manches mal

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
Niko

Beitragvon Niko » 05.01.2008, 23:44

t
Zuletzt geändert von Niko am 07.06.2009, 16:59, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
leonie
Beiträge: 8896
Registriert: 18.04.2006
Geschlecht:

Beitragvon leonie » 05.01.2008, 23:53

Das klingt nach einem lyrIch, das sich selbst zu verlieren meint. Vielleicht weil etwas Wesentliches sich unverfügbar macht? Du hast die Bedrohung eingefangen mit ungewöhnlichen Bildern. Und die trotzige Hoffnung.

Das Einzige, was ich nciht mag (aber das ist Geschmackssache):

wahr scheinliches


Ich denke immer: Lass doch den Leser selbst drauf kommen, nicht zuviel vorgeben...

Mich friert fast ein wenig nach der Lektüre. Wärmende Grüße

leonie

Nifl
Beiträge: 3915
Registriert: 28.07.2006
Geschlecht:

Beitragvon Nifl » 06.01.2008, 08:51

Hallo NJ.

NJKahlen hat geschrieben:töne wie trocknende hemden im eiswind,

Machen Vergleiche nicht nur Sinn, wenn der Leser damit auch assoziieren kann? Wie klingen trocknende Hemden im Eiswind? Keinen blassen Schimmer.

wahr scheinliches schrumpft zu einem festen klumpen durch den nichts dringt, aus dem nichts drängt.

Das gefällt mir ausgezeichnet. Zum Getrenntschreiben von "wahr scheinliches" stimme ich jedoch Leo zu.

Was mich an diesem Text stört, ist die fehlende Konsistenz des Settings. Ich würde gerne "nachvollziehbar" "mitreisen" können.
Da geht es vom Wäscheplatz im Eiswind über ungezählte Wohnzimmer in die Wüste mit bedrohlichen Dünen, um am Ende im Keller zu singen. Diesen Zickzackkurs trägt mE. der kurze Text nicht.(auch nicht, wenn er sich durch Vergleiche und Metaphern bildet)


dünen wandern bedrohlich. unmerklich, geräuschlos, unaufhaltsam.

Adjektive sind meistens nicht das beste Mittel.

LG
Nifl

Niko

Beitragvon Niko » 06.01.2008, 10:14

hallo leonie, hallo nifl!
das vertrackte an "vergleichen" ist, nifl, dass ich als verfasser nicht sagen kann, ob jemand damit etwas assoziieren kann oder nicht. das stellt sich - wie in diesem fall - meist erst im nachhinein heraus.
bei "wahrscheinliches" bin ich unentschlossen: wäre das wahr und das scheinliche aufgefallen, wenn ich "wahrscheinliches schrumpft" geschrieben hätte? ich denke. dass der leser hier über die "wahrscheinlichkeit" hinweggeflogen wäre. und so, auch wenn´s nicht gut geheißen wird, stolpert doch jeder über dieses wort. was zunächst mal positiv ist, da das wahre und das scheinbare auffällt.


Diesen Zickzackkurs trägt mE. der kurze Text nicht.(auch nicht, wenn er sich durch Vergleiche und Metaphern bildet)

die fehlende Konsistenz des Settings. Ich würde gerne "nachvollziehbar" "mitreisen" können.


da gebe ich dir recht, nifl. vielleicht steht es auch in der falschen rubrik und wäre unter lyrischem besser aufgehoben.

lieben gruß an euch: Niko

Gast

Beitragvon Gast » 06.01.2008, 11:43

nur mal eingeworfen

lieber Niko, ich kann nachempfinden welche Töne Hemden bei Frostwetter (im Eiswind wenn sie selbst zu Brettern gefroren, ganz steif sind), auf der Wäscheleine machen, sie knarren und quietschen ... ich habe das als Kind erlebt...
Die Sprünge in deinem Text lassen den Leser allerdings im Regen stehen ... @ Zickzackkurs von Nifl.

Liebe Sonntagsgrüße
Gerda

Benutzeravatar
Ylvi
Beiträge: 9470
Registriert: 04.03.2006

Beitragvon Ylvi » 06.01.2008, 16:46

Hallo Niko,

ich würde das gerne als Gedicht lesen, die Wendungen, gerade die Töne am Anfang finde ich sehr besonders. Ich habe es für mich mal versucht umzusetzen und dabei ein wenig zu verdicht. Diese Zeile:
dünen wandern bedrohlich. unmerklich, geräuschlos, unaufhaltsam.

ist mir zu erklärend und ergibt sich für mich aus den Bildern.
Bei der letzten Zeile frage ich mich, ob das Wort nicht in den Sand geschrieben ist und nicht in die Weißheit.
Das ist kein Änderungsvorschlag, nur die smilesche Leseart. ;-)


smile hat geschrieben:töne: trocknende hemden im eiswind, das denken
geschreddert. wahr
scheinliches schrumpft
ein fester klumpen
nichts dringt, nichts drängt
spielen auf zeit
warten zwischen ungezählten gardinen
die dürre wird gierig
wandert
ich singe ein lied
wie das kind, das sich im keller fürchtet
ein wort schreibt sich flüchtig
in den sand. bedrohte weißheit: morgen

Das habe ich gern gelesen und mich hineingedacht.

liebe Grüße smile

Benutzeravatar
Lisa
Beiträge: 13944
Registriert: 29.06.2005
Geschlecht:

Beitragvon Lisa » 06.01.2008, 22:06

Lieber Niko,

wie schön, dass du mit diesen Prosastücken hier ansetzt nach deinem Thread im Cafe. Der Text hat für mich an vielen Stellen eine ganz freie, ungewollte Kraft:

schrumpft zu einem festen klumpen durch den nichts dringt, aus dem nichts drängt.

warten zwischen ungezählten gardinen.

ein lied sing ich aus trotz. wie das kind, das sich im keller fürchtet.


Das sind Sätze, die zeigen, was du für eine Sprache hast.

Das gesamte Arrangement ist aber auch für mich noch etwas zu haltlos eben aus dem Grund, den Nifl und Gerda genannt haben: die weite Sprache (unbedingt bewahren) bedarf einer Mulde, einem Gefüge, natürlich nicht konkret, eher hintergründig.

Dazu gesellen sich an manchen Stellen dann für meinen Geschmack noch zu deftige Adjektivkonstruktionen, die das leichte (wie ein Windspiel in der Kälte) an manchen Stellen "runterziehen". Trotzdem denke ich bei fast jedem deiner Kurzprosastücke, dass da etwas ganz feines drinschwingt, dass sich seinen Weg schon bahnen wird.

Liebe Grüße,
Lisa

(und schöner Titel!)
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Bing [Bot] und 6 Gäste