Globalisierung
Ich habe einen Traum:
Du kannst mir vertrauen, wir schaffen das schon.
Lass uns Dänemark in Richtung Süden schieben.
Dann klappen wir Norwegen, Schweden und Finnland
wie ein Taschenmesser zusammen.
England und Irland schmeißen wir ins Schwarze Meer.
Die gehen eh nicht unter!
Ziehe Südafrikas Kap zum Senegal,
dann schiebe ich die Kugel nach Arabien.
Sein westliches Meer geben wir Indien zum Trinken.
Dann kleben wir es an Oman und Jemen.
Ich habe eine Angel, damit fischen wir uns alle Inseln
und formen sie mit Australien zu einem Dreieck.
Dann können wir Südamerika abschneiden,
denn zwei Dreiecke ergeben ein praktisches Viereck.
Grönland sehnt sich nach Wärme und schmilzt uns entgegen.
Wir nähen unser Eurasien mit dem Südamerikarechteck an die
zum zweiten mal Vereinigten Staaten,
ein Kulturschock nutzt bestimmt.
Russland wird nicht bewegt, wir sind flexibel genug.
Nun müssten wir die Welt regeln können, hör zu,
alle Sprachen sind miteinander verwandt und schau,
wir
sind endlich beisammen.
[align=right]atblago[/align]
Globalisierung
Huhu!
Wenn Thea in ihrem Kommentar erklärt:
-und jetzt wiederhole ich mich wieder-
...dann frage ich mich: Wer ist denn mit diesem "Gläubiger" gemeint? Der Globalisierungs-Fan? Wer träumt denn hier? Was träumt er?
Wenn ich mir den Text anschaue träumt er: "Durch die Globalisierung werden wir zusammenwachsen und dieselbe Sprache sprechen."
(Das geschieht aber auch jetzt schon!!! Ohne das man eine Schere und eine Angel benötigt.)
Jetzt frage ich mich: Was ist denn falsch an diesen zwei Ergebnissen? Was ist denn das Negative daran?
Gerade dieser Aspekt des Traumes ist doch nachvollziehbar.
Ich finde es gut, dass die Vorgänge des weit gefächerten Prozesses Globalisierung kritisiert werden, aber genau DIESE zwei Vorgänge, finde ich nicht kritik-würdig.
Dazu darfst Du Stellung beziehen, Aram - Aber ich kann verstehen, dass Dir der Text gefällt. Ich finde ihn auch nicht schlecht. Die Idee ist ganz schön. Aber ich habe wirklich Probleme mit eben diesen zwei Kritikpunkten und diesem ewigen Gerede von einer "Kontrolle" und einem "Idealisten", der hier für diesen geschichtlichen und gegenwärtigen Prozess herangezogen wird. So etwas gibt es nicht. Niemand kann die Globalisierung anhalten und es gibt auch niemand, der speziell dafür "verantwortlich" ist, finde ich.
DAS ist nicht das Problem dieser Entwicklung. Es gibt aber genügend andere- Die fehlen mir. Es wird zwar dauernd von "Lösung" gesprochen, aber nicht für was-
Aber ich glaube es ist hier wie mit der Thematik selbst. Es ist schwer einen gemeinsamen Nenner zu finden, wenn jeder es anders liest und jeder meint die "richtíge Sicht" zu vertreten.
Danke, dass ich meine Meinung kundtun durfte
!
l
Wenn Thea in ihrem Kommentar erklärt:
...als leise kritik an den pseudo-martin-luther-king-glauben, ein plan bzw traum könnte alles so einfach ändern... aufgrund dieser inhaltlichen naivität habe ich mich für sprachliche schlichtheit entschieden
-und jetzt wiederhole ich mich wieder-
...dann frage ich mich: Wer ist denn mit diesem "Gläubiger" gemeint? Der Globalisierungs-Fan? Wer träumt denn hier? Was träumt er?
Wenn ich mir den Text anschaue träumt er: "Durch die Globalisierung werden wir zusammenwachsen und dieselbe Sprache sprechen."
(Das geschieht aber auch jetzt schon!!! Ohne das man eine Schere und eine Angel benötigt.)
Jetzt frage ich mich: Was ist denn falsch an diesen zwei Ergebnissen? Was ist denn das Negative daran?
Gerade dieser Aspekt des Traumes ist doch nachvollziehbar.
Ich finde es gut, dass die Vorgänge des weit gefächerten Prozesses Globalisierung kritisiert werden, aber genau DIESE zwei Vorgänge, finde ich nicht kritik-würdig.
Dazu darfst Du Stellung beziehen, Aram - Aber ich kann verstehen, dass Dir der Text gefällt. Ich finde ihn auch nicht schlecht. Die Idee ist ganz schön. Aber ich habe wirklich Probleme mit eben diesen zwei Kritikpunkten und diesem ewigen Gerede von einer "Kontrolle" und einem "Idealisten", der hier für diesen geschichtlichen und gegenwärtigen Prozess herangezogen wird. So etwas gibt es nicht. Niemand kann die Globalisierung anhalten und es gibt auch niemand, der speziell dafür "verantwortlich" ist, finde ich.
DAS ist nicht das Problem dieser Entwicklung. Es gibt aber genügend andere- Die fehlen mir. Es wird zwar dauernd von "Lösung" gesprochen, aber nicht für was-
Aber ich glaube es ist hier wie mit der Thematik selbst. Es ist schwer einen gemeinsamen Nenner zu finden, wenn jeder es anders liest und jeder meint die "richtíge Sicht" zu vertreten.
Danke, dass ich meine Meinung kundtun durfte

l
liebe lou,
der text kritisiert nicht die "vorgänge der globalisierung", sondern eine geisteshaltung: den bestimmten glauben an die realisierbarkeit naiver träume - vielleicht gut gemeint, aber absurd - unmöglich oder in gewalt mündend.
und jetzt kommt madame lou und sagt: "mir fehlt, dass vorgänge der globalisierung kritisiert werden, und zwar die eigentlich zu kritisierenden" -
- - - -> themenverfehlung seitens madame lou .-)
klar, es geht ja auch gar nicht um irgendwelche bestimmten probleme - außer - ich wiederhole .-) - einer problematischen geisteshaltung.
der text kritisiert nicht die "vorgänge der globalisierung", sondern eine geisteshaltung: den bestimmten glauben an die realisierbarkeit naiver träume - vielleicht gut gemeint, aber absurd - unmöglich oder in gewalt mündend.
und jetzt kommt madame lou und sagt: "mir fehlt, dass vorgänge der globalisierung kritisiert werden, und zwar die eigentlich zu kritisierenden" -
- - - -> themenverfehlung seitens madame lou .-)
Es wird zwar dauernd von "Lösung" gesprochen, aber nicht für was-
klar, es geht ja auch gar nicht um irgendwelche bestimmten probleme - außer - ich wiederhole .-) - einer problematischen geisteshaltung.
NEIN!!! Grrrrrrrrrrr
...
Ich habe die Welt gefragt:
Wer träumt diesen Traum? - Ein Globalisierungs-Fan???
Was besagt seine "Geisteshaltung" ?
Wenn ich nur das lese, was im Text steht besagt sie: "Wenn alle vernetzt und gleichsprachig sind, ist die Lösung da!"
MEINE PROBLEME SIND:
1. FÜR WAS BITTE EINE LÖSUNG??? (Deshalb fehlt auch etwas im Text!)
-Dieser 1. Punkt ist mir besonders wichtig-
2. Was an diesen zwei Ergebnissen (Gleichsprachigkeit und Vernetzung) ist negativ?
3. Welcher ernsthafte Befürworter der Globalisierung argumentiert denn bitte so?
Wobei der dritte Punkt nicht so relevant ist, denn es gibt immer viel Dummheit auf der Welt. Aber wenn ich die Globalisierung schon verteidigen will, dann doch mit anderen Schlussfolgerungen. Ich kenne niemand ernst zu nehmendes, der meint: "Weil wir alle gleichsprachig und vernetzt sind, gibt es keine Probleme auf der Welt."
Aber ist ja eh egal... Es bringt ja nichts den Ball hin und her zu werfen. Ich finde es nur ungerechtfertigt, dass meine Fragen und Problemstellungen so einfach als "themenverfehlung" bezeichnet werden. Vielleicht darf die Autorin einmal beantworten, was für sie zum Thema gehört und was bei diesem Thema fehlt.

Ich habe die Welt gefragt:
Wer träumt diesen Traum? - Ein Globalisierungs-Fan???
Was besagt seine "Geisteshaltung" ?
Wenn ich nur das lese, was im Text steht besagt sie: "Wenn alle vernetzt und gleichsprachig sind, ist die Lösung da!"
