: daß sie sehr schön war, und daß ich sie kannte. Aber woher? Es quoll in mir auf, wie etwas Unbestimmtes, Süßes, Liebes und Vergangenes. Ich versuchte es, schärfer zu denken: ein gewisser kleiner Garten, wo ich als Kind gespielt hatte, mit weißen Kieswegen und Begonienbeeten ... aber nein, das war es nicht ... damals mußte sie ja auch ein kleines Kind gewesen sein ... ein Theater, eine Loge mit einer alten Frau und zwei Mädchenköpfe, wie biegsame lichte Blumenköpfe hinter dem Zaun ... ein Wagen, im Prater, an einem Frühlingsmorgen ... oder Reiter? ... Und der starke Geruch der taufeuchten Lohe und Kastanienblütenduft und ein gewisses helles Lachen ... aber das war ja jemand anderes Lachen ... ein gewisses Boudoir mit einem kleinen Kamin und einem gewissen hohen Lois-Quinze-Feuerschirm ... alles das tauchte auf und zerging augenblicklich und in jedem dieser Bilder erschien schattenhaft diese Gestalt da drüben, die ich kannte und nicht kannte, diese schmächtige lichte Gestalt und die blumenhafte müde Lieblichkeit des kleinen Kopfes und darin die faszinierenden, dunklen, mystischen Augen ... Aber in keinem der Bilder blieb sie stehen, sie zerrann immmer wieder, und das vergebliche Suchen wurde unerträglich. Ich kannte sie also nicht. Der Gedanke verursachte mir ein unerklärliches Gefühl von Enttäuschung und innerer Leere; es war mir, als hätte ich das Beste an meinem Leben versäumt. Dann fiel mir ein: Ja, ich kannte sie, das heißt, nicht wie man gewöhnlich Menschen kennt, aber gleichviel, ich hatte hundertmal an sie gedacht, hunderte von Malen, Jahre und Jahre hindurch.
Gewisse Musik hatte mir von ihr geredet, ganz deutlich von ihr, am stärksten Schumannsche; gewisse Abendstunden auf grünen Veilchenwiesen, an einem rauschenden kleinen Fluß, darüber der feuchte, rosige Abend lag; gewisse Blumen, Anemonen mit müden Köpfchen ... gewisse seltsame Stellen in den Werken der Dichter, wo man aufsieht und den Kopf in die Hand stützt und auf einmal vor dem inneren Aug die goldenen Tore des Lebens aufgerissen scheinen ... Alles das hatte von ihr geredet, in all dem war das Phantasma ihres Wesens gelegen, wie in gläubigen Kindergebeten das Phantasma des Himmels liegt. Und alle meine heimlichen Wünsche hatten sie zum heimlichen Ziel gehabt: in ihrer Gegenwart lag etwas, das allem einen Sinn gab, etwas unsäglich Beruhigendes, Befriedigendes, Krönendes. Solche Dinge begreift man nicht: man weiß sie plötzlich.
Ja, ich wußte noch viel mehr; ich wußte, daß ich mit ihr eine besondere Sprache reden würde, besonders im Ton und besonders im Stil; meine Rede wäre leichtsinniger, beflügelter, freier, sie liefe gleichsam nachtwandelnd auf einer schmalen Rampe dahin; aber sie wäre auch eindringlicher, feierlicher, und gewisse seltsame Saitensysteme würden verstärkend mittönen.
Alle diese Dinge dachte ich nicht deutlich, ich schaute sie in einer fliegenden, vagen Bildersprache.
In dem Augenblick war uns das fremde Schiff recht nah; näher würde es wohl kaum kommen.
Ich wußte noch mehr von ihr: ich wußte ihre Bewegungen, die Haltung ihres Kopfes, das Lächeln, das sie haben würde, wenn ich ihr gewisse Dinge sagte. Wenn sie auf der Terrasse säße, in einer kleinen Strandvilla in Antibes (ganz ohne Grund dachte ich gerade Antibes), und ich käme aus dem Garten und bliebe unter ihr stehen, drei Stufen unter ihr (und mir war, als wüßte ich ganz genau, das würde hundertmal geschehen, ja beinahe, als wäre es schon geschehen ...), dann würde sie mit einer undefinierbaren reizenden kleinen Pose die Schultern wie frierend in die Höhe ziehen und mich mit ihren mystischen Augen ernst und leise spöttisch von oben herab ansehen ...
Es liegt unendlich viel in Bewegungen: sie sind die komplizierte und fein abgetönte Sprache des Körpers für die komplizierte und feine Gefallsucht der Seele, die eine Art Liebesbedürfnis und eine Art Kunsttrieb ist; Koketterie ist ein sehr plumpes Wort dafür. In dieser kleinen Pose lag für mich eine Unendlichkeit von Dingen ausgedrückt: eine ganz bestimmte Art, ernsthaft, zufrieden und in Schönheit glücklich zu sein; ganz bestimmte graziöse, freie, wohltuende Lebensverhältnisse und vor allem mein Glück lag darin ausgedrückt, die Bürgschaft meines tiefen, stillen, fraglosen Glückes. Alle diese Gedanken waren ohne Sentimentalität, mit einer sicheren ruhigen Anmut erfüllt. Dabei sah ich ununterbrochen hinüber. Sie war aufgestanden und sah gerade zu uns her. Und da war mir, als ob sie leise, mit unmerklichem Lächeln den Kopf schüttelte. Gleich darauf bemerkte ich mit einer Art stumpfer Betäubung, daß die Schiffe schon wieder anfingen, sich leise voneinander zu entfernen. Ich empfand das nicht als etwas Selbstverständliches, auch nicht als eine schmerzliche Überraschung, es war einfach, als glitte dort mein Leben selbst weg, alles Sein und alle Erinnerung, und zöge langsam, lautlos gleitend, seine tiefen, langen Wurzeln aus meiner schwindelnden Seele, nichts zurücklassend als unendliche, blöde Leere. Mir war, als fühlte ich fröstelnd, wie durch diese Leere ein Lufthauch lief. Stumpf, gedankenlos aufmerksam sah ich zu, wie sich zwischen sie und mich ein leerer, reinlicher, emailblauer, glänzender Wasserstreifen legte, der immer breiter wurde. In hilfloser Angst sah ich ihr nach, wie sie mit langsamen Schritten schlank und biegsam eine kleine Treppe hinabstieg, wie Ruck auf Ruck in der Luke der grüne Gürtel verschwand, dann die feinen Schultern und dann das dunkelgoldene Haar. Dann war nichts mehr von ihr da, nichts. Für mich war es, als hätte man sie in einen schmalen, kleinen Schacht gelegt und darüber einen schweren Stein und darauf Rasen. Als hätte man sie zu den Toten gelegt, ja gar nichts konnte sie mehr für mich sein. Wie ich so hinstarrte auf das schwindende Schiff, das sich ein wenig gedreht hatte, kehrte sich mir unter Bord etwas Blinkendes zu. Es waren vergoldete Genien, goldene, an das Schiff geschmiedete Geister, die trugen auf einem Schild in blinkenden Buchstaben den Namen des Schiffes:»La Fortune« ...
Mit bestem Gruß
vom gegenüberliegenden Ufer
Moshe
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