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16.03.2005
Der Himmel bist du
Ach, Chiquita, wieder mal wunderschön. Du dürftest (nicht nur mit diesem Gedicht) einigen Lesern das Welt- und Liebesbild versauen. Hab überhaupt nichts zu meckern, würde nur empfehlen, die Zeile "geliebte Frau" zu streichen. Oder hältst du sie für wichtig, um männlich/weibliche Irritationen auszuschließen? Huch, wie ordinär, denkt vielleicht jetzt manch einer, wenn er die letzten beiden Verszeilen liest. gg* Das geht ihm denn doch gegen die aufgepappte Ästhetik. Täterätä. Caty
Lieber Chiqu,
also das Ende ist grandios:
Satelliten heben ihre Augenbrauen
und der Mond lässt vor lauter Verlegenheit
einen Furz
das macht 'schnapp'!
Insgesamt ist mir die Rennstreckenmetapher hier allerdings ein wenig - bei aller Ironie und Nicht-Ironie - überbelastet, das halt ich nicht durch (ich hab aber auch keinen Führerschein)
Liebe Grüße,
Lisa
also das Ende ist grandios:
Satelliten heben ihre Augenbrauen
und der Mond lässt vor lauter Verlegenheit
einen Furz
das macht 'schnapp'!
Insgesamt ist mir die Rennstreckenmetapher hier allerdings ein wenig - bei aller Ironie und Nicht-Ironie - überbelastet, das halt ich nicht durch (ich hab aber auch keinen Führerschein)
Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
- Thomas Milser
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Bukowskiesk, ejakulativ und rasant. Ein 'echter' Chiqu!
Tom
Tom
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)
Lieber Chiquita,
Du hast die Metaphorik konsequent durchgehalten und schließlich - mit dem Furz - auch Lisas Herz gewinnen können, aber so recht glücklich macht mich Dein Gedicht nicht.
Versteh' mich nicht falsch: Es ist nicht so, dass ich mich nun gerade provoziert fühlen würde, nur ist mir die Ironie zu platt und die Rennwagenfahrersymbolik geht an mir vorbei. Aber ich schaue ja auch nie die Formel 1.
Grüße
Paul Ost
Du hast die Metaphorik konsequent durchgehalten und schließlich - mit dem Furz - auch Lisas Herz gewinnen können, aber so recht glücklich macht mich Dein Gedicht nicht.
Versteh' mich nicht falsch: Es ist nicht so, dass ich mich nun gerade provoziert fühlen würde, nur ist mir die Ironie zu platt und die Rennwagenfahrersymbolik geht an mir vorbei. Aber ich schaue ja auch nie die Formel 1.
Grüße
Paul Ost
hi alle, ähm, in dem gedicht geht es um die freude, den spaß, die leidenschaft und auch den witz beim sex, bei der liebe - das gedicht darf einfach so flutschen, oder surfen, da geht es um nichts anderes als dieses gefühl der wollust und der liebe, wenn man den anderen fressen könnte.
ich danke euch für eure eindrücke.
chiqu.
ich danke euch für eure eindrücke.
chiqu.
Hi Chiquita,
sehr, sehr geil! (sorry, aber das Wort paßt in diesem Zusammenhang irgendwie...
)
Ist eine genial Formulierung. Definitiv Sex, definitiv Spaß, definitiv Gefühl.
Eben, so wie Du es eben beschrieben hast
Volltreffer!
Viele Grüße, Nicole
sehr, sehr geil! (sorry, aber das Wort paßt in diesem Zusammenhang irgendwie...

dazwischen die Kurven der zärtlichsten
Rennstrecke der Welt
Ist eine genial Formulierung. Definitiv Sex, definitiv Spaß, definitiv Gefühl.
Eben, so wie Du es eben beschrieben hast
da geht es um nichts anderes als dieses gefühl der wollust und der liebe, wenn man den anderen fressen könnte.
Volltreffer!
Viele Grüße, Nicole
Liebe Chiquita,
mir gefällt Dein Stil sehr gut! Dazu gleich mehr...
Dem Inhalt würde ich die Jugendschutzfreigabe 12 geben. Passt gut ins Lesebuch der Klasse 7 bis 8: würde bei den Mädels Gequitsche auslösen, bei den Jungs gewollt-coole Sprüche und bei den Eltern Proteste. Hier in Schwaben auf dem Land jedenfalls (deswegen stehts ja auch in keinem Schulbuch.)
