Tanz!

[Louisa]

Tanz, tanz mit mir!
Am Tropf hängen wir
an einer Stundeninfusion,
die sich zum Ende neigt
es kommt keine Zeit,
die sie auswechseln kann.

Bade, Bade mit mir,
im Sand, der die See war,
wir sieben das fossile Fernweh
ersoffener Seefahrer heraus
und hissen die Segel am Wrack!

Betrink Dich, betrink Dich mit mir!
Vielleicht verblühen wir nicht!
Wir sind ja so jung, dass es
noch kein Später gibt!
Alles ist zu früh!

[leonie]

Liebe Louisa,

ich weiß noch nicht so recht, ich habe das gedicht schon ein paar Mal gelesen.
Die ersten zwei Strophen finde ich louisianisch stark.
Aber unter den "Vorgestorbenen, die hinter uns Schlange stehen" kann ich mir nichts vorstellen, da komme ich von der Logik nicht mit und mache mir einen kleinen Knoten in meine Hirnwindungen dabei.

Auf jeden Fall würde ich in der letzten Strophe die letzte Zeile streichen. Das ist ein Resumee und gehört meiner Meinung nach nicht in ein Gedicht.

Liebe Grüße

leonie

[Louisa]

Hallo Leonie!

Soll ich die "Vorgestorbenen"-Strophe streichen ?

Meinst Du mit letzter Zeile diese zwei Freunde hier ? (Ja, ich bin wieder ein Kleinkind...)

Also bei den "Vorgestorbenen" kann ich Dir Recht geben... Aber das "Resumee" fand ich eigentlich ganz ansehnlich ...

Ach, ich mag das Gedicht nicht mehr so gern...hihi...soll ich es löschen ?

Dank und Gruß!
l

[woitek]

Hallo Louisa,

ich bin jetzt erst zwei Tage hier im Forum zu Besuch und stelle schon zweiten Mal ein merkwürdiges Verhalten fest: Ein Text wird durch einen Autor eingestellt, ein oder zwei überdenkenswerte Kommentare folgen, im Anschluss an diese hält der Autor seinen Text für völlig misslungen oder mag ihn nicht mehr und will ihn gar löschen.

Mmm, was ist wohl der Grund in deinem Fall. Warst du leicht angesäuselt als du ihn schriebst und jetzt ist es dir peinlich? Ich finde dieser Text hat viel Schwung und Lebensfreude, die in Verknüpfung mit Ängsten und Furcht stehen. So wirkt der Text sehr realistisch, wie das Leben, dass auch viel Für und Wieder kennt.

Der Text hat Potential und man könnte an ihm arbeiten:

Tanz, tanz mit mir! (die Geminatio hier ist ein schöner Einstieg in den Text, ich fühle mich sofort auf einen Ball versetzt)
Am Tropf, da hängen wir (hier würde ich das "da" weglassen)
an einer Stundeninfusion,
die sich zum Ende neigt
und es kommt keine Zeit, ( "und" am Zeilenanfang ist in den meisten Fällen nicht so schön; hier auch)
die sie auswechseln kann.

Bade, Bade mit mir, (diese Strophe finde ich sehr stark)
im Sand, der die See war,
wir sieben das fossile Fernweh
ersoffener Seefahrer heraus
und hissen die Segel am Wrack!

Lach, lach mit mir! (vielleicht kannst du diese Strophe streichen, weil sie für mich auch die schwächste ist)
Lauter als der tote Chor
aller Vorgestorbenen, die
hinter uns Schlange stehen…

Betrink Dich, betrink Dich mit mir!
Vielleicht verblühen wir nicht!
Wir sind ja so jung, dass es
noch kein Später gibt! (den rotmarkierten Textteil würde ich streichen, da das "Alles ist zu früh" als Conclusio völlig ausreichend ist)
Alles ist zu früh!

Gruß
Woitek

[Louisa]

Hallo Woitek!

Vielen, vielen Dank! Bis auf das Ende habe ich all Deine Vorschläge übernommen. (Beim Schluss bin ich mir noch unsicher wie ich das gestalten will).

Also bei diesem Text war ich viele Tage lang unsicher, ob ich ihn überhaupt zur Diskussion stellen will... Deshalb war ich auch praktisch immer in Versuchung ihn zu löschen. Ich finde ihn einfach nicht so gelungen wie andere. Das soll es ja geben .

"Angesäuselt" bin ich doch immer !

"Schütt' die Sorgen in ein Gläschen Wein...lalala..."

Schöne Woche noch,
l.

PS: Jetzt habe ich es doch tatsächlich geschafft in jedem Beitrag dieses Themas zwei "Sekt-Gesichter" einzublenden...