Durch moshes 'Hafer' an diese Zeilen im Keller meiner Festplatte erinnert worden. Und wer (wie ich in moshes Ordner) motzt, der sollte auch Gelegenheit geben, sich bemotzen zu lassen.
Country Song
Sie wollten ihn kastrieren
(drei Mädchen hieß es
allein im letzten Jahr)
Jemand wie er
muss sie sich ja auf diese Art nehmen
so wie der spricht
so wie der schaut
Sie wollten ihn kastrieren doch dann
gönnten sie ihm eine letzte Erektion
an der Esche am Fluss
Country Song
Hallo Sam,
inhaltlich kommt der Text bei mir gut an, er zeigt die Widerlichkeit des Auge-um-Auge-Prinzips, auch die der Verallgemeinerung.
Das Layout sieht lyrisch aus, klingt in meinen Ohren aber für Lyrik nicht musikalisch genug. – Wie immer die Standardfrage: Ist dies Absicht, soll das Stück eher unmusikalisch klingen? Ich vermute: nein. Denn melodische Zeilen wie "Jemand wie er" oder die Anapher mit "so wie der ..." scheinen absichtlich ästhetisch komponiert zu sein.
Das Thema als Musik oder Lyrik zu präsentieren, finde ich eine gute Idee, weil die Sache so mittels Heile-Welt-Ironie auch die nötige Portion Sarkasmus abbekommt. Also mehr Musik in die Zeilen, das ist meine einzige Kritik momentan.
Salud
Pjotr
inhaltlich kommt der Text bei mir gut an, er zeigt die Widerlichkeit des Auge-um-Auge-Prinzips, auch die der Verallgemeinerung.
Das Layout sieht lyrisch aus, klingt in meinen Ohren aber für Lyrik nicht musikalisch genug. – Wie immer die Standardfrage: Ist dies Absicht, soll das Stück eher unmusikalisch klingen? Ich vermute: nein. Denn melodische Zeilen wie "Jemand wie er" oder die Anapher mit "so wie der ..." scheinen absichtlich ästhetisch komponiert zu sein.
Das Thema als Musik oder Lyrik zu präsentieren, finde ich eine gute Idee, weil die Sache so mittels Heile-Welt-Ironie auch die nötige Portion Sarkasmus abbekommt. Also mehr Musik in die Zeilen, das ist meine einzige Kritik momentan.
Salud
Pjotr
Hi Sam,
warum klingt in meinem Kopf beim Lesen des () Textes gerade "Jeanne" von Falco?
Dein Text scheint zu funktionieren...
Die Zeilen
schwächeln für mich ein wenig...
Die letzte Strophe ist inhaltlich klasse, ich würde aber entweder
"sie wollten ihn kastrieren
doch dann...."
oder
"sie wollten ihn kastrieren, doch dann"
weil ich da beim Lesen eine Pause mache und ich diese inhaltlich auch genau da richtig finde.
Ich finde des Text gelungen.
Gruß, Nicole
warum klingt in meinem Kopf beim Lesen des () Textes gerade "Jeanne" von Falco?
Dein Text scheint zu funktionieren...

Die Zeilen
Jemand wie er
muss sie sich ja auf diese Art nehmen
schwächeln für mich ein wenig...
Die letzte Strophe ist inhaltlich klasse, ich würde aber entweder
"sie wollten ihn kastrieren
doch dann...."
oder
"sie wollten ihn kastrieren, doch dann"
weil ich da beim Lesen eine Pause mache und ich diese inhaltlich auch genau da richtig finde.
Ich finde des Text gelungen.
Gruß, Nicole
Hi Sam,
dieser Text ist dir gut gelungen.
Den Titel "Country Song" interpretiere ich nicht im Sinne von "Lied", sondern im Sinne von "Geflogenheiten auf dem Land".
Das hier ist stark:
Sie wollten ihn kastrieren doch dann
gönnten sie ihm eine letzte Erektion
an der Esche am Fluss
Männer, die aufgehängt werden, bekommen während des Erstickens eine Erektion. Uff!
Aus die Maus.
Genial grausam.
Saludos
Mucki
dieser Text ist dir gut gelungen.
Den Titel "Country Song" interpretiere ich nicht im Sinne von "Lied", sondern im Sinne von "Geflogenheiten auf dem Land".
Das hier ist stark:
Sie wollten ihn kastrieren doch dann
gönnten sie ihm eine letzte Erektion
an der Esche am Fluss
Männer, die aufgehängt werden, bekommen während des Erstickens eine Erektion. Uff!
Aus die Maus.
Genial grausam.
Saludos
Mucki
hallo sam,
ich finde diesen text sehr gut,
bis auf s3 "jemand wie er..." - auch wenn du damit die denkweise der menschen illustrierst, und durch diese aussage die radikalität der gegenmaßnahme möglicherweise erst erklärlich wird - entsteht für mich durch diese zeilen ein zweifaches dilemma - 1- dass dem vergewaltiger wieder mal das in der regel völlig unzutreffende klischee der 'auffälligkeit' zugeordnet wird (ok, dass ist ein 'ethischer' einwand von außen, mich persönlich stört das halt - darum müsste sich der text natürlich nicht kümmern) und 2 - dass dadurch sympathie für den so vordergründig behandelten entsteht (was ich nun nicht als 'moralischen' einwand verstehe - sondern es bildet ein gegengewicht zur dramatik des geschehens und verwässert damit dessen darstellung. es bedient ein klischee und erzeugt sentimentalität.) - klar kann man dem leser auch ein solches dilemma zumuten, dafür müsste es aber m.e. stärker 'gezeigt', thematisiert/ausgearbeitet werden.
langer rede kurzer sinn: ich plädiere im sinne 'dichterischer entflechtung' für den mut, diese strophe zu streichen - auch wenn der andere 'touch', den der text dadurch erhält, auch verzicht auf einen derzeit bestimmenden teil der aussage bedeutet.
