mit den jahren

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Elsa
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Beitragvon Elsa » 08.01.2008, 12:27

.
2. Fassung

ich sah dich unterm wintermond
in wasser stehend meine augen
blickten zu dir der
nur noch schatten war

nun im sommermond
neigen die ähren
ihre reife und lächeln
schminkt unsre lippen




gestrichen: die ähren silbrig ihre reife (danke Caty)

Lisas Vorschläge übernommen, danke!

1. Fassung
zuletzt sah ich dich
unterm wintermond
in wasser stehend
meine augen blickten zu dir
der nur noch schatten war
in meinem dasein

wieder begegnet nun
im sommermond neigen
die ähren silbrig ihre reife
und lächeln schminkt
unsre lippen

standen durch stehend ersetzt, Umbruch vor "meine", danke leonie

(c)Elsa Rieger
Zuletzt geändert von Elsa am 18.01.2008, 13:52, insgesamt 4-mal geändert.
Schreiben ist atmen

Perry

Beitragvon Perry » 08.01.2008, 17:59

Hallo Elsa,
schön dich an der "Mondfront" begrüßen zu dürfen. Persönlich bezweifle ich zwar, dass sich das Mondbild am Himmel mit den Jahreszeiten verändert, aber da du es als Metapher für Beziehungszustände verwendest, kann ich es mir trotzdem gut einfärben. Die Thematik finde ich passend in Szene gesetzt, auch wenn ich eher Sommer mit Wiedersehen und Winter mit Abschied verbunden hätte, aber warum nicht mal anders herum. Formal ist mir das "in Wasser standen meine" und der etwas schwierige Rückbezug "der nur noch Schatten war" aufgefallen.
Vorschlag:
zuletzt sah ich dich
unterm wintermond
im wasser standen meine augen
blickten zu dir
der du nur noch schatten warst
in meinem dasein

LG
Manfred

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leonie
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Beitragvon leonie » 08.01.2008, 18:38

Liebe Elsa,

das gefällt mir, vor allem

und lächeln schminkt
unsre lippen


finde ich schöne beobachtet.

Manfred, Klein-leonie erklärt Dir heut die Welt :-) , also, ich verstehe die Wasserstelle so, dass die Augen voller Tränen waren. Es ist ja eine Abschiedsszene, da würde das passen.

Elsa, trotzdem finde ich an der Stelle den Zeilenumbruch etwas problematisch (die Trennung von "meine" und "Augen", er macht für mich hier wenig Sinn;
Ich glaube ich würde überlegen, das "standen" durch das Partizip "stehend" zu ersetzen (dann kann es sich auf das ich und auf die Augen beziehen) und den Umbruch evtl. vor "meine"?

Liebe Grüße

leonie

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leonie
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Beitragvon leonie » 08.01.2008, 18:39

Liebe Elsa,

das gefällt mir, vor allem

und lächeln schminkt
unsre lippen


finde ich schöne beobachtet.

Manfred, Klein-leonie erklärt Dir heut die Welt :-) , also, ich verstehe die Wasserstelle so, dass die Augen voller Tränen waren. Es ist ja eine Abschiedsszene, da würde das passen.

Elsa, trotzdem finde ich an der Stelle den Zeilenumbruch etwas problematisch (die Trennung von "meine" und "Augen", er macht für mich hier wenig Sinn;
Ich glaube ich würde überlegen, das "standen" durch das Partizip "stehend" zu ersetzen (dann kann es sich auf das ich und auf die Augen beziehen) und den Umbruch evtl. vor "meine"?

Liebe Grüße

leonie

Mucki
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Beitragvon Mucki » 08.01.2008, 19:41

Liebe Elsie,

dein Liebesgedicht hab ich sehr gern gelesen. Schön, wie du Abschied und Wiederbegegnung darstellst.

Manfred, du schreibst:
auch wenn ich eher Sommer mit Wiedersehen und Winter mit Abschied verbunden hätte, aber warum nicht mal anders herum.

Steh ich jetzt auf dem Schlauch, oder bist du es? *g* Ich lese es so, dass Elsie über den Abschied der beiden im Winter und die Wiederbegegnung im Sommer schreibt.
Saludos
Mucki

Gast

Beitragvon Gast » 08.01.2008, 22:55

Liebe Elsa,

ich lese auch von einem Abschied im Winter und dem Wiedersehen im Sommer, aber darüberhinaus lese ich auch, von einer Wiederbegegnung der beiden Protag. in der Lebensmitte. Die reifen Ähren geben mir hier zusätzlich den Hinweis auf das Lebensalter der beiden, was ich überaus gelungen finde. Nicht zu vergessen, den Titel des Gedichtes in diesem Zusammenhang.

Hingegen kann ich mit dem Verb "schminken" hier leider nichts anfangen, es wirkt für mich sehr fremd in dieser Umgebung aus Naturmetaphern, eben künstlich.

Meine Phantasie nimmt dann auch gleich den falschen Weg, sich tatsächlich zwei geschminkte Münder vorzustellen, anstatt ein aufs Gesicht gezaubertes Lächeln.

[Warum nicht: ... und lächeln küsst (berührt, öffnet usw.) unsere lippen] das ist jetzt sicher auch nicht perfekt... vielelicht ein Anreiz doch noch einmal darüber nachzudenken :confused:

Liebe Grüße
Gerda

Sam

Beitragvon Sam » 09.01.2008, 05:34

Hallo Elsa und Gerda,

das geschminkte Lächeln ist eben kein echtes. Man trifft sich wieder, ist älter und reifer. Und das Wiedersehen ist kein romantisches Sichindenarmfallen, sondern findet mit gesenktem Kopf statt. Jedwede Illusion ist dahin. Man schminkt sich noch ein Lächeln auf die Lippen. Mehr ist nicht drin.