Zu dern Stilmitteln:
Sex hat man, aber man spricht nicht darüber.
Wenn doch, geht es nur innerhalb der gerade gültigen Konventionen: Zu denen gehört heute eine gewisse Coolnes oder Lakonie, bzw. eine ironische Distanz. Jedenfalls keine Gefühle. Das wäre Pathos.
Du löst das Problem elegant, indem Du die Gefühle exportierst und damit objektivierst:
Statt mit der Geliebten zu kuscheln wird eine Kuschellandschaft mit Kuscheltieren entworfen;
statt die Kurven der Geliebten zärtlich mit der Hand oder Zunge abzufahren entsteht eine zärtliche Rennstrecke;
statt des verschränkten Bilckes zweier Liebenden die Spiegelung im Visier;
der über bloßen Sex hinausgehende personale Bezug entsteht duch den Kurzdialog und die Ansprache "geliebte Frau", sie ist also nicht bloß Objekt der Begierde;
und schließlich die Körperlichkeit (Schweiß, Sperma, Furz bei der Entspannung): wird sie aus der Intimität an die Öffentlichkeit gezogen, entsteht unweigerlich ein Gefühl der Peinlichkeit. Du projizierst das auf den Mond und die Satelliten. Ist schon genial.
Ohne nackte Tatsachen zu nennen (siehe oben) entsteht indirekt über die Reaktion der "Zeugen" der Eindruck einer geilen Sauerei: scharfer Sex ist auch dreckig.
Überhaupt die Funktion der Öffentlichkeit in Deinem Gedicht:
"macht Platz" (wer? doch wohl nicht die Kuscheltiere), Tribüne, grinsende Wolken und die schon erwähnten Satelliten, sie alle sind personifiziert und laden die tatsächliche Öffentlichkeit, nämlich den Leser ein, Stellung zu beziehen. Und natürlich ist völlig klar, wofür. Dadurch vermeidest Du das Voyeurismusgefühl, das sich sonst häufig einstellt und den Leser zur Distanzierung zwingt.
Soviel zur Technik: wirklich gekonnt!
Jetzt fehlt mir allerdings Zeit für den 2. Teil der Analyse: inhaltlich ist das Gedicht eine pubertäre Pose.
Da ändert auch kein Sperma und kein Furz was dran...
Also bis später, Carl
mir gefällt Dein Stil sehr gut! Dazu gleich mehr...
Dem Inhalt würde ich die Jugendschutzfreigabe 12 geben. Passt gut ins Lesebuch der Klasse 7 bis 8: würde bei den Mädels Gequitsche auslösen, bei den Jungs gewollt-coole Sprüche und bei den Eltern Proteste. Hier in Schwaben auf dem Land jedenfalls (deswegen stehts ja auch in keinem Schulbuch.)
Zu dern Stilmitteln:
Sex hat man, aber man spricht nicht darüber.
Wenn doch, geht es nur innerhalb der gerade gültigen Konventionen: Zu denen gehört heute eine gewisse Coolnes oder Lakonie, bzw. eine ironische Distanz. Jedenfalls keine Gefühle. Das wäre Pathos.
Du löst das Problem elegant, indem Du die Gefühle exportierst und damit objektivierst:
Statt mit der Geliebten zu kuscheln wird eine Kuschellandschaft mit Kuscheltieren entworfen;
statt die Kurven der Geliebten zärtlich mit der Hand oder Zunge abzufahren entsteht eine zärtliche Rennstrecke;
statt des verschränkten Bilckes zweier Liebenden die Spiegelung im Visier;
der über bloßen Sex hinausgehende personale Bezug entsteht duch den Kurzdialog und die Ansprache "geliebte Frau", sie ist also nicht bloß Objekt der Begierde;
und schließlich die Körperlichkeit (Schweiß, Sperma, Furz bei der Entspannung): wird sie aus der Intimität an die Öffentlichkeit gezogen, entsteht unweigerlich ein Gefühl der Peinlichkeit. Du projizierst das auf den Mond und die Satelliten. Ist schon genial.
Ohne nackte Tatsachen zu nennen (siehe oben) entsteht indirekt über die Reaktion der "Zeugen" der Eindruck einer geilen Sauerei: scharfer Sex ist auch dreckig.