Country Song
Sie wollten ihn kastrieren
(drei Mädchen hieß es
allein im letzten Jahr)
doch dann
gönnten sie ihm eine letzte Erektion
an der Esche am Fluss
(diesen titel finde ich einsame klasse.)
ich finde diesen text sehr gut,
bis auf s3 "jemand wie er..." - auch wenn du damit die denkweise der menschen illustrierst, und durch diese aussage die radikalität der gegenmaßnahme möglicherweise erst erklärlich wird - entsteht für mich durch diese zeilen ein zweifaches dilemma - 1- dass dem vergewaltiger wieder mal das in der regel völlig unzutreffende klischee der 'auffälligkeit' zugeordnet wird (ok, dass ist ein 'ethischer' einwand von außen, mich persönlich stört das halt - darum müsste sich der text natürlich nicht kümmern) und 2 - dass dadurch sympathie für den so vordergründig behandelten entsteht (was ich nun nicht als 'moralischen' einwand verstehe - sondern es bildet ein gegengewicht zur dramatik des geschehens und verwässert damit dessen darstellung. es bedient ein klischee und erzeugt sentimentalität.) - klar kann man dem leser auch ein solches dilemma zumuten, dafür müsste es aber m.e. stärker 'gezeigt', thematisiert/ausgearbeitet werden.
langer rede kurzer sinn: ich plädiere im sinne 'dichterischer entflechtung' für den mut, diese strophe zu streichen - auch wenn der andere 'touch', den der text dadurch erhält, auch verzicht auf einen derzeit bestimmenden teil der aussage bedeutet.
Country Song
Sie wollten ihn kastrieren
(drei Mädchen hieß es
allein im letzten Jahr)
doch dann
gönnten sie ihm eine letzte Erektion
an der Esche am Fluss
(diesen titel finde ich einsame klasse.)
Hallo Sam!
Klasse, das! Allein der Titel erregt bei country-fan Trixie natürlich gleich Aufmerksamkeit. Ich höre schon ein Lied, aber eher so bluesig. Bis "doch dann". Da höre ich nur Text. Ich finde, ohne die Melodie im Hinterkopf wirkt es nicht so gut, gerade wegen solchen Sätzen wie "jemand wie er". Das passt zu einem Song mehr als zu einem Gedicht. Ich würde fast gerne eine Perfomance davon hören!
Liebe Grüße
Trixie
Klasse, das! Allein der Titel erregt bei country-fan Trixie natürlich gleich Aufmerksamkeit. Ich höre schon ein Lied, aber eher so bluesig. Bis "doch dann". Da höre ich nur Text. Ich finde, ohne die Melodie im Hinterkopf wirkt es nicht so gut, gerade wegen solchen Sätzen wie "jemand wie er". Das passt zu einem Song mehr als zu einem Gedicht. Ich würde fast gerne eine Perfomance davon hören!
Liebe Grüße
Trixie
Lieber Sam,
ich komme hier zu kurz vorbei, trotzdem schreib ich das, was mir einfällt. Ist doch länger geworden, zwar nicht genug, aber man muss es nicht mehr entschuldigen, denke ich
Der Text hat für mich die richtige Perspektive (nämlich auf das Perverse und zwar auf eine Weise, die darstellbar ist!, (erinnert mich auch Ideen zu Moosbrugger im Mann ohne Eigenschaften, wenn da auch ganz anders...aber diese allgemeine Perversität, auf mich wirkt der Text insgesamt aber trotzdem tendentiell zu plakativ, was allerdings durch das gelungene Zusammenspiel von Titel und Text auch wieder etwas aufgehoben wird. Die "Esche am Fluss" wirkt dann noch leicht gewollt lyrisch bei allem auf mich (weil es inzwischen so viele Foren-Internet-sonstwas Texte gibt, wo ein baum oder ein Tier oder so etwas herhalten muss, um leicht Atmosphäre zu erzeugen), wenn mir das auch nicht beim ersten Lesen aufgefallen ist, also schon einigermaßen funktioniert.
Das "so wie der spricht" und "so wie der schaut" mutet mir dabei dann ein bisschen wie eine alte (und damit nicht mehr zeitgemäße) Gestaltung des Themas an als ob man etwas antikes bauen will. Oder wie ein Klischee, aber kein reales, sondern eines, wie Geschichten oder Texte oft erzählen, warte vielleicht fällt mir ein Vergleich ein, nein, gerade nicht .-), aber dadurch dass du diese Sätze wählst, um die Perspektive der anderen einzunehmen, "rieche" ich, dass es keien gegriffene Realität ist, sondern dass das hier ein fiktiver Text ist, ich kann da snicht so gut beschreiben. Im Theater ist es manchmal, dass sie einmal zuviel schreien oder .-- hm, nein, mir fällt gerade kein gutes Bsp. ein. Vielleicht später. Ich glaube einfach, dass es bestimmte Bilder und Erzähldetails gibt, die den text als Text "verraten", die Suggestion wird durchbrochen, obwohl es durchaus nicht falsche Bilder sind. Es ist eben ihr Geruch .-) (blabla..)
