Begrab die Mandoline mit der Melodie.
Ich will, dass dieses Schlafmohnlied
im lila Sommer aus ihr blüht -
Wenn Du Fieber hast, diese paar Grad Celsius,
die mit Dir ins Endliche steigen und wieder
zurück ins Seiende fallen,
Zieht das Wetter meiner Erinnerung auf
und Neujahrsschnee, den ich für Federn hielt,
kühlt noch einmal Deine Stirn.
Weil wir uns nicht sehen,
gib mir einen Handschuh mit von Dir,
damit ich mir Deine Winterfinger darin
einbilden kann, als ein Souvenir.
Bruchstücke der alten Fassung:
Besser du begräbst die Mandoline mit der Melodie,
denn ich will, dass dieses Schlafmohnlied
noch einmal im lila Sommer aus ihr blüht -
(...)
dann zieht am Himmel meine Erinnerung auf
und ihr Neujahrsschnee, den ich für Federn hielt,
kühlt noch einmal Deine Stirn.
Aber (...)
Souvenir
Liebe Louisa,
die Bewegung in diesem Gedicht kommt mir sehr groß vor, manchmal wird sie von den Worten aufgenommen, manchmal nicht. Die Worte betupfen sie an manchen Stellen (wie zuletzt "als ein Souvenir" scheint mir ein Betupfen). Sie gerät der Dichterin aus der Hand, hier: "dann zieht am Himmel meine Erinnerung auf", für mich ein nur aufgesetzter kausaler Grund. Aber sonst - ich finde, da ist etwas zu spüren, das nach Tektonik schmeckt, nach der Bewegung der großen Lebenserdplatten (wenn man so sagen kann).
Diese paar Grad Celsius, die ins Endliche steigen und wieder ins Seiende fallen, kann ich sehen.
An der ersten Zeile weiß ich nicht genau, ob sie meint, zusammen mit der Melodie, irritiert mich ein bisschen.
Ebenso die zu starke Blüte des Gedichts, weißt du? Es muss eigentlich nicht, meiner Anschauung nach, so blühen; dadurch kippt es nämlich fast in die Täuschung, und es kann der Eindruck entstehen, das Gedicht hätte eigentlich nichts zu sagen, dabei sagt es doch.
Liebe Grüße,
Peter
die Bewegung in diesem Gedicht kommt mir sehr groß vor, manchmal wird sie von den Worten aufgenommen, manchmal nicht. Die Worte betupfen sie an manchen Stellen (wie zuletzt "als ein Souvenir" scheint mir ein Betupfen). Sie gerät der Dichterin aus der Hand, hier: "dann zieht am Himmel meine Erinnerung auf", für mich ein nur aufgesetzter kausaler Grund. Aber sonst - ich finde, da ist etwas zu spüren, das nach Tektonik schmeckt, nach der Bewegung der großen Lebenserdplatten (wenn man so sagen kann).
Diese paar Grad Celsius, die ins Endliche steigen und wieder ins Seiende fallen, kann ich sehen.
An der ersten Zeile weiß ich nicht genau, ob sie meint, zusammen mit der Melodie, irritiert mich ein bisschen.
Ebenso die zu starke Blüte des Gedichts, weißt du? Es muss eigentlich nicht, meiner Anschauung nach, so blühen; dadurch kippt es nämlich fast in die Täuschung, und es kann der Eindruck entstehen, das Gedicht hätte eigentlich nichts zu sagen, dabei sagt es doch.
Liebe Grüße,
Peter
Puh, Peter... ich möchte Dein Kommentar gerne besser verstehen
...
Wie würdest Du denn "dann zieht am Himmel meine Erinnerung auf" ändern?
Es geht um die Erinnerung an einen anderen Tag mit anderen Wetterverhätnissen... Ich wollte ein Spiel aus Vergangenheit, Zukunft und Vermischung der beiden spielen... Mmmm....
Ich mochte den "Himmel der Erinnerung" eigentlich ganz gern
...
Ja, ich meine "zusammen mit der Melodie" ! Was denn sonst
?
Stört Dich das Wort "blühen" an sich?
Mm...am Anfang war es noch Efeu, dass aus der Mandoline wächst, wenn man sie vergräbt....und aus dem Blatt hört man das Lied
...
Aber ich finde das Schlafmohnlied weitaus passender
...
Vielleicht fällt Dir noch ein konkreter Vorschlag ein
!
Ich danke Dir jedenfalls sehr! So merke ich, dass einiges noch zu "knallig" und überschwenglich ist... (Vielleicht)
Danke
!
Liebe Caty,
ich habe mich sehr gefreut! Das hätte ich eigentlich gar nicht erwartet (*schmunzel*) !
Schönen Tag!
l

Wie würdest Du denn "dann zieht am Himmel meine Erinnerung auf" ändern?
Es geht um die Erinnerung an einen anderen Tag mit anderen Wetterverhätnissen... Ich wollte ein Spiel aus Vergangenheit, Zukunft und Vermischung der beiden spielen... Mmmm....

