Ruhe

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Sam

Beitragvon Sam » 02.02.2008, 06:48

Reimgedichte interessieren mich immer mehr. Allerdings bin ich noch sehr unsicher bezüglich Metrik etc. Für Hinweise und Tipps wäre ich also sehr dankbar. Gerne auch Verbesserungsvorschläge. Vielleicht gibt es diesen Gedanken aber auch sowieso schon wesentlich besser formuliert oder gedichtet.

2. Version (Mit Dank an alle Mitwirkenden)


Ruhe


Und trägt man mich zum Grabe hin

zur letzten Ruhestätte

sie wär’, so rastlos wie ich bin

die erste, die ich hätte





1. Version

Ruhe


Und trägt man mich zum Grabe hin

der letzten Ruhestätte

sie wär’, so rastlos wie ich bin

die erste auch, die ich dann hätte
Zuletzt geändert von Sam am 03.02.2008, 06:13, insgesamt 1-mal geändert.

Niko

Beitragvon Niko » 02.02.2008, 06:53

hallo sam!
(ein produkt der morgentlichen ruhe? ;-) )
beim lesen hab ich mich gefragt, ob das mit dem versmaß so stimmt. kann natürlich was spezielles sein, das ich nicht kenne, aber instinktiv würde ich sagen, das vers 1 und 3 sowohl als auch vers 2 und 4 in sich gleich sein sollten. dann müsste die zeile 4 aber geändert sein. oder? zumal "dann" und "auch" füllselcharakter haben. mir schwebte dann folgendes vor:

Und trägt man mich zum Grabe hin,

der letzten Ruhestätte,

sie wär’, so rastlos wie ich bin,

die erste , die ich hätte.


aber wie gesagt. ist nur mein empfinden. vielleicht ist es ja ne spezielle reimform. dann will ich nix gesagt haben!
liebenn gruß: Niko
Nachtrag: was ist mit der interpunktion? ein komma, sonst nix? warum nicht durchgängig?
übrigens gibt es alles schon anderswo und meistens besser formuliert. das darf kein maßstab sein. sonst können wir das schreiben drangeben. ;-)

Sam

Beitragvon Sam » 02.02.2008, 07:17

Hallo Niko,

ein produkt der morgentlichen ruhe?

Nicht ganz. Mir kam der Gedanke gestern beim Autofahren, beim Nachgrübeln über die eigene Unrast. Zunächst als eine Art Aphorismus: "Die Bezeichnung für Friedhöfe als letzte Ruhestätte ist nur bedingt richtig; für viele ist sie auch die erste."
Dann aber habe ich mir gedacht, es wäre reizvoller es in Reinform zu bringen.

Über den Vorschlag der letzten Zeile habe ich auch nachgedacht. Nur laut gelesen, finde ich meine Version etwas weicher. Aber wie gesagt, ich bin da noch sehr unsicher. Ebenso die Interpunktion. Ich sehe sie im Gedicht als Lesehilfe und habe deswegen sie nur in den Zeilen gesetzt, nicht am Ende.

Und du hast Recht, dass es alles schon irgendwo gibt. Wie Salomo schon sagte: Es gibt nichts Neues unter der Sonne.

Grüße aus dem Kaffeetopf

Sam

Mucki
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Beitragvon Mucki » 02.02.2008, 14:06

Hi Sam,

die Idee finde ich klasse. (Mag sein, dass das schon mal jemand so ähnlich geschrieben hat, egal)
Die letzte Zeile stimmt im Rhythmus aber wirklich nicht. (Zwei Silben zuviel m.E.). Nikos Version der letzten Zeile stimmt für mich. Ich bin aber auch kein Kenner von Metrik,-)
Saludos
Mucki

Sam

Beitragvon Sam » 02.02.2008, 14:32

Hallo Mucki,

vielen Dank!
Mein Problem mit der letzten Zeile ist das "auch", das ich gerne unterbringen möchte. Weil es ist ja letzte und auch erste Ruhestätte.
Aber vielleicht muss ich wirklich auf das auch verzichten und das dann streichen, sodass die letzte Zeile rund wird.
Zumindest tendiere ich mittlerweile sehr in eure Richtung.

Danke nochmals!

Liebe Grüße

Sam

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 02.02.2008, 16:35

Lieber Sam,

schreib doch :

die allerletzte Ruhestätte

dann geht sichs wieder aus.

Ich finds schön!

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 02.02.2008, 16:45

stimmt, Elsie, das ist es!
manchmal ist es so einfach ,-)
Mucki

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 02.02.2008, 17:35

Liebe Mucki,

aber nur bei den anderen ;-)

Bei mir bin ich blind Grüße,
ELsie
Schreiben ist atmen

Max

Beitragvon Max » 02.02.2008, 21:09

Lieber Sam,

irgendwie erinnert mich das Gedicht seit der ersten Lektüre an "Wanderers Nachtlied" von J.W.G. (das berühmtere von beiden). Ich denke, es gibt schlimmerer Vergleiche.

Es ist schwer greifbar für mich, aber die Hauptkritik an Deinem Vierzeiler wäre für mich, dass erim wesentlichen auf einem Wortspiel beruht und mir daher ein wenig die Perspektive, vielleicht auch die Tiefe fehlt - es klingt einfach wie ein kleiner Spaß für mich.

Liebe Grüße
Max

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 02.02.2008, 22:30

Hallo Sam!

Netter Gedanke, das :-) In der Kritik schließe ich mich Niko an. Die letzte Zeile wirkt wirklich einigermaßen leer (= frei von sinntragenden Wörtern), und da schmerzt jede weitere Silbe doppelt. Oder? Na ja, mir jedenfalls leuchtet Nikos Vorschlag ein :-) Weswegen mir die Ausgleichung von Füllsilben durch das Einfügen anderer Füllsilben - worauf Elsas Vorschlag meinem Empfinden nach hinausliefe - auch nicht wirklich behagt...