MEINE PROBLEME SIND:
1. FÜR WAS BITTE EINE LÖSUNG??? (Deshalb fehlt auch etwas im Text!)
-Dieser 1. Punkt ist mir besonders wichtig-
2. Was an diesen zwei Ergebnissen (Gleichsprachigkeit und Vernetzung) ist negativ?
3. Welcher ernsthafte Befürworter der Globalisierung argumentiert denn bitte so?
Wobei der dritte Punkt nicht so relevant ist, denn es gibt immer viel Dummheit auf der Welt. Aber wenn ich die Globalisierung schon verteidigen will, dann doch mit anderen Schlussfolgerungen. Ich kenne niemand ernst zu nehmendes, der meint: "Weil wir alle gleichsprachig und vernetzt sind, gibt es keine Probleme auf der Welt."
Aber ist ja eh egal... Es bringt ja nichts den Ball hin und her zu werfen. Ich finde es nur ungerechtfertigt, dass meine Fragen und Problemstellungen so einfach als "themenverfehlung" bezeichnet werden. Vielleicht darf die Autorin einmal beantworten, was für sie zum Thema gehört und was bei diesem Thema fehlt.
Dazu darfst Du Stellung beziehen, Aram
verzeihung madame, falls ich die falsche stellung bezogen haben sollte :_)
1. FÜR WAS BITTE EINE LÖSUNG???
ist gar nicht thema des textes, sondern prämisse - jemand kommuniziert einen plan: das ist der ausgangspunkt des textes
(- wenn du willst, lass deine fantasie spielen: vielleicht sind das alles bilder mit denen jemand den geliebten neckt und spielerisch zu überzeugen versucht, das nichts unmöglich sein darf zwischen den beiden? oder für jede art von stammtischpolitik? - such dir aus, was dich inspiriert!)
2. Was an diesen zwei Ergebnissen (Gleichsprachigkeit und Vernetzung) ist negativ?
wo bitte behauptet der text, dass sie negativ wären??
3. Welcher ernsthafte Befürworter der Globalisierung argumentiert denn bitte so?
ups, du bist wieder dem begriff "die globalisierung" in die falle gegangen - dazu hab ich eine seite vorher schon was geschrieben .~)
mensch lou - was ist denn heut abend los? (möchtest du haferbrei zum frühstück? - oder doch rohes fleisch?)
Lieber aran,
ich habe nicht von der Globalisierung geschrieben - sondern den Begriff allgemein ohne Artikel verwendet. Es wäre nett, wenn du mich zitierst, dieses auch vollständig zu tun.
So wirft der von dir zitierte Satz: "die globalisierung leicht zu nehmen, halte ich für indiskutabel", der nur eine Zusammenfassung dessen ist was ich schrieb und meinte so ausdrücken zu können - auch für indiskutabel.gif)
Lies bitte noch einmal genau:
Mir suggeriert der Text, dass es ein Leichtes sei, die Kontinente und damit die Grenzen im Wege zu verschieben.
Ich möchte es stärKer konnotiert lesen (und dachte das wäre klar zu erkennen).
So hat ein jeder andere Vorlieben, die er dem jeweiligen Kommentator aber belassen sollte.
Liebe Morgengrüße
Jenny
ich habe nicht von der Globalisierung geschrieben - sondern den Begriff allgemein ohne Artikel verwendet. Es wäre nett, wenn du mich zitierst, dieses auch vollständig zu tun.
So wirft der von dir zitierte Satz: "die globalisierung leicht zu nehmen, halte ich für indiskutabel", der nur eine Zusammenfassung dessen ist was ich schrieb und meinte so ausdrücken zu können - auch für indiskutabel
.gif)
Lies bitte noch einmal genau:
Gerda hat geschrieben:Sicher ist Globalisierung nicht nur einfach "schlecht", aber auf keinen Fall sind die Weltprobleme mit ihr zu lösen, und sie leicht zu nehmen, wie es der Text suggeriert, halte ich für indiskutabel.
Mir suggeriert der Text, dass es ein Leichtes sei, die Kontinente und damit die Grenzen im Wege zu verschieben.
Ich möchte es stärKer konnotiert lesen (und dachte das wäre klar zu erkennen).
So hat ein jeder andere Vorlieben, die er dem jeweiligen Kommentator aber belassen sollte.
Liebe Morgengrüße
Jenny
Ähem.
Vielleicht meint Gerda an Stelle von "leicht" :
"Man sollte die Globalisierung nicht so undifferenziert behandeln."
Übrigens: Ich finde schon, dass "Globalisierung" ein Wort ist, dass zwar sehr viele, aber auch bestimmte andere Geschehnisse mit sich zieht. Das sind eben nicht nur die Weltsprache und Vernetzung. - Wenn man das Wort "Globalisierung" gebraucht und ihre Anhänger kritisiert, dann finde ich diesen Text zu oberflächlich. Er bleibt nur auf der Haut und geht nicht in die Eingeweide
...
Vielleicht meint Gerda an Stelle von "leicht" :
"Man sollte die Globalisierung nicht so undifferenziert behandeln."
Übrigens: Ich finde schon, dass "Globalisierung" ein Wort ist, dass zwar sehr viele, aber auch bestimmte andere Geschehnisse mit sich zieht. Das sind eben nicht nur die Weltsprache und Vernetzung. - Wenn man das Wort "Globalisierung" gebraucht und ihre Anhänger kritisiert, dann finde ich diesen Text zu oberflächlich. Er bleibt nur auf der Haut und geht nicht in die Eingeweide

Hallo Thea,
als ich deinen Text zum ersten Mal las, hatte ich die spontane Assoziation zu Herbert Grönemeyers: "Kinder an die Macht" --> Armeen aus Gummibärchen, etc.
Und ich glaube, genau das möchtest du hier auch darstellen, das Weltgeschehen aus einer kindlichen, verträumten Sicht, wiederzugeben.
Und dies ist dir gelungen.gif)
Ich hab das sehr gern gelesen und mir dabei bildlich vorgestellt, wie man sich - aus dieser Sicht - die Welt verspielt neu zusammenpuzzelt. Dein Text strahlt dabei eine wunderbare Leichtigkeit aus, eben nicht alles so schrecklich ernst zu nehmen, sondern einfach mal zu träumen,-)
Saludos
Mucki
Nachtrag: Es geht also m.E. gar nicht um die Globalisierung per se (sie dient als "Placebo"), sondern um die innere Haltung des LIs.
als ich deinen Text zum ersten Mal las, hatte ich die spontane Assoziation zu Herbert Grönemeyers: "Kinder an die Macht" --> Armeen aus Gummibärchen, etc.
Und ich glaube, genau das möchtest du hier auch darstellen, das Weltgeschehen aus einer kindlichen, verträumten Sicht, wiederzugeben.
Und dies ist dir gelungen
.gif)
Ich hab das sehr gern gelesen und mir dabei bildlich vorgestellt, wie man sich - aus dieser Sicht - die Welt verspielt neu zusammenpuzzelt. Dein Text strahlt dabei eine wunderbare Leichtigkeit aus, eben nicht alles so schrecklich ernst zu nehmen, sondern einfach mal zu träumen,-)
Saludos
Mucki
Nachtrag: Es geht also m.E. gar nicht um die Globalisierung per se (sie dient als "Placebo"), sondern um die innere Haltung des LIs.
Es geht nicht um die Globalisierung, wie der Titel schon andeutet
.
Selbst wenn ich einen Globalisierungsfand durch den Kakao ziehen möchte, muss ich doch dessen Argumentation kennen- und die sieht mit Sicherheit nicht so aus.
Außerdem bietet der Text auch keine Alternative.
Wenn es wirklich so ein süßer kleiner Kindertext sein soll, fehlt mir da eine Anspielung im Titel. "Mini-Globalisierung" oder sowas...

Selbst wenn ich einen Globalisierungsfand durch den Kakao ziehen möchte, muss ich doch dessen Argumentation kennen- und die sieht mit Sicherheit nicht so aus.
Außerdem bietet der Text auch keine Alternative.
Wenn es wirklich so ein süßer kleiner Kindertext sein soll, fehlt mir da eine Anspielung im Titel. "Mini-Globalisierung" oder sowas...
Hallo Louisa,
ich habe nicht geschrieben, dass es sich hier um einen "süßen kleinen Kindertext" handelt. Das ist nicht der Fall. Du hast meinen Kommentar offensichtlich missverstanden.
Es geht hier m.E. um die Attitüde, die das LI uns hier zeigen möchte.
Saludos
Mucki
ich habe nicht geschrieben, dass es sich hier um einen "süßen kleinen Kindertext" handelt. Das ist nicht der Fall. Du hast meinen Kommentar offensichtlich missverstanden.
Es geht hier m.E. um die Attitüde, die das LI uns hier zeigen möchte.
Saludos
Mucki
Hallo,
spannend – ich habe Lust etwas durchzudrehen!