Überhaupt die Funktion der Öffentlichkeit in Deinem Gedicht:
"macht Platz" (wer? doch wohl nicht die Kuscheltiere), Tribüne, grinsende Wolken und die schon erwähnten Satelliten, sie alle sind personifiziert und laden die tatsächliche Öffentlichkeit, nämlich den Leser ein, Stellung zu beziehen. Und natürlich ist völlig klar, wofür. Dadurch vermeidest Du das Voyeurismusgefühl, das sich sonst häufig einstellt und den Leser zur Distanzierung zwingt.
Soviel zur Technik: wirklich gekonnt!
Jetzt fehlt mir allerdings Zeit für den 2. Teil der Analyse: inhaltlich ist das Gedicht eine pubertäre Pose.
Da ändert auch kein Sperma und kein Furz was dran...
Also bis später, Carl
danke für diese gekonnte erörterung der technik, carl.
eine pubertäre pose? meinst du damit, dass man auch in der pubertät schönen, geilen und romantischen sex haben kann oder eben gerade nicht?
wenn ich mich nun beinahe drei jahrzehnte zurückerinnere, zehre ich noch immer von meinen ersten sex-erlebnissen während der pubertät. ich danke gott dafür oder meinem schicksal.
ein gedicht ist natürlich immer eine art pose. kunst lebt von posen.
wenn ich dichte, reflektiere ich dies allerdings kaum - ich schreibe, wie ein steuermann am ruder eines segelschiffs. ich übersetze wind, sonne, wellen unwillkürlich in mein tun ... mal mehr, mal weniger zielgesteuert. das dichten selbst ist ein liebesakt, doch wenigstens petting - ja, sowas machte man damals auch in der pubertät.
schade, dass du nach deiner ausholenden erörterung von stil und inhalt selbst in einer wirklich pubertären pose endest; somit liest sich deine analyse wie ein verklemmter pups - dabei war die vorarbeit gar nicht übel ...
na ja, vielleicht findest du dich dabei witzig.
chiqu.
eine pubertäre pose? meinst du damit, dass man auch in der pubertät schönen, geilen und romantischen sex haben kann oder eben gerade nicht?
wenn ich mich nun beinahe drei jahrzehnte zurückerinnere, zehre ich noch immer von meinen ersten sex-erlebnissen während der pubertät. ich danke gott dafür oder meinem schicksal.
ein gedicht ist natürlich immer eine art pose. kunst lebt von posen.
wenn ich dichte, reflektiere ich dies allerdings kaum - ich schreibe, wie ein steuermann am ruder eines segelschiffs. ich übersetze wind, sonne, wellen unwillkürlich in mein tun ... mal mehr, mal weniger zielgesteuert. das dichten selbst ist ein liebesakt, doch wenigstens petting - ja, sowas machte man damals auch in der pubertät.
schade, dass du nach deiner ausholenden erörterung von stil und inhalt selbst in einer wirklich pubertären pose endest; somit liest sich deine analyse wie ein verklemmter pups - dabei war die vorarbeit gar nicht übel ...
na ja, vielleicht findest du dich dabei witzig.
chiqu.
Hi Chica,
sorry, ich wollte Dir nicht auf den Schlips treten, sagen wir statt pubertär eine jugendliche Pose. D.h.: Dein Sprachgefühl hat mich Dich auf über 30 schätzen lassen, der Inhalt des Gedichts ist Teenage. Diesen (scheinbaren) Widerspruch hast Du ja durch Deinen letzten Kommentar aufgeklärt. Es geht um eine schöne Erinnerung an ersten Sex und dabei trasportierst Du gleich das Lebensgefühl mit...
Dabei gibt es aber ein Sachproblem, das über meine private Meinung hinausgeht. Bisher war ich noch gar nicht zu einer inhaltlichen Klärung gekommen, dann also jetzt:
Du gibst dieses Lebensgefühl 1:1 zum Nennwert wieder, ohne Distanz etwa durch einen Rückblick. Der könnte z.B. so aussehen:
"Der Himmel warst du// Im Halbschlaf steigt auf/ El Dorado, das Kuschelland..."
Wozu ist etwas in der Art nötig?
Deine Bildsprache hat ja auch eine inhaltliche Bedeutung unabhängig von Deiner Intention.
Wie soll ich mir die als erwachsener Leser vorstellen, wenn ich unvorbereitet reinrausche?