Durchs arams Variante ist für mich aber vor allem eine Problematik entschärft: das wollten. Durch die Wiederholung am Ende deiner Fassung, gibt der Konjunktiv für mich zu stark keinen Sinn (denn eigentlich ist es ja nicht ganz korrekt von dir erzählt, das "wollten" heißt ja eigentlich: sie hatten den willen zu etwas, aber taten es nicht. bei dir tun sie es ja aber, nur, dass sie vorher noch was anderes machen. In arams Fassung ist dieser unausgezählte Moment für mich gerade die poetische Kraft: Denn das, was sie tun, ist ja so widersinnig zu dem, was sie wollen, dass man auch davon sprechen kann, dass sie es nicht getan haben, obwohl sie es wahrscheinlich hinterher vollzogen haben, das woltlen ist stilistisch gerechtfertigt. In deiner Fassung ist - neben der zussätzlichen Dramatik, die mir auch etwas übertrieben scheint, so wie viele Leute den fehler machen, in einer Geschichte zuviel zu erzählen, sich einen Romanumfang vornnehmen, - diese poetische Kraft für mich nicht entwickelt, da wirkt das "Wollten" schlicht "grammatisch" falsch oder sagen wir zu falsch (so ,wie man in der Musik auch mit Disonanzen arbeiten kann, aber es nicht bis ins Unendliche treiben kann).
Trotzdem hat der text auch was für mich. Rein durch geht er mir aber nicht.
Liebe Grüße,
Lisa
ich komme hier zu kurz vorbei, trotzdem schreib ich das, was mir einfällt. Ist doch länger geworden, zwar nicht genug, aber man muss es nicht mehr entschuldigen, denke ich

Der Text hat für mich die richtige Perspektive (nämlich auf das Perverse und zwar auf eine Weise, die darstellbar ist!, (erinnert mich auch Ideen zu Moosbrugger im Mann ohne Eigenschaften, wenn da auch ganz anders...aber diese allgemeine Perversität, auf mich wirkt der Text insgesamt aber trotzdem tendentiell zu plakativ, was allerdings durch das gelungene Zusammenspiel von Titel und Text auch wieder etwas aufgehoben wird. Die "Esche am Fluss" wirkt dann noch leicht gewollt lyrisch bei allem auf mich (weil es inzwischen so viele Foren-Internet-sonstwas Texte gibt, wo ein baum oder ein Tier oder so etwas herhalten muss, um leicht Atmosphäre zu erzeugen), wenn mir das auch nicht beim ersten Lesen aufgefallen ist, also schon einigermaßen funktioniert.
Das "so wie der spricht" und "so wie der schaut" mutet mir dabei dann ein bisschen wie eine alte (und damit nicht mehr zeitgemäße) Gestaltung des Themas an als ob man etwas antikes bauen will. Oder wie ein Klischee, aber kein reales, sondern eines, wie Geschichten oder Texte oft erzählen, warte vielleicht fällt mir ein Vergleich ein, nein, gerade nicht .-), aber dadurch dass du diese Sätze wählst, um die Perspektive der anderen einzunehmen, "rieche" ich, dass es keien gegriffene Realität ist, sondern dass das hier ein fiktiver Text ist, ich kann da snicht so gut beschreiben. Im Theater ist es manchmal, dass sie einmal zuviel schreien oder .-- hm, nein, mir fällt gerade kein gutes Bsp. ein. Vielleicht später. Ich glaube einfach, dass es bestimmte Bilder und Erzähldetails gibt, die den text als Text "verraten", die Suggestion wird durchbrochen, obwohl es durchaus nicht falsche Bilder sind. Es ist eben ihr Geruch .-) (blabla..)
Durchs arams Variante ist für mich aber vor allem eine Problematik entschärft: das wollten. Durch die Wiederholung am Ende deiner Fassung, gibt der Konjunktiv für mich zu stark keinen Sinn (denn eigentlich ist es ja nicht ganz korrekt von dir erzählt, das "wollten" heißt ja eigentlich: sie hatten den willen zu etwas, aber taten es nicht. bei dir tun sie es ja aber, nur, dass sie vorher noch was anderes machen. In arams Fassung ist dieser unausgezählte Moment für mich gerade die poetische Kraft: Denn das, was sie tun, ist ja so widersinnig zu dem, was sie wollen, dass man auch davon sprechen kann, dass sie es nicht getan haben, obwohl sie es wahrscheinlich hinterher vollzogen haben, das woltlen ist stilistisch gerechtfertigt. In deiner Fassung ist - neben der zussätzlichen Dramatik, die mir auch etwas übertrieben scheint, so wie viele Leute den fehler machen, in einer Geschichte zuviel zu erzählen, sich einen Romanumfang vornnehmen, - diese poetische Kraft für mich nicht entwickelt, da wirkt das "Wollten" schlicht "grammatisch" falsch oder sagen wir zu falsch (so ,wie man in der Musik auch mit Disonanzen arbeiten kann, aber es nicht bis ins Unendliche treiben kann).
Trotzdem hat der text auch was für mich. Rein durch geht er mir aber nicht.
Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Hallo Zusammen,
vielen Dank für eure Kommentare! Die Entscheidung dieses Gedicht einzustellen, war eine spontane, aufgrund moshes Hafertext. Mit soviel Reaktion habe ich nicht gerechnet. Da das Ding nun schon ein paar Jahre alt ist, muss ich in meinen Antworten an euch versuchen, mir selber auch wieder ein bisschen auf die Schliche zu kommen. Gut möglich, dass sich das alles dann etwas ungelenk liest und ich mich in den einzelnen Antworten wiederhole. Dafür bitte ich vorab schon mal um Entschuldigung.
Pjotr,
im Grunde sollte der Text nicht musikalisch klingen. Musikalische Andeutungen ja (durch den Titel, durch die Gestaltung, aber immer gebrochen und durch den Inhalt „pervertiert“. Deine Formulierung „Heile Welt Ironie“ trifft den Nagel auf den Kopf. Ich werde weiter unten bei aram noch versuchen zu erklären, warum ich das Mittelteil so gestaltet habe.
Mehr Musik in die Zeilen ist ein guter Vorschlag, dessen Umsetzung vielleicht aber meine lyrischen und musikalischen Fähigkeiten übersteigt.
Nicole,
du erwähnst Falco und ich komme in Versuchung nun über das von dir erwähnte Lied zu schwadronieren. Aber vielleicht gibt es da tatsächlich eine Gemeinsamkeit. Diejenige des Bruches zwischen Form und Inhalt, wobei dies Falco natürlich ungleich besser gelungen ist. Allein durch den Erfolg, vor allem bei denjenigen, die eigentlich ablehnend auf dieses Lied hätten reagieren können (sollen, müssen..) – den vielen Jeannies, denen das Indenwaldverschlepptwerden vielleicht plötzlich ein wenig zu romantisch erschien (auch wegen des Videos).
Der Umbruch in der letzten Strophe. Vom Kastrieren zum Aufhängen. Ich glaube, man wünscht sich als Leser hier eine Pause. Aber es gibt keine. Die Entscheidung den Kerl aufzuhängen wird genauso schnell und unreflektiert getroffen, wie die vorangegangene ihn zu kastrieren.
Zu dem Mittelteil gibt gleich noch mehr (bei aram).
Mucki,
deine Interpretation des Titels deckt sich mit meinen Vorstellung. Natürlich hatte ich auch die gängige gutlaunige Countrymusic im Sinn (die ja natürlich wesentlich vielschichtiger ist, als man sie oberflächlich wahrnimmt), aber eben auch dieses Bild der ländlichen Gepflogenheit, außerhalb der Norm Stehendes schnell und brutal abzuurteilen.
Naja und dann, die letzte Erektion...aus die Maus! – Kürzer kann man es nicht zusammenfassen!
aram,
zunächst dies: deine Streichung ist gut. So wie im Falle von moshes Hafergedicht. Sie erzeugen eine Verkapselung, die inhaltlich wie formal sehr ansprechend ist. Aber sie ist (in beiden Fällen) eines nicht: Mutig! Gerade weil sie alles verhindert, was man heute um jeden Fall vermeiden möchte: Falsche Sentimentalität, fehlgeleitetes Mitgefühl etc. Natürlich leben wir in einer erklärungsgesättigten Gesellschaft, was pathologische Verhaltensweisen angeht. Das hat dazu geführt, dass wir jeder Handlung Ursachen zugrunde legen, die nur unter größten Anstrengungen, wenn überhaupt zutage gefördert werden können. Und selbst dann auch nur interpretiert und verwaschen. Also lieber gar nicht urteilen, sondern nur beobachten und schwigend Rückschlüsse ziehen.
Aber: Nicht jede Tat hat Hintergründe. Manche hat einfach nur Vordergründe! (jüngstes Beispiel Abugraib- und der Dokumentarfilm der derzeit auf der Belinale zu sehen ist.)
Darum geht es auch in dem Gedicht. Um vordergründige Handlungsweise, die sich auf nichts anders stützt, als auf Vermutungen und äußeres Erscheinungsbild. Verbunden mit einer gewissen Gruppendynamik, dargestellt durch den Mittelteil.
Hier lese ich die ersten beiden Zeilen als Aufruf einer Person, die von einem Chor beantwortet wird. Vielleicht wurde das Urteil Kastration von einem (natürlich inoffiziellen) Tribunal oder Gericht gefällt. In der Masse nun wird daraus ein Todesurteil. Jedenfalls wollte ich durch den Gleichklang der dritten und vierten Zeile dies ausdrücken, gleichsam das zu pervertierende Melodische nicht ganz aus dem Auge verlieren.
Trixie,
wie oben schon erwähnt, ist es nur bedingt ein Song, bzw. ist die Bezeichnung „Country Song“ in erster Linie ironisch.
Und Performance oder Lesung...ich weiß nicht, ob ich mich dazu mal aufraffen kann. Ich glaube eher nicht. Aber wenn sich jemand anderes daran versuchen will: Gerne!
moshe,
ja, so eine Festplatte ist gut. Solange sie den Geist nicht aufgibt, und mit ihr all die alten Sachen verschwinden. Ich geb dir Recht, als „Song“ wäre das Ding zu kurz. Aber wie oben schon erwähnt, ist diese Song ja nicht nur wörtlich zu nehmen.
Lisa,
du zwingst einen förmlich dazu, deine Kommentare aufmerksam zu lesen. Das ist zweifellos gut, nur hoffe ich, dass ich nichts übersehen habe.
Du sprichst von plakativ. Ja, das ist der Text, durch und durch. Der in Klammern gesetzte Satz könnte ja genauso gut eine Schlagzeile sein.