Ich stimme arams Lesart zu - auch für mich spielt der Leser mit den Konnotationen und Assoziationen des Wortes Globalisierung, um ihn auf "erst mal" auf einen anderen Kontext als den "gängigen anzuwenden
(wobei es genau genommen damit schon falsch wird, denn genau wie er sagt, wirkt die Spielart am Ende zurück bzw. bezieht sich doch auch auf genau das, was wir alle damit meinen, aber eben ohne "Druck" irgendwas leisten zu müssen auf primärer Themenerfüllungsebene"). Wittgensteins sprachphilosophisches Modell, wie sich die Bedeutung eines Wortes bestimmt, nämlich durch seinen Gebrauch (Stichwort Familienähnlichkeiten, Stichwort Sprachspiel) erklärt das für meine Begriffe gut und ist zudem nutzbar für den vorliegenden Fall, um zu erklären, wie aus falschen Erwartungshaltungen Vorwürfe entstehen können: der Bildgebrauch von „Globalisierung“ verändert nämlich, entlang Wittgenstein, sowohl das Darzustellende von "Globalisierung", kann aber auch nicht ohne gängige Wahrnehmung des Wortes Globalisierung wahrgenommen werden - was ja nur heißt, dass es sich auf den Gebrauch bezieht, ja, beziehen muss.
Man darf das aber auch nicht übertreiben, das ist alles sehr fein und motiv/wortintern/kann Jahre und Galaxien entfernt nur zu spüren sein...wollte man das klar, im Sinne einer Definition festtackern, ginge deinem das Verhältnis verloren. Das zu Fassen wollende triebe immer in weitere Ferne, wie eine Fata Mogana oder ein Scheinriese, obwohl es weder das eine, noch das andere ist.
Vielleicht hilft es sich, es so vorzustellen: Der Gebrauch eines Wortes lässt in jedermanns Vorstellung einen „Prototyp“ des Stellvertreters der Wortbedeutung entstehen. Der Prototyp aber wirkt selbstbestätigend – dogmatisch auf das Gemüt. Weil die meisten Tische, die man kennen lernt, hat der Prototyp in der Vorstellung auch vier, Tische mit drei Beinen kennt man aber auch noch relativ gut aus seiner Vorstellungswelt, so dass man dort noch nicht befremdet wäre, wenn einer sich mit dreibeinigen Tischen beschäftigte, ohne den vierbeinigen zu erwähnen. Popper totzitiertes Beispiel zur Veranschaulichung seines verifikations- und Falsifikationsprinzips des Schwans zeit aber, dass man damit ganz schön in die irre gehen kann: Prototyp weißer Schwan war lange Zeit unangetastet, so dass ein Schwan immer schon weiß vorgestellt wurde, bis man den schwarzen Schwan in Amerika (Australien? irgendwo da ,-)) entdeckte und revidieren musste: Muss nicht weiß sein, kann auch schwarz.
Das sind natürlich unproblematische und daher unzureichende Beispiele und sie beleuchten nicht ganz treffend, was am Prototypen dogmatisch ist, aber nehmen wir sie als Einführung zu dazu, um zu veranschaulichen, warum der Prototyp in all seiner für uns vorherrschenden Erhabenheit, weil doch so „sinnig“ zu solchen in meinen Augen falschen Vorwürfen an Theas Text führt:
Denn weil er der Prototyp ist, hält man ihn für einzig wahr, für die einzig wahre Entsprechung des Wortes, den wahren Inhalt, der alle davon abweichenden Typen, man hält ihn für unausweichbar, unübergehbar:
Bei Globalisierung wäre das das, was hier zu den falschen Forderungen an Theas Text geführt hat. Den Prototyp Globalisierung dürfte übrigens von Wikipedia als Datenbank, die entsteht, indem verschiedene Menschen ihre Vorstellung von etwas, was das denn sei, zusammentragen, ganz gut repräsentieren: Globalisierung. (wobei jeder einen anderen Prototyp im Kopf hat...die große Ähnlichkeit innerhalb einer Kultur oder sozialen Schicht etc. wirkt nur gruppenprototyp-bestätigend, dass dieser ja der "richtige" und einzig "richtige" sei).
Dieser Prototyp aber, auch wenn er einem als der/die eigentliche Inhalt/Referenz des Wortes erscheint, ist aber eben diese Bedeutung nicht...er ist tückisch, gemein, unterstützt, dass wir uns selbst betrügen: Ohne die Konnotationen, die anderen tausend Erfahrungsfällen von Tisch (zum Beispiel den im Zug, den ausklappbaren oder eine Mappe, die man als Unterlage benutzt hat, oder den Rücken eines anderen...fließender Übergang, wann hört der sinnvolle Gebrauch des Wortes Tisch auf?), nämlich wäre der Prototyp gar nicht entstanden, wäre er gar nicht existent! (so entsteht der "Helligkeitswert" einer Farbe auch nicht "an sich" sondern immer durch das "Schatten"spiel der Farbumgebung (analog zu Familienähnlichkeit), die Farben die um eine andere Farbe herumliegen...wir können uns also den Prototyp nur vorstellen, weil er eben nicht die Bedeutung an sich ist...und deshalb muss man auch vorsichtig sein, den Prototyp oder Ansprüche, die dieser Prototyp stellt, einzufordern. (Wir unterliegen der Täuschung des Prototyps).
Theas Spiel mit dem Wort "Globalisierung" geht für mich also weder in der Prototypvorstellung auf, noch kommt sie darum sich noch mit dieser/in dieser zu bewegen.)
Liebe Gerda,
arams Kritik an deiner (und anderer) Kritik kann ich in diesem Zusammenhang verstehen: Erstens klingt es auch für mich danach (gerade die von dir selbst als Gegenargument zitierte Stelle ("Sicher ist Globalisierung nicht nur einfach "schlecht", aber auf keinen Fall sind die Weltprobleme mit ihr zu lösen, und sie leicht zu nehmen, wie es der Text suggeriert, halte ich für indiskutabel)" erweckt doch den Eindruck, dass du das Wort sehr als das nimmst, was politisch/weltanschaulich etc. darunter verstanden wird (siehe Wiki-Verweis) (das will der Text doch nicht leisten, weil er anderes zum Thema hat und weil er anderes zum Thema hat, muss er es auch nicht) und zweitens kritisierst du doch genau das, was der text (indem er mit der Konnotation spielt) auf andere Ebene selbst kritisiert: Nämlich, dass der Plan bzw. das "Klappen des Planes" viel zu leicht genommen wird - in diesem Sinne erfüllt er doch deinen Anspruch! Den das sagt doch der Text auch genau.
Natürlich müssen die Kommentatoren untereinander sich ihre unterschiedlichen Standpunkte zugestehen, aber wenn man sie für diskussionswürdig oder unhaltbar hält, dann kann man das schon andiskutieren. Und auch ich denke, dass damit dein Vorwurf an den Text doppelt nicht zutrifft: 1. Muss er nicht tun, was du verlangst. Und 2. tut er, wonach du verlangst.
Dann zur Ironie:
Die Ironie, den Ironiegrad empfinde ich als angemessen (und nebenbei das perfekte stilistische Mittel, wenn man unter anderem ein Sprachspiel bricht - ich möchte sogar sagen: endlich einmal ein Text, der es nicht übertreibt, der die Ironie so einsetzt, dass sie überhaupt eine ist. Denn wenn eine Ironie so betont wird, dass sie allen offensichtlich ist, dann kann man doch wieder davon sprechen, dass sie damit zugleich gar keine ist. Mir fehlt der Zeigefinger oder das hochgehaltene Plakat [schild=2 fontcolor=000000 shadowcolor=C0C0C0 shieldshadow=1]Ironie[/schild] nicht!. Auch kann so aufrecht erhalten werden, dass Du (das Du oder zumindest die Erweiterun des Du, also der Leser) vermag so in der Wahrheit zu bleiben, dass Du und Ich sich lieben und dass das lyr. Ich trotzdem nicht von etwas für das Du Sinnvollem spricht. Eine größere Distanz würde die feine Verbindung des Schmerzes, der in dem naiven Plan des lyr. Ich liegt, zerreißen, denn im Grunde wünscht das Du doch nichts anderes, als dass der Plan eben doch so aufgeht.
Und damit zu Madame Lou,
wer spricht denn da in dem Text überhaupt? Ein Ich spricht von einem Wir, es scheint also ein Du zu geben. Machen wir jetzt nicht gleich den Sprung zur gesamten Menschheit (der sich wohl durch das Wort Globalisierung aufdrängt), sondern sagen wir, es gibt: Ich und Du.
Die beiden scheinen (siehe letzte Zeile) jetzt nicht beieinander zu sein. Der Plan, die Erde, die Entfernung, die die beiden trennt, wie einen Plan zusammenzuklappen, um die Entfernung zu überwinden, sagt, dass die Entfernung räumlich zu lösen sei bzw. nur räumlich überhaupt bestehe. Aber der Plan geht (dadurch nicht mehr?) auf. Warum nicht? Warum geht der Plan nicht auf?