Zuerst betritt man das Zimmer eines weiblichen Teenagers mit seiner Kuschellandschaft. Als Mann über 40 kriege ich da keinen Ständer, sondern Vatergefühle: Sex mit einem Kind ist bei mir nicht, selbst, wenn es in einem sexy Körper wohnt.
Der Effekt soll überspielt werden durch den Kurzdialog, so ein bisschen Schweiß & Leder & coole Sprüche. Ich habe im Bett schon dies und das gehört, aber "gib Gas, Mann!"??? Das ist sowas von gewollt. Und die Antwort a la "schau mir in die Augen, Kleines" macht vollens deutlich, worum es geht:
Die aufgesetzte Coolness soll etwas covern, was in andern Worten ausgedrückt peinlich wäre. Authentisch ist das Lyr.Ich nämlich in seiner romantischen Liebe ("der Himmel bist du") und dafür findest Du ein überzeugendes Bild in "driften in den Raum/ spermatös/ schwerelos und doch gefangen/ in der Umlaufbahn unserer Liebe".
Die Motor & Potenz-Nummer dagegen ist Chliche. Ein ziemlich abgegriffenes.
Überhaupt ist von "schönem, geilen, romantischen Sex" kaum irgendwo die Rede: Die Zeilen 3 bis 11 sind Viedeospiel-Ästhetik und passen unverändert zu jedem space-race (wenn man noch "zärtlichsten" streicht). Du bist viel überzeugender, wenn Du in Deinen Kommentaren etwa von der Lust schreibst, den andern aufzufressen. Nicht zufällig hat Nicole Deinen Kommentar zitiert, und nicht Dein Gedicht.
Und jetzt beobachte mal, wie durch "wir überschlagen uns tausendfach/ ineinander verschlungen über/ das Kuschelland" die nachfolgenden Satelliten und der Mond in das Schwerefeld der Kuscheltieren geraten: sie werden selbst welche. Das entbehrt nicht einer gewissen unfreiwilligen Komik. Da wirbeln zwei Teenies ihre Stofftiere durcheinander und halten das für kosmischen Sex.
Ist als subjektives Gefühl auch völlig ok.
Das Problem beginnt aber damit:
Jugendliche sind auf die öffentliche Anerkennung durch ihre Peergroup angewiesen. Sie sind sich ihrer eigenen Gefühle nicht sicher. Das kannste ja an jeder Highschool-Komödie sehen: Liebes-Ansage mit Megaphon oder im Sportstadion ist Minimum, dazu der Applaus der Gleichgesinnten. Und natürlich brauchts zur Abgrenzung die Uncoolen, die Eltern, alle eben, die's nicht draufhaben.
Genau diese Funktion erfüllt auch die Öffentlichkeit in Deinem Text (siehe mein voriges Posting).
Und genau das ist die pubertäre Pose.
Man soll als Leser genötigt werden, dem Lyr.Ich zu applaudieren ("Boaah ey: "spermatös", was der in den Mund nimmt!") oder in die Ecke der Verklemmten treten. Andrerseits hast Du heute ja auch Erfahrungen, die Deinem Alter Ego vor 30 Jahren rote Ohren verpasst hätten.
Dieses Alter Ego merkt man Deinem Gedicht an!
Schon aus diesem Grund wäre eine Rückblick wie oben angedeutet sinnvoll.
Die Pose geht dank Deiner Sprachkraft übrigens soweit, dass sie sich in den Kommentaren fortsetzt. Respekt!
Aber dieses Gedicht gefährdet keine Jugend und keine Ästhetik, und Bukowski zu bemühen ist ziemlich müßig (sorry, Tom).
Übrigens am Rande noch: die jugendliche Sexualität nimmt das Gegenüber gar nicht wahr (das ist nur Projektionsfläche), sondern nur seine eigene Befindlichkeit. Dafür hast Du ein echt oberhammerhartes Symbol gefunden: die Spiegelung im runtergelassenen Visier. Chapeau. Das übliche Symbol der personalen Begenung ist nämlich der Blick ("wie Augen zu saugen vermag nicht der bissigste Kuss").
Grüße, Carl
sorry, ich wollte Dir nicht auf den Schlips treten, sagen wir statt pubertär eine jugendliche Pose. D.h.: Dein Sprachgefühl hat mich Dich auf über 30 schätzen lassen, der Inhalt des Gedichts ist Teenage. Diesen (scheinbaren) Widerspruch hast Du ja durch Deinen letzten Kommentar aufgeklärt. Es geht um eine schöne Erinnerung an ersten Sex und dabei trasportierst Du gleich das Lebensgefühl mit...
