Stadtrandbienen

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Sam

Beitragvon Sam » 09.01.2008, 05:59

Stadtrandbienen


Wir sterben

am Stich in weiches Blut

und werden kopflos vom Hornissenbiss


Nur fliegend bleiben wir

unerkannt und süß

Gast

Beitragvon Gast » 09.01.2008, 09:27

Lieber Sam,

spontan wollte ich schreiben, toll rundum gelungen ... dann kam bei intensiverer Beschäftigung ein Zweifel hoch, der sich auf die Passage: "weiches" Blut bezieht.
Ich kann mir bildlich nicht vorstellen, was du damit sagen willst.
Blut ist dickflüssig - mal mehr mal weniger, kann man es als "weich" betiteln?
Mir ist es fremd.
"Weiches" Fleisch, wäre das, was ich assoziiere - möglich, dass es dir zu direkt ist.

Liebe Grüße
Gerda

MarleneGeselle

Beitragvon MarleneGeselle » 09.01.2008, 13:21

Hallo Sam,

statt "weiches Blut" würde ich hier ein "ins Ungeschützte" nehmen, das träfe sowohl das Sinnbild als auch das Reale besser.

Liebe Grüße
Marlene

Sam

Beitragvon Sam » 09.01.2008, 18:38

Hallo Gerda,

wenn mich meine biologischen Kenntnisse nicht ganz täuschen, dann sterben Bienen beim Stich an Warmblütlern, weil deren Haut zu weich ist und der Stachel stecken bleibt. Ich hätte also warmes Blut, oder weiche Haut (oder weiches Fleisch schreiben können). Aber da es ein Gedicht ist, habe ich mir die Freiheit genommen, weiches Blut zu schreiben. Weil es für mich etwas poetischer klingt, ein bisschen fremd auch, und als Ausdruck noch völlig unverbraucht ist ;-)

Herzlichen Dank für's Lesen und Kommentieren!


Hallo Marlene,

dank auch dir! In der Passage mit dem weichen Blut geht es darum, dass die Bienen sterben, wenn sie stechen, nicht wenn sie gestochen werden. Von daher ist "Ins Ungeschützte" leider zu weit weg, vom Ursprungsgedanken.

Liebe Grüße

Sam

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 09.01.2008, 18:44

Hallo Sam,

spontan: ich sehe Huren. Alle weiteren Metaphern erklären sich dann schnell.


Ahoi

Pjotr



Edit: Hatte Deinen letzten Kommentar (18:38) noch nicht auf'm Schirm.


Edit 2: Ich bin ein notorischer Missachter von Überschriften. Hatte den Stich passiv statt aktiv verstanden (also: "Wir werden gestochen"). Ich bitte um Entschuldigung meiner spontanen Oberflächlichkeit.

Gast

Beitragvon Gast » 09.01.2008, 22:37

Lieber Sam,

das habe ich schon berücksichtigt, dass Bienen beim Stich in Menschenfleisch meist mit dem Leben bezahlen.
Der Stachel bleibt in der weichen Lederhaut fast immer stecken, insofern trifft es m. A.n. nicht von weichem Blut zu schreiben.
Unverbrauchte Formulierungen zu finden, die im Leser das treffende (zum Text passende) Gefühl auslösen oder Bild erzeugen, ist natürlich wichtig und nicht leicht.
Für mich ist es hier nicht stimmig.
Sicher bekommst du noch Rückmeldungen, die deine Idee stützen.

Liebe Grüße
Gerda

Anton

Beitragvon Anton » 10.01.2008, 01:30

Hallo Sam,

'in weiches Blut' kommt gut, zumal, ins 'harte' ließe sich gar nicht stechen.
So ist 'in weiches Blut' eigentl. überflüssig.

LG

Anton

Sam

Beitragvon Sam » 10.01.2008, 06:39

Servus Pjotr,

Ich bitte um Entschuldigung meiner spontanen Oberflächlichkeit.

Wo ist da Oberflächlichkeit? Vielleicht habe ich ja auch an Huren gedacht beim Schreiben. Dass es ja nicht wirklich um Bienen geht, weiß der Leser, denke ich, natürlich sofort. Der Ausdruck weiches Blut scheint mir passend, da er relativ offen ist, aber sich dennoch nicht zuweit von der Bienenmetapher entfernt.


Hallo Gerda,

Unverbrauchte Formulierungen zu finden, die im Leser das treffende (zum Text passende) Gefühl auslösen oder Bild erzeugen, ist natürlich wichtig und nicht leicht.


Ich habe hinter die Aussage über das Unverbraucht extra einen Smilie gesetzt, weil ich eigentlich nicht der Meinung bin, dass man beim Schreiben lyrischer Texte immer nach unverbrauchten Formulierungen suchen sollte (siehe den letzten Tanz).

Und was die Bilder und Gefühle angeht, die ein Gedicht beim Leser erzeugt - das kann ich nicht beeinflussen. Ich kann nur hoffen, dass es was auslöst. Wenn nicht, ist es aber auch gut. Für mich passt weiches Blut sehr gut in mein Konzept des Gedichtes. Dass es die Leser anders sehen, damit muss ich rechnen.


Hallo Anton,

vielleicht könnte man auch in hartes Blut stechen. Würde das Letale sogar eher erklären, wie weich.
Aber wie oben schon erwähnt, für mich ist der Ausdruck weiches Blut im Kontext des Gedichtes durchaus stimmig.

Euch dreien herzlichen Dank!

Liebe Grüße

Sam

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 13.01.2008, 19:50

sam, strandbienen stechen doch meistens in den fuß oder beim trinken, weil die viehcher immer im bier oder der brause summen ;-)
um die ebene mit den mädels am strand offen zu halten, würd ich versuchen DAMIT auch zu spielen...

stadtrandbienen
sterben am stich
fliegend
ein traum

salve
hakuin

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 14.01.2008, 13:58

hab erst jetzt den lesefehler gelesen: sadtrandbienen=strandbienen
mein kommentar ist entsprechend zu lesen ;-)
salve
hakuin

Sam

Beitragvon Sam » 15.01.2008, 07:42

Hallo Hakuin,

Strandbienen - auch nicht schlecht. Wobei mir da sofort irgendwie Urlaub in Mallorca einfällt. ;-)

Deine Version gefällt mir klanglich übrigens sehr gut!

Liebe Grüße

Sam


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