Denken wir dafür daran, was wir tun, wenn wir einen Karton zusammentreten, damit er in die Papiertonne passt, was er ja soll: Dann sehen wir: im Originalzustand/für den Karton sinngebenden Existenzzustand passt der Karton nicht in die Tonne, nachdem ich ihn aber zerschnitten oder zerstampft habe, passt er schon hinein. Wir müssen den Karton immer Zerschneiden, an einer Stelle zumindest, damit das Volumen, was er fassen konnte, verschwindet...wir können also nicht alle Ebenen des Kartons bewahren, wenn wir den Karton wo hinein bekommen wollen, wo er in seiner eigentlichen Existenz nicht hineinpasst. Wir zerstören den Karton also, damit er in die Papiertonne passt (was ja auch akzeptabel ist).
Auf der Planebene ist das anders: Der Plan (unmathematisch abstrahiert, stimmt so natürlich nicht, trotzdem) hat ja erst mal kein Volumen. Trotzdem: Ein sehr großer Stadtplan passt auseinandergefaltet auch nicht in die Tonne (die Öffnung der Tonne ist zu klein, die Fläche, ganz ausgebreitet verhindert, dass der Plan hineingeht). Nun könnte man sagen: Im Gegensatz zum Karton können wir den Plan durch Falten aber ohne ihn zu zerstören in die Papiertonne legen. Und wir falten lustig drauf los und der Plan wird nach äußerer Fläche/Umfang berechnet immer kleiner und tatsächlich: Am Ende passt er, ohne, dass wir ihn zerrissen haben, in die Papiertonne: Ganz unproblematisch also. Ganz ungewaltsam auch, im Vergleich zum Karton, dessen Sinn wir ja kaputt machen müssen, damit es passt. Oder?
Wo aber ist all die Fläche hin, die ja tatsächlich vorhandene Fläche des ausgebreiteten Plans? Denn wenn wir den Plan in seiner Existenzweise nicht zerstört haben, so muss sie ja auch noch irgendwo sein. Und richtig, schieben wir die Finger ein wenig zwischen die einzelnen Ebenen des Planes, dann entdecken wir, die Fläche ist gar nicht fort!
Falsch. Wenn man etwas faltet, dann geht doch etwas „verloren“ an Fläche:
Sei es zum einen „nur“ in punkto (1)Sichtbarkeit (wenn man einen Stadtplan zusammenfaltet, kann man ihn ja auch nicht mehr an allen Stellen benutzen, weil man nicht mehr alles sieht.
Und sei es auch im Sinne (2)tatsächlichen Flächenverlusts an den Knickkanten, denn dort geht ja tatsächlich! Raum verloren bzw. wenn nicht bleibt die räumliche Entfernung vorhanden!
(Es gibt doch mathematische Faltgesetze, die daran arbeiten, die Knickkanten etc. möglichst gering zu halten, das Falten also optimal zu gestalten, damit man möglichst wenig Knickfalten erzeugt, da diese ja tatsächlich Fläche verschwinden lassen (und man will ja Raum sparen bei möglichst kleinem Flächenverlust) bzw. nicht optimalen Raum einsparen
Auf das Verhältnis zweier Menschen angewendet: ist das schon tragisch. Man kann den anderen, seine Gründe, seine Wege, seine (Beweg-)gründe, seine Tektonik, zum einen nicht mehr lesen (1), begehen, wodurch man ihn auch nicht nah sein kann --> Entfernung ist weiterhin vorhanden, aus psychischer Sicht sogar sicherlich stärker (latenter, weil versteckt) oder eben weil es tatsächlich zerstört/ausradiert/zusammengefaltet wurde (2).
(Und da wird es noch mal interessant und grausam, denn Theas Plan ist ja kein Plan aus Papier, sondern einer aus Fleisch und Blut und Erde, ja, die Erde, die Welt selbst. Fasst man die Entfernung zweier Menschen aus unterschiedlichen Kulturen (auch, primär) als eine innerliche auf (und darum handelt es sich ja eigentlich oder sagen wir, das ist das, was viel mehr wiegt als die geographische Entfernung), als eine Entfernung bedingt durch ihre unterschiedlichen Kulturen, Sprachen, Erfahrungen, Welten (!), so sieht man, welche Gewalt die Idee des lyr. Ich anzuwenden bereit ist: Städte, Menschen, Kontinente sollen verschwinden, werden verschwinden, mit all ihren Eigenheiten, Charakteristiken, ihrer Geschichte, Erinnerungen, all ihren Wertigkeiten, wenn man den Plan verfolgt, den das Ich vorschlägt. Sieht man nun diese Städte und Kulturen, Kontinente, Wälder und Kreaturen entsprechend der Definition, dass die Entfernung zwischen Ich und Du eine innere, verinnerlichte ist, alle in Innerem von Ich und Du, als innere Städte, Kontinente...so sieht man, was dieser Art Entfernungsaufhebung alles zum Opfer fallen muss. Alles, was Ich und Du ausmacht, was sie durch das Aufwachsen in ihren Welten und Kulturen geworden sind, wird ja zugleich versteckt oder zerstört. Woran/Anhand von was sollen die beiden sich denn dann noch lieben? Sie berauben sich ihrer Existenz oder zumindest ihrer Sichtbarkeit und damit Berührbarkeit, wenn sie sich auf diese Art versuchen zu lieben.
Man muss sich schon lieben, an dem, was man ist.
So gesehen ist es ein ungeheuerlich(er,) naiver Plan: Es ist eineAnmaßung zu behaupten, man könne die Erde mal eben so mit all ihren Erscheinungen und ihrem Leben zusammenklappen, das geht ja gar nicht (wie naiv ist das Ich?)..oder wenn es geht, wie gewaltsam ist dann das Ich?) (dazwischen bewegt sich die Fragwürdigkeit des Plans des Ichs) und das ist es auch, was Thea in meinen Augen meint, wenn sie davon spricht:
------------- soweit.................dudei!
Trotzdem muss ich sagen, dass der Text, was seine Wirkung auf mich angeht, für mich nicht voll (das heißt aber schon bis zu einem gewissen Grade, was ja zuletzt auch dieser Ausbruch hier belegt) aufgeht. Das hat, glaube ich, rein sprachlich-ästhetische Gründe:
Zum einen hat zwar das Wort „Plan“ mannigfaltige Spielarten, die alle in den Kontext passen: mit „auf den Plan rufen“ (Gewalt) auch, „jemanden zusammenfalten“, plan als Attribut im Sinne von „untief“ (naiv, nicht wirksam), einen Plan haben im tatsächlichen Sinne und damit auch im übertragenen, sich (in der Liebe) an einem Plan festhalten, ein Plan, der nicht „aufgeht“ usw. – ich glaube, da findet man noch Hunderstel. Aber (auch darum?) das ganze Bild kommt auf mich sehr geballt, sehr beansprucht (weil auch nicht neu, wenn auch in der Anwendung auf Globalisierung, so wie hier neu!)...dieses Spiel mit „Plan“ und einen Plan haben und dann noch (siehe Zeile 1) überbelastet durch die Doppelbedeutung von „klappen“ und „klappen“ – mir ist das zu viel, als klebte ich beim Lesen fest. Wenn der Vergleich oder das Bild zu sehr vorherrscht, dann rückt das, was das Bild erzählen/darstellen will in Bezug auf die Wirkung (den berührungsgrad) in den Hintergrund – und das passiert hier für mich etwas (ich bin wieder geneigt zu sagen: im Vergleich zu der Sprachstärke deiner anderen Texte, wie ich es auch schon bei Karneval sagte).
Zum anderen geht für mich der Versuch, die Naivität der Plan-haberin anhand einfacher Sprache auszudrücken, für mich in der Art, wie du es gestaltest, nicht auf. Ich will nicht dieser Idee nicht grundsätzlich ihre Möglichkeit absprechen, aber deine Wahl der Ausgestaltung krankt für mich an folgendem Problem: Man muss meines Erachtens unterscheiden zwischen der Wirkung, die eine bestimmte Stilistik in Bezug auf das hat, was der Text sagen will (also das Dargestellte), und das, was der Text selbst ist (Darstellendes). Es ist also ein Unterschied, ob (1) der Text durch seine Wahl der stilistischen Mittel das Dargestellte dem Leser nahe bringen/vermitteln kann, die Stilistik es also schafft, das Dargestellte mithilfe der stilistischen Mittel gemäß der Intention darzustellen, oder ob (2) er als Text selbst von der Stilistik getroffen wird (also das Darstellende).