Ich mochte den "Himmel der Erinnerung" eigentlich ganz gern

Ja, ich meine "zusammen mit der Melodie" ! Was denn sonst

Stört Dich das Wort "blühen" an sich?
Mm...am Anfang war es noch Efeu, dass aus der Mandoline wächst, wenn man sie vergräbt....und aus dem Blatt hört man das Lied

Aber ich finde das Schlafmohnlied weitaus passender

Vielleicht fällt Dir noch ein konkreter Vorschlag ein

Ich danke Dir jedenfalls sehr! So merke ich, dass einiges noch zu "knallig" und überschwenglich ist... (Vielleicht)
Danke

Liebe Caty,
ich habe mich sehr gefreut! Das hätte ich eigentlich gar nicht erwartet (*schmunzel*) !
Schönen Tag!
l
Liebe Lou,
in der ersten Zeile gibt es für mich zwei Möglichkeiten: a) die Melodie ist in der Mandoline selbst, sie wäre wie ihr Charakter, oder b) sie ist ein Beiblatt, das das lyr. Ich hinzulegt (oder es wird c) eine lebendige Melodie begraben - in einem Gedicht erlaube ich mir eben, den Möglichkeiten des Ausdrucks nach zu denken).
An dann zieht am Himmel meine Erinnerung auf irritiert mich zuerst das "dann" - Irritation meint hier: Ich weiß nicht, woher es kommt - Ich sehe zwar, dass die Voraussetzung dafür hier besteht: Wenn du Fieber hast ... dann , aber warum folgt aus dem Fieber für das betrachtende lyr. Ich dann eine Erinnerung?
Mir will das nicht so recht zusammen passen, ebenso das "Aber" am Anfang der letzten Strophe. Ich frage mich, ob man das nicht umgehen könnte, dieses Wenn-Dann-Aber (oder dieses Besser-denn-wenn-dann-aber).
Du sagst: Ich wollte ein Spiel aus Vergangenheit, Zukunft und Vermischung der beiden spielen... Das scheint mir etwas zum Problem am Gedicht zu werden. Die zukünftige Zeit scheint mir zu schwankend im Gedicht. In der ersten Strophe z.B. das "einmal", ist es zukünftig oder vergangen (noch einmal wie) , oder meint es "ein Mal"? Oder: Aber weil wir uns nicht sehen
kann ja auch etwas Grundsätzliches meinen oder meinen: Weil wir uns nicht sehen werden. Die uneindeutige Zeit entwirft hier eine Behauptung, die du vielleicht so nicht wolltest.
Das Wort "blühen" stört mich nicht an sich im Gedicht, sondern als das Ganze des Gedichts. "Himmel der Erinnerung" z.B. ist mir zu sehr Blüte. Ich finde, das Gedicht lässt sich an diesen Stellen zusehr hinreißen.
Fraglich am Ende kommt mir auch die Haltung des lyr. Ichs vor. Also ich sehe das Gedicht ja so: Jemand soll seine Mandoline hergeben, die aber für ihn mehr als ein Trost, ein Lebensbegriff zu sein scheint. Es ist klar, oder es ist anzunehmen, dass er darüber (sehnsuchts-)krank werden wird. Das lyr. Ich verspricht, ihn zu trösten (ich interpretiere), scheint aber nicht zu erkennen, wie wesentlich das Krankwerden des anderen ist. Das lyr. Ich sagt: Der Erinnerungsschnee wird deine Stirn kühlen - aber wird das wirklich so sein? Ich sehe den anderen sterben, während das lyr. Ich am Ende von einem Souvenir spricht. Und da taucht mir diese Haltung auf, dass das lyr. Du in diesem Gedicht wirklicher ist als das lyr. Ich. Dem lyr. Ich scheint das Gestische zu genügen, dem lyr. Du vielleicht nicht.
Louisa, ich will aber dein Gedicht nicht zerpflücken, nur diese Irritationspunkte aufzeigen, die ich nach dem Lesen hatte.
Liebe Grüße,
Peter
in der ersten Zeile gibt es für mich zwei Möglichkeiten: a) die Melodie ist in der Mandoline selbst, sie wäre wie ihr Charakter, oder b) sie ist ein Beiblatt, das das lyr. Ich hinzulegt (oder es wird c) eine lebendige Melodie begraben - in einem Gedicht erlaube ich mir eben, den Möglichkeiten des Ausdrucks nach zu denken).
An dann zieht am Himmel meine Erinnerung auf irritiert mich zuerst das "dann" - Irritation meint hier: Ich weiß nicht, woher es kommt - Ich sehe zwar, dass die Voraussetzung dafür hier besteht: Wenn du Fieber hast ... dann , aber warum folgt aus dem Fieber für das betrachtende lyr. Ich dann eine Erinnerung?