Im Übrigen hat ein geschminktes Lächeln immer etwas clowneskes, lächerliches. Gut möglich, dass man sich beim Wiedertreffen nach Jahren (das suggeriert der Titel) etwas lächerlich vorkommt, weil einem damals beim Abschied die Augen so tief im Wasser standen.


Liebe Grüße

Sam

Perry

Beitragvon Perry » 09.01.2008, 08:05

Hallo Klein-Leonie,
danke für deine Erklärung. Mir ging es mehr um die Grammatik, denn, dass man den Ausdruck "in(m) Wasser stehen" als Tränenmetapher auslegen kann, hatte ich schon auch im Auge :-) .
Gruß
Manfred

Hallo Mucki,
ja da hat mich die Monderei wohl etwas verwirrt.
Gruß
Manfred

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 09.01.2008, 08:56

Lieber Manfred,
Ja, ich bin auch an der Mondfront angekommen :-) Dein Satzvorschlag macht mir das zu lang, nicht böse sein. Und Winter/Sommer wurde bereits von Klein-Leonie erklärt. Und die Wasserstelle ist eben "weinen", nichts anderes. Ich bevorzuge da doch das "in", auch wenn es vielleicht nicht ganz richtig ist.

Liebe leonie,
deinen Vorschlag habe ich umgesetzt, das passt so viel besser.

Liebe Mucki,
genau, ich habe es herkömmlich gemacht: Winterabschied, Sommerbegegnung

Liebe Gerda,
"lächeln küsst unsre lippen" ist natürlich sehr schön, aber entspricht hier nicht meinen Intentionen, die von Sam gut beschrieben sind. Ich freu mich, dass die reifen Ähren Hinweis auf das Vergehen, das Reifen der Menschen gelungen ist, da habe ich ziemlich herumgefuhrwerkt, bis es nun doch was geworden ist.

Lieber Sam,
Ich kann nur sagen, so stimmt es. Das ist gemeint mit dem geschminkten Lächeln!

Ich danke euch allen sehr für die Gedanken und oben ist die korrigierte Fassung.

Lieben Gruß
ELsa
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Gast

Beitragvon Gast » 09.01.2008, 08:58

Liebe Elsa, lieber Sam,

danke Sam, ja, genau, und das ist es auch, was mich stört, weil der Text im Ton ernsthaft auf mich wirkt, nicht ironisch distanziert, eher wehmütig., und das, obwohl ein solches Lächeln wehmütig sein kann.
Es ist mein Empfinden, dass es nicht passt, wahrscheinlich aufgrund ganz subjektiver Erfahrungen, dass das Lächeln eines, wie beim Clown stark geschminkten Mundes, immer verruscht wirkt.
Wenn du allerdings, liebe Elsa, diese Wirkung beabsichtigst, ist es ja genau richtig, dann vergiss meine Vorschläge.

Liebe Grüße
Gerda

EDt: Liebe Elsa, ich habe gerade deine Antwort gelesen, da unsere Beiträge sich nahezu überschnitten haben, ja, alles klar nun.

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 09.01.2008, 09:02

Liebe Gerda,

Es gibt eine weitere Facette dazu: Es ist ein sich besonders schön machen für das erneute
Treffen. Es beinhaltet für mich auch, sich nicht ganz nackt zu zeigen nach den jahren, die Unsicherheit, wie es enden könnte.

Lieben Gruß
ELsa
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Lisa
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Beitragvon Lisa » 09.01.2008, 14:52

Liebe Elsa,

mir ist gerade ein Punkt ins Auge gesprungen: Wäre es nicht spannungsreich und poetisch, wenn man einen Umbruch anders setzen würde, und zwar in Bezug auf das "stehend", was man vor due augen setzen könnte? (Versteht man, worauf ich hinaus möchte? ,-))

Weiterhin würde ich überlegen, ob du die Zeitangaben brauchst (zuletzt / wieder begegnet), da sie meiner Meinung nach den Kontrast der beiden Strophen, besonder sommer- und wintermond schwächen, da du ihn ja in den Bildern auch suchst. Ich würde vielleicht denken (bitte nur ein Vorschlag):



ich sah dich unterm wintermond
in wasser stehend meine augen
blickten zu dir der
nur noch schatten war


nun im sommermond
neigen die ähren silbrig
ihre reife und lächeln
schminkt unsre lippen

(entschuldige, etwas zuviel gespielt, das setzt sich so fort, wenn man anfängt, verwirf, was nicht zu nutzen ist)

Das hat mich angesprochen.


Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 09.01.2008, 19:44

Liebe Lisa,

Ja, "man" versteht ;)

Und man findet, das ist ein tolles Angebot, dass ganz in meinem Sinne ist, das mache ich Lisa.
Die Zeiten raus, genau, man sieht sie durch die Monde und die Reife, jajaja, vielen Dank,

Liebe Grüße
ELsa
Schreiben ist atmen

claire.delalune

Beitragvon claire.delalune » 10.01.2008, 10:44

Liebe Elsa,
zuerst dachte ich: Die Verkürzung, Verknappung des Gedichtes gefällt mir nicht. Ich mochte die längere, fließende Version, ohne daß ich begründen könnte, warum. Gefühlssache.
Aber je öfter ich das knappe lese, desto runder erscheint es mir.
Und die Begründung, die Lisa für ihre Veränderung gegeben hat, macht mir die neue Fassung noch lieber.
Fazit: Eine gelungene Bearbeitung!

Lieben Gruß,
Kathrin


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