Um literarische Wirkung zu erzeugen, geht es immer um (1). Natürlich kann dies mittelbar geschehen, was auch heißt, dass mithilfe von (2) (1) erzeugt werden kann, aber hier gelingt für mich dies eben nicht. Die „Negativkonsequenzen“ der Stilistik wirken sich auf das Darstellende und nicht auf das Dargestellte aus, ohne dass ein zweiter Schritt erfolgt, in dem doch noch der Intention entsprochen wird: Nicht die Naivität des lyr. Ichs wird aufgrund der naiven Einstellung abgelehnt/als problematisch vergegenwärtigt, sondern der Text selbst wird – ohne weiteren Schritt - „abgelehnt“ -- in Form von „Langeweile“, die folgende Passage betrifft:
Ich bemerke, dass ich in dieser Passage stark dazu neigte (mehr noch: es tat), immer wieder zur springen, weil das Bild des Zusammenklappens der gesamten Erde/Erdteils nach drei bis vier Zeilen klar war, der Text dann aber im Speziellen keinen Reiz liefert, dass man die Einzelschritte auch für sich genommen rezipiert bzw. Lust dazu hat. Das liegt nicht allein an der einfachen Sprache selbst, die durchaus angebracht ist (denn in der einfachen Sprache, dem einfachen Plan des lyr. Ichs liegt ja (Lieb-)reiz und Abneigung zuleich, was, siehe weiter unten, genau richtig ist), aber mir schien die Menge an Zwischenklappstationen nicht wirklich durchkomponiert auf Eigenheiten der Länder bzw. einen „Witz“, einen Reiz. Klar, es ist vorhanden (Anspielung auf Kulturschock Amerika oder Unbeweglichkeit Russland etc., aber einige Länder werden ganz ohne Anspielung aufgeführt und die, die Anspielungen haben, da empfinde ich die Anspielungen doch sehr an der Oberfläche/sehr klischeehaft (was natürlich zum Vorhaben der 2Standardglobalisierung auch passt @Metaebene) ((und/aber ich bin geographisch-/nationen-/kulturbezogen nicht sehr bewandert). Aber selbst wenn das (Metaebene): Mir fehlt da etwas, mit bei jeder Zeile an sich zu halten und nicht einfach zu denken: ich hab das Arrangement verstanden und kann zum Ende springen. Mir fehlt Feinheit, entweder in der Form, dass mir überhaupt nicht auffällt, dass ich durch Einzelreize der Einzelzeilen, alle Zeilen verfolge, oder in der Form, dass die Einzelaspekte eben nicht reizvoll sind (was kurioserweise dasselbe wird, wenn man es genauer anguckt).
Bei mir, und nur von mir kann ich sprechen, „ereignet“ es sich einfach nicht, dass ich, obwohl ich mir selbst sogar Interpretationen liefern kann, die die Gestaltung passend erscheinen lassen (!), dass ich eine Leselust empfinde, in dem Sinne, dass ich die Stilistik für das Dargestellte nutzbar machen kann, auch nicht mittelbar.
Vielleicht geschieht dies vor allem, so meine Vermutung, weil der Text im ersten Eindruck (rein drucktechnisches Erscheinungsbild) den Leser in eine lyrische Lesehaltung und damit lyrische Erwartungshaltung versetzt, die dann vom Leser nicht vollziehbar ist.
Was jetzt nicht heißt, dass du den Text in reine Prosa setzen sollst oder dergleichen, mit einem Lösungsvorschlag kann ich nicht aufwarten. Ich denke, das Bild des Planes (was mir hinsichtlich des Herumlaufens in ihm (siehe Durchknallen bei Interpretation ja durchaus sehr gefällt) nur in einer „Prosaausführung“, einem Prosakontext wirken und nicht kleben kann, lyrisch gesetzt hat es zuviel Gewicht, dass zum anderen aber auch das lyr. Element für die feine Beziehung von Ich und Du notwendig ist. Es gilt also die Balance zwischen lyrischen und Prosaspekten zu finden. In diesem Punkt geht der Text für mich noch nicht auf.
Ja, das soll es ------ schon ------- gewesen sein.
Liebe Grüße,
Lisa
(ach ja, ich scheine nach der Prüfung gut ausgelastet zu sein ,-))
spannend – ich habe Lust etwas durchzudrehen!
Ich stimme arams Lesart zu - auch für mich spielt der Leser mit den Konnotationen und Assoziationen des Wortes Globalisierung, um ihn auf "erst mal" auf einen anderen Kontext als den "gängigen anzuwenden
(wobei es genau genommen damit schon falsch wird, denn genau wie er sagt, wirkt die Spielart am Ende zurück bzw. bezieht sich doch auch auf genau das, was wir alle damit meinen, aber eben ohne "Druck" irgendwas leisten zu müssen auf primärer Themenerfüllungsebene"). Wittgensteins sprachphilosophisches Modell, wie sich die Bedeutung eines Wortes bestimmt, nämlich durch seinen Gebrauch (Stichwort Familienähnlichkeiten, Stichwort Sprachspiel) erklärt das für meine Begriffe gut und ist zudem nutzbar für den vorliegenden Fall, um zu erklären, wie aus falschen Erwartungshaltungen Vorwürfe entstehen können: der Bildgebrauch von „Globalisierung“ verändert nämlich, entlang Wittgenstein, sowohl das Darzustellende von "Globalisierung", kann aber auch nicht ohne gängige Wahrnehmung des Wortes Globalisierung wahrgenommen werden - was ja nur heißt, dass es sich auf den Gebrauch bezieht, ja, beziehen muss.
Man darf das aber auch nicht übertreiben, das ist alles sehr fein und motiv/wortintern/kann Jahre und Galaxien entfernt nur zu spüren sein...wollte man das klar, im Sinne einer Definition festtackern, ginge deinem das Verhältnis verloren. Das zu Fassen wollende triebe immer in weitere Ferne, wie eine Fata Mogana oder ein Scheinriese, obwohl es weder das eine, noch das andere ist.
Vielleicht hilft es sich, es so vorzustellen: Der Gebrauch eines Wortes lässt in jedermanns Vorstellung einen „Prototyp“ des Stellvertreters der Wortbedeutung entstehen. Der Prototyp aber wirkt selbstbestätigend – dogmatisch auf das Gemüt. Weil die meisten Tische, die man kennen lernt, hat der Prototyp in der Vorstellung auch vier, Tische mit drei Beinen kennt man aber auch noch relativ gut aus seiner Vorstellungswelt, so dass man dort noch nicht befremdet wäre, wenn einer sich mit dreibeinigen Tischen beschäftigte, ohne den vierbeinigen zu erwähnen. Popper totzitiertes Beispiel zur Veranschaulichung seines verifikations- und Falsifikationsprinzips des Schwans zeit aber, dass man damit ganz schön in die irre gehen kann: Prototyp weißer Schwan war lange Zeit unangetastet, so dass ein Schwan immer schon weiß vorgestellt wurde, bis man den schwarzen Schwan in Amerika (Australien? irgendwo da ,-)) entdeckte und revidieren musste: Muss nicht weiß sein, kann auch schwarz.
Das sind natürlich unproblematische und daher unzureichende Beispiele und sie beleuchten nicht ganz treffend, was am Prototypen dogmatisch ist, aber nehmen wir sie als Einführung zu dazu, um zu veranschaulichen, warum der Prototyp in all seiner für uns vorherrschenden Erhabenheit, weil doch so „sinnig“ zu solchen in meinen Augen falschen Vorwürfen an Theas Text führt:
Denn weil er der Prototyp ist, hält man ihn für einzig wahr, für die einzig wahre Entsprechung des Wortes, den wahren Inhalt, der alle davon abweichenden Typen, man hält ihn für unausweichbar, unübergehbar:
Bei Globalisierung wäre das das, was hier zu den falschen Forderungen an Theas Text geführt hat. Den Prototyp Globalisierung dürfte übrigens von Wikipedia als Datenbank, die entsteht, indem verschiedene Menschen ihre Vorstellung von etwas, was das denn sei, zusammentragen, ganz gut repräsentieren: Globalisierung. (wobei jeder einen anderen Prototyp im Kopf hat...die große Ähnlichkeit innerhalb einer Kultur oder sozialen Schicht etc. wirkt nur gruppenprototyp-bestätigend, dass dieser ja der "richtige" und einzig "richtige" sei).
Dieser Prototyp aber, auch wenn er einem als der/die eigentliche Inhalt/Referenz des Wortes erscheint, ist aber eben diese Bedeutung nicht...er ist tückisch, gemein, unterstützt, dass wir uns selbst betrügen: Ohne die Konnotationen, die anderen tausend Erfahrungsfällen von Tisch (zum Beispiel den im Zug, den ausklappbaren oder eine Mappe, die man als Unterlage benutzt hat, oder den Rücken eines anderen...fließender Übergang, wann hört der sinnvolle Gebrauch des Wortes Tisch auf?), nämlich wäre der Prototyp gar nicht entstanden, wäre er gar nicht existent! (so entsteht der "Helligkeitswert" einer Farbe auch nicht "an sich" sondern immer durch das "Schatten"spiel der Farbumgebung (analog zu Familienähnlichkeit), die Farben die um eine andere Farbe herumliegen...wir können uns also den Prototyp nur vorstellen, weil er eben nicht die Bedeutung an sich ist...und deshalb muss man auch vorsichtig sein, den Prototyp oder Ansprüche, die dieser Prototyp stellt, einzufordern. (Wir unterliegen der Täuschung des Prototyps).