Mir will das nicht so recht zusammen passen, ebenso das "Aber" am Anfang der letzten Strophe. Ich frage mich, ob man das nicht umgehen könnte, dieses Wenn-Dann-Aber (oder dieses Besser-denn-wenn-dann-aber).
Du sagst: Ich wollte ein Spiel aus Vergangenheit, Zukunft und Vermischung der beiden spielen... Das scheint mir etwas zum Problem am Gedicht zu werden. Die zukünftige Zeit scheint mir zu schwankend im Gedicht. In der ersten Strophe z.B. das "einmal", ist es zukünftig oder vergangen (noch einmal wie) , oder meint es "ein Mal"? Oder: Aber weil wir uns nicht sehen
kann ja auch etwas Grundsätzliches meinen oder meinen: Weil wir uns nicht sehen werden. Die uneindeutige Zeit entwirft hier eine Behauptung, die du vielleicht so nicht wolltest.
Das Wort "blühen" stört mich nicht an sich im Gedicht, sondern als das Ganze des Gedichts. "Himmel der Erinnerung" z.B. ist mir zu sehr Blüte. Ich finde, das Gedicht lässt sich an diesen Stellen zusehr hinreißen.
Fraglich am Ende kommt mir auch die Haltung des lyr. Ichs vor. Also ich sehe das Gedicht ja so: Jemand soll seine Mandoline hergeben, die aber für ihn mehr als ein Trost, ein Lebensbegriff zu sein scheint. Es ist klar, oder es ist anzunehmen, dass er darüber (sehnsuchts-)krank werden wird. Das lyr. Ich verspricht, ihn zu trösten (ich interpretiere), scheint aber nicht zu erkennen, wie wesentlich das Krankwerden des anderen ist. Das lyr. Ich sagt: Der Erinnerungsschnee wird deine Stirn kühlen - aber wird das wirklich so sein? Ich sehe den anderen sterben, während das lyr. Ich am Ende von einem Souvenir spricht. Und da taucht mir diese Haltung auf, dass das lyr. Du in diesem Gedicht wirklicher ist als das lyr. Ich. Dem lyr. Ich scheint das Gestische zu genügen, dem lyr. Du vielleicht nicht.
Louisa, ich will aber dein Gedicht nicht zerpflücken, nur diese Irritationspunkte aufzeigen, die ich nach dem Lesen hatte.
Liebe Grüße,
Peter
Hallo Peter!
Danke für das Präzise!!!
Zur Mandoline: Es ist ja, wie Du schon erkennst, eine Metapher für mich. Mmm...ich würde behaupten es ist etwas zwischen "a)" und "c)" - im Grunde aber ist das Lied, wie oftmals Musik, eine Art Betäubung. Die Mandoline, die es hervorbringt, die Liebesgegenwart. Deswegen ja auch: "Schlafmohn-Lied"
... (Sollte ich das sagen? Wahrscheinlich nicht...)
Zum "dann" : Weil der Schnee aus diesem Himmel seine Fieberstirn kühlt, aber ich werde das "dann" wohl streichen!
Das "aber" streiche ich auch
... Stimmt!
Ja, was Du mit "schwanken" beschreibst, nannte ich "Spiel"
! Das ist ja gerade meine Idee gewesen! Das das Gegenwärtige und das Vergangene in die Zukunft "hineinspielen", wie das Lied, dass später noch als Blume aus dem Instrument wachsen soll.... Wie der längst gefallene Schnee, der später seine Stirn kühlen soll usw....
That I called: "Spiel"
Also ich "wollte" die "uneindeutige Zeit" (das klingt übrigens gut, nich?) Hihi...
Findest Du "Gewölk meiner Erinnerung" besser? Ja, nich? Oder noch besser: "Wetter meiner Erinnerung" - Ja, das nehme ich
!
Mmm....Du verstehst es anders, als ich es meinte, aber das ist nicht weiter tragisch... Vielleicht ganz gut so... Ich wollte etwas viel Algemeineres aussagen. Es ist gar nicht so konkret zu sehen, mehr zu übersetzten... Für mich bedeutet das Fieber zum Beispiel ein Bild für diese Schwebe zwischen Leben und Tod, in der man sich oftmals befindet. Es "stirbt" niemand Konkretes
.... Zum Glück -
Man könnte auch sagen: "Wenn es Dir schlecht geht, mag ich Dir gut tun." - Aber das ist ja banal
...
Ich mag es gerne, wenn Du mein Gedicht zerpflückst! Das ist sehr hilfreich!
Dankesehr!
l
PS: ich ändere das alles heute Abend, denn
Danke für das Präzise!!!
Zur Mandoline: Es ist ja, wie Du schon erkennst, eine Metapher für mich. Mmm...ich würde behaupten es ist etwas zwischen "a)" und "c)" - im Grunde aber ist das Lied, wie oftmals Musik, eine Art Betäubung. Die Mandoline, die es hervorbringt, die Liebesgegenwart. Deswegen ja auch: "Schlafmohn-Lied"