Dabei gibt es aber ein Sachproblem, das über meine private Meinung hinausgeht. Bisher war ich noch gar nicht zu einer inhaltlichen Klärung gekommen, dann also jetzt:
Du gibst dieses Lebensgefühl 1:1 zum Nennwert wieder, ohne Distanz etwa durch einen Rückblick. Der könnte z.B. so aussehen:
"Der Himmel warst du// Im Halbschlaf steigt auf/ El Dorado, das Kuschelland..."
Wozu ist etwas in der Art nötig?
Deine Bildsprache hat ja auch eine inhaltliche Bedeutung unabhängig von Deiner Intention.
Wie soll ich mir die als erwachsener Leser vorstellen, wenn ich unvorbereitet reinrausche?
Zuerst betritt man das Zimmer eines weiblichen Teenagers mit seiner Kuschellandschaft. Als Mann über 40 kriege ich da keinen Ständer, sondern Vatergefühle: Sex mit einem Kind ist bei mir nicht, selbst, wenn es in einem sexy Körper wohnt.
Der Effekt soll überspielt werden durch den Kurzdialog, so ein bisschen Schweiß & Leder & coole Sprüche. Ich habe im Bett schon dies und das gehört, aber "gib Gas, Mann!"??? Das ist sowas von gewollt. Und die Antwort a la "schau mir in die Augen, Kleines" macht vollens deutlich, worum es geht:
Die aufgesetzte Coolness soll etwas covern, was in andern Worten ausgedrückt peinlich wäre. Authentisch ist das Lyr.Ich nämlich in seiner romantischen Liebe ("der Himmel bist du") und dafür findest Du ein überzeugendes Bild in "driften in den Raum/ spermatös/ schwerelos und doch gefangen/ in der Umlaufbahn unserer Liebe".
Die Motor & Potenz-Nummer dagegen ist Chliche. Ein ziemlich abgegriffenes.
Überhaupt ist von "schönem, geilen, romantischen Sex" kaum irgendwo die Rede: Die Zeilen 3 bis 11 sind Viedeospiel-Ästhetik und passen unverändert zu jedem space-race (wenn man noch "zärtlichsten" streicht). Du bist viel überzeugender, wenn Du in Deinen Kommentaren etwa von der Lust schreibst, den andern aufzufressen. Nicht zufällig hat Nicole Deinen Kommentar zitiert, und nicht Dein Gedicht.
Und jetzt beobachte mal, wie durch "wir überschlagen uns tausendfach/ ineinander verschlungen über/ das Kuschelland" die nachfolgenden Satelliten und der Mond in das Schwerefeld der Kuscheltieren geraten: sie werden selbst welche. Das entbehrt nicht einer gewissen unfreiwilligen Komik. Da wirbeln zwei Teenies ihre Stofftiere durcheinander und halten das für kosmischen Sex.
Ist als subjektives Gefühl auch völlig ok.
Das Problem beginnt aber damit:
Jugendliche sind auf die öffentliche Anerkennung durch ihre Peergroup angewiesen. Sie sind sich ihrer eigenen Gefühle nicht sicher. Das kannste ja an jeder Highschool-Komödie sehen: Liebes-Ansage mit Megaphon oder im Sportstadion ist Minimum, dazu der Applaus der Gleichgesinnten. Und natürlich brauchts zur Abgrenzung die Uncoolen, die Eltern, alle eben, die's nicht draufhaben.
Genau diese Funktion erfüllt auch die Öffentlichkeit in Deinem Text (siehe mein voriges Posting).
Und genau das ist die pubertäre Pose.
Man soll als Leser genötigt werden, dem Lyr.Ich zu applaudieren ("Boaah ey: "spermatös", was der in den Mund nimmt!") oder in die Ecke der Verklemmten treten. Andrerseits hast Du heute ja auch Erfahrungen, die Deinem Alter Ego vor 30 Jahren rote Ohren verpasst hätten.
Dieses Alter Ego merkt man Deinem Gedicht an!
Schon aus diesem Grund wäre eine Rückblick wie oben angedeutet sinnvoll.