Theas Spiel mit dem Wort "Globalisierung" geht für mich also weder in der Prototypvorstellung auf, noch kommt sie darum sich noch mit dieser/in dieser zu bewegen.)
Liebe Gerda,
arams Kritik an deiner (und anderer) Kritik kann ich in diesem Zusammenhang verstehen: Erstens klingt es auch für mich danach (gerade die von dir selbst als Gegenargument zitierte Stelle ("Sicher ist Globalisierung nicht nur einfach "schlecht", aber auf keinen Fall sind die Weltprobleme mit ihr zu lösen, und sie leicht zu nehmen, wie es der Text suggeriert, halte ich für indiskutabel)" erweckt doch den Eindruck, dass du das Wort sehr als das nimmst, was politisch/weltanschaulich etc. darunter verstanden wird (siehe Wiki-Verweis) (das will der Text doch nicht leisten, weil er anderes zum Thema hat und weil er anderes zum Thema hat, muss er es auch nicht) und zweitens kritisierst du doch genau das, was der text (indem er mit der Konnotation spielt) auf andere Ebene selbst kritisiert: Nämlich, dass der Plan bzw. das "Klappen des Planes" viel zu leicht genommen wird - in diesem Sinne erfüllt er doch deinen Anspruch! Den das sagt doch der Text auch genau.
Natürlich müssen die Kommentatoren untereinander sich ihre unterschiedlichen Standpunkte zugestehen, aber wenn man sie für diskussionswürdig oder unhaltbar hält, dann kann man das schon andiskutieren. Und auch ich denke, dass damit dein Vorwurf an den Text doppelt nicht zutrifft: 1. Muss er nicht tun, was du verlangst. Und 2. tut er, wonach du verlangst.
Dann zur Ironie:
Die Ironie, den Ironiegrad empfinde ich als angemessen (und nebenbei das perfekte stilistische Mittel, wenn man unter anderem ein Sprachspiel bricht - ich möchte sogar sagen: endlich einmal ein Text, der es nicht übertreibt, der die Ironie so einsetzt, dass sie überhaupt eine ist. Denn wenn eine Ironie so betont wird, dass sie allen offensichtlich ist, dann kann man doch wieder davon sprechen, dass sie damit zugleich gar keine ist. Mir fehlt der Zeigefinger oder das hochgehaltene Plakat [schild=2 fontcolor=000000 shadowcolor=C0C0C0 shieldshadow=1]Ironie[/schild] nicht!. Auch kann so aufrecht erhalten werden, dass Du (das Du oder zumindest die Erweiterun des Du, also der Leser) vermag so in der Wahrheit zu bleiben, dass Du und Ich sich lieben und dass das lyr. Ich trotzdem nicht von etwas für das Du Sinnvollem spricht. Eine größere Distanz würde die feine Verbindung des Schmerzes, der in dem naiven Plan des lyr. Ich liegt, zerreißen, denn im Grunde wünscht das Du doch nichts anderes, als dass der Plan eben doch so aufgeht.
Und damit zu Madame Lou,
wer spricht denn da in dem Text überhaupt? Ein Ich spricht von einem Wir, es scheint also ein Du zu geben. Machen wir jetzt nicht gleich den Sprung zur gesamten Menschheit (der sich wohl durch das Wort Globalisierung aufdrängt), sondern sagen wir, es gibt: Ich und Du.
Die beiden scheinen (siehe letzte Zeile) jetzt nicht beieinander zu sein. Der Plan, die Erde, die Entfernung, die die beiden trennt, wie einen Plan zusammenzuklappen, um die Entfernung zu überwinden, sagt, dass die Entfernung räumlich zu lösen sei bzw. nur räumlich überhaupt bestehe. Aber der Plan geht (dadurch nicht mehr?) auf. Warum nicht? Warum geht der Plan nicht auf?
Denken wir dafür daran, was wir tun, wenn wir einen Karton zusammentreten, damit er in die Papiertonne passt, was er ja soll: Dann sehen wir: im Originalzustand/für den Karton sinngebenden Existenzzustand passt der Karton nicht in die Tonne, nachdem ich ihn aber zerschnitten oder zerstampft habe, passt er schon hinein. Wir müssen den Karton immer Zerschneiden, an einer Stelle zumindest, damit das Volumen, was er fassen konnte, verschwindet...wir können also nicht alle Ebenen des Kartons bewahren, wenn wir den Karton wo hinein bekommen wollen, wo er in seiner eigentlichen Existenz nicht hineinpasst. Wir zerstören den Karton also, damit er in die Papiertonne passt (was ja auch akzeptabel ist).
Auf der Planebene ist das anders: Der Plan (unmathematisch abstrahiert, stimmt so natürlich nicht, trotzdem) hat ja erst mal kein Volumen. Trotzdem: Ein sehr großer Stadtplan passt auseinandergefaltet auch nicht in die Tonne (die Öffnung der Tonne ist zu klein, die Fläche, ganz ausgebreitet verhindert, dass der Plan hineingeht). Nun könnte man sagen: Im Gegensatz zum Karton können wir den Plan durch Falten aber ohne ihn zu zerstören in die Papiertonne legen. Und wir falten lustig drauf los und der Plan wird nach äußerer Fläche/Umfang berechnet immer kleiner und tatsächlich: Am Ende passt er, ohne, dass wir ihn zerrissen haben, in die Papiertonne: Ganz unproblematisch also. Ganz ungewaltsam auch, im Vergleich zum Karton, dessen Sinn wir ja kaputt machen müssen, damit es passt. Oder?
Wo aber ist all die Fläche hin, die ja tatsächlich vorhandene Fläche des ausgebreiteten Plans? Denn wenn wir den Plan in seiner Existenzweise nicht zerstört haben, so muss sie ja auch noch irgendwo sein. Und richtig, schieben wir die Finger ein wenig zwischen die einzelnen Ebenen des Planes, dann entdecken wir, die Fläche ist gar nicht fort!
Falsch. Wenn man etwas faltet, dann geht doch etwas „verloren“ an Fläche:
Sei es zum einen „nur“ in punkto (1)Sichtbarkeit (wenn man einen Stadtplan zusammenfaltet, kann man ihn ja auch nicht mehr an allen Stellen benutzen, weil man nicht mehr alles sieht.
Und sei es auch im Sinne (2)tatsächlichen Flächenverlusts an den Knickkanten, denn dort geht ja tatsächlich! Raum verloren bzw. wenn nicht bleibt die räumliche Entfernung vorhanden!
(Es gibt doch mathematische Faltgesetze, die daran arbeiten, die Knickkanten etc. möglichst gering zu halten, das Falten also optimal zu gestalten, damit man möglichst wenig Knickfalten erzeugt, da diese ja tatsächlich Fläche verschwinden lassen (und man will ja Raum sparen bei möglichst kleinem Flächenverlust) bzw. nicht optimalen Raum einsparen
Auf das Verhältnis zweier Menschen angewendet: ist das schon tragisch. Man kann den anderen, seine Gründe, seine Wege, seine (Beweg-)gründe, seine Tektonik, zum einen nicht mehr lesen (1), begehen, wodurch man ihn auch nicht nah sein kann --> Entfernung ist weiterhin vorhanden, aus psychischer Sicht sogar sicherlich stärker (latenter, weil versteckt) oder eben weil es tatsächlich zerstört/ausradiert/zusammengefaltet wurde (2).
(Und da wird es noch mal interessant und grausam, denn Theas Plan ist ja kein Plan aus Papier, sondern einer aus Fleisch und Blut und Erde, ja, die Erde, die Welt selbst. Fasst man die Entfernung zweier Menschen aus unterschiedlichen Kulturen (auch, primär) als eine innerliche auf (und darum handelt es sich ja eigentlich oder sagen wir, das ist das, was viel mehr wiegt als die geographische Entfernung), als eine Entfernung bedingt durch ihre unterschiedlichen Kulturen, Sprachen, Erfahrungen, Welten (!), so sieht man, welche Gewalt die Idee des lyr. Ich anzuwenden bereit ist: Städte, Menschen, Kontinente sollen verschwinden, werden verschwinden, mit all ihren Eigenheiten, Charakteristiken, ihrer Geschichte, Erinnerungen, all ihren Wertigkeiten, wenn man den Plan verfolgt, den das Ich vorschlägt. Sieht man nun diese Städte und Kulturen, Kontinente, Wälder und Kreaturen entsprechend der Definition, dass die Entfernung zwischen Ich und Du eine innere, verinnerlichte ist, alle in Innerem von Ich und Du, als innere Städte, Kontinente...so sieht man, was dieser Art Entfernungsaufhebung alles zum Opfer fallen muss. Alles, was Ich und Du ausmacht, was sie durch das Aufwachsen in ihren Welten und Kulturen geworden sind, wird ja zugleich versteckt oder zerstört. Woran/Anhand von was sollen die beiden sich denn dann noch lieben? Sie berauben sich ihrer Existenz oder zumindest ihrer Sichtbarkeit und damit Berührbarkeit, wenn sie sich auf diese Art versuchen zu lieben.