Eine Idee noch: Ich hätte in Z2 wahrscheinlich "zur" statt "die" geschrieben, weil mir der Anschluss an das "sie" dann leichter fiele

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Sam

Beitragvon Sam » 03.02.2008, 06:27

Hallo Ihr Lieben,

aufgrund eurer Vorschläge habe ich jetzt eine neue Version eingestellt.

Liebe Elsa,

Danke für deinen Vorschlag. Ich musste diesen natürlich gegen Ferdis Füllselargument abwägen, und habe mich für die schlankere Version entschieden. Aus dem Bauch heraus würde ich auch sagen, dass wenn ich "allerletzte" schreibe, unten auch "allererste" schreiben müsste.

Aber du hast völlig Recht. Der Blick auf Texte anderer ist oftmals um so vieles klarer. Gerade wenn es um Formulierungen, besonders aber wenn es um Rechtschreibung geht. Ich schaffe es sogar bei einem Vierzeiler noch einen RS Fehler einzubauen, obwohl ich den Text vorher zwanzigmal gelesen habe. :icon_redface:
Bei Texten anderer fällt mir sowas aber gleich auf!

Hallo Max,

der gute alte Goethe. Der konnte es halt wirklich. ;-)
Was die Tiefe angeht - ja es ist ein Wortspiel, und die Frage, ob es besser als Gedicht oder als Apho aufgehoben wäre, habe ich für mich nocht nicht geklärt. Wortespiele gefallen mir jedenfalls sehr. Und ehrlich gesagt, nehme ich die fehlende Tiefe sogar gerne in Kauf, wenn der Leser für sich ein wenig aus dem Wortspiel herausholen kann, weil er genau weiß, was ich meine.

Hallo Ferdi,

du siehst, ich habe deine Vorschläge übernommen. Silben, die weht tun, müssen raus! An das zur in Z. 2 hatte ich auch gedacht, aber zunächst wegen der Z-Wiederholung aus Z1 verworfen. Aber laut gelesen, klingt das zweimalige Z nicht schlecht, der Z-Laut hat so etwas Schiebendes.
Herzlichen Dank für deine Vorschläge!

Euch allen viele Grüße

Sam

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 03.02.2008, 12:30

Lieber Sam,

die zweite Fassung ist auf jeden Fall rhythmisch/klanglich jetzt sauber, die letzte Zeile der Erstfassung klang gestenr für mich schon noch wenig integriert.

Insgesamt wirkt der Text auf mich aber eher banal verglichen mit deiner freieren Lyrik oder Prosa. Die Gedankenfolge klingt etwas aphorsitisch an und ist, was für mich den Spannungsbogen angeht, im richtigen Maße ausgearbeitet - die "Pointe" kommt an.

Aber für mich hat der Text keine Wirkkraft bzw. doch, ich kann mir ein bestimmtes Leserpublikum vorstellen, die diesen Text mit Genuss rezipieren (primär männlicher Natur und mittleren bzw. älteren Alters, nicht ohne Geschmack, durchaus mit Humor, aber manmal die anderen in ihrer penetranten Art in den Wahnsinn treibend, stellte ich mir vor mit ihnen zusammen zu leben). Darüberhinaus ist völlig klar, was du sagen willst, aber ich für meinen Teil kann nur sagen, dass du es mir nicht sagst mit diesem Text. Entweder wirkt der text wie eine bestimmte Naturlyrik, die man hute nicht mehr schrieben kann, weil die Natur (Wälder etc.) einfach nicht mehr da sind oder er geht mir einfach nicht weit genug, weil er - so fühlt es sich an - erntshaftes beansprucht, das aber gar nicht, trotz korrekter Themendurchführung, in seiner Form darlegen kann.

Sprachlich finde ich dann

Und trägt man mich zum Grabe hin


schlechtes Poetendeutsch - sagt man nicht eigentlich: zu Grabe tragen ? Dann geht natürlich nicht der der Reim, aber zum Grabe hintragen finde ich schon etwas unglücklich "gedrückt".

(Nach dem so rastlos wie ich bin muss übrigens noch ein Komma)

Auch besteht für mich in der Verwendung des Konjunktivs eine ästhetische Unschärfe, denn eigentlich (rhythmisch unmöglich) müsste auch in Zeile 1 Konjunktiv stehen oder eben in der letzten keiner. Wirkt auf mich inkonsistent.

Du siehst, von diesem Text bin ich eher weniger begeistert...was nicht heißt, dass ich die Wendung zum Reimgedicht nicht spannend finde. ich glaube, solche Experimente müssen sein, um nach und nach einfach zu einer Mischform zu kommen und in deine bisherigen texte eben auch reimformen und andere klassische Kompositionselemente zu integrieren - so ganz für sich wirkt dieser Text einfach etwas tot-hermetisch-kunstweltreferierend und unecht.

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 04.02.2008, 22:35

Hallo Sam!

Ich schließe mich Lisa an und verzichte deshalb auf Kritik, die hier nötig ist.
Schon der Titel bereitet mir Unbehagen im Zusammenhang.

MlG

Moshe, ein wenig traurig...., weil das Thema so nicht gut bearbeitet wurde....

Niko

Beitragvon Niko » 04.02.2008, 23:02

hallo sam!
mal nachhaken.............was ist denn nu so rein interpunktionstechnisch? das solitäre komma steht da noch so unerschütterlich und einsam und wartet auf punktuelle freunde und kommische gesellen.

lieben gruß: Niko


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