Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Nifl
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Beitragvon Nifl » 23.11.2007, 19:37

Helena probt den Einfall
entzündlich am Nervenende
immer-so-fort
kringeln sich haarige Gedanken
und die blonde Locke in der Tasche
ist Klischee

weil Nächte längs (ja "längs"!) protestieren
weil sie quer kommen
weil sie gerade quer kommen
weil sie den Kopf drehen

nicht wegsehen
nicht weg
nicht

Max

Beitragvon Max » 24.11.2007, 20:56

Da stand ich
an dieser Bushaltestelle
ohne Unterstand
und der Regen lief mir in kleinen Rinnsalen den Rücken hinab

Und mir fiel ein

Dass sich ihr Haar
im Wasser kräuselte
als wolle es mit den Wellen
wetteifern
als sei eine Idee in ihr Hirn gefallen
und und zöge nun ihre Kreise
bis in die Spitzen ihrer Frisur

Und ich wusste
worüber sie immer lächelte

Klara
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Beitragvon Klara » 26.11.2007, 10:26

Die Liebe ist wahrscheinlich
pathologisch wie jede andere Entzündung,
mit dem einem Unterschied: Ohne sie
wäre das Leben versehrt

aram
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Beitragvon aram » 26.11.2007, 10:41


trost


welches leben

das der blumen wessen

entzündung die der käfer

dachte ich und

wie jede andere

scarlett

Beitragvon scarlett » 26.11.2007, 10:45

ach liebe ...
erzähl mir nichts davon

sprich lieber
von flüssen und steinen
die sich umarmend
niemals eins werden

die beieinander bleiben
auch unter blauendem
eishimmel und sich stetig
verändernd einander prägen

sprich davon
lieber ...

vergiss
kassandras rufe

(c) Monika Kafka, 2007

Klara
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Beitragvon Klara » 26.11.2007, 10:50

Auslassen?

welche Liebe
ließe keine Fragen aus?

käferphantasien, die Herrlichste

"Sternblumen bläst der Sommer an und aus"

und dumm gestellt
zu viel gedacht
"ein Stein weiß einen andern zu erweichen"

ein Stein!

Anmachen!

http://www.deutsche-liebeslyrik.de/bach6.htm

aram
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Beitragvon aram » 26.11.2007, 11:11


      bach 6
runter
ja.
das
      auslassen
gut
unter eis
himmel
      blauendem


Klara
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Beitragvon Klara » 27.11.2007, 07:50

vielleicht mache ich mich
schuldig
(das käme auf die maßstäbe an)
aber ich nehme
niemandem etwas weg
hab nur zu viel übrig

für dich

Gast

Beitragvon Gast » 27.11.2007, 16:17

ist man unschuldig
weil man glaubt
niemandem
etwas wegzunehmen

oder ist es beRechnend
gefühle anderer zu definieren
um sich auf der „sicheren“ seite zu wähnen

mit einem maßstab
nicht zu lösen

Klara
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Beitragvon Klara » 27.11.2007, 17:18

wenn moral heißt
den stab zu brechen
bleib ich mir lieber selbst treu

(steine werfe ich jedenfalls nicht)

Nifl
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Beitragvon Nifl » 27.11.2007, 18:45

Lanzen brechen
stecken zur einen Hälfte
in der Fleischeslust
zur anderen
treiben sie flussabwärts
bedächtig

Wer wollte schon verzichten?

Der Arzt näht drum herum
fragt nach Nüchternheit

Sie wird zeitig am Meer sein
ausgelassen
und durchkreuzt ihre Sinne neu
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Klara
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Beitragvon Klara » 27.11.2007, 18:52

kein kleines tröpfchen

im meer hab ich gebadet
eiskalt und nackt
und wusste warum
die ostsee im oktober
wie hantelknöchel
und bis unters knie
keinen drauf
gekriegt

nebenbei
mit den möwen gerufen
nach norden geschaut
und ein kind gekrault
mehr als eins

und wurde mit jeder welle mehr
denn was glück heißt
ist immer gewesen
und immer schon da
und immer auf bald

die liebe sorgsam aufgeteilt
zwischen süden und westen
und kein kleines tröpfchen
verloren

Gast

Beitragvon Gast » 01.12.2007, 00:15

liebe sorgt nicht
liebe liebt

liebe findet die richtung
es geht nicht um
richtig oder falsch -

liebe sucht sich wege
ist sie erst stark genug
sie kann halten ohne zu ketten

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 11.12.2007, 19:04

Wege der Anzahl nach nun reichlich vorhanden
ungefähr soviele wie alle von Elefanten jemals verspeisten Grashalme
in ihren Bäuchen (ökologische Nische Lothar Matthäus)

(oder?)

(wenn er da drin säße, müsste er nicht mehr denken,
der Mond sei ein ins All geschossener Ball)
und wir müssten nicht versuchen ihn zurückzubringen,
einem, den wir nicht ausstehen können,
indem wir die Luft aus dem Himmel lassen

Hey, das war ein Gottesbeweis!

(ganz sicher)
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.


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