Plat du jour

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Louisa

Beitragvon Louisa » 17.02.2008, 11:41

Du kostest meine Liebe wie Sardinen
und lässt die Gräten vornehm
unter der Serviette liegen.

Herby

Beitragvon Herby » 17.02.2008, 13:32

Liebe Lou,

die Gräten werden sozusagen unter die Serviette "gekehrt" - dein Text gefällt mir in seiner prägnanten Mehrdeutigkeit gut!

Herzliche Grüße
Herby

Louisa

Beitragvon Louisa » 17.02.2008, 13:47

Schön :smile: .

Mucki
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Beitragvon Mucki » 17.02.2008, 14:12

Hi Louisa,

das gefällt mir ausgesprochen gut! Und der Titel passt genial dazu. :daumen:
Saludos
Mucki

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 17.02.2008, 18:00

Hallo Louisa,

die Idee gefällt mir. Der Titel wäre auch in einer deutschen Variante spannend, z.B. Tages-Gericht.
Was ich nicht so ganz stimmig finde, ist das "kosten", denn wenn man nur von etwas kostet, bleibt ja mehr übrig, als die Gräten.
Könntest du dir hier auch etwas anderes vorstellen: zerlegen, filetieren, verspeisen, auseinandernehmen, genießen...?

liebe Grüße smile
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 17.02.2008, 19:14

Hallo,

die Zeilen gefallen mir, sie malen ein elegantes Bild mit einem Schüsschen Frechheit. Wie heißt denn der Titel auf deutsch? Falls bon jour wörtlich "schönen Tag" heißt, verstehe ich hier nur "jour".


Na zdrovje

Pjotr



Edit: Bon jour, Smile, würdest Du die Liebe "zerlegen, filetieren, verspeisen, auseinandernehmen"? – "Genießen" wäre wiederum ähnlich wie "kosten", meine ich, oder?

Herby

Beitragvon Herby » 17.02.2008, 19:55

Hi pjotr,

wenn mich meine Schulfranzkenntnisse nicht ganz verlassen haben, bedeutet "plat" Platte, Teller und plat du jour soviel wie Tagesgericht.

LG Herby

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 17.02.2008, 20:49

Bonjour Pjotr,

Bon jour, Smile, würdest Du die Liebe "zerlegen, filetieren, verspeisen, auseinandernehmen"? – "Genießen" wäre wiederum ähnlich wie "kosten", meine ich, oder?

Ich würde die Liebe gar nicht erst mit Sardinen vergleichen. :mrgreen: Aber wenn schon, dann kann man sie ja auch filetieren.
(Liebt das Du denn in deiner Leseweise zurück?)

liebe Grüße smile
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aram
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Beitragvon aram » 17.02.2008, 21:14

hallo lou, das klingt nach neuen erfahrungen! (ups, verzeihung - nur schwafelei eines ältlichen kerls, der selber keine hat ,-)

ich finde den text ausgezeichnet, die bildsprache köstlich.

da 'kostet' jemand von der liebe des lyr.ich, und dann - bleiben nur ein paar 'gräten' übrig! die dann 'dezent zugedeckt' zurückgelassen werden.

herrlich - besonders mit diesem titel, plat du jour.

was gibts da noch zu sagen? in fünfzehn worten perfekt umgesetzt, voll humor und (selbst)ironie, ohne sich dabei runter zu machen - vermutlich genau die richtige antwort auf die 'taktvolle/ diskrete art' des gut für sich sorgenden lyr.du, das auf die art auch sein fett abkriegt - die beiden scheinen letztlich doch ganz gut zusammenzupassen, an diesem tag.~)

sardinen, mh! gratuliere zu den zeilen.

sie ließen sich auch noch etwas anders deuten - für mich stärke des textes. 'tschuldigung für meine interpretationswahl.-)

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 17.02.2008, 21:31

Hi Herby. Verstehe.

smile hat geschrieben:(Liebt das Du denn in deiner Leseweise zurück?)

Hm, so weit habe ich noch gar nicht gedacht, Smile. ... ich denke, das steht hier offen.


Salute

Pjotr

aram
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Beitragvon aram » 17.02.2008, 21:44

(Liebt das Du denn in deiner Leseweise zurück?)

liebt denn das lyr ich "hin"? - zusammengenommen ein rhetorisches fragenpaar, finde ich.

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 17.02.2008, 22:02

Ich frage mich bei diesem reizend-traurigem Textchen, das ein ganzer text ist, nur eines (bestimmt Fernseh-Fastfoodkindfrage??): Kriegt man Sardinen je mit Gräten vorgesetzt? (Davon ab finde ich diese Fischsorte perfekt gewählt, sie deuten auf die Enge des Raums, Tränen (mir hier nicht zu platt als meine eigeen Assoziation) und auf einen ebstimmten Frauentyp, den ich mir vorstelle (herb/sinnlich/würzig/ohne vergeistigte Körperlichkeit/unmittelbar). Ein bisschen erinnert mich die Haltung in dem Ganzen an die Haltung des Liedes: "This boots are made for walking" (http://de.youtube.com/watch?v=X9_6onb5sy4 ; wobei das Video leider die Haltung wieder kaputt macht, schon allein die stiefel stell ich mir komplett anders vor).

ganz fein...findet Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

aram
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Beitragvon aram » 17.02.2008, 22:24

Kriegt man Sardinen je mit Gräten vorgesetzt?

liebe lisa,

da sind schon gräten drin - [link: grausame abbildung] - daher ja der vergleich, das 'vorsichtige kosten', oder?

Max

Beitragvon Max » 17.02.2008, 22:54

Liebe Lisa,

ganz altklug: Jeder Fisch hat Gräten ;-) (sonst hast Du vielleicht eine Garnele erwischt ...) ;-)

Liebe Lou,

auch mir gefällt der Text ... ich habe überlegt und überlge noch (ob sich die Servietten durch irgendetwas ersetzen ließen, dass sowohl eine Bedeutung am Tisch als auch eine wie Bettdecke hat, das war meine spontane Lesart. Eingefallen ist mir freilich noch nichts.

Liebe Grrüße
Max


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