lebenslänglich

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Niko

Beitragvon Niko » 12.02.2008, 18:20

vom Autor gelöscht
Zuletzt geändert von Niko am 07.06.2009, 16:41, insgesamt 1-mal geändert.

Dita

Beitragvon Dita » 12.02.2008, 23:07

Nico,
vergangenheit ein seelenmord?
Hilf mir.

Dita

Niko

Beitragvon Niko » 12.02.2008, 23:53

hallo dita!
schön, mal wieder von dir zu lesen! :-) (dieses smiley sieht so hähmisch grinsend aus. ich meine aber ein freundliches lächeln...)
naja, ich denke, seelenmord ist zwar kein juristischer tatbestand, aber "mord an der seele" ist für mich ein gewaltverbrechen, was (über physische gewalt) die seele tötet. ich denke an vergewaltigung etc. (inspired by moshe.c´s text)

lieben gruß: Niko

Dita

Beitragvon Dita » 13.02.2008, 00:06

Hallo Niko,

ich finde die Passage lässt sich doppelt lesen.
Einmal: die Zukunft ein Käfig Vergangenheit
oder: Vergangenheit ein Seelenmord
Geht mir im Übrigen auch mit den anderen Zeilen so.
Je nach dem wie ich (betont) lese, ändert sich der Inhalt.

Liebe Grüße
Dita

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 16.02.2008, 20:38

Lieber Niko,

ich lese den Text im Vergleich zu moshes und Sams Texten in Bezug auf Gewalttäter, zwar nicht primär, aber in diesem Kontext ist er mir aufgefallen. Ich glaube, warum mich dieser Text nicht so richtig an die Thematik heranzieht, ist, weil er so abstrakt verfasst ist, dadurch bleiben die Bezüge untereinander ohne konkrete "sinnliche" oder emotionale Assoziationen, das ist schwer. Insgesamt wirkt der text dadurch etwas "hohl" (nicht im Sinne von dumm selbstverständlich!) auf mich oder sagen wir als rationales Produkt ausgehöhlt. Das macht es schwierig für mch einzusteigen. Im Vergleich zu moshes und Sams Text ist es aber interessant deinen Text zu lesen: Sam macht es ganz konkret, dadurch wird es (absichtlich bzw. unabsichtlich) plakativ, moshe vertraut primär auf die Suggestionskraft eines Topos und du wählst eher ein abstraktes Bezuigssystem. Das alles zeigt für mich, wie schwierig es ist, über so etwas in der Lyrik zu schreiben. (Habs selbst noch nie versucht...)

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Herby

Beitragvon Herby » 16.02.2008, 23:14

Hallo Niko,

da ich weder moshes noch Sams Text gelesen habe, stehen mir im Moment die Vergleichsmöglichsmöglichkeiten, die Lisa hat, nicht zur Verfügung. Was mir jedoch bei deinem Text auffällt, ist das Schlagzeilenartige der Verse. Sie wirken auf mich wie aneinandergereihte (fast boulevardeske) Überschriften, die den Leser anziehen sollen. Ich kann nicken und sagen: "Ja, stimmt!", aber es springt nichts über, es dringt nichts tiefer. Vielleicht ist es das, was Lisa mit "abstrakt" meint.

Dabei gebe ich aber auch gerne zu, dass die Thematik schwierig ist umzusetzen, eine Gratwanderung, die anzugehen ich mir noch nicht zutraue. Du hast mir da einen Schritt voraus und ich respektiere deine Annäherung an dieses Thema, obwohl ein großes Fragezeichen für mich bleibt.

Liebe Grüße
Herby

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 17.02.2008, 22:09

Lieber Niko!

Nun wird dein Text mit dem von Sam und mir verglichen.
Das sehe ich nicht so ganz, denn du hast hier keine konkrete Tat ins Visier gesetzt, sondern die Perspektive der Auswirkung einer schuldhaften Tat per se zum Thema gemacht.
Das ist richtig und gut und eine tiefe Überlegung, die garnicht tief / weit genug gedacht werden kann.

Von meinem Blickwinkel würde ich es eher als einen Themenkreis sehen, der doch in jedem eine Rolle spielt, auch um diesem Eindruck des Abstrakten zu Begegnen, den ich hier auch empfinde.
Jeder (schuldhafte) Täter hat doch zunächstmal eine Rechtfertigung für sich, weshalb er so handelt, und bedenkt eigentlich nie die weiten Folgen seiner Tat, nichtmal in deinem Sinne, das sich auf das eine, lebenslängliche, Leben bezieht, ganz zu schweigen von dem, was da für weitere Genarationen bewirkt wird, auch auf Seiten des Täters.
Dein Text ist für mich ein Aufruf über sein Handeln und dessen Wirkungen nachzudenken.
Von der Form ist es mir nicht so recht gelungen, aber das kann ich anhand der schwierigen Thematik verstehen.

Es ließe sich noch viel dazu sagen, es wurde schon unendlich viel dazu gesagt und geschreiben, aber eine Lösung gibt es nicht, weil es überhaupt keine Handlung und kein Sein ohne Auswirkung gibt.

