Begegnung
Pappelreihe. Krähen, schwarze Teufel.
Der Acker verschläft den Winter.
Ein grauer Tag. Wolkengebirg.
Stille.
Hier fährt der Bauer. Sein Gaul
Schwer, Kaltblut. Unbeladen der Wagen
Hüpft übers Unebene, erschüttert
Erdkrume und Himmelsgewölb.
Der Alte lüpft den Hut, presst sich
Ein Nicken ab, schmal. Pfeift, als sei er
Zufrieden. Knallt mit der Peitsche.
Am Wegrand ich, die Fremde.
Erstarrt in der Landschaft.
Gestrichen die Schlusszeilen:
Vogelflug. Ein Schrei hinterm Waldrand.
Stromdrähte singen uns was.
Begegnung
Hallo Caty,
für mich ist dies ein Bild, mehr als eine reine Beschreibung von Landschaft und Menschen. Ein emotionales Bild ensteht bei mir während des Lesens. Die Begegnung wird so kurz und knapp - wie aus Distanz erzählt. Vieles liegt zwischen den knappen Worten und erzeugt dadurch bei mir umso tiefere Eindrücke.
Ich fühlte mich in eine andere Zeit versetzt - einen Bauer mit Pferd habe ich schon lange nicht mehr auf dem Feld gesehen. Dennoch ist das Bild für mich stimmig, ich habe die Szene vor Augen, kann sie mir vorstellen. Aber genau dadurch war dies "ich" am Ende dann eher unpassend. Denn dies "ich" holt mich in die Gegenwart und damit wird das Bild unstimmig, kann so nicht geschehen - bzw. es widerspricht meiner Erfahrung.
Das ist jedoch der einzige Wehrmutstropfen für mich in diesem Text, dessen Bildsprache ich genossen habe.
Nachdem ich jetzt schon mehrere Texte von dir gelesen habe, stelle ich fest, daß du einen eigenen Stil gefunden zu haben scheinst. Ich muß sagen, daß mir diese knappe Art, Worte und Kurzsätze zu setzen, sehr gefällt. Es geht viel Intensität daraus hervor.
Lieben Gruß,
Kathrin
PS: Sehe gerade anhand der anderen Kommentare, die ich jetzt erst gelesen habe, daß du offenbar den Schluß geändert hast. Ich finde es schade, daß das für spätere Leser nicht mehr nachvollziehbar ist.
für mich ist dies ein Bild, mehr als eine reine Beschreibung von Landschaft und Menschen. Ein emotionales Bild ensteht bei mir während des Lesens. Die Begegnung wird so kurz und knapp - wie aus Distanz erzählt. Vieles liegt zwischen den knappen Worten und erzeugt dadurch bei mir umso tiefere Eindrücke.
Ich fühlte mich in eine andere Zeit versetzt - einen Bauer mit Pferd habe ich schon lange nicht mehr auf dem Feld gesehen. Dennoch ist das Bild für mich stimmig, ich habe die Szene vor Augen, kann sie mir vorstellen. Aber genau dadurch war dies "ich" am Ende dann eher unpassend. Denn dies "ich" holt mich in die Gegenwart und damit wird das Bild unstimmig, kann so nicht geschehen - bzw. es widerspricht meiner Erfahrung.
Das ist jedoch der einzige Wehrmutstropfen für mich in diesem Text, dessen Bildsprache ich genossen habe.
Nachdem ich jetzt schon mehrere Texte von dir gelesen habe, stelle ich fest, daß du einen eigenen Stil gefunden zu haben scheinst. Ich muß sagen, daß mir diese knappe Art, Worte und Kurzsätze zu setzen, sehr gefällt. Es geht viel Intensität daraus hervor.
Lieben Gruß,
Kathrin
PS: Sehe gerade anhand der anderen Kommentare, die ich jetzt erst gelesen habe, daß du offenbar den Schluß geändert hast. Ich finde es schade, daß das für spätere Leser nicht mehr nachvollziehbar ist.
