zu spät

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Gast

Beitragvon Gast » 15.01.2008, 22:51

Bei der Accountlöschung bat die Autorin darum, ihre Texte zu löschen. Dieser Bitte kommt die Administration nach.
Zuletzt geändert von Gast am 19.01.2008, 16:17, insgesamt 1-mal geändert.

Herby

Beitragvon Herby » 16.01.2008, 11:59

Liebe Gerda,

das sind wehmütige Verse über verpasste Chancen und geplatzte Träume, die mich sehr berühren.

Einzig in der zweiten Strophe stolpere ich über die mir ungewohnte Wortfolge "von etwas schwelgen". Ich verbinde das Verb "schwelgen" automatisch mit der Präp. "in" (so auch laut Duden).

Für mich ein feines, leises Gedicht.

Herzliche Grüße in einen verregneten Tag,
Herby

scarlett

Beitragvon scarlett » 16.01.2008, 12:07

Liebe Gerda,

verpasste Momente, die nicht wiederkehren oder nur in veränderter Form. Unwiederbringlich, fällt mir dazu noch ein.

Ich habe dein Gedicht sehr gerne gelesen, stolpere aber auch über das "schwelgen". Ich lese automatisch "schweben" (vielleicht bin ich ja schon etwas geschädigt, was dieses Wort anbelangt, siehe meine Abbazia!). Es ließe sich umgehen, falls du dir hier nicht eine dichterische Freiheit nehmen magst, die sich allerdings über die Grammatik hinwegsetzt. Das kann man zwar machen, fragt sich nur, ob es zu rechtfertigen wäre.

Das Ganze mit den Kamelien zu verbinden, halte ich für gelungen!

Liebe Grüße in deinen Tag,
Monika

Gast

Beitragvon Gast » 16.01.2008, 18:08

Liebe Monika, lieber Herby,

vielen Dank für eure Rückmeldungen, ich habe mich sehr gefreut, dass ihr den Text, der schon lange in mir arbeitete. positiv aufgenommen habt.

Ich antworte euch gemeinsam, weil ihr nämlich beide den etwas ungewöhnlichen Gebrauch des Wortes "schwelgen" angesprochen habt.

Ich habe mich beim Schwelgen bewusst über die richtige Grammatik hinweggesetzt.
Das zum Einen - ob das trägt, hm ... ich finde es trifft und kann auch den Leser zusätzlich inspirieren.

Erst stand da nämlich "schweben", ja, ja, liebe Monka, du bist nicht von ungefähr auf "schweben" gekommen ... dann stellte ich um und hin und her und plötzlich "wollte" da "schwegen" hin.
Rein gefühlsmäßig halte ich es für passend. Es schwebt ja auch die Bewegung mit drin, aber eben auch das Gefühl in dem die Liebenden schwelgten...

Liebe Grüße
Gerda
Zuletzt geändert von Gast am 16.01.2008, 18:48, insgesamt 1-mal geändert.

Perry

Beitragvon Perry » 16.01.2008, 18:31

Hallo Gerda,
ich habe auch so eine wunderschöne "Rose des Winters" zuhause. Mit deinen davon "schwelgenden" Erinnerungen kann ich mich durchaus anfreunden, würde die abweichende bzw. Doppelbedeutung aber auch durch eine besondere Schreibweise kenntlich machen.
LG
Manfred

Gast

Beitragvon Gast » 16.01.2008, 22:26

Guten Abend Manfred,

vielen Dank für deinen Kommentar, sowie die Zustimmung zum "schwelgen".

Liebe Grüße
Gerda

Herby

Beitragvon Herby » 17.01.2008, 01:19

Hallo Gerda,

nochmals zum "davon schwelgen": manchmal platzt der Knoten bei mir zwar spät, aber nicht "zu spät" ;-)
Dank Monikas und deiner erfolgreichen Befruchtung fühle ich mich an dieser Stelle tatsächlich inspiriert.

Ich fänd's aber interessant zu erfahren, wie eine von Perry angeregte besondere Schreibweise aussehen könnte.

Nächtliche Grüße
Herby

Perry

Beitragvon Perry » 17.01.2008, 19:57

Hallo Herby,
ich hoffe, du erwartest keine Besonderheit. Ich dachte an Kursiv oder zwischen Bindestriche bzw. eine durchgehende Großschreibung wäre denkbar, auch eine Alleinstellung in einer Zeile, sicher gibt es noch viele Variationen dazu, puh!
LG
Manfred

Herby

Beitragvon Herby » 17.01.2008, 23:47

Lieber Manfred,

habe versucht, mir deine Vorschläge schriftlich umgesetzt vorzustellen und fürchte, sie wären dem Text abträglich. Aber ich möchte und kann hier natürlich nicht für die Autorin sprechen, ist nur meine Meinung.

Herzliche Grüße
Herby

Caty

Beitragvon Caty » 18.01.2008, 06:19

Liebe Gerda, das "schwelgen" stört mich überhaupt nicht.
Wobei mir das Schwelgen an sich aber nicht gefällt. Schwärmen würde ich für angebrachter halten. Was ich aber wirklich für nicht so recht treffend halte, ist das gepflanzte Lachen. Ich denke da sofort an das umgangssprachliche Hinpflanzen. ("Pflanzt seinen Dickarsch hin" oder so).

