Auf zu großen Schuhen
wackle ich der Unsterblichkeit entgegen
(wer stolpert, kann wenigstens seine Finger ins nasse Gras krallen)
Zum Himmel darf man nicht mehr Himmel sagen, und über die Liebe nicht mal ein Lied schreiben, muss immer drunter fassen, bloß nicht nach den Sternen greifen, die alle möglichen Namen tragen und diesen einen nicht mehr verdienen – „Sterne“
Nur: Was bleibt, wenn die Worte vergiftet sind
mit zu viel Tag?
Auf kaltem Grund leg ich meine warmen Steine aus
Sie verglühen ins Nichts
doch vorher ergeben sie Muster:
mein Bild für die Zukunft, die längst vorbei
gerauscht
und ich weine in Leinentücher, die längst nicht mehr „Linnen“ sind
und die ich ja gar nicht besitze, in der „Gegenwart“
(die Augen machen ohnehin, was sie wollen, seit sie mit mir geboren wurden)
Ein Kind hält das alles zusammen
ein Kind, das ich war
in zu großen Schuhen
[Dank an Lisa für ein kleines w .-]]
Auf zu großen Schuhen
Liebe Klara,
dein Text spricht mich auf geheimnisvolle Weise sehr an. Ich glaube zwar nicht, dass ich ihn bis ins Letzte aufdröseln kann und ehrlich gesagt, will ich das auch gar nicht. Es ist, als würde ich in einen Spiegel schauen, um darin mein eigenes Bild und doch auch wieder nicht oder zumindest "verzerrt" wiederzufinden.
Ich lese den Text als Verlust-Geschichte, Verlust der Unbeschwertheit, der Natürlichkeit des KIndes, das (zu früh?) aus Erwachsenenschuhen heraus die Welt betrachteten mußte und dabei erfahren mußte, dass die Vielschichtigkeit, die Buntheit, das Magische der Kinderwelt, die Bedeutung hinter der Bedeutung der Wörter verloren ging, weil der "Tag" (die Realität?, das Leben im Gegensatz zur Welt der Träume?) allgegenwärtig ist und das nicht mehr zuläßt.
Die "warmen Steine", die das Ich auf kaltem Grund auslegt, verstehe ich als aus einer Zeit stammend, die geprägt hat, das, was man sozusagen im Gepäck hat, mit sich herumträgt ein Leben lang, wenn man es auch nicht zeigen kann//darf - man kann sie nicht ablegen. Man sollte meinen, dass sie eine "Last" darstellen (Steine, beschweren, hart und hartnäckig), aber sie sind positiv besetzt in deinem Text, sie sind ja warm - daraus schließe ich, dass das Ich sie nicht als Last empfindet, sondern über die Unmöglichkeit sie in die Gegenwart zu "retten" (sie verglühen ja!) weint ... Zumindest die Augen machen, was sie wollen ...
Vielleicht stimmt nichts von meinen Überlegungen mit deiner Intention überein, aber letztendlich ist das auch egal: der Text ist für MICH schlüssig, er bewegt mich und meine Gedanken, und damit hat er seinen Sinn mehr als erfüllt.
Ein sehr guter Text!
Liebe Grüße,
scarlett
P.S. Über die "Unsterblichkeit" sinniere ich noch ... in irgendeiner Weise scheint sie all meinen Gedanken zu widersprechen ... na ja, vielleicht ist ja auch alles ganz anders, etwa eine Geschichte über das "Schreiben", "sur la condition du poete"? *g*
dein Text spricht mich auf geheimnisvolle Weise sehr an. Ich glaube zwar nicht, dass ich ihn bis ins Letzte aufdröseln kann und ehrlich gesagt, will ich das auch gar nicht. Es ist, als würde ich in einen Spiegel schauen, um darin mein eigenes Bild und doch auch wieder nicht oder zumindest "verzerrt" wiederzufinden.