Man muss sich schon lieben, an dem, was man ist.
So gesehen ist es ein ungeheuerlich(er,) naiver Plan: Es ist eineAnmaßung zu behaupten, man könne die Erde mal eben so mit all ihren Erscheinungen und ihrem Leben zusammenklappen, das geht ja gar nicht (wie naiv ist das Ich?)..oder wenn es geht, wie gewaltsam ist dann das Ich?) (dazwischen bewegt sich die Fragwürdigkeit des Plans des Ichs) und das ist es auch, was Thea in meinen Augen meint, wenn sie davon spricht:
als leise kritik an den pseudo-martin-luther-king-glauben, ein plan bzw traum könnte alles so einfach ändern...
------------- soweit.................dudei!
Trotzdem muss ich sagen, dass der Text, was seine Wirkung auf mich angeht, für mich nicht voll (das heißt aber schon bis zu einem gewissen Grade, was ja zuletzt auch dieser Ausbruch hier belegt) aufgeht. Das hat, glaube ich, rein sprachlich-ästhetische Gründe:
Zum einen hat zwar das Wort „Plan“ mannigfaltige Spielarten, die alle in den Kontext passen: mit „auf den Plan rufen“ (Gewalt) auch, „jemanden zusammenfalten“, plan als Attribut im Sinne von „untief“ (naiv, nicht wirksam), einen Plan haben im tatsächlichen Sinne und damit auch im übertragenen, sich (in der Liebe) an einem Plan festhalten, ein Plan, der nicht „aufgeht“ usw. – ich glaube, da findet man noch Hunderstel. Aber (auch darum?) das ganze Bild kommt auf mich sehr geballt, sehr beansprucht (weil auch nicht neu, wenn auch in der Anwendung auf Globalisierung, so wie hier neu!)...dieses Spiel mit „Plan“ und einen Plan haben und dann noch (siehe Zeile 1) überbelastet durch die Doppelbedeutung von „klappen“ und „klappen“ – mir ist das zu viel, als klebte ich beim Lesen fest. Wenn der Vergleich oder das Bild zu sehr vorherrscht, dann rückt das, was das Bild erzählen/darstellen will in Bezug auf die Wirkung (den berührungsgrad) in den Hintergrund – und das passiert hier für mich etwas (ich bin wieder geneigt zu sagen: im Vergleich zu der Sprachstärke deiner anderen Texte, wie ich es auch schon bei Karneval sagte).
Zum anderen geht für mich der Versuch, die Naivität der Plan-haberin anhand einfacher Sprache auszudrücken, für mich in der Art, wie du es gestaltest, nicht auf. Ich will nicht dieser Idee nicht grundsätzlich ihre Möglichkeit absprechen, aber deine Wahl der Ausgestaltung krankt für mich an folgendem Problem: Man muss meines Erachtens unterscheiden zwischen der Wirkung, die eine bestimmte Stilistik in Bezug auf das hat, was der Text sagen will (also das Dargestellte), und das, was der Text selbst ist (Darstellendes). Es ist also ein Unterschied, ob (1) der Text durch seine Wahl der stilistischen Mittel das Dargestellte dem Leser nahe bringen/vermitteln kann, die Stilistik es also schafft, das Dargestellte mithilfe der stilistischen Mittel gemäß der Intention darzustellen, oder ob (2) er als Text selbst von der Stilistik getroffen wird (also das Darstellende).
Um literarische Wirkung zu erzeugen, geht es immer um (1). Natürlich kann dies mittelbar geschehen, was auch heißt, dass mithilfe von (2) (1) erzeugt werden kann, aber hier gelingt für mich dies eben nicht. Die „Negativkonsequenzen“ der Stilistik wirken sich auf das Darstellende und nicht auf das Dargestellte aus, ohne dass ein zweiter Schritt erfolgt, in dem doch noch der Intention entsprochen wird: Nicht die Naivität des lyr. Ichs wird aufgrund der naiven Einstellung abgelehnt/als problematisch vergegenwärtigt, sondern der Text selbst wird – ohne weiteren Schritt - „abgelehnt“ -- in Form von „Langeweile“, die folgende Passage betrifft:
„Ziehe Südafrikas Kap zum Senegal,
dann schiebe ich die Kugel nach Arabien.
Sein westliches Meer geben wir Indien zum Trinken.
Dann kleben wir es an Oman und Jemen.
Ich habe eine Angel, damit fischen wir uns alle Inseln
und formen sie mit Australien zu einem Dreieck.
Dann können wir Südamerika abschneiden,
denn zwei Dreiecke ergeben ein praktisches Viereck.
Grönland sehnt sich nach Wärme und schmilzt uns entgegen.
Wir nähen unser Eurasien mit dem Südamerikarechteck an die
zum zweiten mal Vereinigten Staaten,
ein Kulturschock nutzt bestimmt!
Russland wird nicht bewegt, wir sind flexibel genug“
Ich bemerke, dass ich in dieser Passage stark dazu neigte (mehr noch: es tat), immer wieder zur springen, weil das Bild des Zusammenklappens der gesamten Erde/Erdteils nach drei bis vier Zeilen klar war, der Text dann aber im Speziellen keinen Reiz liefert, dass man die Einzelschritte auch für sich genommen rezipiert bzw. Lust dazu hat. Das liegt nicht allein an der einfachen Sprache selbst, die durchaus angebracht ist (denn in der einfachen Sprache, dem einfachen Plan des lyr. Ichs liegt ja (Lieb-)reiz und Abneigung zuleich, was, siehe weiter unten, genau richtig ist), aber mir schien die Menge an Zwischenklappstationen nicht wirklich durchkomponiert auf Eigenheiten der Länder bzw. einen „Witz“, einen Reiz. Klar, es ist vorhanden (Anspielung auf Kulturschock Amerika oder Unbeweglichkeit Russland etc., aber einige Länder werden ganz ohne Anspielung aufgeführt und die, die Anspielungen haben, da empfinde ich die Anspielungen doch sehr an der Oberfläche/sehr klischeehaft (was natürlich zum Vorhaben der 2Standardglobalisierung auch passt @Metaebene) ((und/aber ich bin geographisch-/nationen-/kulturbezogen nicht sehr bewandert). Aber selbst wenn das (Metaebene): Mir fehlt da etwas, mit bei jeder Zeile an sich zu halten und nicht einfach zu denken: ich hab das Arrangement verstanden und kann zum Ende springen. Mir fehlt Feinheit, entweder in der Form, dass mir überhaupt nicht auffällt, dass ich durch Einzelreize der Einzelzeilen, alle Zeilen verfolge, oder in der Form, dass die Einzelaspekte eben nicht reizvoll sind (was kurioserweise dasselbe wird, wenn man es genauer anguckt).
Bei mir, und nur von mir kann ich sprechen, „ereignet“ es sich einfach nicht, dass ich, obwohl ich mir selbst sogar Interpretationen liefern kann, die die Gestaltung passend erscheinen lassen (!), dass ich eine Leselust empfinde, in dem Sinne, dass ich die Stilistik für das Dargestellte nutzbar machen kann, auch nicht mittelbar.
Vielleicht geschieht dies vor allem, so meine Vermutung, weil der Text im ersten Eindruck (rein drucktechnisches Erscheinungsbild) den Leser in eine lyrische Lesehaltung und damit lyrische Erwartungshaltung versetzt, die dann vom Leser nicht vollziehbar ist.
Was jetzt nicht heißt, dass du den Text in reine Prosa setzen sollst oder dergleichen, mit einem Lösungsvorschlag kann ich nicht aufwarten. Ich denke, das Bild des Planes (was mir hinsichtlich des Herumlaufens in ihm (siehe Durchknallen bei Interpretation ja durchaus sehr gefällt) nur in einer „Prosaausführung“, einem Prosakontext wirken und nicht kleben kann, lyrisch gesetzt hat es zuviel Gewicht, dass zum anderen aber auch das lyr. Element für die feine Beziehung von Ich und Du notwendig ist. Es gilt also die Balance zwischen lyrischen und Prosaspekten zu finden. In diesem Punkt geht der Text für mich noch nicht auf.
Ja, das soll es ------ schon ------- gewesen sein.