Ferner erwähnst du einen „Geruch“, der den Text als Text entlarvt. Als Darstellung einer Darstellung (Theater). Auch damit liegst du nicht verkehrt (was meine Lesart angeht). Zur Gestaltung des Mittelteils habe ich bei aram schon ausführlich geschrieben. Gerade jenes wiederholtes „so wie der...“ darf ruhiges etwas Chorhaftes haben. Immerhin wird ja auch ein Rückfall in, sagen wir, archaische Handlungsweisen beschrieben, bzw. das, was für archaisch halten, was aber immer noch sosehr in uns verwurzelt ist, und nur mangels Gelegenheit nicht aus uns herausbricht, obwohl es immer latent vorhanden ist.
Zu dem wollten. Für mich stellt sich die abfolge klar da: Sie wollten ihn kastrieren – ein übles Urteil. Dann aber, bedingt durch verschiedene Faktoren (von mir indiziert die Gruppendynamik dargestellt druch das zweimalige „So wie der...“) wird diese Entscheidung umgeworfen, und man hängt den Mann auf. Wichtig hierbei vielleicht das Wörtchen „gönnen“. dies impliziert den Gedanken einer Begnadigung von der Kastration zum scheinbar weniger schlimmeren Erhängen. Denn dies ist nicht nur ein größeres Ventil für den angestauten Zorn der Beteiligten, sondern auch eine unbewusste Gewissenerleichterung, in dem Sinne von: Erektion (Erregung) ist ja dass, was er wollte (im Gegensatz zur Kastration). Nun geben wir ihm das, was er will. Ergo, volle Schuldabwälzung.
Aus diesen Hintergrund heraus überlege ich mir gut, was ich wirklich streichen sollte, aus dem Gedicht, weil es mir in seinen Einzelteilen als, obwohl vordergründig und plakativ daherkommt, nicht ganz unzutreffende Beobachtung gruppendynamischen Verhaltens erscheint.
Nochmals herzlichen Dank euch allen!
Liebe Grüße
Sam
vielen Dank für eure Kommentare! Die Entscheidung dieses Gedicht einzustellen, war eine spontane, aufgrund moshes Hafertext. Mit soviel Reaktion habe ich nicht gerechnet. Da das Ding nun schon ein paar Jahre alt ist, muss ich in meinen Antworten an euch versuchen, mir selber auch wieder ein bisschen auf die Schliche zu kommen. Gut möglich, dass sich das alles dann etwas ungelenk liest und ich mich in den einzelnen Antworten wiederhole. Dafür bitte ich vorab schon mal um Entschuldigung.
Pjotr,
im Grunde sollte der Text nicht musikalisch klingen. Musikalische Andeutungen ja (durch den Titel, durch die Gestaltung, aber immer gebrochen und durch den Inhalt „pervertiert“. Deine Formulierung „Heile Welt Ironie“ trifft den Nagel auf den Kopf. Ich werde weiter unten bei aram noch versuchen zu erklären, warum ich das Mittelteil so gestaltet habe.
Mehr Musik in die Zeilen ist ein guter Vorschlag, dessen Umsetzung vielleicht aber meine lyrischen und musikalischen Fähigkeiten übersteigt.
Nicole,
du erwähnst Falco und ich komme in Versuchung nun über das von dir erwähnte Lied zu schwadronieren. Aber vielleicht gibt es da tatsächlich eine Gemeinsamkeit. Diejenige des Bruches zwischen Form und Inhalt, wobei dies Falco natürlich ungleich besser gelungen ist. Allein durch den Erfolg, vor allem bei denjenigen, die eigentlich ablehnend auf dieses Lied hätten reagieren können (sollen, müssen..) – den vielen Jeannies, denen das Indenwaldverschlepptwerden vielleicht plötzlich ein wenig zu romantisch erschien (auch wegen des Videos).
Der Umbruch in der letzten Strophe. Vom Kastrieren zum Aufhängen. Ich glaube, man wünscht sich als Leser hier eine Pause. Aber es gibt keine. Die Entscheidung den Kerl aufzuhängen wird genauso schnell und unreflektiert getroffen, wie die vorangegangene ihn zu kastrieren.
Zu dem Mittelteil gibt gleich noch mehr (bei aram).
Mucki,
deine Interpretation des Titels deckt sich mit meinen Vorstellung. Natürlich hatte ich auch die gängige gutlaunige Countrymusic im Sinn (die ja natürlich wesentlich vielschichtiger ist, als man sie oberflächlich wahrnimmt), aber eben auch dieses Bild der ländlichen Gepflogenheit, außerhalb der Norm Stehendes schnell und brutal abzuurteilen.
Naja und dann, die letzte Erektion...aus die Maus! – Kürzer kann man es nicht zusammenfassen!
aram,
zunächst dies: deine Streichung ist gut. So wie im Falle von moshes Hafergedicht. Sie erzeugen eine Verkapselung, die inhaltlich wie formal sehr ansprechend ist. Aber sie ist (in beiden Fällen) eines nicht: Mutig! Gerade weil sie alles verhindert, was man heute um jeden Fall vermeiden möchte: Falsche Sentimentalität, fehlgeleitetes Mitgefühl etc. Natürlich leben wir in einer erklärungsgesättigten Gesellschaft, was pathologische Verhaltensweisen angeht. Das hat dazu geführt, dass wir jeder Handlung Ursachen zugrunde legen, die nur unter größten Anstrengungen, wenn überhaupt zutage gefördert werden können. Und selbst dann auch nur interpretiert und verwaschen. Also lieber gar nicht urteilen, sondern nur beobachten und schwigend Rückschlüsse ziehen.