Ich lese den Text als Verlust-Geschichte, Verlust der Unbeschwertheit, der Natürlichkeit des KIndes, das (zu früh?) aus Erwachsenenschuhen heraus die Welt betrachteten mußte und dabei erfahren mußte, dass die Vielschichtigkeit, die Buntheit, das Magische der Kinderwelt, die Bedeutung hinter der Bedeutung der Wörter verloren ging, weil der "Tag" (die Realität?, das Leben im Gegensatz zur Welt der Träume?) allgegenwärtig ist und das nicht mehr zuläßt.
Die "warmen Steine", die das Ich auf kaltem Grund auslegt, verstehe ich als aus einer Zeit stammend, die geprägt hat, das, was man sozusagen im Gepäck hat, mit sich herumträgt ein Leben lang, wenn man es auch nicht zeigen kann//darf - man kann sie nicht ablegen. Man sollte meinen, dass sie eine "Last" darstellen (Steine, beschweren, hart und hartnäckig), aber sie sind positiv besetzt in deinem Text, sie sind ja warm - daraus schließe ich, dass das Ich sie nicht als Last empfindet, sondern über die Unmöglichkeit sie in die Gegenwart zu "retten" (sie verglühen ja!) weint ... Zumindest die Augen machen, was sie wollen ...
Vielleicht stimmt nichts von meinen Überlegungen mit deiner Intention überein, aber letztendlich ist das auch egal: der Text ist für MICH schlüssig, er bewegt mich und meine Gedanken, und damit hat er seinen Sinn mehr als erfüllt.
Ein sehr guter Text!
Liebe Grüße,
scarlett
P.S. Über die "Unsterblichkeit" sinniere ich noch ... in irgendeiner Weise scheint sie all meinen Gedanken zu widersprechen ... na ja, vielleicht ist ja auch alles ganz anders, etwa eine Geschichte über das "Schreiben", "sur la condition du poete"? *g*
Hallo Klara,
auch mich fängt der Text ein...
Schau mal hier die Steine
: http://www.blauersalon.net/online-literaturforum/viewtopic.php?t=5581
Das klingt sehr bewußt dieses "hält", eine große Verantwortung. Ich frage mich, ob das so stimmt, dieses halten.
liebe Grüße smile
auch mich fängt der Text ein...
Maija schrieb: Echt stark, wie Gedanken uns verbinden können.
Schau mal hier die Steine

Ein Kind hält das alles zusammen
Das klingt sehr bewußt dieses "hält", eine große Verantwortung. Ich frage mich, ob das so stimmt, dieses halten.
liebe Grüße smile
Hallo,
dank euch fürs Lesen.
Interessante Interpretation, scarlett!
Ich auch nicht...
Es gibt nicht nur Verlust, sondern auch den Gewinn - einer Sichtweise.
Die Vielschichtigkeit und das Magische der Kindheit sind nicht verloren! Nur verborgen, unerlaubt, "kitschig" vielleicht, alles wird hinterfragt, in Frage gestellt, das ist ja eine alte Geschichte: die verloren geglaubte Unmittelbarkeit.
Das nehme ich auch mal als Lob .-) °freu°
smile, es ist nicht nur so gemeint, sondern auch faktisch: Das Kind, das man war, hält alles zusammen, weil man die ersten Erfahrungen als Kind machte, darüber kommt man in gewisser Weise emotional nicht hinaus (das meine ich nicht defätistisch! auch nicht psychologisch, höchstens rational-biologisch
Drücke ich mich verständlich aus? Ein Kind hält das alles zusammen, was der Erwachsene ist, ohne das Kind, das er gewesen, wäre der Erwachsene nichts.
Viele Grüße
Klara
dank euch fürs Lesen.
Interessante Interpretation, scarlett!
dein Text spricht mich auf geheimnisvolle Weise sehr an. Ich glaube zwar nicht, dass ich ihn bis ins Letzte aufdröseln kann und ehrlich gesagt, will ich das auch gar nicht.
Ich auch nicht...
