8 Uhr

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Chiquita

Beitragvon Chiquita » 05.01.2008, 15:00

8 Uhr


Musik bis die Ohren abfallen
ein gutes Gefühl von Kopf bis Fuß
Mundharmonika
deine Lippen spüren
keinen Zentimeter Schlaf
ich tanze nackt
durch meine kleine Wohnung
ich bin der Junge
der ich immer war
der anschmiegsame Liebhaber
und der Trotzkopf
ich küsse meine Füße
ich rieche meine Haut
ich berühre meinen Po
warum bin ich glücklich?
drehe mich im Kreis
zur Musik
alleine
einsam
und doch aufgehoben


12.12.2005

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leonie
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Beitragvon leonie » 05.01.2008, 15:21

Lieber Chiqu,

ich mag das Verspielte in Deinem Gedicht und dieses Aufgehoben sein bei sich selbst, das sich darin ausdrückt. Du hast diese Glücksmomente, die darin liegen gut eingefangen, finde ich.

leonie

Chiquita

Beitragvon Chiquita » 05.01.2008, 15:38

danke. darum 8 uhr. es sind, wie du sagst "glücksmomente".
unbegreiflich. als würde man einen schleier zur umwelt durchbrechen, zu sich selbst, weil man selbst die umwelt ist, als würde man für ein paar momente in der welt und sich aufgehen ... nur illusion? oder traum?
jemand sagt: du darfst. ich darf? antworte ich. klar! sagt die stimme, lebe ...
aber ich lebe doch, sage ich.
wirklich?

und dann schreibe ich halt mal wieder ein gedicht.

gruß
chiqu.

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 05.01.2008, 22:45

Lieber Chiqu!

Fein, daß du das geschrieben hast.

Es ist schon ein Weilchen her, aber das kenne ich bis zum letzten Millimeter an Gefühl von mir.

Mit bestem Gruß

Moshe

Orit

Beitragvon Orit » 05.01.2008, 22:57

Lieber Chiqu!

Kommt toll rüber - dieser Glücksmoment, einfach so! Tolles Gedicht!

:smile: Orit

Chiquita

Beitragvon Chiquita » 05.01.2008, 23:10

hi moshe. danke. wir waren ja alle mal jung.

danke auch orit.

chiqu.

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leonie
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Beitragvon leonie » 05.01.2008, 23:39

unbegreiflich. als würde man einen schleier zur umwelt durchbrechen, zu sich selbst, weil man selbst die umwelt ist, als würde man für ein paar momente in der welt und sich aufgehen ... nur illusion? oder traum?
jemand sagt: du darfst. ich darf? antworte ich. klar! sagt die stimme, lebe ...
aber ich lebe doch, sage ich.



Ja, genau! (Der Kommentar ist fast so schön wie das Gedicht).

leonie

Caty

Beitragvon Caty » 06.01.2008, 09:24

Das kleine Glück, groß in diesem Moment und grundlos. Einfach nur: Ich lebe! Schön festgehalten, Chiquita. Caty

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 06.01.2008, 11:08

Das zieht mich sehr rein, lieber Chiqu!

Ein treffliches Gedicht!

Zu dem Thema: Glück nicht einfach hinstellen, sondern den Leser es erfahren lassen,
hier ist das fein gelungen!

LG
ELsa
Schreiben ist atmen

Chiquita

Beitragvon Chiquita » 06.01.2008, 15:43

danke, caty, elsa und ihr anderen. es freut mich sehr, dass mir diese authentizität bei diesem gedicht gelang. jedenfalls bei euch. es ist nicht einfach, den seelenkörper an der richtigen stelle aufzuschlitzen, damit das rauskommt, was die menschen anspricht und nicht abstößt.
ich kann es gar nicht wissen, wenn ich das scalpell ansetze.
mal höre ich positive resonanz, mal negative. dann denke ich: sind es nicht einfach unsere gewohnheiten, die uns verführen etwas als schön oder häßlich zu betrachten? als kind war ich ein richtiges süßmaul und ekelte mich vor bier. heute widert mich zu süßes an. und wie sieht es morgen mit meinem geschmack aus?
ich habe den verdacht, dass wir unseren gegenwärtigen geschmack immer als zu absolut setzen. es ist verdammt nicht einfach, sich davon zu distanzieren. man kann ein ganzes leben brauchen. und dann ...? was hilft uns dann die weisheit?
was das mit meinem gedicht zu tun hat? es kitzelt. das scalpell ist eine feder. ich mache es mir leicht. alles verschwimmt. die sonne und die nacht. alle gedichte sind nicht mehr als ritzungen in baumrinden, die von unserer liebe und unserer verzweiflung künden. wir sind lebendiges dasein. wir sind weinende marionetten. wir sind lachende kobolde. wir sind das herz ...

darum suche ich in jedem gedicht das herz.
wenn ich es nicht finde, heißt das nicht, dass da keins ist. ich sehe es bloß nicht. und wenn ich es finde, dann heißt das nicht, dass es jeder andere auch sieht.

ich danke euch.

chiqu.


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