das christkind ist gekommen

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Chiquita

Beitragvon Chiquita » 26.11.2007, 17:20

das christkind ist gekommen



der weihnachtsmann hat pralle backen
da sollte man nicht lange fackeln
das christkind schaut sehr gerne zu
und knut der elch macht "buuuuu! "
heftig fängt der schlitten an zu wackeln
und am ende wird der weihnachtsmann
vom himmel kacken

weihnachten ist - hurra!
das christkind ist da

freudig pack ich meinen schniedel ein
und fange an, am christkind rumzufingern
... ich schwein
der weihnachtsmann schaut gerne zu
und knut der elch macht "buuuuu!"
der schlitten beginnt zu schlingern
und am ende wird das christkind
weihnachtslieder singen
derweil im ganzen land die glocken
bimmeln
bei meinem pimmel
das wird klingen!
über münchen, hamburg und auch bingen
ein spaßverderber, wer sich dran stört
moderne menschen sind un-
voreingenommen:

alle haben es gehört
das christkind ist gekommen!



(26.11.07)

aram
Beiträge: 4509
Registriert: 06.06.2006

Beitragvon aram » 26.11.2007, 18:00

hallo chiqu,

mir fällt gerade auf - wenn ich den text lese, kann ich gar nicht anders, als reaktionen solcher leser schon mitzulesen, denen er inhaltlich missfallen wird - die verletzung religiöser gefühle und/oder verharmlosung von sexuellem missbrauch an kindern darin sehen werden - und denke mir, dass die erwartung solcher ablehnender reaktionen wahrscheinlich auch schon 'mitautor' ist - denn: wenn das gezeichnete weder ekelt, ich nichts gegen den inhalt habe und mich auch nicht daran erbaue, dass er bei anderen auf ablehnung stoßen wird, sind mir die vorstellungen des lyr.ich auch nicht sonderlich witzig oder aussagekräftig - der witz reduziert sich dann auf einen sehr vordergründigen kalauer, oder?

ich finde den text flüssig und handwerkich gut geschrieben.
inhaltlich wie gesagt mehr auf wirkung schielend als auf 'ausdruck' bedacht (finde gerade kein besseres vokabel) - wobei ich weder behaupte, dass sich das streng voneinander trennen ließe, noch, dass ersteres nicht legitim sein könnte.
(wenn ich es jedoch als ausreichende legitimation dieses textes sähe, entstünde daran wohl eine theoretisch vielleicht spannende, fast sicher aber praktisch sinn- und wertlose diskussion: was brächte die provokation in solchem fall?)

der vom himmel kackende weihnachtsmann erinnert mich an ein visionsbild, das c.g. jung als knabe hatte, und nach eigenen angaben zeit seines lebens für sich behielt, um es erst in seinen "erinnerungen" gegen ende seines lebens zu erwähnen.
there is a crack in everything, that's how the light gets in
l. cohen

Chiquita

Beitragvon Chiquita » 26.11.2007, 18:34

aram.
das gedicht ist offensichtlich eine weihnachtsprovokation. richtig. das christkind und den weihnachtsmann gibt es nicht. ich darf sie also in alle körperöffnungen ficken, oder nicht?
das ganze ist ja bloß eine schimäre. damit nehme ich eben diesen dumpfbackigen, jährlichen weihnachtszirkus aufs korn, indem ich einige ihrer hauptprotagonisten vom himmlichen "hosanna" ins weltliche "geil" rücke. ist unsere gesellschaft nicht längst weihnachtsgeil?
die menschen schieben sich jedes jahr gegenseitig geschenke in den arsch und jauchzen dabei: "schöööööööön, ach wie schööööööön!"
unter dem weihnachtsbaum kommen die spießerseelen ... und stoßen töne wie beim besten orgasmus aus - würden sie sich im bett nie trauen.
ich kann nicht entdecken, dass ich religiöse gefühle verletze, denn weihnachten ist ein heidnischer brauch. im gegenteil verletzt weihnachten meine gefühle, und ich setze mich mit diesem spottgedicht lediglich zur wehr. jedes jahr wünsche ich mir, dass gott die ganzen heuchler, die da ums "goldene kalb" tanzen, mit harter hand und gandenlos bestraft.
mich ekelt vor weihnachten!

chiqu.

Herby

Beitragvon Herby » 26.11.2007, 18:37

Hallo Chiqu,

dann bin ich jetzt mal so ein Spaßverderber: ich finde den Text inhaltlich einfach nur geschmacklos und sehr fern jeden humorigen oder gar satirischen Anspruchs sowie handwerklich äußerst holprig. Eigentlich hätte ich größte Lust, dieses "Werk" per Mausklick dahin zu befördern, wohin es meiner Meinung nach gehört, nämlich in die finstren Kellertiefen des Archivs.

Gruß
Herby

Chiquita

Beitragvon Chiquita » 26.11.2007, 18:47

herby.
was ist denn daran geschmacklos? dass ich den weihnachtsmann pimpere? jemineh - du solltest dir lieber mal die weihnachtsgeschmacklosigkeiten in den innenstädten anschauen, oder siehst du die schon gar nicht mehr? die springen doch jeden feingeist geradezu an und verhöhnen jedwede christliche gesinnung.

chiqu.

Gast

Beitragvon Gast » 26.11.2007, 18:56

Hallo Chiquita,


Provokation nennst du das? Das nicht kichere.