Es gibt nicht nur Verlust, sondern auch den Gewinn - einer Sichtweise.
Die Vielschichtigkeit und das Magische der Kindheit sind nicht verloren! Nur verborgen, unerlaubt, "kitschig" vielleicht, alles wird hinterfragt, in Frage gestellt, das ist ja eine alte Geschichte: die verloren geglaubte Unmittelbarkeit.
Vielleicht stimmt nichts von meinen Überlegungen mit deiner Intention überein, aber letztendlich ist das auch egal: der Text ist für MICH schlüssig, er bewegt mich und meine Gedanken, und damit hat er seinen Sinn mehr als erfüllt.
Ein sehr guter Text!
Das nehme ich auch mal als Lob .-) °freu°
Das nehme ich mal als Lob .-)Ausdrucksstarker Text der unter die Haut geht.
Zitat:Ein Kind hält das alles zusammen
Das klingt sehr bewußt dieses "hält", eine große Verantwortung. Ich frage mich, ob das so stimmt, dieses halten.
smile, es ist nicht nur so gemeint, sondern auch faktisch: Das Kind, das man war, hält alles zusammen, weil man die ersten Erfahrungen als Kind machte, darüber kommt man in gewisser Weise emotional nicht hinaus (das meine ich nicht defätistisch! auch nicht psychologisch, höchstens rational-biologisch
.gif)
Viele Grüße
Klara
Liebe Klara,
ja, ich habe noch lang nicht genug von Texten, die in einem Versuch, in welchem sie beklagen, was man nicht mehr verwenden kann, eben dieses doch zu verwenden - weil es es wert ist, weil es notwendig ist, weil man manchmal behaupten kann, dass es nicht anders geht.
Thematisch geht es ja ein wenig um das, was du zuletzt bei mir kommentiert hast - die Eingrenzung überlass ich da mal den Texten (die können das besser?) - jedenfalls trifft es mich.
Kleine Anmerkungen:
- Warum du gerauscht in eine Extrazeile setzt, entzieht sich mir
- zu viel --> zuviel?
- Und das "W" in der ersten Klammer würde ich klein schreiben, damit die Zeile nicht ganz so von den ersten zwei isoliert ist)
- Hier verliert der Text für mich etwas an Rhythmus: "Sie verglühen ins Nichts
doch vorher ergeben sie Muster:"
- Leinentücher würde ich vielleicht in "Laken" ändern, da es sonst ein zu ähnlicher Klang ist?
Die Bilder finde ich insgesamt treffend gewählt und unprätentiös (eh deine Stärke). Für mich gelungen...
Liebe Grüße,
Lisa
ja, ich habe noch lang nicht genug von Texten, die in einem Versuch, in welchem sie beklagen, was man nicht mehr verwenden kann, eben dieses doch zu verwenden - weil es es wert ist, weil es notwendig ist, weil man manchmal behaupten kann, dass es nicht anders geht.
Thematisch geht es ja ein wenig um das, was du zuletzt bei mir kommentiert hast - die Eingrenzung überlass ich da mal den Texten (die können das besser?) - jedenfalls trifft es mich.
Kleine Anmerkungen:
- Warum du gerauscht in eine Extrazeile setzt, entzieht sich mir
- zu viel --> zuviel?
- Und das "W" in der ersten Klammer würde ich klein schreiben, damit die Zeile nicht ganz so von den ersten zwei isoliert ist)
- Hier verliert der Text für mich etwas an Rhythmus: "Sie verglühen ins Nichts
doch vorher ergeben sie Muster:"
- Leinentücher würde ich vielleicht in "Laken" ändern, da es sonst ein zu ähnlicher Klang ist?
Die Bilder finde ich insgesamt treffend gewählt und unprätentiös (eh deine Stärke). Für mich gelungen...
Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Klara, ich lese diesen Text als ein Resümee des Erwachsenen, der mal Kind war und der sich als Kind besser gefiel als jetzt, wo die Träume ihre Kehrseite zeigten und sich beschieden haben. Ich habe ein bisschen Schwierigkeiten damit, wenn du eine Verszeile über die gesamte Zeile führst, es ist das Merkmal der Verszeile, dass sie das eben nicht tut. Eine Kleinigkeit: In der ersten Verszeile schreibst du: Auf zu großen Schuhen, während du in der letzten Verszeile In zu großen Schuhen schreibst. Auf verstehe ich so, dass das Kind die Schuhe gar nicht ausprobierte, halte ich gedanklich aber für nicht richtig, denn gerade das Kind in seinem fehlenden Risikobewusstsein probiert eben alles aus. Und der Verlust dieser Unbekümmertheit schimmert in deinem Gedicht ja durch. Aber das nur nebenbei. Insgesamt gefällt mir das Gedicht, es rührt irgendwas in mir selbst an. Caty
Hallo Lisa,
danke fürs Lesen. Mit dem w hast du Recht. Das Andere muss bleiben.
Caty, am Anfang ist ja kein KInd. Es ist das jetzige "Ich", das da spricht, das AUF zu großen Schuehen geht. Während das Kind erst am Ende ins Spiel kommt (vorher natürlich schon da ist, überall dabei ist), und das Kind packte seine Füße IN die zu großen Schuhe (der Mutter wahrscheinlich), so wie meine Kinder es tun, so wie alle Kinder es tun, wenn man sie lässt. Das ist die wortwörtliche Bedeutung. Und die andere, übertragene Bedeutung ist natürlich mitgemeint, sonst wärs ja platt. Also verstehe ich dein Problem nicht. Das AUF am Anfang soll semantisch eher auf Stöckelschuhe, auf zu HOHE Schuhe weisen, in denen man erst laufen lernen muss, wenn man bislang immer "vernünftige" Schuhe trug...
Grüße
Klara
danke fürs Lesen. Mit dem w hast du Recht. Das Andere muss bleiben.
Caty, am Anfang ist ja kein KInd. Es ist das jetzige "Ich", das da spricht, das AUF zu großen Schuehen geht. Während das Kind erst am Ende ins Spiel kommt (vorher natürlich schon da ist, überall dabei ist), und das Kind packte seine Füße IN die zu großen Schuhe (der Mutter wahrscheinlich), so wie meine Kinder es tun, so wie alle Kinder es tun, wenn man sie lässt. Das ist die wortwörtliche Bedeutung. Und die andere, übertragene Bedeutung ist natürlich mitgemeint, sonst wärs ja platt. Also verstehe ich dein Problem nicht. Das AUF am Anfang soll semantisch eher auf Stöckelschuhe, auf zu HOHE Schuhe weisen, in denen man erst laufen lernen muss, wenn man bislang immer "vernünftige" Schuhe trug...
Grüße
Klara
Hallo Klara,
das Kind in uns stellt manchmal wirklich "seltsame Fragen."
So gesehen gefällt mir deine scheinbar "wirre" Eingangsfragerei durchaus. Warum das LyrIch bei aller Alltagsproblematik, aber der Unsterblichkeit (?) entgegen wackelt erschließt sich mir leider nicht. Vermutlich ist es genau die unfreiwillige Komik, die du zuweilen in meinen Texten entdeckst
.
Die restlichen Bilder verstehe ich dann als philosophische Lebensbetrachtungen.
LG
Manfred
das Kind in uns stellt manchmal wirklich "seltsame Fragen."
So gesehen gefällt mir deine scheinbar "wirre" Eingangsfragerei durchaus. Warum das LyrIch bei aller Alltagsproblematik, aber der Unsterblichkeit (?) entgegen wackelt erschließt sich mir leider nicht. Vermutlich ist es genau die unfreiwillige Komik, die du zuweilen in meinen Texten entdeckst

Die restlichen Bilder verstehe ich dann als philosophische Lebensbetrachtungen.
LG
Manfred
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