Soweit

Moshe

Max

Beitragvon Max » 17.02.2008, 22:43

Lieber Niko,

ich denke (auch ich kenne die beiden angesprochenen Texte (noch) nicht), dass mein Kommentar eine Mischung der Äußerungen von Moshe und Herby ist.

Da der Kontext nicht wirklich Konkretes benennt, bleiben die Aussagen (die an sich eine Tiefe haben könnten) in einer gewissen schlagzeilhaftfen Oberflächlichkeit. Alles, was da steht, kann wahr sein und wird in konkreter Sutuation auch wahr - nur kann es in anderen konkreten Situationen eben auch falsch werden. Das hinterrlässt bei mir ein Unbehagen.

Liebe Grüße
Max

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 17.02.2008, 22:57

Lieber Max!

Nun verstehe ich mal was garnicht: Was könnte denn falsch werden?

fragender

moshe

Max

Beitragvon Max » 17.02.2008, 23:13

zeit ist gnadenlos

zum Beispiel .... ich finde solche Sätze zu allgemein.

Liebe Grüße
max

wonigo

Beitragvon wonigo » 18.02.2008, 14:25

Lieber Niko,

viel Kluges ist zu deinem Text gesagt worden, aber niemand scheint so recht zufrieden damit. Die Feststellungen scheinen alle Kritiker richtig zu finden – ich übrigens auch. Und trotzdem.
Ich komme auch nicht so recht weiter, überlege, wo ich stehe und wie meine Perspektive auf das Gesagte aussehen soll:
Bin ich dem Opfer verbunden? Dazu geht Deine Aussage mir nicht genug unter die Haut, weil unkonkret. Es gibt täglich so viele Opfer, mit denen ich mich nicht identifizieren kann, weil ich sonst in drei Tagen verrückt bin.
Sollte ich Mitleid mit dem Täter haben, der sein Leben verpfuscht hat? Das bitte nicht, dazu fehlt die innere Kraft. Die brauche ich für das unmittelbare Leben um mich herum.
Mein Vorschlag: Die Idee ist gut. Nur überlege, wo du mir unter die Haut gehen willst.

Habe mir gestern deinen „Aufschwung“ bei Wybranietz vorgenommen. Du kannst das hervorragend, was mir fehlt: Eine Methapher von der Überschrift bis zur letzten Zeile durchzuziehen. Ich glaube, das ist dein Pfund, mit dem du wuchern solltest.
Ich grüße dich
wonigo

Niko

Beitragvon Niko » 29.03.2008, 09:17

da möcht ich doch nochmal anknüpfen...

ja, dita: doppelbezüge sind durchaus beabsichtigt gewesen: gnadenlos die zukunft, die zukunft vergangenheit, vergangenheit ein seelenmord...

an alle:
mag sein, dass dieses thema zu oberflächlich zu schlagbildartig abgehandelt wurde. es IST schwierig, sich mit einem solchen thema auseinanderzusetzen und es dann auch noch mit gezielten worten aufzuschreiben. dazu ist es einfach zu vielschichtig. das ganze geht schon bei der perspektive los. schreibe ich aus sicht des opfers, oder des täters, beleuchte ich es aus sicht der vielvach ignoranten und deckelnden gesellschaft (es kann nicht sein, was nicht sein darf, oder dieses schwere verbrechen als kavaliersdelikt abtun, oder gar dem opfer selbst die schuld zusprechen.) im grunde ist ja alles ineinander verwoben. aber halt unmöglich es in worte zu fassen mit dieser bandbreite.
so wollte ich quasi aus sicht der tat schreiben. versuchen, darzulegen, was die tat auslöst. ungeachtet aller äußeren umstände. hier ist wieder das problem, dass jede tat anders verläuft, jeder mensch anders die auswirkungen spürt, jedes opfer auf andere weise leidet. so kommt es dann wahrscheinlich zu dem vielleicht zu allgemein gehaltenen meines textes. der aber mehr nicht hergeben kann. es sei denn, ich würde einen konkreten fall heranzeihen. das wiederum würde ich mir verbieten, denn so sehr ich auch zugang zu einem solchen "fall" bekäme, niemals könnte ich die tragweite dessen auch nur im ansatz erfassen, was jemand durchlebt, dem das widerfahren ist.
somit muss ich mir vielleicht eher sagen: kahlen - von solchen texten die finger lassen, denn du kannst nicht erfassen, was du gerne schreiben würdest.

in die runde grüßt: Niko

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 29.03.2008, 21:59

Hallo Niko!

Nur kurz zu deinem "Schlusswort": So endgültig würde ich das nicht sehen... Vielleicht muss man einfach die Geduld haben, einen solchen Text als ersten Schritt zu sehen. Wenn man dann mehr "erfasst" hat (wie du es nennst), nimmt man das Thema noch einmal auf, und dann noch einmal, bis dann der Text kommt, der "stimmt". Eine Einstellung a la "Jetzt schreibe ich aber auch mal was zu diesem Thema" ist halt sehr gefährlich. Denke ich :confused:

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)


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