Die Pose geht dank Deiner Sprachkraft übrigens soweit, dass sie sich in den Kommentaren fortsetzt. Respekt!
Aber dieses Gedicht gefährdet keine Jugend und keine Ästhetik, und Bukowski zu bemühen ist ziemlich müßig (sorry, Tom).
Übrigens am Rande noch: die jugendliche Sexualität nimmt das Gegenüber gar nicht wahr (das ist nur Projektionsfläche), sondern nur seine eigene Befindlichkeit. Dafür hast Du ein echt oberhammerhartes Symbol gefunden: die Spiegelung im runtergelassenen Visier. Chapeau. Das übliche Symbol der personalen Begenung ist nämlich der Blick ("wie Augen zu saugen vermag nicht der bissigste Kuss").
Grüße, Carl
oh carl, das ist wirklich bemerkenswert, was du da an analyse alles schreibst.
ich kann leider intellektuell nicht folgen. ich schreibe gedichte. an den reaktionen erkenne ich unterschiedliche wirkungen.
in dem gedicht behandle ich kein sexuelles erlebnis meines teenager-egos. ich verliebte mich auch im fortgeschrittenen alter noch ein paarmal. die bilder sind freie assoziationen ... manche mögen dir teenagerlike erscheinen. menschen haben unterschiedliche biografien, darum entstehen gerade heutzutage, wo lebensläufe immer stärker divergieren können, auch große divergenzen im "altersgerechten" denken und empfinden - ich bin eigentlich ganz froh, dass ich mir in der liebe eine jugendliche frische und unvoreingenommenheit bewahren konnte. davon sollte auch das gedicht zeugen.
chiqu.
ich kann leider intellektuell nicht folgen. ich schreibe gedichte. an den reaktionen erkenne ich unterschiedliche wirkungen.
in dem gedicht behandle ich kein sexuelles erlebnis meines teenager-egos. ich verliebte mich auch im fortgeschrittenen alter noch ein paarmal. die bilder sind freie assoziationen ... manche mögen dir teenagerlike erscheinen. menschen haben unterschiedliche biografien, darum entstehen gerade heutzutage, wo lebensläufe immer stärker divergieren können, auch große divergenzen im "altersgerechten" denken und empfinden - ich bin eigentlich ganz froh, dass ich mir in der liebe eine jugendliche frische und unvoreingenommenheit bewahren konnte. davon sollte auch das gedicht zeugen.
chiqu.
Lieber Chiqu,
ich habe jetzt eine Woche lang über Dein Gedicht nachgedacht und wohl 2 Stunden insgesamt für meine beiden Kommentare gebraucht.
Wozu mache ich das eigentlich??
(Sicher nicht, weil ich Dein Gedicht schlecht finde. Im Gegenteil...)
Vielleicht, weil ich hier irgendwem irgendwas beweisen will??
(Wenn ja, hätte ich das schon längst gründlich versaut...)
Irgendein Schriftsteller hat mal sinngemäß gesagt, Literatur wäre das, was nach dem Säurebad der Veröffentlichung davon übrigbliebe.
Ich gehe davon aus, dass wir uns hier ernsthaft mit Literatur beschäftigen und hoffen, evtl. selbst welche zu produzieren.
Wenn nicht, dann mache ich gleich den Abflug: für was andres fehlt mir einfach die Zeit (das ist jetzt also keine Wertung, sondern nur meine Entscheidung, wie ich meine rare Freizeit verbringe).
Wenn doch, dann gebe ich hier sowas wie den "Jäger der unbewussten Konventionen".
Das ist kein leichter und vor allem kein dankbarer Job.
Wir bestehen zu 99,9% aus Konventionen und Cliches, alles andere wäre auch Lebensunfähigkeit. Wir können allenfalls in einem kleinen Gebiet hinter die Kulissen der "Selbstverständlichkeiten" blicken. Ich gehe also davon aus, dass wir alle das hier auf diesem Gebiet wollen.
Und eines dieser Konventionen ist die "Unkonventionalität" (die sich natürlich nur auf vergangene Konventionen bezieht).
Ein andres Cliche ist die "Originalität" (die in der Regel nur Subjektivismus ist und sich Versatzstücke bedient, die anderso schon besser stehen, was der Betreffende bloß nicht weiß, und auch nicht zu wissen für nötig hält).