Aber: Nicht jede Tat hat Hintergründe. Manche hat einfach nur Vordergründe! (jüngstes Beispiel Abugraib- und der Dokumentarfilm der derzeit auf der Belinale zu sehen ist.)
Darum geht es auch in dem Gedicht. Um vordergründige Handlungsweise, die sich auf nichts anders stützt, als auf Vermutungen und äußeres Erscheinungsbild. Verbunden mit einer gewissen Gruppendynamik, dargestellt durch den Mittelteil.
Hier lese ich die ersten beiden Zeilen als Aufruf einer Person, die von einem Chor beantwortet wird. Vielleicht wurde das Urteil Kastration von einem (natürlich inoffiziellen) Tribunal oder Gericht gefällt. In der Masse nun wird daraus ein Todesurteil. Jedenfalls wollte ich durch den Gleichklang der dritten und vierten Zeile dies ausdrücken, gleichsam das zu pervertierende Melodische nicht ganz aus dem Auge verlieren.
Trixie,
wie oben schon erwähnt, ist es nur bedingt ein Song, bzw. ist die Bezeichnung „Country Song“ in erster Linie ironisch.
Und Performance oder Lesung...ich weiß nicht, ob ich mich dazu mal aufraffen kann. Ich glaube eher nicht. Aber wenn sich jemand anderes daran versuchen will: Gerne!
moshe,
ja, so eine Festplatte ist gut. Solange sie den Geist nicht aufgibt, und mit ihr all die alten Sachen verschwinden. Ich geb dir Recht, als „Song“ wäre das Ding zu kurz. Aber wie oben schon erwähnt, ist diese Song ja nicht nur wörtlich zu nehmen.
Lisa,
du zwingst einen förmlich dazu, deine Kommentare aufmerksam zu lesen. Das ist zweifellos gut, nur hoffe ich, dass ich nichts übersehen habe.
Du sprichst von plakativ. Ja, das ist der Text, durch und durch. Der in Klammern gesetzte Satz könnte ja genauso gut eine Schlagzeile sein.
Ferner erwähnst du einen „Geruch“, der den Text als Text entlarvt. Als Darstellung einer Darstellung (Theater). Auch damit liegst du nicht verkehrt (was meine Lesart angeht). Zur Gestaltung des Mittelteils habe ich bei aram schon ausführlich geschrieben. Gerade jenes wiederholtes „so wie der...“ darf ruhiges etwas Chorhaftes haben. Immerhin wird ja auch ein Rückfall in, sagen wir, archaische Handlungsweisen beschrieben, bzw. das, was für archaisch halten, was aber immer noch sosehr in uns verwurzelt ist, und nur mangels Gelegenheit nicht aus uns herausbricht, obwohl es immer latent vorhanden ist.
Zu dem wollten. Für mich stellt sich die abfolge klar da: Sie wollten ihn kastrieren – ein übles Urteil. Dann aber, bedingt durch verschiedene Faktoren (von mir indiziert die Gruppendynamik dargestellt druch das zweimalige „So wie der...“) wird diese Entscheidung umgeworfen, und man hängt den Mann auf. Wichtig hierbei vielleicht das Wörtchen „gönnen“. dies impliziert den Gedanken einer Begnadigung von der Kastration zum scheinbar weniger schlimmeren Erhängen. Denn dies ist nicht nur ein größeres Ventil für den angestauten Zorn der Beteiligten, sondern auch eine unbewusste Gewissenerleichterung, in dem Sinne von: Erektion (Erregung) ist ja dass, was er wollte (im Gegensatz zur Kastration). Nun geben wir ihm das, was er will. Ergo, volle Schuldabwälzung.
Aus diesen Hintergrund heraus überlege ich mir gut, was ich wirklich streichen sollte, aus dem Gedicht, weil es mir in seinen Einzelteilen als, obwohl vordergründig und plakativ daherkommt, nicht ganz unzutreffende Beobachtung gruppendynamischen Verhaltens erscheint.
Nochmals herzlichen Dank euch allen!
Liebe Grüße
Sam
Hallo Sam, ich kann Deine gesamte Rückmeldung zustimmend nachvollziehen, mit Ausnahme dieses Gedankens:
Hmpf. Ich habe gestern ein Interview mitverfolgt. Der Regisseur scheint die Ursachen für Abugraib allein auf derlei "Vordergründe" reduzieren zu wollen, als ob absolut jeder Mensch in der Lage wäre, die eigene Grausamkeit unendlich steigern zu können. Das ist erstens paradox, weil sonst die Menschheit sich selbst ausgerottet hätte noch bevor sie überhaupt entstanden wäre (siehe auch die Endlichkeit des Holocaust), und zweitens werden Vordergründe erst ermöglicht durch Hintergründe. Ohne Hintergrund, kein Vordergrund.