In meinen Augen sind das Worte, die du einem Lyrich in den Mund legst, dem es mögleicherweise in an Entfaltungsmöglichkeiten während der psychosexuellen Entwicklungsphasen gefehlt hat.

Einen Schmarrn nenn ich das.

Noch eines, dein Text ist nicht allein deshalb schon gut, weil die Kommerzialisierung noch schlechter ist und eine Geschmacklosigkeit die andere ablöst.
Daiese als Begründung anzuführen, ein solches Gedicht schreiben zu müssen - Sorry halte ich für absoluten Unfug.



Lieber aram,

da du geschrieben hast, der Text sei handwerklich gut geschrieben, wäre ich darauf gespannt zu lesen, wie du das begründest.
Möglich, dass ich ein Brett vor dem Kopf habe, aber ich ich lese platte Reime und ein schwankednes Metrum.
Danke im Voraus.


Liebe Grüße
Gerda

Chiquita

Beitragvon Chiquita » 26.11.2007, 19:09

a propos, herby, du mußt beim lesen die richtigen silben betonen.

gerda, ich freue mich immer über offene meinungsäußerungen. ebenso offen sage ich durch mein gedicht, was ich von weihnachten und den menschen halte, die weihnachten feiern.
ich stülpe meinen ekel, meinen widerwillen quasi um - und setze euch den spiegel vor - so, nun wißt ihr, welche abscheu ich gegenüber weihnachten empfinde.

psychosexuelle entwicklungsphasen? dass ich nicht kichere.

chiqu.

aram
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Beitragvon aram » 26.11.2007, 19:25

liebe gerda, "handwerklich gut" beschreibt meinen eindruck, dass das metrum nicht irgendwie wackelt, sondern an markanten bruchstellen in zusammenhang mit der beabsichtigt provokativen wirkung des textes, und dabei einer gewissen metarhythmik folgt, die sich gut lesen lässt. (mit einer aufnahme für die hörbar werde ich aber nicht dienen.-)

Gast

Beitragvon Gast » 26.11.2007, 19:32

Danke, lieber aram - ich hätte dich auch nicht (auf)gefordert. ;-)

Einen schönen Abend allerseits
Gerda

Chiquita

Beitragvon Chiquita » 26.11.2007, 19:54

vielleicht lese ich`s euch zum 1. advent vor.

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 26.11.2007, 22:19

Ich find's unschön, da es Menschen gibt, die das Weihnachtsritual schätzen.

Das Metrum stimmt auch nicht.

Gruß
ELsa

edit: Entschuldigung meinen Ausrutscher, Lisa und Saloner.
Zuletzt geändert von Elsa am 27.11.2007, 00:04, insgesamt 1-mal geändert.
Schreiben ist atmen

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Beitragvon Lisa » 26.11.2007, 22:53

Hallo ihr,

es kann ja sein, dass ein Text einem grundsätzlich (sei es aus Pietätsgründen oder Geschmacksdifferenzen oder stilistischen Argumenten) nicht zusagt, missfällt, abstößt. Bitte dann aber dies angemessen anführen und ausführen, kritisieren oder eben gar nicht. Sollte jemand der Meinung sein, dass die Einstellung dieses Textes nicht mit den Forenregeln vereinbar ist, kann er dies in Form eines öffentlichen oder Pn-Hinweises an die Moderation und Administration kundtun, es wird dann besprochen, wie der Fall liegt. Wir sollten hier jetzt nicht erneut anfangen uns gegenseitig hochzuschaukeln (wie schade eigentlich, dass dieser Ausdruck nur im negativem Sinn gebraucht wird), indem jeder sich wieder aufgeregt verhält. Niemand möchte unter seinem Text "scheiße" oder ähnliches stehen haben und da niemand das möchte, ist das hier allgemeine Umgangsform (Elsa ich mein dich nicht allein). So ein Urteil kann nie zutreffen, selbst wenn der Text tatsächlich fraglich ist.

Also bitte: Kritikebene (Thema Text) (Empörung kundtun, aber angemessen)und administrative Ebene (Thema ob Text im Forum) (falls ein Anliegen Thread eröffnen, Pn) bitte getrennt hinterfragen.

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 27.11.2007, 00:59

Sehe ich das richtig? Das fickende Lyrich symbolisiert nicht den weihnachtshassenden Autor, sondern einen Weihnachtsenthusiasten? Denn Figuren, die man als abstoßend empfindet, will man ja nicht befingern und beficken. Wenn hier also nicht der Autor selbst, sondern jemand wie Herby überzeichnet wird, dann haut dieser Text natürlich doppelt so hart rein.

Edit: Obwohl erotische "Gekommen"-Wortwitze meist eher abgedroschen wirken, finde ich hier die Verbindung zu dem beim Geschenkeauspacken zu hörenden orgiastischen Stoßseufzer für ziemlich gelungen. Schlußendlich ist es ja auch ein Eros. Also keine Ironie.


Ahoi

Pjotr
Zuletzt geändert von Pjotr am 27.11.2007, 01:14, insgesamt 2-mal geändert.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 27.11.2007, 01:04

Hallo Pjotr,

deinen Kommentar empfinde ich als unangemessen, da du Herby hier sozusagen als Platzhalter missbrauchst.
Hättest du dich selbst genannt oder XY geschrieben, wäre es ok gewesen, aber so empfinde ich ihn als sehr befremdlich.
Saludos
Mucki


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