Natürlich ist das Entlarvende daran immer etwas peinlich. Vor allem stürzt es den Schaffenden in eine Krise, weil er anscheinend seiner Intuition nicht mehr vertrauen kann.
Aber es ist notwendig.
"Wie sollte sonst die irdene Schale (des Bewusstseins) das göttliche Feuer (der Intuition) halten können, wenn sie nicht vorher durch die Prüfungen (der begründeten Kritik) gehärtet worden wäre?" (Ich zitiere nach Kallistos und Ignatios, ca 400 Jahrhundert n.C., als Exmönch darf ich das.)
Wenn meine Kritik überspannt ist, dann bin ich dafür dankbar, auch eine Begründung zu hören, die sich wenigstens fast so viel Mühe gibt, wie ich mit meinen Kommentaren!
Wenn Du also schreibst, das wäre Dir alles zu hoch und Dich hinter Gemeinplätzen a la "divergierende Lebensläufe" zurückziehst, dann finde ich das ziemlich Banane, Chiquita: das kaufe ich Dir nicht ab!
Wenn Du eben nur Gelegenheitslyrik schreiben willst, ist es was anders...
Wenn Du Dich also nicht auseinandersetzen willst, dann lasse ich Dich in Zukunft gerne in Ruhe.
Grüße, Carl
ich habe jetzt eine Woche lang über Dein Gedicht nachgedacht und wohl 2 Stunden insgesamt für meine beiden Kommentare gebraucht.
Wozu mache ich das eigentlich??
(Sicher nicht, weil ich Dein Gedicht schlecht finde. Im Gegenteil...)
Vielleicht, weil ich hier irgendwem irgendwas beweisen will??
(Wenn ja, hätte ich das schon längst gründlich versaut...)
Irgendein Schriftsteller hat mal sinngemäß gesagt, Literatur wäre das, was nach dem Säurebad der Veröffentlichung davon übrigbliebe.
Ich gehe davon aus, dass wir uns hier ernsthaft mit Literatur beschäftigen und hoffen, evtl. selbst welche zu produzieren.
Wenn nicht, dann mache ich gleich den Abflug: für was andres fehlt mir einfach die Zeit (das ist jetzt also keine Wertung, sondern nur meine Entscheidung, wie ich meine rare Freizeit verbringe).
Wenn doch, dann gebe ich hier sowas wie den "Jäger der unbewussten Konventionen".
Das ist kein leichter und vor allem kein dankbarer Job.
Wir bestehen zu 99,9% aus Konventionen und Cliches, alles andere wäre auch Lebensunfähigkeit. Wir können allenfalls in einem kleinen Gebiet hinter die Kulissen der "Selbstverständlichkeiten" blicken. Ich gehe also davon aus, dass wir alle das hier auf diesem Gebiet wollen.
Und eines dieser Konventionen ist die "Unkonventionalität" (die sich natürlich nur auf vergangene Konventionen bezieht).
Ein andres Cliche ist die "Originalität" (die in der Regel nur Subjektivismus ist und sich Versatzstücke bedient, die anderso schon besser stehen, was der Betreffende bloß nicht weiß, und auch nicht zu wissen für nötig hält).
Natürlich ist das Entlarvende daran immer etwas peinlich. Vor allem stürzt es den Schaffenden in eine Krise, weil er anscheinend seiner Intuition nicht mehr vertrauen kann.
Aber es ist notwendig.
"Wie sollte sonst die irdene Schale (des Bewusstseins) das göttliche Feuer (der Intuition) halten können, wenn sie nicht vorher durch die Prüfungen (der begründeten Kritik) gehärtet worden wäre?" (Ich zitiere nach Kallistos und Ignatios, ca 400 Jahrhundert n.C., als Exmönch darf ich das.)
Wenn meine Kritik überspannt ist, dann bin ich dafür dankbar, auch eine Begründung zu hören, die sich wenigstens fast so viel Mühe gibt, wie ich mit meinen Kommentaren!
Wenn Du also schreibst, das wäre Dir alles zu hoch und Dich hinter Gemeinplätzen a la "divergierende Lebensläufe" zurückziehst, dann finde ich das ziemlich Banane, Chiquita: das kaufe ich Dir nicht ab!
Wenn Du eben nur Gelegenheitslyrik schreiben willst, ist es was anders...
Wenn Du Dich also nicht auseinandersetzen willst, dann lasse ich Dich in Zukunft gerne in Ruhe.
Grüße, Carl
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