Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 07.11.2007, 02:11

als du zum ersten Mal starbst
weinte ich keine Träne
ich war in dir
als du zum zweiten Mal starbst
weinte ich keine Träne
ich war außer mir
als du zum dritten Mal starbst
weinte ich ein Leben lang
und sterbe heute noch

Herby

Beitragvon Herby » 07.11.2007, 14:39

Das Leben
mein Freund
ist Sterben
in Raten

Warum also Angst
vor der Schlusszahlung?

Klara
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Beitragvon Klara » 08.11.2007, 19:12

nichts werd ich wissen
und alles wird gesagt sein
die kälte streich ich aus den fingern
und schlaf aus der nacht

wring ich in ein schnapsglas
auf ex, und gehupft wie gesprungen
alles wird gesagt sein
wissen werd ich nichts

Mucki
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Beitragvon Mucki » 13.11.2007, 00:51

wann werde ich wissen
ob ich genug weiß
um diese reise zu beenden
die nächste zu beginnen

so viele reisen liegen hinter mir
doch wider besseren wissens
weiß ich nichts

vielleicht - wer weiß
bin ich wissend
da ich mir gewiss bin
dass ich nichts weiß

Max

Beitragvon Max » 20.11.2007, 21:18

Manchmal
wenn ich schon weit im Labyrinth
meiner Gedanken gereist bin
stolpere ich über ein paar hingestreckte Füße
und einen Satz

Sokrates räkelt sich mal wieder
im Schatten der Pinie

Und mein Weg beginnt neu

Klara
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Beitragvon Klara » 20.11.2007, 21:47

Der um sein Nichtwissen wusste:
Schlimm sei nicht das Hinfallen,
sondern, wenn man dort liegen bleibe,
wo man hingefallen ist.

Wusste er.

Er schrieb nichts auf, auch kein Gedicht,
er sprach und sprach und sprach und führte jeden Gesprächspartner
vor.

Am Ende führten sie ihn vor Gericht.
Weil er die Jugend verdarb. Und gottlos war.
Mussten sie ihn vergiften.

Weil er weiter gedacht hat.
Weil er nicht liegen geblieben ist.

Sein Weg beginnt immer von Neuem.

Max

Beitragvon Max » 21.11.2007, 21:54

Liegen bleiben
wo ich gestern niederfiel

Zwischen den Kissen
aus Bleidaunen
so kopfschwer
so herzlastig
an eine Erhebung
ist nicht zu denken
(und das Denken wäre nicht zu fühlen)

Wenn du mit mir fliegen willst
brauchst du Flügel für zwei

Gast

Beitragvon Gast » 21.11.2007, 23:12

die denkstrecke
gleicht blei im magen
was nützt mir ein ziel
wenn ich nicht weiß
ob es unser ist ?

ich hoffe
auf herzflug mit landung

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 22.11.2007, 05:21

Wie lautet dein Name, Du dort in der Ferne?

Frag mich, wer noch um diese Zeit "auf" ist
(denn es gibt ja immer einen, dem's genauso geht
denn es gibt ja immer einen Doppelgänger,
der einem nichts nützt und dem ich nichts nütze)

In ein paar Stunden ist's überwunden
wenn man das so dahin sagte über das Leben
das klingt nach einer famosen Medizin

Ein Auge für das Blühen der Veilchen haben

Na gut, Fontane, ich will versuchen, worauf es nach dir nicht ankommt.
"In ein paar Stunden ist's überwunden"
in ein paar Jahren ist alles verschwunden
(auch der Mörder, der in diesem Augenblick jemand gemordet)
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Klara
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Beitragvon Klara » 22.11.2007, 08:03

geklaut

it ain't me babe

aber flirten wäre eine
echte alternative

there's no need for anger

und komm dir bloß nicht damit
dass morgen -

die Nacht steht in Flammen!


schon wieder alles ganz anders aussieht.
ganz!
anders

leave at your own chosen speed

farewell, mich brauchst du nicht
auch nicht morgen

call me any name you like I will never deny it

der himmel zittert
ich muss dort sein, wo es still ist

go, melt back in the night babe
ich bleib hier

aram
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Beitragvon aram » 22.11.2007, 14:01

stein

hatte sich die tropfen anders -

klar, vielleicht

am morgen solcher tage

der durchfallende regen ließ nach

ein luftzug würde tragen

hatte sich die tropfen

die gar nicht zu spüren

hatten sie leicht gemacht

gewicht des steins

lag nicht mehr auf

der duchfallende regen? lies nach -

der stein war so leicht geworden, und blieb

(stein)

Gast

Beitragvon Gast » 22.11.2007, 14:17

vielleicht einen lufthauch spüren
an der wange und
zimtduft in der nase
beim biss in den bratapfel

in der zeitung steht:
in deutschland nimmt
kinderarmut zu

Max

Beitragvon Max » 23.11.2007, 18:02

In der Zeitung steht
Kinderarmut nimmt zu
und Deutschland im Lottofieber
und Paris macht China scharf

Doch
was sagt der versteinerte Fußabdruck
über den Saurier
und was die Zeichnung des Abdrucks
- oder gar die Photographie der Zeichnung

(Und was macht Paris in China)

Klara
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Beitragvon Klara » 23.11.2007, 18:59

Frage 1: Nix
Frage 2: Auch nix
Frage 3: Helena zurückholen: so weit ist sie vor ihm davon!

Zeitungen lügen nur im Notfall.
Normal.
Fallend.

Helena flieht weiter (Neuseeland oder Timbuktu).


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