Gut, letztendlich basieren diese Begriffe auf variablen Wortdefinitionen, wodurch je nach Deutung der Zusammenhang verschoben werden kann. Jedenfalls sträuben sich mir die Nackenhaare, wenn ein Bono Vox (in den 80er-Jahren) behauptet, jeder Mann sei ein potentieller Vergewaltiger, oder wenn dieser Regisseur behauptet, jeder sei ein potentieller Folterer. Ich habe auch schon mal als 13-jähriger Äpfel auf einen Wehrlosen geschmissen, aber das war dann auch schon das letzte Mal und das äußerste, was ich einem Wehrlosen jemals angetan habe, das Gewissen und die Selbstreflektion hat hier hier mein spontanes Fortfahren irgendwann gebremst. Anstatt zu verallgemeinern, würde ich jene Aussage* präzisieren: Der Bremsweg ist bei allen Menschen unterschiedlich lang. Ebenso gibt es genug Personen, die einem Weißkittel, in jenem berühmten Experiment, durchaus den Befehl verweigern, den Hebel auf 3000 Volt zu stellen.
* der Regisseur meinte, die Folterer von Abu Graib seien Menschen wie "du und ich", soll heißen: jeder könnte zum ginsenden Folterer werden.
Salute
Pjotr
P.S.: Da wir gerade dabei sind, Thema ist ja sowohl "Gewalt" als auch "Verallgemeinerung". Paradox ist dann außerdem diejenige Verallgemeinerung, jeder Mensch sei ein potentieller Henker/Folterer, im Zusammenhang mit derjenigen Differenzierung, man solle das äußere Erscheinungsbild von Vergewaltigern/Irakern nicht verallgemeinern. Demnach gälte: Jeder Mensch ein Henker: ja; jeder Mensch ein Vergewaltiger: nein. – Oder umgekehrt. Oder beides. Eine Schlussfolgerung mit ethischem Erkenntnisgewinn ist somit unmöglich. Oder man schließt: Es ist alles "egal", also hau drauf. Aber auch das wäre paradox, denn die Menschheit dehnt sich aus, sie tötet sich nur punktuell, das Chaos ist nicht unendlich.
Sam hat geschrieben:Aber: Nicht jede Tat hat Hintergründe. Manche hat einfach nur Vordergründe! (jüngstes Beispiel Abugraib- und der Dokumentarfilm der derzeit auf der Belinale zu sehen ist.)
Hmpf. Ich habe gestern ein Interview mitverfolgt. Der Regisseur scheint die Ursachen für Abugraib allein auf derlei "Vordergründe" reduzieren zu wollen, als ob absolut jeder Mensch in der Lage wäre, die eigene Grausamkeit unendlich steigern zu können. Das ist erstens paradox, weil sonst die Menschheit sich selbst ausgerottet hätte noch bevor sie überhaupt entstanden wäre (siehe auch die Endlichkeit des Holocaust), und zweitens werden Vordergründe erst ermöglicht durch Hintergründe. Ohne Hintergrund, kein Vordergrund.
Gut, letztendlich basieren diese Begriffe auf variablen Wortdefinitionen, wodurch je nach Deutung der Zusammenhang verschoben werden kann. Jedenfalls sträuben sich mir die Nackenhaare, wenn ein Bono Vox (in den 80er-Jahren) behauptet, jeder Mann sei ein potentieller Vergewaltiger, oder wenn dieser Regisseur behauptet, jeder sei ein potentieller Folterer. Ich habe auch schon mal als 13-jähriger Äpfel auf einen Wehrlosen geschmissen, aber das war dann auch schon das letzte Mal und das äußerste, was ich einem Wehrlosen jemals angetan habe, das Gewissen und die Selbstreflektion hat hier hier mein spontanes Fortfahren irgendwann gebremst. Anstatt zu verallgemeinern, würde ich jene Aussage* präzisieren: Der Bremsweg ist bei allen Menschen unterschiedlich lang. Ebenso gibt es genug Personen, die einem Weißkittel, in jenem berühmten Experiment, durchaus den Befehl verweigern, den Hebel auf 3000 Volt zu stellen.
* der Regisseur meinte, die Folterer von Abu Graib seien Menschen wie "du und ich", soll heißen: jeder könnte zum ginsenden Folterer werden.
Salute
Pjotr
P.S.: Da wir gerade dabei sind, Thema ist ja sowohl "Gewalt" als auch "Verallgemeinerung". Paradox ist dann außerdem diejenige Verallgemeinerung, jeder Mensch sei ein potentieller Henker/Folterer, im Zusammenhang mit derjenigen Differenzierung, man solle das äußere Erscheinungsbild von Vergewaltigern/Irakern nicht verallgemeinern. Demnach gälte: Jeder Mensch ein Henker: ja; jeder Mensch ein Vergewaltiger: nein. – Oder umgekehrt. Oder beides. Eine Schlussfolgerung mit ethischem Erkenntnisgewinn ist somit unmöglich. Oder man schließt: Es ist alles "egal", also hau drauf. Aber auch das wäre paradox, denn die Menschheit dehnt sich aus, sie tötet sich nur punktuell, das Chaos ist nicht unendlich.
Zuletzt geändert von Pjotr am 13.02.2008, 14:27, insgesamt 1-mal geändert.
Hi Pjotr,
Meinst Du wirklich 3000 Volt? Ich hätte auf das Experiment von S. Milgram getippt, aber dann wäre es eher 300 Volt?!?!?
Das Thema, das Du anreißt, finde ich hoch interessant, gerade im Zusammenhang mit Milgram denke ich darüber nach, wie lang mein Bremsweg wohl ist und welcher Trigger es bedürfte um ihn zu verlängern... Hier würde ein separater Faden lohnen.
Nicole
Ebenso gibt es genug Personen, die einem Weißkittel, in jenem berühmten Experiment, durchaus den Befehl verweigern, den Hebel auf 3000 Volt zu stellen.
