Liebe II

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Caty

Beitragvon Caty » 17.11.2007, 08:18

Liebe II

Für eine Zeitlang bleibe ich
Lerne mit männlichen Socken
Umgehen, deinen Kaffee weißen
Dein Fernsehprogramm ertragen
Meine Geschichten vergessen.
Singe bukolische Lieder
Beim Hemdenbügeln.

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 17.11.2007, 16:26

Hi Caty

inhaltlich schön lakonisch.

Mir fehlen ein paar Infintive, die 'lernen' (subjektiv) nach sich ziehen müsste. Für den Rhythmus ist aber sicherlich deine verkürzte Form besser.

Tom
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)

Caty

Beitragvon Caty » 17.11.2007, 17:10

Du meinst das fehlende "zu", Thomas? Ich habe es bewusst weggelassen, denn ich müsste es ja mehrmals benutzen. Normalerweise gehört es natürlich vor die Infinitive, aber in der Lyrik kann man es weglassen. Ich bedanke mich für den freundlichen Kommentar. Caty

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 17.11.2007, 17:42

Yep, das bzw. die 'zu's meine ich.

Für eine Zeitlang bleibe ich
Lerne mit männlichen Socken
Umzugehen, deinen Kaffee zu weißen
Dein Fernsehprogramm zu ertragen
Meine Geschichten zu vergessen.
Singe bukolische Lieder
Beim Hemdenbügeln.


Lies es mal laut; soo schlecht klingt das gar nicht.
Dadurch gewinnen sogar die letzten beiden Zeilen an Speed, weil es jetzt vorher ein bisschen bremst. Musst man nicht besser finden, kann man aber ... :o)

Ich gönge gar noch einen Schritt weiter und würde den letzten Satz mit Konjunktion hintendranhängen, anstatt ihn mit Punkt zu trennen. Bei der Gelegenheit könnte man auch direkt das Komma eliminieren und den Zeilensprung verändern. So könnte man ganz auf Interpunktion verzichten, weil der Zeilensprung das Sprech-Komma bildet.

Hör dir das mal so an:

Für eine Zeitlang bleibe ich
Lerne mit männlichen Socken umzugehen
Deinen Kaffee zu weißen
Dein Fernsehprogramm zu ertragen
Meine Geschichten zu vergessen
Und singe bukolische Lieder
Beim Hemdenbügeln


Nur mal zum Rhythmus-Testen. Es liegt mir fern, ander' Leuts Gedichte umzumodeln. Meine Versionen kannste auch gleich wieder in die Tone kloppen, wenn es für dich vorher besser groovte ...

Aber klasse finde ich den Text so oder so.

Tom
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)

Caty

Beitragvon Caty » 18.11.2007, 07:16

Nö, schlecht klingt deine Version nicht, Thomas. Danke für den Aufwand. Aber entspricht nicht ganz meiner Absicht, sei nicht bös. Das "zu", weil es eben mehrmals auftritt, empfinde ich als belastend, es piept wie Tinnitus. gg* Was schon in der Eingangszeile ausgesprochen wird (eine Zeitlang), soll nach hinten offenbleiben. Die von dir vorgeschlagene anreihende Konjunktion "und" schließt das Ganze aber ab, und das ist eben nicht das, was ich will, trotzdem ist das Gedicht "abgerundet". Nach nochmaliger Draufsicht würde ich aber das "für" in der ersten Verszeile entfernen, also: Eine Zeitlang bleibe ich. Habe ich jetzt eben erst gesehen. Herzliches Danke noch mal für die Beschäftigung mit dem kleinen Text. Caty

Gast

Beitragvon Gast » 18.11.2007, 10:49

Hallo Caty,

dein Text gefällt mir, weil du die "Gefälligkeit" des Lyrich mit spitzer Feder beschreibst.
Einzig die "männlichen Socken" stören mich.
Gemeint sind doch Männersocken, denn es gibt keine weiblichen/männlichen. ;-)

Liebe Grüße
Gerda

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 18.11.2007, 11:07

Hallo Caty, Gerda,

also ich steh auf die männlichen Socken, ich kann sie mir sofort vorstellen, sie sehen anders aus als weibliche, ich weiß das! :-)

Lieben Gruß
ELsa
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Max

Beitragvon Max » 18.11.2007, 11:34

Liebe Caty,

das finde ich gelungen, kann mit den weggelassenen "zu"'s gut leben und finde das Inhalt und Form gut harmonieren.

Bei den männlichen Socken musste ich auch schon vorher grinsen, ich stelle mir ein unheimlich vor Adrenalin strotzdende Fußbekleidung vor ;-) ...

Gern gelesen
Max

Caty

Beitragvon Caty » 19.11.2007, 06:40

Naja, wohl nicht nur vor Adrenalin strotzend, Max. Da strotzt was gänzlich anders Duftendes.

Gerda, im Prinzip hast du recht. Socken tragen tatsächlich keine Geschlechtsmerkmale, sie sind, wenn man so will, Neutrum. Doch irgendwas hielt mich zurück, in diesem Fall die offizielle Handelsbezeichnung Herrensocken, 80 % Baumwolle 20 % Synthetik, hergestellt in Deutschland, zu benutzen. Wäre mir zu lang geworden. Vielleicht beim nächsten Mal. Nicht böse sein.

Caty

Klara
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Beitragvon Klara » 19.11.2007, 09:28

man könnte auch einfach sagen "Männersocken"

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 19.11.2007, 09:49

...und bei 20 Prozent Synthetik-Anteil ist auch schon fast die Grenze zum Odeur-Fetisch erreicht :o)
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)

Caty

Beitragvon Caty » 19.11.2007, 12:02

Aber ja doch. Auch Fußbekleidung, Stricksocken usw. wäre möglich. Ich aber habe mich für einen anderen Begriff entschieden. Für mich erstaunlich: Was hier so alles als Textarbeit gilt. Caty

Klara
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Beitragvon Klara » 19.11.2007, 21:38

Für mich erstaunlich: Was hier so alles als Textarbeit gilt. Caty

Für mich erstaunlich: was hier so alles als männlich gilt :mrgreen:

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 19.11.2007, 21:42

Kann ich den Damen vielleicht behilflich sein?
Ich war ja früher mal Elastan-Berater bei 'Socken Müller'.
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Tom
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