Zum "dann" : Weil der Schnee aus diesem Himmel seine Fieberstirn kühlt, aber ich werde das "dann" wohl streichen!
Das "aber" streiche ich auch

Ja, was Du mit "schwanken" beschreibst, nannte ich "Spiel"

That I called: "Spiel"

Also ich "wollte" die "uneindeutige Zeit" (das klingt übrigens gut, nich?) Hihi...
Findest Du "Gewölk meiner Erinnerung" besser? Ja, nich? Oder noch besser: "Wetter meiner Erinnerung" - Ja, das nehme ich

Mmm....Du verstehst es anders, als ich es meinte, aber das ist nicht weiter tragisch... Vielleicht ganz gut so... Ich wollte etwas viel Algemeineres aussagen. Es ist gar nicht so konkret zu sehen, mehr zu übersetzten... Für mich bedeutet das Fieber zum Beispiel ein Bild für diese Schwebe zwischen Leben und Tod, in der man sich oftmals befindet. Es "stirbt" niemand Konkretes

Man könnte auch sagen: "Wenn es Dir schlecht geht, mag ich Dir gut tun." - Aber das ist ja banal

Ich mag es gerne, wenn Du mein Gedicht zerpflückst! Das ist sehr hilfreich!
Dankesehr!
l
PS: ich ändere das alles heute Abend, denn

Zuletzt geändert von Louisa am 31.01.2008, 11:42, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Lou:
-
Als Souvenir
..................
Begrab deine dunkle Mandoline,
ich will, dass ihr Schlafmohnlied
im lila Sommer aus ihr blüht.
Wenn du Fieber hast, diese paar Grad Celsius,
die ins Endliche steigen und wieder
ins Seiende fallen,
zieht dir am Himmel meine Erinnerung auf,
ihr Neujahrsschnee, den ich für Federn hielt,
wird deine Stirn kühlen.
Da wir uns aber nicht sehen werden,
gib mir den einen Handschuh von dir,
damit ich mir deine Winterfinger
einbilden darf, als Souvenir.
-
nur so gespielt, eine Variante. Ich finde, dass die Frau hier richtig gefährlich wird.
Liebe Grüße,
Peter
-
Als Souvenir
..................
Begrab deine dunkle Mandoline,
ich will, dass ihr Schlafmohnlied
im lila Sommer aus ihr blüht.
Wenn du Fieber hast, diese paar Grad Celsius,
die ins Endliche steigen und wieder
ins Seiende fallen,
zieht dir am Himmel meine Erinnerung auf,
ihr Neujahrsschnee, den ich für Federn hielt,
wird deine Stirn kühlen.
Da wir uns aber nicht sehen werden,
gib mir den einen Handschuh von dir,
damit ich mir deine Winterfinger
einbilden darf, als Souvenir.
-
nur so gespielt, eine Variante. Ich finde, dass die Frau hier richtig gefährlich wird.
Liebe Grüße,
Peter
Liebe Lou,
finde ich Klasse, chapeau!
Ich habe dort, wo ich dachte, ich könne es anders, ein wenig probiert, aber es wird nicht besser. Allein aus Peters Fassung ließe sich lernen, dass ein Imperativ zu Beginn von Strophe 1 kräftiger wirkt als das "besser" .. umgekehrt mag ich die Mandoline nicht verdunkeln und ihr vor allem nicht die Melodie rauben, die ist für mich der Mohnblumensamen (bei den Blumen schien mir als ließe sich der "Schlaf" weglassen, weil er ja doch schon stark im Mohn steckt ...)
Sehr gern gelesen.
Liebe Grüße
Max
finde ich Klasse, chapeau!
Ich habe dort, wo ich dachte, ich könne es anders, ein wenig probiert, aber es wird nicht besser. Allein aus Peters Fassung ließe sich lernen, dass ein Imperativ zu Beginn von Strophe 1 kräftiger wirkt als das "besser" .. umgekehrt mag ich die Mandoline nicht verdunkeln und ihr vor allem nicht die Melodie rauben, die ist für mich der Mohnblumensamen (bei den Blumen schien mir als ließe sich der "Schlaf" weglassen, weil er ja doch schon stark im Mohn steckt ...)
Sehr gern gelesen.
Liebe Grüße
Max
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