Meinst Du wirklich 3000 Volt? Ich hätte auf das Experiment von S. Milgram getippt, aber dann wäre es eher 300 Volt?!?!?
Das Thema, das Du anreißt, finde ich hoch interessant, gerade im Zusammenhang mit Milgram denke ich darüber nach, wie lang mein Bremsweg wohl ist und welcher Trigger es bedürfte um ihn zu verlängern... Hier würde ein separater Faden lohnen.
Nicole
Hi Nicole,
die Voltzahl habe ich nur so hingeschrieben. Welche Zahl genau auf dem Etikett abgedruckt war, weiß ich nicht mehr. Da müsste man mal googeln ...
Pjotr
http://de.wikipedia.org/wiki/Milgram-Experiment
die Voltzahl habe ich nur so hingeschrieben. Welche Zahl genau auf dem Etikett abgedruckt war, weiß ich nicht mehr. Da müsste man mal googeln ...
Pjotr
http://de.wikipedia.org/wiki/Milgram-Experiment
eine Verkapselung, die inhaltlich wie formal sehr ansprechend ist. Aber sie ist (in beiden Fällen) eines nicht: Mutig!
das habe ich auch nirgends behauptet, sam. ich bezog mich darauf, dass es m.e. eine gewisse art 'mut' erfordert, passagen aus eigenen texten zu streichen, die einem ans herz gewachsen sind - sogar dann, wenn man gute gründe dafür sieht - was für dich ja nicht so ist.
Gerade weil sie alles verhindert, was man heute um jeden Fall vermeiden möchte: Falsche Sentimentalität, fehlgeleitetes Mitgefühl
ich vertehe nicht ganz, wieso du hier für falsche sentimentalität und fehlgeleitetes mitgefühl eintrittst - ?
Natürlich leben wir in einer erklärungsgesättigten Gesellschaft, was pathologische Verhaltensweisen angeht.
meinst du? ich sehe eher tiefe verständnislosigkeit. (was sich nicht in jedem fall widersprechen muss)
Das hat dazu geführt, dass wir jeder Handlung Ursachen zugrunde legen, die nur unter größten Anstrengungen, wenn überhaupt zutage gefördert werden können. Und selbst dann auch nur interpretiert und verwaschen. Also lieber gar nicht urteilen, sondern nur beobachten und schwigend Rückschlüsse ziehen.
Aber: Nicht jede Tat hat Hintergründe. Manche hat einfach nur Vordergründe!
darin stimme ich dir nicht zu.
Darum geht es auch in dem Gedicht. Um vordergründige Handlungsweise, die sich auf nichts anders stützt, als auf Vermutungen und äußeres Erscheinungsbild. Verbunden mit einer gewissen Gruppendynamik
ja - darauf bezieht sich mein "verzicht auf einen derzeit bestimmenden teil der aussage". (sie würde nicht revidiert - doch dem leser frei gestellt) - weil dadurch in diesem fall aus meiner sicht probleme entstehen, die der text nicht bewältigt, die das gedicht deutlich schwächen.
ich respektiere natürlich, dass du anderer meinung bist, bzw. dein augenmerk auf anderes legst.
~
ein übles Urteil.
sagst du - der text bleibt neutral, bzw. bleibt bei den äußeren fakten - mich verwirrt etwas, dass du nun zusätzliche 'bewertungen' von leserseite einführst, nachdem du weiter oben dafür plädiert hast, dass die wertung schon im text zum ausdruck kommen möge - oder habe ich dich falsch verstanden?
Wichtig hierbei vielleicht das Wörtchen „gönnen“
diese wortwahl finde ich hervorragend - sie wirkt geradezu 'stilbildend' für den text
dies impliziert den Gedanken einer Begnadigung von der Kastration zum scheinbar weniger schlimmeren Erhängen. Denn dies ist nicht nur ein größeres Ventil für den angestauten Zorn der Beteiligten, sondern auch eine unbewusste Gewissenerleichterung, in dem Sinne von: Erektion (Erregung) ist ja dass, was er wollte (im Gegensatz zur Kastration). Nun geben wir ihm das, was er will. Ergo, volle Schuldabwälzung.
wieder lese ich, was du soeben noch kritisiert hast - "dass wir jeder handlung ursachen zugrunde legen"
wie oben schon erwähnt, ist es nur bedingt ein Song, bzw. ist die Bezeichnung „Country Song“ in erster Linie ironisch.
Und Performance oder Lesung...ich weiß nicht, ob ich mich dazu mal aufraffen kann. Ich glaube eher nicht. Aber wenn sich jemand anderes daran versuchen will: Gerne!
dass für mich erst der titel den text zu dem macht, was er (in meiner lesart/version) ist, deutete ich schon an - er verschiebt den focus der kritik ganz woanders hin: auf das verklärende image, das dem 'landleben' aufgesetzt wird. (genau durch diese stärke ist die aussage des mittelteils für mich insgesamt leicht verzichtbar - wobei mir wie gesagt schon klar ist, dass dies an deiner ursprünglichen intention vorbei geht)
- ich hab im moment nicht die zeit/ möglichkeit, kann mir aber gut vorstellen, tatsächlich einen countrysong draus zu machen, mit genau diesem text (aus der kurzversion in englischer übersetzung) - und viell. klara + band um interpretation zu bitten, für das nächste cowboyfestival.
Wer ist online?
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 23 Gäste