Liebe Grüße,
Lisa
(ach ja, ich scheine nach der Prüfung gut ausgelastet zu sein ,-))
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
ach ja, endlich, ein wenig zeit! ich werd einfach mal chronologisch vorgehen und ein hier und da was rauspicken...
@louisa (zum ersten eintrag vom 22.11.)
doch doch, das ist ein Prozess, klar. und der Text teilt die Idee mit, diesen Prozess der Globalisierung zu idealisieren, d.h. ihm den weltfrieden abgewinnen.
@tom
die autorin will grunzen. nein. doch. will sagen dass wir nie eins werden, egal wie sehr wir uns auf die pelle rücken.
@gerda
nein, ich mag kein klugscheißer sein und die lösung der probleme mit meinem text präsentieren, im gegenteil. aber offenbar hälst du ja die leichtigkeit mit der über herrschende missstände diskutiert wird für indiskutabel, ich wollte eben dies bewirken. keineswegs können wir das indische meer à la simpsons auf das land kippen, nur damit teile der bevölkerung nicht mehr an durst leiden, natürlich können wir nie die insel-identitäten aufheben oder annehmen russland wär ein still zugefrorenes unbewegliches land.
@louisa
ja, schon, ich werde dem prozess im detail keineswegs gerecht. aber der kindliche blick würde dadurch verloren gehen und ehrlich gesagt hat es einfach nur spaß gemacht so herrlich naiv an der welt rumzubasteln ;)
@aram
habe ich unterschrieben. ((also mit ner schere und dem atlas den ich eh nie brauch klappt das ganz gut ehrlich ja und meine eltern haben mir auch einen kleber geschenkt, damit meine welt nich auseinanderfällt ich werde sie demnächst in ein paket tun und sie angela schicken dann kann sie das mal so den anderen zeigen))
@louisa
hm, ich sehe das eben nicht als so einfach und gut an, dann bin ich vllt doch einer der konservativen opas-- aber die autonomie sollte für mich weiterhin bestehen bleiben und ein sich-verstehen wird nie möglich sein, wir werden nie, wenn wir andauernd mit unseren hintergründenuntergründen aufeinanderprallen, konfliktlos und integriert durch den alltag tanzen...
(ich hoffe man antwortet mir nicht, dass ich nun im totalen gegensatz zu meinem text stehe...ich wollte keine satire schreiben und tollkirschen in eure augen reiben sondern einfach mal ganz leise das sonntagskleid anziehen und es ein wenig rot färben)
oh ich habe von keiner lösung geredet
@mucki
toll! werd immer daran denken, wenn ich das lied hör
@lisa
sehr spannend, wie du dies bisher darlegst, hätte ich das früher gelesen, hätte ich mir den ein oder anderen satz erspart, der gegenüber deiner vorlage verblasst
ja!ja!ja!
was dann ein fester punkt ist, an dem ich arbeiten kann, danke, ja da werd ich noch mal genauer draufschaun
ja, das würde ich gerne als entschuldigung nehmen ;) nur da du jetzt den text in dieser darstellung kennst, wird es schwer sein, dies objektiv zu bewerten, wenn ich die wörter anders legen würde.
und die balance suchen, nun gut, ich will es sicherlich versuchen ;)
also danke euch für die kommentare, besonders dir elsa, auf dich bin ich nicht näher eingegangen sry
!
liebe grüße
Thea
@louisa (zum ersten eintrag vom 22.11.)
Ist die Globalisierung nicht eher ein vor allem technisch begründeter Prozess, anstatt einer "Idee", die jemand verwirklicht und kontrolliert
doch doch, das ist ein Prozess, klar. und der Text teilt die Idee mit, diesen Prozess der Globalisierung zu idealisieren, d.h. ihm den weltfrieden abgewinnen.
@tom
Was will die Autorin mir sagen?
die autorin will grunzen. nein. doch. will sagen dass wir nie eins werden, egal wie sehr wir uns auf die pelle rücken.
@gerda
aber auf keinen Fall sind die Weltprobleme mit ihr zu lösen, und sie leicht zu nehmen, wie es der Text suggeriert, halte ich für indiskutabel
nein, ich mag kein klugscheißer sein und die lösung der probleme mit meinem text präsentieren, im gegenteil. aber offenbar hälst du ja die leichtigkeit mit der über herrschende missstände diskutiert wird für indiskutabel, ich wollte eben dies bewirken. keineswegs können wir das indische meer à la simpsons auf das land kippen, nur damit teile der bevölkerung nicht mehr an durst leiden, natürlich können wir nie die insel-identitäten aufheben oder annehmen russland wär ein still zugefrorenes unbewegliches land.
@louisa
"Deshalb gefällt mir diese "ironische Kritik" nicht, weil sie die wichtigen Aspekte ausklammert.
ja, schon, ich werde dem prozess im detail keineswegs gerecht. aber der kindliche blick würde dadurch verloren gehen und ehrlich gesagt hat es einfach nur spaß gemacht so herrlich naiv an der welt rumzubasteln ;)
@aram
der text ist ja gerade ein kommentar auf einen - von vielen positiv gesehenen - globalisierungstraum, in dem er diesen durch das physische rumpuzzeln mit kontinentalteilen darstellt, etwas absolut unmöglichem und ungeheuerlich gewaltsamen - wie kann man dazu sagen "leicht nehmen?" - höchstens wenn man den erzähler nicht als kunstfigur sieht und seine naivität für die des autors hält.
habe ich unterschrieben. ((also mit ner schere und dem atlas den ich eh nie brauch klappt das ganz gut ehrlich ja und meine eltern haben mir auch einen kleber geschenkt, damit meine welt nich auseinanderfällt ich werde sie demnächst in ein paket tun und sie angela schicken dann kann sie das mal so den anderen zeigen))
@louisa
träumt er: "Durch die Globalisierung werden wir zusammenwachsen und dieselbe Sprache sprechen." Jetzt frage ich mich: Was ist denn falsch an diesen zwei Ergebnissen? Was ist denn das Negative daran?
hm, ich sehe das eben nicht als so einfach und gut an, dann bin ich vllt doch einer der konservativen opas-- aber die autonomie sollte für mich weiterhin bestehen bleiben und ein sich-verstehen wird nie möglich sein, wir werden nie, wenn wir andauernd mit unseren hintergründenuntergründen aufeinanderprallen, konfliktlos und integriert durch den alltag tanzen...
(ich hoffe man antwortet mir nicht, dass ich nun im totalen gegensatz zu meinem text stehe...ich wollte keine satire schreiben und tollkirschen in eure augen reiben sondern einfach mal ganz leise das sonntagskleid anziehen und es ein wenig rot färben)
Es wird zwar dauernd von "Lösung" gesprochen, aber nicht für was-
oh ich habe von keiner lösung geredet
@mucki
spontane Assoziation zu Herbert Grönemeyers: "Kinder an die Macht"
toll! werd immer daran denken, wenn ich das lied hör
@lisa
Vorwurf an den Text nicht zutrifft: 1. Muss er nicht tun, was du verlangst. Und 2. tut er, wonach du verlangst.
sehr spannend, wie du dies bisher darlegst, hätte ich das früher gelesen, hätte ich mir den ein oder anderen satz erspart, der gegenüber deiner vorlage verblasst
wir können also nicht alle Ebenen des Kartons bewahren, wenn wir den Karton wo hinein bekommen wollen, wo er in seiner eigentlichen Existenz nicht hineinpasst. Wir zerstören den Karton also, damit er in die Papiertonne passt
ja!ja!ja!
ja und daher kann man den text unmöglich für ernst nehmen, der identitätsverlust ist nicht zu kompensieren mit dem gedanken eins geworden zu sein. dieses eins ist gleich null.alle in Innerem von Ich und Du, als innere Städte, Kontinente...so sieht man, was dieser Art Entfernungsaufhebung alles zum Opfer fallen muss. Alles, was Ich und Du ausmacht, was sie durch das Aufwachsen in ihren Welten und Kulturen geworden sind, wird ja zugleich versteckt oder zerstört
aber einige Länder werden ganz ohne Anspielung aufgeführt und die, die Anspielungen haben, da empfinde ich die Anspielungen doch sehr an der Oberfläche/sehr klischeehaft
was dann ein fester punkt ist, an dem ich arbeiten kann, danke, ja da werd ich noch mal genauer draufschaun
den Leser in eine lyrische Lesehaltung und damit lyrische Erwartungshaltung versetzt,
ja, das würde ich gerne als entschuldigung nehmen ;) nur da du jetzt den text in dieser darstellung kennst, wird es schwer sein, dies objektiv zu bewerten, wenn ich die wörter anders legen würde.
und die balance suchen, nun gut, ich will es sicherlich versuchen ;)
also danke euch für die kommentare, besonders dir elsa, auf dich bin ich nicht näher eingegangen sry
.gif)
liebe grüße
Thea
Wer ist online?
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 3 Gäste