Metamorphose

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Perry

Beitragvon Perry » 05.01.2008, 16:34

Metamorphose


Mit den Vögeln
flog ich hoch über die Bäume

um letztlich doch wieder
im Schoß der Erde zu landen

Als Schmetterling
werde ich die Sonne sehen

Chiquita

Beitragvon Chiquita » 05.01.2008, 16:59

eine etwas unvollkommene verwandlung, perry, aber den grundansatz finde ich gut. mir fehlt das "sacken lassen" in den bildern, auch eine spur originalität. das gedicht ist nicht schlecht.
ich verstehe die aussage. die verwandlung ist noch nicht abgeschlossen.

chiqu.

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leonie
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Beitragvon leonie » 05.01.2008, 17:16

Lieber Manfred,

hier habe ich ein Problem mit den Bildern. Wenn jemand ein Schmetterling wird, muss er doch vorher eine Raupe gewesen sein. Aber warum dann "Mit den Vögeln flog ich".

Was kann das für ein "Ich" sein, dass mit den Vögeln flog und schließlich ein Schmetterling wird?

Ich stehe auf dem Schlauch...

Die Idee, das Thema gefällt mir nämlich gut!

Liebe Grüße

leonie

Perry

Beitragvon Perry » 05.01.2008, 18:36

Hallo ihr Beiden,
freut mich, dass euch meine Zeilen von der Grundidee her gut gefallen. Die Metamorphose des Schmetterlings ist ja sogesehen auch nichts Neues. Diese auf den Mensch in seiner Entwicklung vom Irdischen ins Jenseitige zu übertragen auch nicht, das haben schon die alten Griechen so verglichen. Für mich ist das hoffentlich auch spürbare LyrIch ausschlaggebend. Es wollte hoch hinaus im Leben, um dann doch zu erkennen, dass irgendwann alles Erreichte vergänglich ist. Trotzdem fühlt es sich geborgen im Schoß der Erde und sieht den nahen Tod als Auferstehung, als Flug des Schmetterlings (Seele) zur Sonne (Erkenntnis).
Hier ist also etwas mehr gefragt, als der reine Naturvergleich.
Danke für euer Interesse und LG
Manfred

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leonie
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Beitragvon leonie » 05.01.2008, 22:22

Lieber Manfred,

für mich ist der Text dann zu kurz, ich kann das, was Du erklärst, da so nicht herauslesen.
Mich irritiert das zu sehr, warum das lyrIch nach der Vorgeschichte (die mit der eines Schmetterlings nichts zu tun hat) plötzlich ein Schmetterling werden soll. Die Bildebene ist unstimmig und wenn ich da hängen bleibe, dann dringe ich gar nicht weiter vor.
Mal hören, was evtl. noch andere dazu meinen.

Liebe Grüße

leonie

claire.delalune

Beitragvon claire.delalune » 06.01.2008, 15:04

Hallo Manfred,

ich las deine Zeilen - gegenständlich - so, daß eine Raupe im Schnabel des Vogels davongetragen wird. Doch - aus welchem Grund auch immer - wieder hinunterfällt zur Erde und überlebt. So daß aus ihr, der Bestimmung gemäß, ein Schmetterling werden kann.
Abgesehen von der Frage, ob eine Raupe einen solchen Fall tatsächlich überleben könnte, entgeht mir wie auch den anderen offensichtlich, der tiefere Gedankengang hinter deinen Worten.
Was du selbst interpretierst bringe ich deshalb auch mit meinen Überlegungen nicht überein.
Hm.

Lieben Gruß,
Kathrin

aram
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Beitragvon aram » 06.01.2008, 15:22

lieber manfred, was für mich nicht zusammenpasst: "mit den vögeln flog ich hoch über die bäume" drückt ein gefühl der erhabenheit aus (nach deiner eigenen erklärung), ein lyr.ich, dass sich unter dem titel "metamorphose" als zukünftiger schmetterling sieht, kann aber nur eine raupe oder puppe sein - und ich bezweifle, dass die erhabene gefühle hat, wenn sie mit vögeln über bäume fliegt.

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Sethe
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Beitragvon Sethe » 06.01.2008, 19:50

Hmm, ich verstehe den Text so ähnlich wie Perry ihn erklärt hat.

Vielleicht irrtiert der Titel "Metamorphose"?
Es findet ja keine Verwandlung statt, keine Metamorphose. Er/Sie/Es wird körperlich nicht zu einem Vogel.
Die Passage mit den Vögeln beschreibt dies hier doch:
perry: Es wollte hoch hinaus im Leben, um dann doch zu erkennen, dass irgendwann alles Erreichte vergänglich ist.

Die Vögel sind ein Symbol dafür, oder?

Irgendwie erinnert mich der Text an Ikarus. Nur im Gegensatz zum Ikarus hat er/sie/es für sich erkannt, daß der Tod mit der nahen Auferstehung die Erkenntnis bringt.
Auch hier bin ich nicht auf den Gedanken gekommen, daß jetzt tatsächlich eine Metamorphose in einen Schmetterling stattfindet. Der Schmetterling ist für mich auch ein Sysmbol.
Was ich tu, das tu ich, was ich tat, das wollte ich tun.
(aus: "Ich schließe mich selbst ein" von Joyce Carol Oates)

Max

Beitragvon Max » 06.01.2008, 21:21

Lieber Manfred,

mir scheint das Gedicht ein wenig kraftlos. Selbst mit Deiner Interpretation, die für mich nicht naheligend ist, sind die Gedanken nicht neu - die Bilder sind es aber leider noch weniger. "Schmetterling" ware eines meiner Allergieworte beim Lyrikwettbewerb, der tauchte in jedem dritten Gedicht auf ...

Liebe Grüße
Max


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