Wobei ich das Gedicht inhaltlich nicht so recht verstehe: Also da war was, alles war gut. Woraus resultiert dann das Zuspätkommen? Das würde ich eher sehen, wenn sich eine Beziehung erst anbahnte, dann aber das entscheidende Ja nicht fiel oder fallen konnte, was auch immer.
Als ein bisschen sehr trocken empfinde ich in diesem Kontext die Verszeile "uns gehörte die zukunft". Lässt sich irgendwie poetischer ausdrücken.

Das fiel mir auf. Vielleicht lässt sich da was überdenken.

Caty

claire.delalune

Beitragvon claire.delalune » 18.01.2008, 19:35

Liebe Gerda,
das "schwelgen" fiel mir erst durch die Kommentare auf (die ich jetzt nicht alle gründlich gelesen habe).
Ich mag es sehr. Auch das "davon schwelgen" ist mir nicht negativ aufgefallen, sondern es hat ein Mitempfinden in mir erzeugt.

Eine etwas wehmütige, letztlich aber doch versöhnte Betrachtung einer Beziehung, so lese ich den Text.
Es wird nur angedeutet, wozu Lyrich zu spät kam. Ist es wichtig? Ich weiß es nicht. Wenn man das Gedicht bis ins Letzte verstehen und erklärt haben möchte, wahrscheinlich. Zum einfühlen und mitempfinden wohl nicht.
Für mich wird deutlich - es gab eine Trennung und es gab ein "zu spät", mit dem Lyrich sich versöhnt hat. Weil vom Anfang etwas geblieben ist, etwas Sichtbares sogar - mehr als Erinnerungen.

Einen Gedanken habe ich, einen Erklärungsversuch, der mein ureigenster sein muß und daher durchaus falsch sein kann. Daß es zwischen Lyrich und Lyrdu zu einer Trennung kam und Lyrdu gestorben ist. Lyrich kam zu spät, um Abschied zu nehmen. Aber die weißen Blüten der Kamelien tragen die Erinnerungen - und damit die Versöhnung in sich. Das reicht als Trost und macht lächeln. Auch mich.


Grammatikalisch denke ich, könnte die letzte Zeile in der zweiten Strophe so lauten:
"uns gehöre die zukunft" oder denkst du, daß dadurch zu deutlich würde, daß es letztlich keine Zukunft gab? Oder lag das gar nicht in deiner Intention und ich habe das nur hinein interpretiert?
Das war nämlich das, was mir beim Lesen spontan ins Auge fiel und woran ich mich aufgehalten habe, wie diese Zeile nun gemeint sein könnte.
Gehörte ihnen tatsächlich die Zukunft? Oder dachten sie es nur? Im letzten Fall würde ich den Konjunktiv vorziehen.


Was mir formal an diesem Text nicht so gut gefällt, ist die zentrierte Setzung. Das zerfasert für mich den Text zu sehr, mehr als vielleicht als Unterstützung der Aussage beabsichtigt ist. Ich würde die linksbündige Schreibweise bevorzugen.

Dem Inhalt tut dies jedoch keinen Abbruch, der gefällt mir sehr!

Lieben Gruß,
Kathrin

Gast

Beitragvon Gast » 19.01.2008, 12:58

Liebe Caty,

danke dir für deine Gedanken. Ich erzähle ja nicht wirklich eine Geschichte, sondern gebe dem Leser eine Metapher und ein paar Eckpunkte an die Hand zwischen denen sich seine Interpretation bewegen kann - oder auch nicht.

Nehme ich Kathrins Kommentar, so muss ich schlicht sagen: Ja - so kann es gewesen sein, deshalb zitiere ich einen Teil ihre Kommentars hier für dich:

claire.delalune hat geschrieben:Einen Gedanken habe ich, einen Erklärungsversuch, der mein ureigenster sein muß und daher durchaus falsch sein kann. Daß es zwischen Lyrich und Lyrdu zu einer Trennung kam und Lyrdu gestorben ist. Lyrich kam zu spät, um Abschied zu nehmen. Aber die weißen Blüten der Kamelien tragen die Erinnerungen - und damit die Versöhnung in sich. Das reicht als Trost und macht lächeln. Auch mich.


Zum "Lachen pflanzen": Das ist für mich so etwas von treffend auch und gerade in der Umgangssprachlichkeit ganz bewusst gewählt, besonders im Hinblick auf das "pflücken" welches später folgt und so den Kreis schließt.
Pflanzen in deiner ursprüngliche (Be)deutung(smöglichkiet) ist hier gemeint und ich glaube fest, dass dies zu lesen ist, gerade in der Verbindung mir dem bereits erwähnten "pflücken".


Liebe Kathrin,

was bleibt mir da noch zu sagen, wenn ich eine so ausführliche und eingehende Stellungnahme lese? Ich danke dir herzlich und freue mich sehr über deine Interpretation, wie auch über die Anmerkungen.

Die grammatisch "krumme" Stelle werde ich sofort ändern und an der Setzung habe ich selbst Zweifel und habe mich kurzfristig erst beim Posten entschlossen es zentriert zu versuchen.
Ich werde auch das ändern und wirken lassen.


Euch beiden liebe Grüße und ein schönes Wochenende

Gerda

Gast

Beitragvon Gast » 19.01.2008, 16:23

Jetzt hätte ich es fast vergessen, aber

lieber Herby, lieber Manfred,

ich werde das "schwelgen" nicht hervorheben, weil ich keinen Grund dafür sehe.

Liebe Grüße
Gerda


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