Ach, der Bauer mit Pferd ist so ungewöhnlich nicht, Claire. Vor allem in Ostdeutschland, wo das Pferd als Arbeitstier trotz der Technisierung nie verschwunden war und wo man sich als Privatbauer nach der Zerschlagung der LPGs ja die teuren Maschinen kaum leisten kann. Aber Pferd und Wagen sind auch dort im Schwinden. Das Ich am Ende hat eine Funktion, meiner Ansicht nach ist es unentbehrlich. Nicht nur, weil ich eine Begegnung thematisiere. Ohne den Bezug auf das Ich glitte das Gedicht zu sehr in reine Beschreibung ab. Mich reizte gerade der Bezug zur Gegenwart. Die beiden Zeilen sind ja nicht "verschwunden". Ich stell sie nachträglich ein. Für mich haben beide Schlüsse Gültigkeit, es kommt ja darauf an, worauf der Schwerpunkt gelegt werden soll. Ich danke dir herzlich für den Kommentar. Caty
Liebe Caty,
ich finde es mehr als nur eine Beschreibung - eine eindrückliche Schilderung eben auch des Innenlebens der beiden Protagonisten, wobei mir die Schlusspassage
am besten gefällt. Da kommt bei mir als "Landkind" große Zustimmung auf: So ist es. Bei Deiner Beschreibung Deiner Alpenerlebnisse kam mir die (das Gedicht nicht berührende) Frage, was Du denn erwartet hast (ich meine: das ist nicht nur Stolz dort, sondern auch Unsicherheit) bzw. ab wie viel Begegnungen man eigentlich grüßt (also nicht nur Du, sondern generell) und ab wann nicht ... Jemanden, dem ich auf einer Wanderung zum Südpol begegne und der nicht grüßt, werde ich als gestört bezeichnen .. jemanden, der in der U-Bahn den ganzen Wagin einzeln begrüßt, auch ...
Liebe Grüße (sic!)
max
ich finde es mehr als nur eine Beschreibung - eine eindrückliche Schilderung eben auch des Innenlebens der beiden Protagonisten, wobei mir die Schlusspassage
Pfeift, als sei er
Zufrieden. Knallt mit der Peitsche.
Am Wegrand ich, die Fremde.
Erstarrt in der Landschaft.
am besten gefällt. Da kommt bei mir als "Landkind" große Zustimmung auf: So ist es. Bei Deiner Beschreibung Deiner Alpenerlebnisse kam mir die (das Gedicht nicht berührende) Frage, was Du denn erwartet hast (ich meine: das ist nicht nur Stolz dort, sondern auch Unsicherheit) bzw. ab wie viel Begegnungen man eigentlich grüßt (also nicht nur Du, sondern generell) und ab wann nicht ... Jemanden, dem ich auf einer Wanderung zum Südpol begegne und der nicht grüßt, werde ich als gestört bezeichnen .. jemanden, der in der U-Bahn den ganzen Wagin einzeln begrüßt, auch ...
Liebe Grüße (sic!)
max
Max, da hast du recht, der ewige Grüßer ist gestört, aber manchmal ist die U-Bahn so voll, da ist dann kein Durchkommen für den Handschlag. Obwohl es Spaß machen würde. Ich lern gern neue Leute kennen, egal, auf welche Weise. Und noch mehr Recht hast du, was die Alpenbauern angeht: Stolz und Unsicherheit. Obwohl ich im eigenen Dorf weniger an Unsicherheit denken würde. Nee, da ist sowas Dickköpfisches im Spiel: Die Bergbichler schaffen hier seit drei Jahrhunderten und die da, die Städtische, erst seit drei Wochen, soll sie mir erst mal nachmachen. Bauern, bayerische zumal, sind ja nicht nur olle Patriarchen, sondern auch betont konservative Leute. Naja, das hat den guten Beziehungen überhaupt keinen Abbruch getan, wir haben gemeinsam schuhgeplattelt, gejodelt und rundgetanzt. Und wenn ich demnächst zum Südpol wandere, werde ich an deine Worte denken: Wehe, der Kerl grüßt nicht, egal, ob katholisch oder evangelisch, ich zeig den an! Der ist ja gestört! Ich danke dir herzlich für den Tipp und grüße dich mit Holdriholdrihojaho. Caty
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